Soziale Beziehungen und Schulleistung von ... - marinahennig.de

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eiden Gruppen in der Vertrauens- und der Beliebtheitsdimension ableiten. Weiterhin liegt die Vermutung nahe, dass auf Grund der stärkeren Integration der Mädchen in den Klassenverband, sie mehr Gelegenheit zum Erlernen der sozialen Kompetenz haben. 4. Von 16 “1-Cliquen” sind elf reine Mädchen- und drei reine Jungencliquen. Nur zwei Cliquen sind gemischtgeschlechtlich. Dieses Übergewicht der Mäd- chencliquen illustriert nochmals eindrucksvoll die stärkere Verbindung der Mädchen untereinander. 5. Es gibt wenige Hilfsleistungen zwischen den leistungsstärksten und den leis- tungsschwächsten Schülern. Insgesamt drei von dreißig Hilfeleistungen der starken Schüler entfallen auf das schwächste Drittel. Im Bereich der rezipro- ken Zusammenarbeit gibt es überhaupt keine Zusammenarbeit zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern. Gleichzeitig gibt es einen starken Kooperationszusammenhang zwischen 11 der 12 Mädchen. Resümee: Die sozialen Beziehungen in der Klasse verlaufen entlang der Grenzen Geschlecht und Schulleistung (siehe Abbildung 5). Abbildung 5: Reziproke Zusammenarbeitsbeziehungen zwischen den Schülern Rot = erstes Drittel; Blau = zweites Drittel; Schwarz = drittes Drittel / Zu beachten: Die Schüler, die mit den leistungsstärksten Schülerinnen in Kontakt sind, sind bis auf einen Schüler (7) Mädchen. 40
V. Schluss Das Forschungsinteresse unserer Untersuchung war die Erhellung des Zusammen- hangs von sozialer Integration in einer Grundschulklasse und der Schulleistung der Kinder. Das Besondere unserer Studie ist der Versuch, zunächst mittels einer Gesamtnetzwerkanalyse mehr über die Sozialstruktur herauszufinden, um diese sodann mit den absoluten Merkmalen der Schüler/innen in Verbindung zu setzen. Es bestätigt sich eindrucksvoll die in der Literatur angenommene Trennung der Grundschulklasse nach dem Geschlecht, sowohl in den untersuchten Dimensionen des Netzwerks als auch in den Einstellungen und Schulleistungen der Schüler/innen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Strukturbildung durch gesellschaftliche Vorprägungen in Bezug auf das Geschlecht (gender) sowie durch gruppendynamische Prozesse sowie von einem Wechselspiel der beiden erklärt. Die erstaunlichste Abweichung im Geschlechtervergleich im Bereich der absoluten Merkmale ist das Verhältnis von persönlichem Wohlbefinden zu schulischen Leistungen. Während die Mädchen sich durch gute Noten besser fühlen, besteht bei den Jungen ein starker Zusammenhang in umgekehrter Richtung. Um dieses Wohlfühlen in der Klasse, das durch schlechte Noten hervorgerufen wird, zu erklären, vermuten wir, dass das Leitbild des „Rowdys“, des „Rebells“ und die Einstellung der „Coolness“ 19 unter den Jungen stark verbreitet ist, so dass Jungen mit guten Noten stigmatisiert werden. Diese Stigmatisierung könnte bei leistungsstarken Jungen zu einem geringeren Wohlbefinden führen. Dieses Ergebnis schließt sich an die Debatte um die „Jungenkatastrophe“ (siehe Thimm, Angeknackste Helden. In: Der Spiegel. Nr. 21/17.05.04.) an, in denen das vermehrt schlechte Abschneiden der männlichen Schüler mit einer Verunsicherung über das Konzept der eigenen Männlichkeit erklärt wird. Diese Verunsicherung zeigt sich für uns ebenfalls darin, dass sich zwar Jungen mit schlechten Leistungen besser 19 „Coolness“ hier verstanden als gezeigte Unbeeindrucktheit gegenüber Autoritäten und deren An- sprüchen, in unserem Falle der Lehrer und der Noten 41
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