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Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Philosophische Fakultät III<br />

Fachbereich Mikrosoziologie<br />

Dozentin: Dr. M. Hennig<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Beziehungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Schulleistung</strong><br />

<strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>schulkin<strong>de</strong>rn<br />

Eine Netzwerkanalyse einer 4. Klasse<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

Ute Gaschler Waltraud Winkler<br />

Matrikelnummer: 154005 Matrikelnummer: 182881<br />

HF Erziehungswissenschaften Diplom Sozialwissenschaften<br />

1. NF Soziologie<br />

2. NF Gen<strong>de</strong>r Studies<br />

Jenny Chroust Matthias Thiemann<br />

Matrikelnummer: 155164 Matrikelnummer: 190803<br />

HF Erziehungswissenschaften Diplom Sozialwissenschaften<br />

1. NF Gen<strong>de</strong>r Studies<br />

2. NF Soziologie<br />

Stefan Priester<br />

Matrikelnummer: 197547<br />

Diplom Sozialwissenschaften<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

I. Einleitung.................................................................................................................3<br />

II. Theoretischer Teil .................................................................................................5<br />

2.Wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierter Rahmen <strong>und</strong> zentrale Fragestellung .............................5<br />

2.1. <strong>Beziehungen</strong> <strong>von</strong> Gleichaltrigen im Klassenverband ...........................................5<br />

2.2. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Beliebtheit in <strong>de</strong>r Gleichaltrigengruppe.................................8<br />

2.3. Fre<strong>und</strong>schaften im Gr<strong>und</strong>schulalter ....................................................................10<br />

2.4. Die Verknüpfung <strong>de</strong>r informellen Ordnung mit <strong>de</strong>n <strong>Schulleistung</strong>en ................13<br />

III. Methodischer Teil..............................................................................................16<br />

3.1. Was ist die Netzwerkanalyse?.............................................................................16<br />

3.2. Welchen Ansatz innerhalb <strong>de</strong>r Netzwerkanalyse verfolgen wir? .......................16<br />

3.3. Die Untersuchungseinheit ...................................................................................17<br />

3.5. Das Untersuchungsinstrument.............................................................................18<br />

IV. Empirischer Teil ................................................................................................19<br />

4.1. Das Netzwerk- ein erster Überblick....................................................................19<br />

4.2. Hypothesen zum Netzwerkteil ............................................................................20<br />

4.3. Hypothesen zu <strong>de</strong>n absoluten Merkmalen ..........................................................29<br />

4.4. Weitere netzwerkanalytische Beobachtungen <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulklasse .................35<br />

V. Schluss ..................................................................................................................41<br />

Literatur....................................................................................................................44<br />

Anhang ......................................................................................................................48<br />

2


I. Einleitung<br />

Unsere Projektgruppe stellte sich im Projektseminar „<strong>Soziale</strong> Netzwerke <strong>und</strong> interpersonale<br />

<strong>Beziehungen</strong>“, welches im Wintersemester 2003/2004 <strong>und</strong> im Sommersemester<br />

2004 abgehalten wur<strong>de</strong>, die Aufgabe, die sozialen <strong>Beziehungen</strong> in einer<br />

Gr<strong>und</strong>schulklasse netzwerkanalytisch zu untersuchen. Dabei interessierte uns <strong>de</strong>r<br />

Einfluss <strong>de</strong>r Integration in die Schulklasse auf die Leistungsbereitschaft (gemessen<br />

durch Einstellungsfragen), das psychische Wohlbefin<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Schulkin<strong>de</strong>r (gemessen durch das arithmetische Mittel <strong>de</strong>r Schulnoten).<br />

Wir untersuchen das Netzwerk „Gr<strong>und</strong>schulklasse“ über die Dimensionen „Hilfe“,<br />

„Vertrauen“, „Spiel“, „Zusammenarbeit“, „Beliebtheit“ <strong>und</strong> „Fre<strong>und</strong>schaft“. Diese<br />

Netzwerkdaten setzen wir sodann zu <strong>de</strong>n erhobenen Einstellungen <strong>de</strong>r Schüler zur<br />

Schule sowie zu ihrer <strong>Schulleistung</strong> in Beziehung. Von beson<strong>de</strong>rem Forschungsinteresse<br />

sind für uns hierbei Gruppierungen im Klassengefüge, die qua Mitgliedschaft<br />

eine bestimmte <strong>Schulleistung</strong> mit hoher Wahrscheinlichkeit voraussagen.<br />

Da wir in unserer Untersuchung nur eine Gr<strong>und</strong>schulklasse analysieren <strong>und</strong> somit<br />

kein Vergleichsobjekt <strong>und</strong> auch keine Längsschnittdaten erhoben haben, ist es uns<br />

unmöglich die Wirkungsrichtung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Variablen Lernerfolg <strong>und</strong> soziale Integration<br />

zueinan<strong>de</strong>r endgültig auszumachen. In <strong>de</strong>r Forschung zum sozialen Gebil<strong>de</strong><br />

„Gr<strong>und</strong>schulklasse“ ist unserem Wissen nach noch keine vergleichbare Untersuchung<br />

mit netzwerkanalytischem Instrumentarium durchgeführt wor<strong>de</strong>n. Die <strong>von</strong> uns<br />

referierten Studien bedienten sich eher teilnehmen<strong>de</strong>r Beobachtungen, die über einen<br />

längeren Zeitraum hinweg durchgeführt wur<strong>de</strong>n, sowie quantitativer <strong>und</strong> qualitativer<br />

Interviews, die hinsichtlich <strong>de</strong>r Sozialbeziehungen ausgewertet wer<strong>de</strong>n. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> verstehen wir unsere Arbeit als eine explorative Studie, auf <strong>de</strong>ren Gr<strong>und</strong>lage<br />

weitere Forschung erfolgen kann.<br />

Zunächst legen wir in einem pädagogischen Exkurs die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen für<br />

unsere Fragestellungen dar (Kapitel II). Um <strong>de</strong>m Leser das Verständnis unserer empirischen<br />

Ergebnisse zu erleichtern, erläutern wir sodann <strong>de</strong>n <strong>von</strong> uns verwen<strong>de</strong>ten<br />

Ansatz <strong>de</strong>r Netzwerkanalyse, <strong>de</strong>n Forschungsverlauf <strong>und</strong> das Untersuchungsinstrument<br />

(Kapitel III).<br />

3


Im Ergebnisteil (Kapitel IV) folgt eine Darstellung <strong>de</strong>r wichtigsten <strong>de</strong>skriptiven Er-<br />

gebnisse, welche die Struktur <strong>de</strong>s Netzwerks <strong>und</strong> die in ihm enthaltenen Beson<strong>de</strong>r-<br />

heiten darstellt. Darauf folgt eine Überprüfung unserer Hypothesen <strong>und</strong> die Darstel-<br />

lung weiterführen<strong>de</strong>r Ergebnisse sowie möglicher Forschungs<strong>de</strong>si<strong>de</strong>rata.<br />

4


II. Theoretischer Teil<br />

2.Wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierter Rahmen <strong>und</strong> zentrale Fragestellung<br />

2.1. <strong>Beziehungen</strong> <strong>von</strong> Gleichaltrigen im Klassenverband<br />

Die „Schule nimmt einen beträchtlichen Teil <strong>de</strong>r Lebenszeit <strong>von</strong> Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Ju-<br />

gendlichen in Beschlag. Es liegt <strong>de</strong>shalb durchaus nahe, zu vermuten, dass <strong>de</strong>n sozia-<br />

len Aspekten <strong>von</strong> Schule eine wesentliche Be<strong>de</strong>utung für die Persönlichkeitsentwicklung<br />

zukommt“ (Faulstich-Wieland 1995, S. 113). Die Schulklasse entsteht primär<br />

als Folge einer schulischen Differenzierung nach <strong>de</strong>m Lebensalter <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>r Leistung<br />

<strong>de</strong>r Schüler/innen. Als Zweckorganisation hat sie nach Schenk-Danziger (1993)<br />

zwei Gesichter. So ist einerseits die formelle Ordnung präsent, welche <strong>de</strong>m Erzielen<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsauftrages <strong>de</strong>r Schule dient, an<strong>de</strong>rerseits bil<strong>de</strong>t sich ab <strong>de</strong>m dritten Schuljahr<br />

die informelle Ordnung, die das Netz <strong>de</strong>r persönlicher <strong>Beziehungen</strong> darstellt.<br />

Die Schulklasse stellt einen außeror<strong>de</strong>ntlich wichtigen sozialen Erfahrungsraum dar,<br />

in <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Jugendliche <strong>Beziehungen</strong> zu Gleichaltrigen eingehen können.<br />

Cooley (1909, nach Krappman <strong>und</strong> Oswald 1995) ordnet die Gleichaltrigengruppe<br />

<strong>de</strong>r Primärgruppe zu <strong>und</strong> Bates <strong>und</strong> Babchuk (1961, nach Krappmann 1995) betonen<br />

das Merkmal <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rhomogenität. „Primär“ wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartige Gruppen <strong>de</strong>shalb<br />

bezeichnet, weil es in <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>s Menschen liegt, sich in Gruppen zusammen<br />

zu schließen. Die Funktion <strong>de</strong>r Primärgruppe ist die Sozialisation; <strong>und</strong> als wichtige<br />

Voraussetzungen dafür wer<strong>de</strong>n die emotionalen <strong>Beziehungen</strong> <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> ein häufiges Interagieren genannt. Die Gruppe verfügt über gemeinsame<br />

Ziele, Werte, Verhaltensregulierungen <strong>und</strong> ein beträchtliches Ausmaß an Kohäsion,<br />

wodurch ein „Wir-Gefühl“ entsteht. Eine Gruppe bietet zahlreiche Möglichkeiten,<br />

wie z.B. <strong>de</strong>n Vergleich mit An<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>n Erwerb <strong>von</strong> Einfluss <strong>und</strong> Beliebtheit<br />

<strong>und</strong> die Mitbestimmung <strong>und</strong> Befolgung <strong>von</strong> Normen. Sie ist <strong>de</strong>r Ort, an <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r<br />

Fre<strong>und</strong>schaften schließen, gemeinsam arbeiten <strong>und</strong> spielen, aber auch Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

bestehen müssen <strong>und</strong> An<strong>de</strong>rsartigkeit erfahren <strong>und</strong> akzeptieren lernen<br />

(vgl. Krause, Wiesmann <strong>und</strong> Hannich 2004, Schenk-Danziger 1993). Je<strong>de</strong> Klasse<br />

wird zur Bezugsgruppe für die/<strong>de</strong>n einzelne/n Schüler/in, die nach Jerusalem (1997)<br />

als Vergleichsgruppe dient <strong>und</strong> eine normative Funktion erfüllt. „Die Gruppe übt im<br />

Schulalter einen direkten <strong>und</strong> starken Einfluß auf die Persönlichkeitsentwicklung <strong>de</strong>s<br />

