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Altstadtsanierung am "Pelô"

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126 Zugehörigkeit trotz Verarmung: Strategien zur Erhaltung des sozialen Status<br />

Menschenandrang im Zentrum besonders groß ist. Welchen Einfluß die "Vereinigung der<br />

Geschäftsleute" in Zukunft auf das ökonomische Geschehen in der historischen Altstadt<br />

haben wird, läßt sich hier noch nicht vorhersagen, wurde sie doch erst während der Feldfor-<br />

schungsphase gegründet und hatte dementsprechend erst wenige Mitglieder.<br />

6. Fazit<br />

Die Restaurierung des Stadtteils Maciel/Pelourinho als staatliche Intervention in ein margina-<br />

lisiertes innerstädtisches Wohngebiet führte zu einem engen Nebeneinander unterschiedlicher<br />

Sozialschichten im selben innerstädtischen Raum. Daraus folgt eine Verdichtung unter-<br />

schiedlichster Lebensstile, die durch den Andrang des nationalen und internationalen Touris-<br />

mus noch erhöht wird, ohne daß diese Lebensstile in besonderer Weise als Signale von Zu-<br />

gehörigkeit und Abgrenzung betont werden. So sind Unterschiede im Freizeitverhalten von<br />

Bewohnern und Nutzern der historischen Altstadt vor allem ein Ergebnis der sozialen<br />

Ungleichheit Brasiliens: Während Geschäftsleute/Angestellte sowie Kleinunternehmer sich<br />

Lebensstile "leisten können", bleibt dies den Bewohnern aufgrund ihrer Armut verwehrt. Ihre<br />

soziale Position zwingt sie zur Häuslichkeit, der einzigen Alternative spars<strong>am</strong> und d<strong>am</strong>it<br />

ihren wirtschaftlichen Verhältnissen angepaßt zu(über)leben. Doch auch von den anderen<br />

beiden Gruppen werden der sozialen Position entsprechende Lebensstile nicht übermäßig<br />

betont. Der zentrale Grund hierfür ist offenbar die Krise der Mittelschicht, die die Möglich-<br />

keit eines statusgemäßen Konsums begrenzten. Verarmung bedeutet aber nicht automatisch<br />

auch Einschränkung; so werden von den Betroffenen Strategien entwickelt, die die Verluste<br />

kompensieren: Nebeneinkünfte, Verschuldung, symbolischer Konsum und Organisierung der<br />

Geschäftsleute gegen unliebs<strong>am</strong>e Konkurrenz wurden für den lokalen Kontext als relevante<br />

Kompensierungsstrategien festgestellt. Grundsätzlich kann man jedoch mit der Feststellung<br />

schließen, daß die Heterogenisierung der Bevölkerungszus<strong>am</strong>mensetzung - das "raumlose"<br />

Nebeneinander von unterschiedlichen sozialen Schichten - die Ausdifferenzierung und Beto-<br />

nung von Lebensstilen als Mechanismus von Zugehörigkeit und Abgrenzung im lokalen<br />

Kontext nicht in besonderem Maße verstärkt. Die Erhaltung des sozialen Status scheint der<br />

Mittelschicht im lokalen Kontext wichtiger zu sein als dessen Betonung. Lebensstile als<br />

Differenzierungs- und Integrationskategorie haben infolgedessen keine besondere Bedeutung

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