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Altstadtsanierung am "Pelô"

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132 Einleitung<br />

Problem verdrängen. Dabei hat Phänophobie ihren Ursprung nicht allein im Individuum;<br />

vielmehr sind es häufig gesellschaftliche Institutionen wie die Medien, die Kirche, politische<br />

Parteien, das Gespräch mit den Nachbarn, der Nachbarin, der F<strong>am</strong>ilie, dem Freundeskreis<br />

etc., die die phänophobische Lösung als individuell entlastendes Orientierungs- und Hand-<br />

lungsangebot für unlösbare gesellschaftliche Probleme bereitstellen.<br />

Die dieser Arbeit zugrunde liegende Beschränkung auf phänotypische Unterschiede erfaßt die<br />

brasilianische bzw. latein<strong>am</strong>erikanische Situation wesentlich genauer als die Kategorisierung<br />

ganzer Bevölkerungsgruppen als "Rasse", wie Guimarães (1995) unter Bezugnahme auf<br />

verschiedene Autoren aufzeigt, die sich mit "Rassenbeziehungen" in Brasilien beschäftigen:<br />

"In the literature relating to race relations in Brazil as Wade (1994) points out, »the distinc-<br />

tion between appearance and ancestry is often left unclarified and made to parallel a distinc-<br />

tion between the insignificance and the significance of race« (p. 28). In contrast to the<br />

United States, races in Brazil are not defined by the rule that there is no clear rule of<br />

biological descendance for belonging to a racial group, but rather, classifications of physical<br />

appearance and an »interplay between a variety of achieved and ascribed statuses« (Harris<br />

1964). This would mean that there are no racial groups in Brazil, only groups of color<br />

(Degler 1991: 103). Sociologists widely accepted the idea that, in Brazil and in Latin<br />

America in general, there was no racial prejudice, just »color prejudice«" (Guimarães 1995:<br />

214).<br />

Im folgenden wird es also um phänophobische Vorurteile im historischen Zentrum von<br />

Salvador gehen, die bewußt oder unbewußt eine zentrale Rolle als Differenzierungsinstrument<br />

im Stadtteil spielen und d<strong>am</strong>it möglicherweise auch in der brasilianischen Gesellschaft im<br />

allgemeinen. Die Ausführungen beziehen sich dabei im wesentlichen auf den qualitativen Teil<br />

des Forschungsaufenthalts, d.h. auf die Leitfaden-Interviews mit Bewohnern und Nutzern der<br />

historischen Altstadt. In dem Fragebogen für die qualitativen Interviews konnte natürlich<br />

nicht der Begriff "phänotypische Unterschiede" verwendet werden, da dies bei den Respon-<br />

denten auf Unverständnis gestoßen wäre. Benutzt wurde daher der Begriff "discriminação<br />

racial" (Rassendiskriminierung), der das Alltagsverständnis des Phänomens wiedergibt.

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