5


Kin<strong>de</strong>s aus. Sie ist eine wichtige Größe im Sozialisationsprozeß.“ (Schenk-Danziger<br />

1993, S. 110). Petillon stellt (1993, nach Krause, Wiesmann <strong>und</strong> Hannich 2004) eine<br />

enorme Auswirkung sozialer Erfahrungen auf die Gefühle <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> ihren<br />

Selbstwert fest. „Die Gruppe bietet <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn nicht nur die Möglichkeit, soziale<br />

Kompetenzen zu erwerben, son<strong>de</strong>rn macht dies zu einer Notwendigkeit“ 1 (Krause,<br />

Wiesmann <strong>und</strong> Hannich 2004, S. 202). Nach Fend (1980, nach Beerlage 1993) haben<br />

Gleichaltrigenbeziehungen die Funktion, die kindlichen Bedürfnisse auszugleichen<br />

(kompensatorische Funktion), das Selbstwertgefühl zu stärken (Schutzfunktion) <strong>und</strong><br />

dienen zur Meinungs- , Einstellungs- <strong>und</strong> Wertorientierung (Sozialisationsfunktion).<br />

Die Interaktion mit Gleichaltrigen för<strong>de</strong>rt die Entwicklung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens, da<br />

diese symmetrischer ist als die mit Erwachsenen, das Verständnis <strong>von</strong> Gleichheit <strong>und</strong><br />

Gerechtigkeit aufbaut <strong>und</strong> zum Selbstverständnis beiträgt (Oerter, 1998). Nach A-<br />

sendorpf <strong>und</strong> Banse (2000) stimuliert die Interaktion mit Gleichaltrigen die sozial-<br />

kognitive Entwicklung. Aus lerntheoretischer Sicht wird viel <strong>von</strong>einan<strong>de</strong>r gelernt.<br />

Nach Beerlage (1993) wer<strong>de</strong>n Gleichaltrigenbeziehungen in Verbindung gebracht<br />

mit psychischer Ges<strong>und</strong>heit, Anpassung <strong>und</strong> einem stabilem Selbstkonzept. Isolation<br />

dagegen hängt zusammen mit Angst, Unsicherheit, schlechten <strong>Schulleistung</strong>en <strong>und</strong><br />

beeinträchtigt verschie<strong>de</strong>ne Leistungsbereiche, wie z.B. die soziale Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> die Bewältigungskompetenz in Konfliktsituationen.<br />

In je<strong>de</strong>r Klasse entwickeln sich soziale <strong>Beziehungen</strong>, die <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>schaft über<br />

Gleichgültigkeit bis hin zur Antipathie reichen. Krappmann <strong>und</strong> Oswald (1995) beo-<br />

bachten, dass sich innerhalb <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s drei Formationen verschie<strong>de</strong>ner<br />

Gruppierungen bil<strong>de</strong>n. Diese teilen sie in „echte Gruppen“, „Geflechte“ <strong>und</strong> „Interaktionsfel<strong>de</strong>r“<br />

ein.<br />

„Die entwicklungspsychologische <strong>und</strong> soziologische Literatur sind sich weitgehend<br />

darin einig, dass vom Beginn <strong>de</strong>s Schulalters an die Kin<strong>de</strong>r mehr <strong>und</strong> mehr zu<br />

gleichgeschlechtlichen Gruppen tendieren [...]“ (Rendtorff 2003, S. 143; vgl. auch<br />

Kohnstamm 1988, Tillmann 1992, Buschmann 1994, Krappmann <strong>und</strong> Oswald 1995,<br />

Asendorpf <strong>und</strong> Banse 2000). Beerlage (1993) bezeichnet die Geschlechterhomogenisierung<br />

in Interaktionen <strong>und</strong> die Geschlechtersegregation in Gruppen als universales<br />

Merkmal, welches sich aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r psychosexuellen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sozial-<br />

1 Hervorhebung im Original<br />

6


kognitiven Lernprozesse unter erzieherischem Einwirken <strong>von</strong> Erwachsenen verfes-<br />

tigt. Qualitative Unterschie<strong>de</strong> zwischen Jungen <strong>und</strong> Mädchen zeigen sich vor allem<br />

bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>s Spielzeugs <strong>und</strong> <strong>de</strong>n geschlechtsspezifischen Fre<strong>und</strong>schaften.<br />

„Mädchen interagieren bevorzugt in exklusiven Fre<strong>und</strong>schaften, Dya<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Tria<strong>de</strong>n,<br />

dafür mit höherer Intimität, während Jungen mehr extensive Sozialkontakte aufbauten,<br />

in <strong>de</strong>nen rauere Umgangsformen <strong>de</strong>n Gruppenzusammenhalt nicht gefähr<strong>de</strong>n“<br />

(Beerlage 1993, S. 62/63). Nach Buschmann (1994) unterschei<strong>de</strong>n sich die<br />

weiblichen <strong>und</strong> männlichen Gleichaltrigengruppen dadurch, dass Mädchengruppen<br />

„nach einem egalitären Gr<strong>und</strong>satz organisiert“ sind, kooperative Interaktionsstrukturen<br />

ausweisen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r verbalen Interaktion in engen Fre<strong>und</strong>schaften eine hohe Be<strong>de</strong>utung<br />

beimessen. Jungengruppen dagegen sind „größer <strong>und</strong> altersheterogener. Sie<br />

beanspruchen mehr Raum <strong>und</strong> sind eher <strong>von</strong> Kameradschaft als <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>schaft<br />

geprägt“ (Buschmann 1994, S 208). Uneinheitlich sind die Aussagen bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Größe <strong>de</strong>r geschlechtshomogenen Gruppen. Nach Rendtorff (2003) <strong>und</strong> Kohnstamm<br />

(1988) sind Jungengruppen allgemein größer als die <strong>de</strong>r Mädchen. Krappmann <strong>und</strong><br />

Oswald (1995) hingegen fan<strong>de</strong>n keine Geschlechtsunterschie<strong>de</strong> bezüglich <strong>de</strong>r Gesamtzahl<br />

<strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>e/innen (vgl. auch Oswald <strong>und</strong> Krappmann 1991). Im Vergleich<br />

<strong>de</strong>r Sozialbeziehungen <strong>von</strong> Mädchen <strong>und</strong> Jungen ergeben sich nach Petillon (1991)<br />

jedoch zahlreiche Unterschie<strong>de</strong>. So nannten Mädchen im Vergleich zu Jungen u.a.<br />

mehr Gruppenmitglie<strong>de</strong>r als Fre<strong>und</strong>e/innen, Spielpartner/innen, Sitznachbarn/innen<br />

<strong>und</strong> Bezugspersonen. Aktivitäten, die eine Brücke über die Geschlechtergrenzen<br />

hinweg schlagen, sind gegenseitige Hilfeleistungen <strong>und</strong> spielerische Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen.<br />

Obwohl unterstützen<strong>de</strong>s Verhalten <strong>de</strong>utlich bezeichnen<strong>de</strong>r für Mädchen als für Jungen<br />

ist (Krappmann <strong>und</strong> Oswald 1983, nach Faulstich-Wieland 1995), helfen Jungen<br />

<strong>und</strong> Mädchen nach Kauke (1993, nach Faulstich-Wieland 1995) gleich viel. Doch<br />

fin<strong>de</strong>n circa dreiviertel aller Hilfen unter Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s eigenen Geschlechts statt.<br />

So ist die Zusammenarbeit vor allem zwischen befre<strong>und</strong>eten Kin<strong>de</strong>rn erfolgreich, da<br />

hier die Ansichten <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren ernst genommen, Fehler erklärt <strong>und</strong> Vorschläge berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wenn die Kin<strong>de</strong>r Zusammenarbeit als vorteilhaft erfahren, wirkt<br />

sich dies positiv auf ihre Beziehung aus, was wie<strong>de</strong>rum die Kooperation för<strong>de</strong>rt.<br />

Bei <strong>de</strong>n spielerischen Aktivitäten fin<strong>de</strong>t die Geschlechtertrennung insofern statt, als<br />

dass die Geschlechtszugehörigkeit die Zugehörigkeit zu einer <strong>von</strong> zwei Spielparteien<br />

7


egrün<strong>de</strong>t (Brei<strong>de</strong>nbach 1997). Unterschie<strong>de</strong> fan<strong>de</strong>n sich nach Pfister (1992, nach<br />

Faulstich-Wieland 1995) im Spielverhalten. So bevorzugen Jungen ihrer Meinung<br />

nach raumgreifen<strong>de</strong> Spielaktivitäten, Mädchenspiele fin<strong>de</strong>n dagegen eher in abge-<br />

grenzten Räumen statt.<br />

Da Kin<strong>de</strong>r jedoch meist <strong>Beziehungen</strong> zu mehreren Gleichaltrigen haben <strong>und</strong> diese<br />

wie<strong>de</strong>rum unterschiedlichster Art <strong>und</strong> Qualität sein können, ergeben sich daraus<br />

zwei zentrale Fragestellungen für unsere Untersuchung: Erstens: Welche Stellung hat<br />

das Kind im Klassenverband? Zweitens: Wie viele Fre<strong>und</strong>e/innen haben die Schü-<br />

ler/innen?<br />

Die bei<strong>de</strong>n genannten Forschungsfragen sollen im Folgen<strong>de</strong>n anhand ausgewählter<br />

Fachliteratur dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

2.2. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Beliebtheit in <strong>de</strong>r Gleichaltrigengruppe<br />

Die Beliebtheit wird meist durch soziometrische Untersuchungen erhoben. Die Zahl<br />

<strong>de</strong>r Nominierungen sagt etwas über Beliebtheit <strong>und</strong> Unbeliebtheit in <strong>de</strong>r Gruppe aus.<br />

Die Ergebnisse solch einer Untersuchung können leicht negativ korrelieren, da es<br />

Gruppenmitglie<strong>de</strong>r gibt, die we<strong>de</strong>r beliebt noch unbeliebt sind („Ignorierte“) <strong>und</strong> die<br />

bei einem Teil beliebt <strong>und</strong> beim an<strong>de</strong>ren Teil unbeliebt („Kontroverse“). Aus <strong>de</strong>m<br />

zweidimensionales Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s soziometrischen Status ergeben sich vier Arten <strong>de</strong>s<br />

Beziehungsstatus in <strong>de</strong>r Gruppe: Abgelehnte, Ignorierte, Kontroverse <strong>und</strong> beliebte<br />

Kin<strong>de</strong>r.<br />

8


Abbildung 1: Zweidimensionales Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s soziometrischen Status<br />

Unbeliebtheit<br />

Abgelehnt Kontrovers<br />

Ignoriert Beliebt<br />

(nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse, 2000)<br />

Beliebtheit<br />

Für die Beliebtheit sind nach Kohnstamm (1988) Intelligenz, <strong>Schulleistung</strong>en, Aus-<br />

sehen <strong>und</strong> Sportlichkeit ausschlaggebend. Auch sind nach ihrer Meinung meist Kin-<br />

