BOUR DIEU
BOUR DIEU BOUR DIEU
ist ganz wesentlich die Abwesenheit des Staates und all dessen, was damit zusammenhängt: Polizei, Schule, Gesund- heitsvorsorge, Vereine etc. Es gilt demnach mehr denn je, sich in paradoxem Denken zu üben, einem Denken, welches gegen den Strich des gesun- den Menschenverstandes und der guten Absichten bürstet. Hierbei läuft man natürlich Gefahr, den Wohlmeinenden bei- der Lager ins Messer zu laufen und sich einerseits der Kritik ausgesetzt zu sehen, Effekthascherei treiben zu wollen, sich andererseits aber bezichtigt zu sehen, gegenüber dem Elend der Ärmsten gleichgültig zu sein. Man kann mit den falschen Plausibilitäten und der substantialistischen Verkennung von Orten nur mittels einer stringenten Analyse der Wechselbe- Problematische Banlieus Dresden ist nicht Paris und die Situation in Prohlis, einem der sozial schwächsten Viertel Dresdens, ist nicht mit den „Ghettos“ der Pariser Vorstädte zu vergleichen. Aufstände gibt es hier nur gegen zu viel Lautstärke. Trotzdem gibt es eine durch die Medien und die allgemeine Empfindung der Bürger vermittelte Stigmatisierung von Prohlis als einem sozialen Brennpunkt. Die pastellgefärbte Wirklichkeit in Prohlis geht einher mit einer Spießigkeit, die in der Pariser Banlieue gern gesehen wäre.
ziehungen zwischen den Strukturen des Sozialraums und jenen des physischen Raums brechen. Physischer Raum und Sozialraum Als Körper (und als biologische Individuen) sind menschliche Wesen immer ortsgebunden und nehmen einen konkreten Platz ein (sie verfügen nicht über Allgegenwart und können nicht an mehreren Orten gleichzeitig anwesend sein). Der Ort kann absolut als der Punkt im physischen Raum defi- niert werden, an dem sich ein Akteur oder ein Ding platziert findet, stattfindet, sich wieder findet. D.h. demnach als Lokalisierung, bzw., in relationaler Sicht, als Position, als Rang in einer Ordnung. Der eingenommene Platz lässt sich definieren über die Ausbreitung, die Oberfläche und das Vo- lumen, welche ein Individuum im physischen Raum aufweist, d.h. es handelt sich um seine Maße bzw. besser: um, wie man bei Fahrzeugen oder Möbeln sagt, seine Sperrigkeit. Die gesellschaftlichen Akteure, die als solche immer durch die Beziehung zu einem Sozialraum (oder besser: zu Feldern) herausgebildet werden, und ebenso die Dinge, insofern sie von den Akteuren angeeignet, also zu Eigentum gemacht werden, sind immer an einem konkreten Ort des Sozialraums angesiedelt, den man hinsichtlich seiner relativen Position gegenüber anderen Orten (darüber, darunter dazwischen etc.) und hinsichtlich seiner Distanz zu anderen definieren kann. So wie der physische Raum durch die wechselseitige Äußerlichkeit der Teile definiert wird, wird der Sozialraum durch die wechselseitige Ausschließung (oder Unterschei-
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ist ganz wesentlich die Abwesenheit des Staates und all<br />
dessen, was damit zusammenhängt: Polizei, Schule, Gesund-<br />
heitsvorsorge, Vereine etc.<br />
Es gilt demnach mehr denn je, sich in paradoxem Denken zu<br />
üben, einem Denken, welches gegen den Strich des gesun-<br />
den Menschenverstandes und der guten Absichten bürstet.<br />
Hierbei läuft man natürlich Gefahr, den Wohlmeinenden bei-<br />
der Lager ins Messer zu laufen und sich einerseits der Kritik<br />
ausgesetzt zu sehen, Effekthascherei treiben zu wollen, sich<br />
andererseits aber bezichtigt zu sehen, gegenüber dem Elend<br />
der Ärmsten gleichgültig zu sein. Man kann mit den falschen<br />
Plausibilitäten und der substantialistischen Verkennung von<br />
Orten nur mittels einer stringenten Analyse der Wechselbe-<br />
Problematische Banlieus<br />
Dresden ist nicht Paris und die Situation in Prohlis, einem der sozial schwächsten<br />
Viertel Dresdens, ist nicht mit den „Ghettos“ der Pariser Vorstädte zu vergleichen.<br />
Aufstände gibt es hier nur gegen zu viel Lautstärke. Trotzdem gibt es eine durch die<br />
Medien und die allgemeine Empfindung der Bürger vermittelte Stigmatisierung von<br />
Prohlis als einem sozialen Brennpunkt. Die pastellgefärbte Wirklichkeit in Prohlis<br />
geht einher mit einer Spießigkeit, die in der Pariser Banlieue gern gesehen wäre.