BOUR DIEU

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Ein Teil der Beharrungskraft der Strukturen des Sozial- raums resultiert aus dem Umstand, dass sie sich ja in den physischen Raum einschreiben und nur um den Preis einer mühevollen Verpflanzung, eines Umzugs von Dingen, einer Entwurzelung bzw. Umsiedlung von Personen veränderbar sind, was selbst wiederum höchst schwierige und kostspieli- ge gesellschaftliche Veränderungen voraussetzt Der verdinglichte, d.h. physisch verwirklichte bzw. objekti- vierte Sozialraum präsentiert sich solcherart als eine Vertei- Beharrungskraft Der Weiße Hirsch ist ein Viertel, in das seit seiner Entstehung per- manent Geld geflossen ist. Nur im Sozialismus wurde es dem Verfall preisgegeben. Kapital hat sich dort im Laufe der Zeit in den physischen Raum eingeschrieben und wird langfristig weiteres Kapital anzie- hen. Ein Viertel wie Prohlis, dass erst knapp drei Jahrzehnte existiert, kei- ne Entstehungsgeschichte hat und dem somit Kontinuität und Selbst- verständlichkeit fehlen, schafft es nicht aus sich selbst heraus Kapital anzuziehen. Es wurde von einer starken staatlichen Hand gebaut und bedarf weiterhin einer solchen um an Kapital zu gelangen. 1870 1976 2006

lung verschiedener Arten von Gütern und Diensten wie auch individueller Akteure und Gruppen mit physischer Platzie- rung (im Sinne von dauerhaft ortsgebundenen Körpern). Je nach Kapitalausstattung und ihrer jeweiligen physischen Distanz zu diesen Gütern, die ja selbst kapitalabhängig ist, wachsen oder verringern sich die Chancen, in den Genuss dieser Güter und Dienste zu gelangen. In der Beziehung zwischen der Verteilung von Akteuren und der Verteilung von Gütern im Raum manifestiert sich der jeweilige Wert der unterschiedlichen Regionen des verdinglichten Sozialraums. Die verschiedenen Felder, oder – wenn man es vorzieht – die verschiedenen physisch objektivierten sozialen Räume ten- dieren dazu, sich zu überlagern. So kommt es zu Konzent- rationen von höchst seltenen Gütern und ihren Besitzern an bestimmten Orten des physischen Raums (Fifth Avenue, rue du faubourg Saint-Honoré), die sich somit in jeder Hinsicht den Orten und Plätzen entgegensetzen, wo sich haupt- sächlich bzw. ausschließlich die Ärmsten der Armen wieder finden (bestimmte Vorstädte, Ghettos). Solche Orte hoher Konzentration positiver oder negativer (stigmatisierender) Eigenschaften lassen den Beobachter leicht in die Falle gehen, wenn dieser sie einfach als gegeben hinnimmt und sich selbst dazu verdammt, am Wesentlichen vorbeizugehen. Ebenso wie die Madison Avenue versammelt auch die Rue du faubourg Saint-Honoré Kunsthändler, Antiquitätenläden, große Namen der Modewelt, Schuhdesigner, Innenarchi- tekten usw., also eine ganze Palette von Geschäften, deren gemeinsamer Nenner darin liegt, dass sie hohe, also struk- turähnliche Positionen in ihren jeweiligen Feldern innehaben und dass man sie nur dann richtig einschätzen kann, wenn

lung verschiedener Arten von Gütern und Diensten wie auch<br />

individueller Akteure und Gruppen mit physischer Platzie-<br />

rung (im Sinne von dauerhaft ortsgebundenen Körpern). Je<br />

nach Kapitalausstattung und ihrer jeweiligen physischen<br />

Distanz zu diesen Gütern, die ja selbst kapitalabhängig ist,<br />

wachsen oder verringern sich die Chancen, in den Genuss<br />

dieser Güter und Dienste zu gelangen. In der Beziehung<br />

zwischen der Verteilung von Akteuren und der Verteilung<br />

von Gütern im Raum manifestiert sich der jeweilige Wert der<br />

unterschiedlichen Regionen des verdinglichten Sozialraums.<br />

Die verschiedenen Felder, oder – wenn man es vorzieht – die<br />

verschiedenen physisch objektivierten sozialen Räume ten-<br />

dieren dazu, sich zu überlagern. So kommt es zu Konzent-<br />

rationen von höchst seltenen Gütern und ihren Besitzern an<br />

bestimmten Orten des physischen Raums (Fifth Avenue, rue<br />

du faubourg Saint-Honoré), die sich somit in jeder Hinsicht<br />

den Orten und Plätzen entgegensetzen, wo sich haupt-<br />

sächlich bzw. ausschließlich die Ärmsten der Armen wieder<br />

finden (bestimmte Vorstädte, Ghettos). Solche Orte hoher<br />

Konzentration positiver oder negativer (stigmatisierender)<br />

Eigenschaften lassen den Beobachter leicht in die Falle<br />

gehen, wenn dieser sie einfach als gegeben hinnimmt und<br />

sich selbst dazu verdammt, am Wesentlichen vorbeizugehen.<br />

Ebenso wie die Madison Avenue versammelt auch die Rue<br />

du faubourg Saint-Honoré Kunsthändler, Antiquitätenläden,<br />

große Namen der Modewelt, Schuhdesigner, Innenarchi-<br />

tekten usw., also eine ganze Palette von Geschäften, deren<br />

gemeinsamer Nenner darin liegt, dass sie hohe, also struk-<br />

turähnliche Positionen in ihren jeweiligen Feldern innehaben<br />

und dass man sie nur dann richtig einschätzen kann, wenn

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