<strong>de</strong>r aus einem höheren sozial-ökonomischen Milieu beliebter als Kin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

niedrigen Sozialmilieu. Beerlage (1993) fügt <strong>de</strong>m noch die Charaktereigenschaften<br />

Fre<strong>und</strong>lichkeit, Selbstbewusstsein <strong>und</strong> Selbstsicherheit hinzu <strong>und</strong> <strong>de</strong>utet diese Häu-<br />

fung an „Talenten“ beim beliebten Kind als Zugang zu sozialen Ressourcen <strong>und</strong><br />

Lernmöglichkeiten. Ihre Studie besagt, dass gutes Aussehen, tolle Sachen, gute<br />

<strong>Schulleistung</strong>en <strong>und</strong> Sportlichkeit keine Bedingungen für die Beliebtheit darstellen.<br />

Der Hauptgr<strong>und</strong> für Beliebtheit ist nach ihrer Meinung in sozialen Merkmalen zu<br />

suchen. Diesen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m vorhan<strong>de</strong>nen Maß an sozialer Kogni-<br />

tion <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beliebtheit bei <strong>de</strong>n Klassenkamera<strong>de</strong>n stellt ebenfalls Strommen (1983,<br />

nach Kohnstamm 1988) fest.<br />

Beliebte Kin<strong>de</strong>r haben nach Kohnstamm (1988) einen großen sozialen Einfluss, re-<br />

gen bei an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn das Beobachtungslernen an <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n viel imitiert. An<strong>de</strong>-<br />

rerseits können nach Strommen (1983, nach Kohnstamm 1988) unbeliebte Kin<strong>de</strong>r<br />

auch einen großen sozialen Einfluss im negativen Sinne haben.<br />

Nach Untersuchungen <strong>von</strong> Coie (nach Kohnstamm 1988) bleibt das Maß an Beliebt-<br />

heit relativ konstant. Generell gilt, dass Mädchen beliebter sind als Jungen (vgl.<br />

Preuss-Lausitz 1992, Fend 1991b; nach Faulstich-Wieland 1995, S. 116).<br />

9


„Sowohl die Wahl <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>schaften als auch die Konkurrenz um Ansehen <strong>und</strong><br />

Prestige beziehen sich fast ausschließlich auf Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s eigenen Geschlechts“<br />

(Brei<strong>de</strong>nbach 1997, S.342).<br />

Nach Fend (1991) zeichnen sich beliebte Schüler/innen durch bessere Schulnoten<br />

<strong>und</strong> ein positives Selbstwertgefühl aus. Die Gruppe <strong>de</strong>r Unbeachteten dagegen hat<br />

ein ungünstigeres soziales Selbstkonzept <strong>und</strong> <strong>de</strong>utlich schlechtere Noten. Auch Oswald<br />

<strong>und</strong> Krappmann (1991) schreiben, dass diese Kin<strong>de</strong>r einen signifikant besseren<br />

Notendurchschnitt haben, doch lässt sich nach ihrer Meinung daraus keine Kausalerklärung<br />

ableiten.<br />

Bagwell, Newcomb <strong>und</strong> Bukowski (1998, nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse) vergleichen<br />

langfristige Effekte <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>schaften in <strong>de</strong>r späten Kindheit mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Beliebtheit<br />

in <strong>de</strong>r Gleichaltrigengruppe. Dabei stellt sich heraus, dass die Beliebtheit<br />

(nicht aber die Zahl <strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>e/innen) <strong>de</strong>n Schulerfolg sowie <strong>de</strong>n Berufserfolg vorhersagt,<br />

wohingegen die Zahl <strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>e/innen das spätere Ausmaß an positivem<br />

Selbstwertgefühl beeinflusst.<br />

2.3. Fre<strong>und</strong>schaften im Gr<strong>und</strong>schulalter<br />

Nach Damon (1983, nach Kohnstamm 1988) ist Fre<strong>und</strong>schaft die Urform einer Beziehung<br />

zwischen Altersgenossen. Dabei ist nicht die Zahl <strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>e/innen entschei<strong>de</strong>nd,<br />

son<strong>de</strong>rn die Zufrie<strong>de</strong>nheit. Fre<strong>und</strong>schaft ist für Mönkenmeyer <strong>und</strong> Nordhoff<br />

(1990, nach Auhagen 1993) eine freiwillig gewählte, dyadische (nicht gruppenspezifische)<br />

<strong>und</strong> persönliche Beziehung. Es wer<strong>de</strong>n keine sozialen Rollen vorgeschrieben.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um eine informelle Sozialbeziehung, die auf Gegenseitigkeit<br />

beruht <strong>und</strong> mit einem individuellen, emotionalen, sozialen <strong>und</strong> geistigen Wert<br />

gekennzeichnet ist.<br />

Nach Zühlke (1997) gibt es drei Voraussetzungen für eine Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehung:<br />

erstens individuelle Voraussetzungen (<strong>de</strong>r Wunsch nach Fre<strong>und</strong>schaft, soziale Kompetenz);<br />

zweitens situationale Bedingungen (das Vorhan<strong>de</strong>nsein an<strong>de</strong>rer Kin<strong>de</strong>r) <strong>und</strong><br />

drittens ein gewisses Maß an Ähnlichkeit. „Dutzen<strong>de</strong> Untersuchungen haben bei<br />

Fre<strong>und</strong>espaaren die Ten<strong>de</strong>nz dokumentiert, daß die Fre<strong>und</strong>e annähernd gleichaltrig,<br />

10


vom gleichen Geschlecht <strong>und</strong> gleich groß sind sowie das gleiche Intelligenzniveau<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n gleichen physischen Reifegrad haben“ (Rubin 1981, zitiert nach Zühlke<br />

1997, S. 17). Auch Oerter (1998) ist <strong>de</strong>r Meinung, dass Fre<strong>und</strong>e/innen aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

Ähnlichkeit (Tiefenmerkmal), Altershomogenität bzw. -heterogenität (Oberflächenmerkmal)<br />

<strong>und</strong> räumlicher Nähe (sozial-ökologisches Merkmal) gewählt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Verständnis <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>schaft entwickelt sich mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter. Sind am<br />

Anfang noch materielle Werte ausschlaggebend, so wer<strong>de</strong>n im Verlauf <strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>schaftsentwicklung<br />

zunehmend die sozialen Fertigkeiten (soziale Kognition etc.)<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r.<br />

Bigelow (1977, nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse 2000) stellt dies in einem Stufenmo<strong>de</strong>ll<br />

dar.<br />

Abbildung 2: Drei Stufen in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Fre<strong>und</strong>schaftskonzepts im<br />

Schulalter<br />

1. Belohnungsstufe (7-9 Jahre)<br />

Ausschlaggebend sind räumliche Nähe, interessantes Spielzeug <strong>und</strong> ähnliche<br />

Spielinteressen.<br />

2. Normative Stufe (10-11 Jahre)<br />

Auf dieser Stufe wer<strong>de</strong>n gemeinsame Werthaltungen <strong>und</strong> gegenseitige Unterstützung<br />

wichtig.<br />

3. Empathische Stufe (11-13 Jahre)<br />

Fre<strong>und</strong>e/innen wer<strong>de</strong>n sich ihrer gemeinsamen Interessen bewusst <strong>und</strong> pflegen<br />

eine intime Beziehung (starke Selbstenthüllung, Teilen <strong>von</strong> Geheimnis-<br />

sen).<br />

(nach Bigelow 1977, nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse 2000)<br />

Nach Selman (1980, nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse 2000) beruht die Stufenfolge auf <strong>de</strong>r<br />

wachsen<strong>de</strong>n Perspektivübernahmefähigkeit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Youniss (1980, nach Asendorpf<br />

<strong>und</strong> Banse 2000) betont dabei die wachsen<strong>de</strong> Fähigkeit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, Beziehun-<br />

11


gen als reziprok verstehen zu lernen. Nach Sullivan (1953, nach Kohnstamm 1988)<br />

geht die soziale Kognition mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Fre<strong>und</strong>schaftsverständnisses einher.<br />

Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen sind durch einen höheren Anteil positiver Verhaltensweisen<br />

<strong>und</strong> höhere emotionale Intensität - <strong>und</strong> nicht durch weniger Konflikte - gekennzeichnet<br />

(Newcomb <strong>und</strong> Bagwell 1995, nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse 2000). Doch achten<br />

Fre<strong>und</strong>e/innen mehr auf Konfliktlösungen, die die Interessen bei<strong>de</strong>r berücksichtigen<br />

<strong>und</strong> die Beziehung nicht gefähr<strong>de</strong>n (Hartup 1996, nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse<br />

2000). Deshalb geht nach Nelson <strong>und</strong> Aboud (1985, nach Kohnstamm 1988) <strong>von</strong> <strong>de</strong>n<br />

sozialen Konflikten zwischen Fre<strong>und</strong>en/innen mehr soziale Formung aus als <strong>von</strong><br />

Konflikten zwischen beliebigen Kin<strong>de</strong>rn. 2<br />

Fre<strong>und</strong>e/innen in <strong>de</strong>r Kindheit <strong>und</strong> Jugend zu haben korreliert <strong>de</strong>mnach mit positiven<br />

individuellen Eigenschaften. Langfristig för<strong>de</strong>rn Fre<strong>und</strong>schaften das Selbstwertgefühl<br />

<strong>und</strong> sind somit sehr wichtig für die kindliche Entwicklung. So wer<strong>de</strong>n nach<br />

Zühlke (1997) in Fre<strong>und</strong>schaften viele psychosoziale Gr<strong>und</strong>bedürfnisse befriedigt,<br />

wodurch die „Kin<strong>de</strong>r, die solche positiven Erfahrungen mit Fre<strong>und</strong>en sammeln, [...]<br />

wahrscheinlich ausgeglichener“ (Zühlke 1997, S. 24) sind <strong>und</strong> sich wohler fühlen.<br />

Durch Fre<strong>und</strong>e/innen wird die Entwicklung sozialer Kompetenz (wie Kommunikation,<br />

Kooperation) <strong>und</strong> die Kognition geför<strong>de</strong>rt. Weiterhin haben sie Einfluss auf die<br />

moralische Entwicklung <strong>und</strong> I<strong>de</strong>ntitätsbildung. „Fre<strong>und</strong>e sind für die I<strong>de</strong>ntitätsbildung<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtig, [...] bestärken sich in ihren Meinungen, betonen ihre Gemeinsamkeiten.<br />

Das stärkt <strong>und</strong> stabilisiert ihre Selbstwahrnehmung, gibt ihnen<br />

Selbstbewußtsein <strong>und</strong> Sicherheit“ (Zühlke 1997, S. 30). Kin<strong>de</strong>rfre<strong>und</strong>schaften in <strong>de</strong>r<br />

Schule bieten nach Zühlke (1997) einen emotionalen/sozialen Rückhalt. „Fre<strong>und</strong>schaften<br />

bieten eine emotionale Basis, <strong>von</strong> <strong>de</strong>m ausgehend Kin<strong>de</strong>r selbstbewußt <strong>und</strong><br />

ausgeglichen an Dinge herangehen können. Das Vertrauen in <strong>de</strong>n Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> die<br />

Sicherheit, die er bietet, bil<strong>de</strong>n diese Gr<strong>und</strong>lage“ (Zühlke 1997, S.83).<br />

2<br />

„Kin<strong>de</strong>r profitieren beson<strong>de</strong>rs kognitiv <strong>von</strong> ihren Fre<strong>und</strong>en. Zum einen verbringen sie mehr Zeit bei<br />

gemeinsamen Aktivitäten <strong>und</strong> re<strong>de</strong>n mehr miteinan<strong>de</strong>r. Sie setzen sich häufiger mit Problemen auseinan<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> haben <strong>de</strong>n Wunsch, diese gemeinsam zu lösen. Zum an<strong>de</strong>ren fällt es ihnen leichter, einen<br />

Ratschlag o<strong>de</strong>r Einwand <strong>von</strong> einem Fre<strong>und</strong> anzunehmen“ (Zühlke 1997, S. 28).<br />

12


„Fre<strong>und</strong>e sind motivierter <strong>und</strong> haben mehr Spaß an <strong>de</strong>r Zusammenarbeit“ (Zühlke<br />

1997 S. 85). „Außer<strong>de</strong>m sind Kin<strong>de</strong>r, die Fre<strong>und</strong>e haben, weniger damit beschäftigt,<br />

um soziale Anerkennung zu ’kämpfen’. Dadurch haben sie eher ’<strong>de</strong>n Kopf frei’, ha-<br />

ben die Energie, um sich konzentriert <strong>de</strong>m Unterricht widmen zu können“ (Zühlke<br />

1997, S. 31). Auch die Einstellung zur Schule wird durch Fre<strong>und</strong>schaften beeinflusst:<br />

„Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die Fre<strong>und</strong>schaften in <strong>de</strong>r Schule hatten, beurteilten die<br />

Schule positiver, während Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die angaben, keine Fre<strong>und</strong>-<br />

schaften zu haben, auch <strong>de</strong>utlich häufiger negative Urteile über Schule abgaben“<br />

(Faulstich-Wieland 1995, S. 114).<br />

Kin<strong>de</strong>rfre<strong>und</strong>schaften geben jedoch auch Hilfe <strong>und</strong> psychischen Beistand „Ein<br />

Fre<strong>und</strong> tröstet, macht Mut <strong>und</strong> muntert auf, wenn man über einen Mißerfolg, ein<br />

Versagen enttäuscht ist“ (Zühlke 1997, S. 33). Nach Krappmann <strong>und</strong> Oswald (1985)<br />

hängen Kin<strong>de</strong>rinteraktionen mit Lernleistungen eng zusammen. „Der Vergleich mit<br />

gleichgestellten an<strong>de</strong>ren ist für Kin<strong>de</strong>r – nicht nur in <strong>de</strong>r Schule – notwendig, um die<br />

eigenen Fähigkeiten einschätzen zu können. Dabei dient wahrscheinlich vor allem<br />

<strong>de</strong>r/die Fre<strong>und</strong>/in zur Orientierung, was Noten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re schulische Leistungen<br />

angeht“ (Zühlke 1997, S. 34). Dies ist vor allem dann <strong>de</strong>r Fall, wenn Fre<strong>und</strong>e/innen<br />

ähnliche Leistungen haben, da sich dies positiv auf die Leistungsmotivation auswirkt.<br />

Bei leistungsschwachen Schüler/innen dagegen vermutet Zühlke (1997), dass<br />

sich diese eher über schlechte Noten hinweg trösten („Der An<strong>de</strong>re ist ja genauso<br />

schlecht!“) <strong>und</strong> so Misserfolge besser verkraften.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kooperationsprozesse unter Fre<strong>und</strong>en/innen<br />

erfolgreicher sind, Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung in Fre<strong>und</strong>schaften zu <strong>de</strong>n gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong>n<br />

Erwartungen gehören <strong>und</strong> in Fre<strong>und</strong>schaften konstruktive Konfliktlösungen angestrebt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Oswald <strong>und</strong> Krappmann 1991, Zühlke 1997).<br />

2.4. Die Verknüpfung <strong>de</strong>r informellen Ordnung mit <strong>de</strong>n <strong>Schulleistung</strong>en<br />

In <strong>de</strong>r bisherigen Darstellung gibt es immer wie<strong>de</strong>r Bezüge <strong>von</strong> verschie<strong>de</strong>nen Autoren<br />

auf die <strong>Schulleistung</strong> eines Kin<strong>de</strong>s. So darf darauf geschlossen wer<strong>de</strong>n, dass das<br />

soziale Leben in <strong>de</strong>r Schule mit <strong>de</strong>m Leistungserfolg eines Kin<strong>de</strong>s zusammenhängt.<br />

13


Es zeigt sich, dass gut in <strong>de</strong>n Klassenverband integrierte Schüler/innen bessere<br />

<strong>Schulleistung</strong>en ausweisen als schlecht integrierte Schüler/innen (vgl. Beerlage<br />

1993). Nach Petillon (1991) bestehen bereits zu Beginn <strong>de</strong>r Schulzeit signifikante<br />

Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>m <strong>Soziale</strong>rfolg <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Erfolg im formellen Bereich<br />

<strong>de</strong>r Schule (<strong>Schulleistung</strong>, Anerkennung durch <strong>de</strong>n Lehrer). Dieser Zusammenhang<br />

wird bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s zweiten Schuljahres noch prägnanter. Isolation dagegen hängt<br />

nach Beerlage (1993) zusammen mit Angst, Unsicherheit <strong>und</strong> schlechten Schulleis-<br />

tungen.<br />

Ein an<strong>de</strong>rer Bereich, in <strong>de</strong>m dieser Zusammenhang <strong>de</strong>utlich wird, ist <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beliebt-<br />

heit. Nach Fend (1991) zeichnen sich beliebte Schüler/innen durch bessere Schulno-<br />

ten <strong>und</strong> ein positives Selbstwertgefühl aus (vgl. auch Kohnstamm 1988). Die unbe-<br />

achteten Schüler/innen dagegen haben ein ungünstigeres soziales Selbstkonzept <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>utlich schlechtere Noten. Laut Oswald <strong>und</strong> Krappmann (1991) haben die beliebten<br />

Kin<strong>de</strong>r signifikant bessere Notendurchschnitte. Langfristig zeigen Bagwell, New-<br />

comb <strong>und</strong> Bukowski (1998, nach Asendorpf <strong>und</strong> Banse) in ihrer Studie, dass die Be-<br />

liebtheit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Schulklasse <strong>de</strong>n Schulerfolg vorhersagt.<br />

Wenn man dann nach Strommen (1983, nach Kohnstamm 1988) eine Korrelation<br />

zwischen <strong>de</strong>m vorhan<strong>de</strong>nen Maß an sozialer Kognition <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beliebtheit bei <strong>de</strong>n<br />

Mitschülern/innen annimmt, so kann man einen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Maß<br />

an sozialer Kognition <strong>und</strong> Lernerfolg ableiten.<br />

Aber nicht nur eine gute Integration <strong>und</strong> das Ansehen in <strong>de</strong>r Schulklasse scheinen die<br />

Noten beeinflussen<strong>de</strong> Faktoren im sozialen Schulbereich zu sein. Beson<strong>de</strong>rs wichtig<br />

ist auch das Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>en/innen. So weisen Fre<strong>und</strong>e/innen Ähnlichkeiten<br />

in ihren <strong>Schulleistung</strong>en auf. Unzureichend geklärt scheint aber die Begründung<br />

hierfür zu sein. So kann einerseits die <strong>Schulleistung</strong> ein Kriterium <strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>schaftswahl<br />

sein, da bewiesenermaßen Fre<strong>und</strong>e/innen nach Ähnlichkeiten ausgesucht<br />

wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits kann man feststellen, dass <strong>de</strong>r/die Fre<strong>und</strong>/in zur Orientierung<br />

<strong>de</strong>r eigenen Noten <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren schulischen Leistungen dient.<br />

Auch sind Fre<strong>und</strong>e/innen motivierter in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>und</strong> konstruktiver bei<br />

<strong>de</strong>r Lösung <strong>von</strong> Problemen, so dass sie bessere Ergebnisse erzielen. Kin<strong>de</strong>r mit guten<br />

<strong>Schulleistung</strong>en motivieren sich positiv <strong>und</strong> bringen sich dadurch weiter. Kin<strong>de</strong>r, die<br />

14


sich im schwachen Leistungsniveau befin<strong>de</strong>n, motivieren sich auch, aber im negati-<br />

ven Sinne.<br />

Umfangreich beschrieben wird das Phänomen, dass Mädchen im schulischen Bereich<br />

die besseren Leistungen erbringen als Jungen. „Betrachten wir die schulischen Erfol-<br />

ge, so bestätigt auch diese Untersuchung, dass die Mädchen bessere Leistungen<br />

erbringen, [...] jedoch zeigten bei gleichem Schulerfolg die Jungen mehr Selbstver-<br />

trauen als die Mädchen“ (Pechtl 1994, S.64).<br />

Auch die Zeitschrift „Der Spiegel“ (Nr.21/2004) widmete diesem Sachverhalt einen<br />

Artikel. Es wur<strong>de</strong> berichtet, dass die Schülerinnen bei internationalen <strong>Schulleistung</strong>s-<br />

studien wie Iglu, Tims <strong>und</strong> Pisa durchweg bessere Ergebnisse erzielten als ihre<br />

männlichen Klassenkamera<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits zeigen Jungen trotz schlechterer Noten<br />

stets ein positiveres Selbstbild. Mädchen dagegen schätzen sich trotz <strong>de</strong>r besseren<br />

Noten durchweg schlechter ein. Maccoby (Spiegel Nr.21/2004) stellt in diesem Zusammenhang<br />

fest, dass Mädchen <strong>und</strong> Jungen unterschiedlichen Handlungsorientierungen<br />

folgen: Mädchen sind <strong>de</strong>mnach eher kooperationsorientiert, Jungen hingegen<br />

dominanzorientiert.<br />

Ein <strong>de</strong>utlicher Zusammenhang zwischen Schulerfolg <strong>und</strong> Schulangst besteht laut<br />

Schwarzer (1975, nach Schenk-Danziger 1993). Demnach zeigen Kin<strong>de</strong>r, die<br />

schlechte Noten haben, mehr Schulangst. Etliche Untersuchungen zeigen, dass<br />

Furcht <strong>und</strong> Angst stärker bei Mädchen ausgeprägt sind (Hagemann-White 1984,<br />

Pechtl 1994, Jungwirth 1997). Begrün<strong>de</strong>t wird dies damit, dass Mädchen aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r vorherrschen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> anerzogenen Geschlechterstereotypien eher als Jungen bereit<br />

sind, ihre Angst zuzugeben. Jungen kreuzten bei Untersuchungen zur Einstellung<br />

zum Mathematik-Unterricht eher die Extrema an <strong>und</strong> Mädchen eher die mittleren<br />

Werte. Bei <strong>de</strong>r Befragung nach Schulängsten bestätigte sich, dass Jungen eher im<br />

Mittelfeld ankreuzen <strong>und</strong> Mädchen eher die Extrema wählen.<br />

Die in <strong>de</strong>r Literatur postulierten Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>r Einbindung in das<br />

Sozialgefüge „Gr<strong>und</strong>schulklasse“ <strong>und</strong> <strong>de</strong>n schulischen Leistungen sowie <strong>de</strong>m psychischen<br />

Befin<strong>de</strong>n, wollen wir in dieser Arbeit durch eine Gesamtnetzwerkanalyse<br />

überprüfen.<br />

15


III. Methodischer Teil<br />

3.1. Was ist die Netzwerkanalyse?<br />

Die Netzwerkanalyse ist eine Metho<strong>de</strong> zur Erfassung <strong>de</strong>r Struktur zwischenmensch-<br />

licher <strong>Beziehungen</strong> o<strong>de</strong>r <strong>von</strong> <strong>Beziehungen</strong> zwischen an<strong>de</strong>ren Subjekten <strong>de</strong>r Untersu-<br />

chung, wie zum Beispiel Forschergruppen o<strong>de</strong>r Organisationen, welche sich aus <strong>de</strong>r<br />

mathematischen Graphentheorie, <strong>de</strong>r soziometrischen Forschung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Sozialanthropologie<br />

herausgebil<strong>de</strong>t hat (Pappi 1987). Der Definition <strong>von</strong> Wellmann gemäß<br />

folgt die Netzwerkanalyse <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, dass „soziale Strukturen am besten in Begriffen<br />

<strong>von</strong> dynamischen Interaktionen zwischen <strong>de</strong>n <strong>Beziehungen</strong> <strong>de</strong>r Individuen auf <strong>de</strong>r<br />

einen Seite <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Positionen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Rollen auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite“ (Berkowitz<br />

1982, S. 3) zu fassen sind. Mit <strong>de</strong>r Ausformung <strong>de</strong>s netzwerkanalytischen Ansatzes<br />

geraten die Relationen <strong>und</strong> somit auch dynamische, systemische Aspekte in <strong>de</strong>n<br />

Blick <strong>de</strong>r Soziologie, die laut Berkowitz (1982) zuvor blind war für diese nicht<br />

messbaren Beziehungsstrukturen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Auswirkungen <strong>und</strong> methodisch <strong>von</strong> einem<br />

individualistischen Ansatz ausging. In diesem Sinne stellt die Netzwerktheorie<br />

für viele Forscher eine Möglichkeit <strong>de</strong>r Verbindung zwischen <strong>de</strong>r mikro- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

makrosoziologischen Ebene dar.<br />

„Gemeinsam ist <strong>de</strong>n Netzwerkanalytikern die Überzeugung, dass die Art <strong>de</strong>r <strong>Beziehungen</strong><br />

<strong>von</strong> min<strong>de</strong>stens genauso großer, wenn nicht größerer Be<strong>de</strong>utung für ein Verständnis<br />

eines einzelnen Netzwerkes ist als die Art <strong>de</strong>r Einheiten“ (Pappi 1987).<br />

3.2. Welchen Ansatz innerhalb <strong>de</strong>r Netzwerkanalyse verfolgen wir?<br />

In <strong>de</strong>r Netzwerkanalyse gibt es die Möglichkeit, ego-zentrierte Netzwerke <strong>und</strong> Gesamtnetzwerke<br />

zu erheben. Bei ersterem wer<strong>de</strong>n die Daten bezüglich <strong>de</strong>s Netzwerkes<br />

aus <strong>de</strong>r Sicht eines Befragten erhoben, bei <strong>de</strong>r Gesamtnetzwerkanalyse wer<strong>de</strong>n hingegen<br />

alle Einheiten <strong>de</strong>s Netzwerks befragt. Zur Beantwortung unserer Forschungsfrage<br />

erscheint uns die Gesamtnetzwerkanalyse am geeignetsten, da wir erstens die<br />

Auswirkungen <strong>de</strong>s Lernerfolgs aller Schüler/innen auf <strong>de</strong>ren soziale Integration beziehungsweise<br />

vice versa die Auswirkung <strong>de</strong>r sozialen Integration aller Kin<strong>de</strong>r auf<br />

16


<strong>de</strong>ren Lernerfolg untersuchen wollen. Erleichternd kommt hinzu, dass „die Abgren-<br />

zung <strong>de</strong>s Netzwerks ([...] das zentrale Problem in <strong>de</strong>r Analyse <strong>von</strong> Gesamtnetzwer-<br />

ken“ (Jansen 1999, S.65)) bei unserem Forschungsgegenstand kein Problem darstellt,<br />

da es legitim ist, eine Gr<strong>und</strong>schulklasse in Hinsicht auf unsere Forschungsfrage als<br />

ein Gesamtnetzwerk zu betrachten. Hinzuzufügen bleibt, dass durch die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Gesamtnetzwerkanalyse zum Beispiel bei <strong>de</strong>n Fre<strong>und</strong>schaftswahlen die ein- <strong>und</strong> ausgehen<strong>de</strong>n<br />

Wahlen berücksichtigt <strong>und</strong> damit gegenseitige Fre<strong>und</strong>schaften <strong>von</strong> einseitigen<br />

unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Dies ist <strong>von</strong> uns <strong>von</strong> beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung, da<br />

Kin<strong>de</strong>r im Gr<strong>und</strong>schulalter bei <strong>de</strong>r Frage nach Fre<strong>und</strong>en/innen oft aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

Wunsch<strong>de</strong>nkens antworten, d.h. beliebte Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n überproportional oft <strong>von</strong><br />

an<strong>de</strong>ren einseitig gewählt (Asendorpf <strong>und</strong> Banse 2000).<br />

3.3. Die Untersuchungseinheit<br />

Die Untersuchungseinheit unserer netzwerkanalytischen Forschung war eine vierte<br />

Klasse einer Gr<strong>und</strong>schule im Prenzlauer Berg, die aus 23 Kin<strong>de</strong>r, 12 Mädchen <strong>und</strong><br />

11 Jungen besteht.<br />

Die Schule im Prenzlauer Berg ist Teil <strong>de</strong>s Netzwerks <strong>de</strong>r innovativen Schulen, welches<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Bertelsmann AG unterstützt wird. In diesem Netzwerk versuchen alle<br />

Schulen, durch offenere Kooperationszusammenhänge Lernen in Sinn- <strong>und</strong> Sachzusammenhängen,<br />

eigenaktives Lernen (siehe http://www.thomas-manngr<strong>und</strong>schule.<strong>de</strong>/schule/in<strong>de</strong>x.html<br />

vom 25.01.05) <strong>und</strong> die Vermittlung <strong>von</strong> Sozialkompetenzen<br />

zu ermöglichen. So wird in Wochenplanarbeit <strong>und</strong> Freiarbeit die Eigeninitiative<br />

<strong>de</strong>r Schüler/innen <strong>und</strong> ihr Interesse geför<strong>de</strong>rt. Die Kooperationsfähigkeit<br />

geson<strong>de</strong>rt zu schulen ist wichtiges Anliegen <strong>de</strong>s Schulkonzepts, so dass die Kin<strong>de</strong>r<br />

in Projektarbeiten in selbstgewählten o<strong>de</strong>r in zugelosten Gruppen kooperieren.<br />

Die Klasse wur<strong>de</strong> an<strong>de</strong>rthalb Jahre vor <strong>de</strong>r Untersuchung beim Übergang in die dritte<br />

Klasse aus zwei Klassen zu einer Klasse zusammengefasst. Dies liegt daran, dass in<br />

<strong>de</strong>n ersten zwei Klassen Erst- <strong>und</strong> Zweitklässler zusammenlernen <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r dritten<br />

Klasse die Kin<strong>de</strong>r in entsprechen<strong>de</strong> Altersklassen eingeteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

17


Die Kin<strong>de</strong>r haben Erfahrung mit Befragungen, da sie ab <strong>de</strong>r dritten Klasse sich selbst<br />

mittels eines Fragebogens einschätzen müssen. In diesem wer<strong>de</strong>n ihre Sozialkompetenz<br />

<strong>und</strong> ihre Einstellung zur Schule abgefragt. Deshalb gestaltete sich die betreute<br />

schriftliche Befragung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Schulzeit unkompliziert.<br />

3.5. Das Untersuchungsinstrument<br />

Der <strong>von</strong> uns verwen<strong>de</strong>te Fragebogen 3 besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wer<strong>de</strong>n<br />

mit Hilfe <strong>von</strong> geschlossenen Fragen Standard<strong>de</strong>mographie <strong>und</strong> absolute Merkmale<br />

<strong>de</strong>r Schüler/innen abgefragt. Bei <strong>de</strong>r Formatierung sowie bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Itembatterien<br />

lag <strong>de</strong>r Schülerfragebogen <strong>de</strong>r Elementbefragung 4 als Orientierung vor.<br />

Teilweise wur<strong>de</strong>n Items direkt aus diesem Fragebogen übernommen, da diese als<br />

geeignet bef<strong>und</strong>en wur<strong>de</strong>n, die vorliegen<strong>de</strong>n Hypothesen zu untersuchen.<br />

Zur Erhebung <strong>de</strong>r absoluten Merkmale verwen<strong>de</strong>n wir drei Itembatterien mit folgen<strong>de</strong>n<br />

Themenbereichen: „Wohlbefin<strong>de</strong>n im Klassenverband“, „psychische Belastung<br />

durch die Schule“ <strong>und</strong> „Lernmotivation“. Für je<strong>de</strong> Frage sind jeweils vier Antwortkategorien<br />

vorgesehen. Durch eine gera<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r Antwortvorgaben soll verhin<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass sich zu viele Schüler/innen bei ihren Angaben auf die Mitte einpen<strong>de</strong>ln.<br />

Den zweiten Teil <strong>de</strong>s Fragebogens stellt <strong>de</strong>r Netzwerkteil dar, <strong>de</strong>r die <strong>Beziehungen</strong><br />

<strong>de</strong>r Schüler/innen in folgen<strong>de</strong>n Beziehungsdimensionen abfragt: „Beliebtheit“,<br />

„Spielen“, „Vertrauen“, „Fre<strong>und</strong>schaft“, „Zusammenarbeit“ sowie „Hilfe“.<br />

In einem geson<strong>de</strong>rten Fragebogen für die Lehrerin erheben wir <strong>de</strong>n Notendurchschnitt<br />

sowie die Leistungsstärke <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r.<br />

3<br />

Der gesamte Fragebogen befin<strong>de</strong>t sich zur genaueren Betrachtung im Anhang.<br />

4<br />

Element Schülerfragebogen: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend <strong>und</strong> Sport <strong>und</strong> HU Berlin (Insti-<br />

tut für Erziehungswissenschaften / Abteilung Empirische Bildungsforschung<br />

18


IV. Empirischer Teil<br />

4.1. Das Netzwerk- ein erster Überblick<br />

Das Netzwerk „Gr<strong>und</strong>schulklasse“ besteht aus 23 Proban<strong>de</strong>n im Alter zwischen 9<br />

<strong>und</strong> 11 Jahren, da<strong>von</strong> sind 12 Mädchen <strong>und</strong> 11 Jungen. 5<br />

Nach Einschätzung <strong>de</strong>r Klassenlehrerin sind sieben Kin<strong>de</strong>r in die oberste Leistungs-<br />

stufe einzuordnen, elf Kin<strong>de</strong>r in die mittlere <strong>und</strong> vier in die unterste. Auffällig hierbei<br />

ist, dass das oberste Leistungsdrittel nur aus Mädchen besteht, während im unteren<br />

Leistungsdrittel drei <strong>von</strong> vier Schülern männlich sind. Im mittleren Drittel befin<strong>de</strong>n<br />

sich acht Jungen sowie vier Mädchen.<br />

Insgesamt liegen zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen gemessenen Beziehungsdimensionen<br />

relativ hohe Korrelationen vor. 6 In fünf <strong>de</strong>r sechs <strong>von</strong> uns untersuchten Dimensionen<br />

(„Fre<strong>und</strong>schaft“, „Beliebtheit“, „Zusammenarbeit“, „Vertrauen“ <strong>und</strong> „Spielen“) gibt<br />

es kein Mitglied <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s, welches vollständig isoliert ist. Einzig im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Hilfeleistung erhält ein Schüler keine Hilfe. Trotz<strong>de</strong>m besteht in allen<br />

Dimensionen ein starkes Prestigegefälle (z. B. in <strong>de</strong>r Dimension <strong>de</strong>r reziproken<br />

Fre<strong>und</strong>schaftswahl <strong>von</strong> einer Wahl bis zu 14, bei eingegangenen Beliebtheitswahlen<br />

<strong>von</strong> einer Wahl bis zu 16). Die Dimension mit <strong>de</strong>r höchsten Dichte ist die <strong>de</strong>s Spielens<br />

mit 259 zu 506 möglichen Wahlen, d.h. einer Dichte <strong>von</strong> 0,512. Darauf folgt die<br />

Dimension <strong>de</strong>r Fre<strong>und</strong>schaft (Dichte 0,375), Beliebtheit <strong>und</strong> Ablehnung (0,293 <strong>und</strong><br />

0,278), Vertrauen <strong>und</strong> Zusammenarbeit (0,275 <strong>und</strong> 0,263) <strong>und</strong> als Dimension mit <strong>de</strong>r<br />

geringsten Dichte die Hilfeleistung (0,166).<br />

Wie bereits weiter oben erläutert, versuchen wir, <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r<br />

sozialen Eingeb<strong>und</strong>enheit sowie <strong>de</strong>r schulischen Leistung, <strong>de</strong>m Wohlbefin<strong>de</strong>n sowie<br />

<strong>de</strong>r psychischen Belastung einer Schülerin bzw. eines Schülers mit Hilfe einer Gesamtnetzwerkanalyse<br />

zu analysieren. Wir systematisieren unsere Analyse durch sieben<br />

Hypothesen, die im Folgen<strong>de</strong>n vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

5 Anzumerken bleibt hier, dass ein Junge die Befragung verweigerte, weshalb in unserem Datensatz<br />

23 Empfänger <strong>de</strong>r drei <strong>Beziehungen</strong> sind, jedoch nur 22 Sen<strong>de</strong>r.<br />

6<br />

Siehe Tabelle I.<br />

19


Die ersten vier Hypothesen untersuchen statistische Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen <strong>von</strong> uns erhobenen absoluten Merkmalen, wie z.B. Geschlecht o<strong>de</strong>r<br />

<strong>Schulleistung</strong>, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r über die Gesamtnetzwerkanalyse ermittelten sozialen Eingeb<strong>und</strong>enheit<br />

<strong>de</strong>r Akteure in <strong>de</strong>n Klassenverband.<br />

In einem zweiten Teil operationalisieren wir <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />

absoluten Merkmalen, wie z.B. <strong>de</strong>r psychischen Belastung durch <strong>de</strong>n Unterricht<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong>.<br />

Abschließend gehen wir auf einige zentrale Bef<strong>und</strong>e ein, die sich nicht direkt einer<br />

Hypothese zuordnen lassen, jedoch aus unserer Sicht <strong>von</strong> zentraler Be<strong>de</strong>utung für<br />

das Verständnis <strong>de</strong>s Zusammenhanges zwischen <strong>de</strong>n sozialen Strukturen im Gesamtnetzwerk<br />

„Klassenverband“ sowie <strong>de</strong>n individuellen Merkmalen <strong>de</strong>r Akteure sind.<br />

4.2. Hypothesen zum Netzwerkteil<br />

Hypothese 1<br />

„Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r getätigten Hilfeleistungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong> eines Kin<strong>de</strong>s.“<br />

Diese Hypothese besagt, dass ein/e Schüler/in <strong>de</strong>sto bessere Leistungen erbringt, je<br />

höher seine Bereitschaft ist, an<strong>de</strong>ren zu helfen. O<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs gesagt: Dass die Hilfsbereitschaft<br />

eines/er Schülers/in umso höher ist, je besser er/sie in <strong>de</strong>r Schule ist.<br />

Zur Operationalisierung <strong>de</strong>r Hypothese korrelieren wir die getätigten Hilfswahlen<br />

mit <strong>de</strong>m Notendurchschnitt. Hierbei ergibt sich für Pearsons r ein Wert <strong>von</strong> -0,302 7<br />

7 Der Zusammenhang ist mathematisch negativ, da bessere <strong>Schulleistung</strong>en sich in niedrigeren Noten<br />

ausdrücken.<br />

20


<strong>und</strong> für R-Quadrat ein Wert <strong>von</strong> 0,091. 8 Demnach lässt sich in Bezug auf unsere<br />

Hypothese nicht <strong>von</strong> einem Zusammenhang sprechen.<br />

Hypothese 2<br />

„Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r erhaltenen Wahlen<br />

in <strong>de</strong>r Dimension „Hilfe unter Fre<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong> eines Kin<strong>de</strong>s.“<br />

Diese Hypothese stützt sich auf die in <strong>de</strong>r Literatur (nach Krappmann <strong>und</strong> Oswald<br />

1983, nach Faulstich-Wieland 1995) vertretene Ansicht, dass beson<strong>de</strong>rs die Koopera-<br />

tion unter Fre<strong>und</strong>en/innen zu einer Verbesserung <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong>en führt.<br />

Netzwerkanalytisch lässt sich diese Hypothese operationalisieren, in<strong>de</strong>m man zu-<br />

nächst aus <strong>de</strong>n Dimensionen „Fre<strong>und</strong>schaft“ <strong>und</strong> „Hilfe“ <strong>de</strong>n zweidimensionalen<br />

Beziehungstyp „Hilfe unter Fre<strong>und</strong>en“ bil<strong>de</strong>t. An<strong>de</strong>rs gesagt: Eine Beziehung <strong>de</strong>s<br />

Typs „Hilfe unter Fre<strong>und</strong>en“ liegt immer dann vor, wenn sowohl eine Wahl in <strong>de</strong>r<br />

Dimension „Hilfe“ als auch in <strong>de</strong>r Dimension „Fre<strong>und</strong>schaft“ erfolgt.<br />

Da wir „Hilfe unter Fre<strong>und</strong>en“ als gerichteten Beziehungstyp klassifizieren, können<br />

wir sodann die Korrelation zwischen <strong>de</strong>m In<strong>de</strong>gree „Hilfe unter Fre<strong>und</strong>en“ <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

<strong>Schulleistung</strong> eines Akteurs bestimmen.<br />

Da R-Quadrat bei 0,05 liegt (Pearsons R bei –0,224), lässt sich aus <strong>de</strong>n Netzwerkdaten<br />

keine starke Auswirkung <strong>von</strong> „Hilfe unter Fre<strong>und</strong>en/innen“ auf die <strong>Schulleistung</strong><br />

ableiten.<br />

Die in <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Hypothesen formulierten Kausalzusammenhänge besitzen<br />

<strong>de</strong>mnach keine Erklärungskraft über <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r sozialen Eingeb<strong>und</strong>enheit<br />

eines Schülers <strong>und</strong> seinen <strong>Schulleistung</strong>en.<br />

8<br />

Der Wert <strong>von</strong> R-Quadrat gibt <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r Varianz <strong>de</strong>r abhängigen Variable an, <strong>de</strong>r durch die<br />

unabhängige Variable erklärt wird. Demnach lassen sich in diesem Fall 9,1 Prozent <strong>de</strong>r Varianz <strong>de</strong>s<br />

21


Ein gänzlich an<strong>de</strong>res Bild ergibt sich jedoch, wenn an<strong>de</strong>re Beziehungsdimensionen<br />

zur Erklärung <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong> herangezogen wer<strong>de</strong>n. So besitzt die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

erhaltenen Wahlen in <strong>de</strong>n Dimensionen „Fre<strong>und</strong>schaft“ (R-Quadrat = 0,561), „Beliebtheit“<br />

(R-Quadrat = 0,336), „Spielen“ (R-Quadrat = 0,590) <strong>und</strong> „Vertrauen“ (R-<br />

Quadrat = 0,416) eine große Erklärungskraft für <strong>de</strong>n Notendurchschnitt eines Akteurs.<br />

Diese Ergebnisse legen <strong>de</strong>n Schluss nahe, dass in erster Linie die soziale Eingeb<strong>und</strong>enheit<br />

in <strong>de</strong>n Klassenverband (gemessen über die Beziehungsdimensionen „Fre<strong>und</strong>schaft“,<br />

„Beliebtheit“, „Vertrauen“, „Spielen“) <strong>von</strong> Be<strong>de</strong>utung für die <strong>Schulleistung</strong><br />

ist <strong>und</strong> nicht so sehr die Zahl <strong>de</strong>r unterhaltenen Kooperationsbeziehungen („Hilfe<br />

unter Fre<strong>und</strong>en“, „Zusammenarbeit“).<br />

An diese Überlegungen anschließend lässt sich argumentieren, dass <strong>de</strong>r Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong> auf <strong>de</strong>r einen Seite <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Prestige in <strong>de</strong>r Dimension<br />

„Hilfe unter Fre<strong>und</strong>en“ sowie <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r reziproken <strong>Beziehungen</strong> in <strong>de</strong>r Dimension<br />

„Zusammenarbeit“ nur <strong>de</strong>shalb statistisch nicht zum Tragen kommt, da hier<br />

nicht die Zahl <strong>de</strong>r <strong>Beziehungen</strong>, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>ren Qualität <strong>von</strong> zentraler Be<strong>de</strong>utung ist.<br />

An<strong>de</strong>rs gesagt: Es kommt nicht auf die Zahl <strong>de</strong>r Kooperationspartner an, son<strong>de</strong>rn auf<br />

<strong>de</strong>ren schulische Leistung.<br />

Wir gehen folglich da<strong>von</strong> aus, dass sich die Unterstützung <strong>von</strong> leistungsstarken<br />

Schüler/innen wesentlich stärker auf die <strong>Schulleistung</strong> auswirkt als Hilfsleistungen<br />

<strong>von</strong> leistungsschwachen Schülern. Zur Plausibilisierung dieser Überlegung betrachten<br />

wir ausschließlich die reziproken Zusammenarbeitsbeziehungen, an <strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens<br />

eine Schülerin <strong>de</strong>s obersten Leistungsdrittels beteiligt ist. 9 Hierbei ergibt sich<br />

folgen<strong>de</strong>s Bild: Es gibt keine reziproken Zusammenarbeitsbeziehungen zwischen <strong>de</strong>n<br />

leistungsstärksten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n leistungsschwächsten Schüler/innen <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s.<br />

Die sieben leistungsstärksten Mädchen <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s kooperieren untereinan<strong>de</strong>r<br />

sowie mit drei Schülerinnen sowie einem Schüler aus <strong>de</strong>m mittleren Leistungsdrittel.<br />

Dies be<strong>de</strong>utet, dass am Netzwerk <strong>de</strong>r reziproken Zusammenarbeitsbe-<br />

Notendurchschnitts durch die Anzahl <strong>de</strong>r <strong>von</strong> einem Akteur durch Hilfsleistungen unterstützten Akteure<br />

erklären.<br />

9<br />

Wir betrachten nur Schülerinnen, da es keine Schüler im obersten Leistungsdrittel <strong>de</strong>r Klasse gibt.<br />

22


ziehungen <strong>de</strong>r leistungsstärksten Akteure elf Mädchen, jedoch nur ein Junge beteiligt<br />

sind. Die zwölf an<strong>de</strong>ren Schüler/innen <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s unterhalten keine rezip-<br />

roken Zusammenarbeitsbeziehungen mit <strong>de</strong>n leistungsstärksten Schülerinnen. Diese<br />

Segregation <strong>de</strong>r Klasse nach Leistungsgruppen drückt sich ebenfalls in <strong>de</strong>r hohen<br />

Korrelation zwischen Notendurchschnitt <strong>und</strong> „Kooperationsbeziehungen mit leis-<br />

tungsstarken Schülern“ (R-Quadrat = ,608; Pearsons R = -,78) sowie <strong>de</strong>r graphi-<br />

schen Darstellung <strong>de</strong>s Netzwerkes aus.<br />

Abbildung 3: Segregation <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s nach Leistungsgruppen<br />

Legen<strong>de</strong>: rot = oberes Leistungsdrittel; blau = mittleres Leistungsdrittel; schwarz = unteres Leistungsdrittel / M = Mädchen; J =<br />

Junge / eingezeichnete Relationen: reziproke Zusammenarbeit, an <strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens eine leistungsstarke Schülerin beteiligt ist.<br />

Hypothese 3<br />

„Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r erhaltenen Beliebt-<br />

heitswahlen <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Wohlbefin<strong>de</strong>n eines Schülers.“<br />

23


Diese Hypothese fußt auf <strong>de</strong>r Annahme, dass sich die soziale Anerkennung (Beliebtheit)<br />

durch die Bezugsgruppe positiv auf das seelische Befin<strong>de</strong>n eines/er Schülers/in<br />

auswirkt. Demnach müsste das seelische Befin<strong>de</strong>n ansteigen, je höher sein/ihr Prestige<br />

im Netzwerk <strong>de</strong>r Beliebtheit ist.<br />

Zur Erhebung <strong>de</strong>s psychischen Wohlbefin<strong>de</strong>ns eines/er Schülers/in verwen<strong>de</strong>n wir<br />

die bereits im Metho<strong>de</strong>nteil erläuterte Itembatterie. Nimmt man das arithmetische<br />

Mittel über alle Antwortmöglichkeiten ergibt sich <strong>de</strong>r Gesamtwert für das psychische<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>n (VAR3MEAN). Der Wert 1 be<strong>de</strong>utet dann ein geringes psychisches<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>n, während 4 für ein maximales psychische Wohlbefin<strong>de</strong>n steht.<br />

Die Beliebtheit erheben wir auf zweierlei Art: Zum einen lässt sich für je<strong>de</strong>n Akteur<br />

die Zahl <strong>de</strong>r erhaltenen Beliebtheitswahlen bestimmen; zum An<strong>de</strong>ren kann man zunächst<br />

das arithmetische Mittel <strong>de</strong>r Beliebtheitswahlen für je<strong>de</strong>s Geschlecht einzeln<br />

bestimmen, um sodann eine dichotome Variable (beliebt / unbeliebt) zu bil<strong>de</strong>n. „Beliebt“<br />

sind dieser Definition nach Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen, die eine höhere Zahl an<br />

Beliebtheitswahlen erhalten als <strong>de</strong>r Durchschnitt <strong>de</strong>sselben Geschlechts.<br />

Es ergeben sich damit zwei Möglichkeiten, die Hypothese zu testen. Das arithmetische<br />

Mittel über die Items <strong>de</strong>r Batterie „Wohlbefin<strong>de</strong>n“ bzw. einzelne Items <strong>de</strong>r Batterie<br />

lassen sich erstens mit <strong>de</strong>r dichotomisierten Beliebtheitsvariable korrelieren <strong>und</strong><br />

zweitens mit <strong>de</strong>m In<strong>de</strong>gree „Beliebtheit“. Dabei ergeben sich folgen<strong>de</strong> Korrelationen:<br />

Tabelle 1<br />

VAR3MEAN * Beliebtheit dichotomisiert an<br />

Hand <strong>de</strong>s arithmetischen Mittels <strong>de</strong>r Geschlechter<br />

VAR3e * Beliebtheit dichotomisiert an Hand<br />

arithmetischen Mittels <strong>de</strong>r Geschlechter<br />

Eta Eta-Quadrat<br />

0,176 0,031<br />

0,431 0,186<br />

VAR3MEAN: arithmetisches Mittel über alle Items <strong>de</strong>r Batterie „Wohlbefin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Klasse“; VAR3e: „Meine Mitschüler<br />

<strong>und</strong> Mitschülerinnen halten viel <strong>von</strong> mir“<br />

24


Tabelle 2<br />

Unabhängige Variable<br />

Abhängige Variablen In<strong>de</strong>gree Beliebtheit<br />

VAR3MEAN R-Quadrat<br />

VAR3c R-Quadrat<br />

Korrelation nach Pearson<br />

Korrelation nach Pearson<br />

VAR3MEAN: Wohlbefin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Klasse; VAR3c: „Mir wird in <strong>de</strong>r Klasse das Gefühl vermittelt, wichtig zu sein“<br />

0,24<br />

0,490<br />

0,408<br />

0,639<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine in Bezug auf die eigene Geschlechtsgruppe<br />

relativ geringe „Beliebtheit“ in geringem Maße auf das psychische Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

auswirkt. Hingegen ergibt sich ein sehr starker Zusammenhang zwischen Beliebtheit<br />

<strong>und</strong> Wohlbefin<strong>de</strong>n, wenn man die absolute Zahl an erhaltenen Beliebtheitswahlen zu<br />

Gr<strong>und</strong>e legt.<br />

Dies erklärt sich durch die insgesamt geringe Zahl <strong>von</strong> erhaltenen Beliebtheitswahlen<br />

bei Jungen (durchschnittlich 3,82 gegenüber 8,83 bei <strong>de</strong>n Mädchen) <strong>und</strong> das gleich-<br />

zeitig zu beobachten<strong>de</strong> geringere Wohlbefin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Jungen (das arithmetische Mittel<br />

über alle Items liegt bei <strong>de</strong>n Jungen bei 2,73 gegenüber 3,24 bei <strong>de</strong>n Mädchen). An-<br />

<strong>de</strong>rs gesagt: Die Jungen in unserer Untersuchungseinheit sind unbeliebter als die<br />

Mädchen <strong>und</strong> fühlen sich zugleich weniger wohl als ihre Klassenkameradinnen.<br />

Außer<strong>de</strong>m zeigen sich ein leichter Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r dichotomen Be-<br />

liebtheitsvariabel <strong>und</strong> VAR3e („Meine Mitschüler <strong>und</strong> Mitschülerinnen halten viel<br />

<strong>von</strong> mir“) sowie eine starke Korrelation zwischen <strong>de</strong>r absoluten Zahl <strong>de</strong>r Beliebt-<br />

heitswahlen <strong>und</strong> VAR3c („Mir wird in <strong>de</strong>r Klasse das Gefühl vermittelt, wichtig zu<br />

sein“).<br />

Bei<strong>de</strong> Korrelationen sprechen für eine relativ realistische Einschätzung <strong>de</strong>r eigenen<br />

sozialen Position im Klassenverband durch die Schüler/innen. Die Schüler/innen<br />

25


unserer Klasse scheinen <strong>de</strong>mnach zu erkennen <strong>und</strong> mitzuteilen, ob ihre Mitschü-<br />

ler/innen sie mögen o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Hypothese 4<br />

„Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r erhaltenen Be-<br />

liebtheits- bzw. Fre<strong>und</strong>schaftswahlen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r psychischen Belastung durch <strong>de</strong>n Un-<br />

terricht.“<br />

Hinter dieser Hypothese steht die Annahme, dass sich sowohl soziale Anerkennung<br />

(Beliebtheit) als auch soziale Integration (Fre<strong>und</strong>schaft) negativ auf die psychische<br />

Belastung durch <strong>de</strong>n Unterricht auswirken. An<strong>de</strong>rs gesagt: Je beliebter bzw. integ-<br />

rierter ein/e Schüler/in ist, <strong>de</strong>sto geringer ist die psychische Belastung durch <strong>de</strong>n Un-<br />

terricht.<br />

Die psychische Belastung durch <strong>de</strong>n Unterricht erheben wir mit <strong>de</strong>r im methodischen<br />

Teil bereits erwähnten Itembatterie. Bil<strong>de</strong>t man sodann das arithmetische Mittel über<br />

alle Antworten erhält man einen Gesamtwert für die psychische Belastung <strong>de</strong>s/<strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Schülers/innen durch <strong>de</strong>n Unterricht (VAR4MEAN). Die Skala <strong>de</strong>r mög-<br />

lichen Werte reicht sodann <strong>von</strong> 4 (sehr hohe psychische Belastung) bis 1 (keine psy-<br />

chische Belastung).<br />

Zur Messung <strong>de</strong>r sozialen Integration (Fre<strong>und</strong>schaftswahlen) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Anerkennung<br />

durch die Bezugsgruppe (Beliebtheit) bil<strong>de</strong>n wir auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Di-<br />

mensionen jeweils erhaltenen Wahlen zwei dichotome Variablen (beliebt / unbeliebt,<br />

integriert / nicht integriert). Zur Zuweisung <strong>de</strong>r Variablenwerte verwen<strong>de</strong>n wir wie-<br />

<strong>de</strong>rum das arithmetische Mittel <strong>de</strong>r jeweiligen Geschlechtsgruppe. Als „unbeliebt“<br />

gelten <strong>de</strong>mnach z.B. alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler, die weniger Beliebtheitswahlen<br />

erhalten haben als <strong>de</strong>r Durchschnitt ihrer Geschlechtsgruppe. 10<br />

10<br />

Das nach Geschlechtsgruppen getrennte Vorgehen rechtfertigt sich durch die hohe Differenz zwischen<br />

Jungen <strong>und</strong> Mädchen. Während Jungen eine durchschnittliche psychische Belastung <strong>von</strong> 2,36<br />

26


Für <strong>de</strong>n Hypothesentest korrelieren wir die bei<strong>de</strong>n dichotomen Variablen mit <strong>de</strong>m<br />

arithmetischen Mittel über die Itembatterie „psychische Belastung“ (VAR4MEAN)<br />

sowie einzelnen Items <strong>de</strong>r Batterie. Hierbei ergeben sich folgen<strong>de</strong> Korrelationen:<br />

Tabelle 3<br />

VAR4a * In<strong>de</strong>gree Fre<strong>und</strong>schaft nach arith. Mittel <strong>de</strong>r Ge-<br />

schlechter dichotomisiert<br />

VAR4d * In<strong>de</strong>gree Fre<strong>und</strong>schaft nach arith. Mittel <strong>de</strong>r Ge-<br />

schlechter dichotomisiert<br />

VAR4a: Angst vor Klassenarbeiten; VAR4d: Angst vor Hausaufgabenkontrolle<br />

Eta Eta-Quadrat<br />

,339 ,115<br />

,227 ,052<br />

In Bezug auf das arithmetische Mittel über die Itembatterie „psychische Belastung“<br />

lässt sich keine signifikante Korrelation mit <strong>de</strong>r sozialen Integration o<strong>de</strong>r Anerken-<br />

nung beobachten. Einzig zwischen <strong>de</strong>n Variablen VAR4a (Angst vor Klassenarbeiten)<br />

<strong>und</strong> VAR4d (Angst vor Hausaufgabenkontrolle) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r sozialen Integration<br />

durch Fre<strong>und</strong>schaften ergeben sich leichte Zusammenhänge. Die Variablen VAR4b<br />

(Sorgen um Versetzung) <strong>und</strong> VAR4c (Sorgen über Abschnei<strong>de</strong>n im Unterricht) korrelieren<br />

we<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r sozialen Integration noch mit <strong>de</strong>r sozialen Anerkennung.<br />

In einem zweiten Schritt verwen<strong>de</strong>n wir einen Vergleich <strong>de</strong>r Mittelwerte, um die<br />

Richtung <strong>de</strong>s Zusammenhanges zu ermitteln.<br />

aufweisen, liegt dieser Wert bei Mädchen lediglich bei 1,83. Diesen Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern<br />

bringt auch <strong>de</strong>r Zusammenhang zwischen Geschlecht <strong>und</strong> durchschnittlichem psychischen<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>n zum Ausdruck (Eta = 0,369). Ein ähnliches Bild ergibt sich bezüglich <strong>de</strong>r erhaltenen<br />

Fre<strong>und</strong>schafts- (10,58 bei Mädchen gegenüber 5,64 bei Jungen) <strong>und</strong> Beliebtheitswahlen 8,83 bei<br />

27


Tabelle 4<br />

In<strong>de</strong>gree Fre<strong>und</strong>schaft nach arith.<br />

Mittel <strong>de</strong>r Geschlechter dichotomisiert<br />

VAR4a VAR4d<br />

0 ( = relativ wenige Fre<strong>und</strong>e) Mittelwert 2,6667 1,7917<br />

N 12 12<br />

Standardabweichung ,9847 1,1172<br />

1 (= relativ viele Fre<strong>und</strong>e) Mittelwert 2,0000 2,3000<br />

N 10 10<br />

Standardabweichung ,9428 1,1595<br />

Insgesamt Mittelwert 2,3636 2,0227<br />

VAR4a: Angst vor Klassenarbeiten; VAR4d: Angst vor Hausaufgabenkontrolle<br />

N 22 22<br />

Standardabweichung 1,0022 1,1389<br />

Während Kin<strong>de</strong>r mit relativ vielen Fre<strong>und</strong>en zwar weniger Angst vor einer Klassenarbeit<br />

haben als Kin<strong>de</strong>r mit relativ wenigen Fre<strong>und</strong>en, verhält es sich mit <strong>de</strong>r Angst<br />

vor einer Hausaufgabenkontrolle umgekehrt.<br />

Wahrscheinlich hängt das positive Selbstwertgefühl <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r mit relativ vielen<br />

Fre<strong>und</strong>en <strong>von</strong> ihrem Auftreten im Klassenverband als gute <strong>und</strong> gewissenhafte Schüler/innen<br />

zusammen. Falls sie eine Hausaufgabe einmal nicht erledigt haben, so<br />

könnte dies ihren Ruf als gute Schüler/innen <strong>und</strong> somit ihre Stellung im Klassenverband<br />

beschädigen. Dahingegen haben die Kin<strong>de</strong>r mit relativ wenigen Fre<strong>und</strong>en<br />

Mädchen gegenüber 3,82 bei Jungen). Die Werte für Eta liegen hier bei 0,782 (erhaltene Fre<strong>und</strong>schaftswahlen)<br />

<strong>und</strong> 0,732 (erhaltene Beliebtheitswahlen).<br />

28


wahrscheinlich nicht so große Sorgen, schlecht dazustehen, da sie dies als ihrem ne-<br />

gativen Selbstbild entsprechend akzeptieren bzw. gewohnt sind. Klassenarbeiten<br />

hingegen sind langfristig vorher angekündigt <strong>und</strong> somit können sich Schüler/innen<br />

mit relativ vielen Fre<strong>und</strong>en darauf optimal vorbereiten.<br />

4.3. Hypothesen zu <strong>de</strong>n absoluten Merkmalen<br />

Hypothese 5<br />

„Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Wohlbefin<strong>de</strong>n eines Schülers<br />

im Klassenverband <strong>und</strong> seinen schulischen Leistungen.“<br />

Im Rahmen dieser Hypothese wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass die Schüler/innen eine<br />

bessere <strong>Schulleistung</strong> vorweisen, je wohler sie sich in <strong>de</strong>r Klasse fühlen o<strong>de</strong>r im<br />

Umkehrschluss schlecht in <strong>de</strong>r Schule sind, wenn sie sich nicht wohl fühlen.<br />

Das Konstrukt „Wohlbefin<strong>de</strong>n im Klassenverband“ wird mit Hilfe einer Itembatterie<br />

bestehend aus sechs geschlossenen Einzelfragen untersucht 11 . Beim Eingeben <strong>de</strong>r<br />

Daten wur<strong>de</strong> Antwort a) umkodiert, so dass auch bei ihr <strong>de</strong>r höchste Wert (4) ein<br />

positives Gefühl wi<strong>de</strong>rspiegelt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung dieser sowie <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Hypothesen wer<strong>de</strong>n die absoluten<br />

Merkmale durch eine bivariate Korrelation nach Pearson zum Schulerfolg in<br />

Bezug gesetzt. Die Anzahl N <strong>de</strong>r Befragten ist bei allen Berechnungen 22 (12 Mädchen<br />

<strong>und</strong> 10 Jungen). Als Schulerfolg wird wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r Notendurchschnitt herangezogen.<br />

11 Vgl. Frage 3 <strong>de</strong>s Fragebogens im Anhang.<br />

29


Tabelle 5<br />

Mittelwert zu<br />

Frage 3 (alle<br />

Schüler)<br />

Mittelwert zu<br />

Frage 3 (nur<br />

Mädchen)<br />

Mittelwert zu<br />

Frage 3 (nur<br />

Jungen)<br />

Notendurchschnitt R-Quadrat ,110 ,177 ,455<br />

Pearsons R -,332 -,421 ,657<br />

Wie aus <strong>de</strong>r Tabelle abzulesen ist, kann als Ergebnis zu allen Schüler/innen ein Zusammenhang<br />

<strong>von</strong> R-Quadrat = 0,110 errechnet wer<strong>de</strong>n, wobei Pearsons R bei –0,332<br />

liegt. Die positive Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Hypothese kann also bestätigt wer<strong>de</strong>n, wenngleich<br />

<strong>de</strong>r Zusammenhang nicht signifikant ist. Der Wert ist rein mathematisch negativ. Das<br />

liegt daran, dass <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>r Note sinkt, je besser sie ist. Der vermutete Zusammenhang,<br />

je höher das Wohlbefin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto besser die Note, wird <strong>de</strong>mnach übersetzt in:<br />

je höher das Wohlbefin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto niedriger <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Notendurchschnitts.<br />

Betrachtet man die Befragten jedoch nach Geschlecht getrennt, so ergeben sich gegenläufige<br />

Werte. Es ist festzustellen, dass bei <strong>de</strong>n Mädchen <strong>de</strong>r untersuchte Zusammenhang<br />

mit R-Quadrat = 0,177 (Pearsons R = –0,421) stärker ausfällt. Das<br />

heißt, dass bei <strong>de</strong>n Mädchen das Zusammenwirken, je höher das Wohlbefin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto<br />

besser die Note bzw. je besser die Note, <strong>de</strong>sto höher das Wohlbefin<strong>de</strong>n stärker<br />

zum Tragen kommt als in <strong>de</strong>r Gesamtgruppe.<br />

Bei <strong>de</strong>n Jungen dagegen ergibt sich ein erstaunlicher Zusammenhang <strong>von</strong> R-Quadrat<br />

= 0,455 (d.h. fast die Hälfte <strong>de</strong>r Variation <strong>de</strong>s Wohlbefin<strong>de</strong>ns kann durch die Variation<br />

<strong>de</strong>s Notendurchschnitts erklärt wer<strong>de</strong>n.). Eine Regressionsanalyse ergibt für<br />

Pearsons R einen Wert <strong>von</strong> 0,675. Das be<strong>de</strong>utet, dass sich für die Jungen folgen<strong>de</strong><br />

Aussage annehmen lässt: je schlechter die Note, <strong>de</strong>sto höher das Wohlbefin<strong>de</strong>n.<br />

Offensichtlich steht das hier abgefragte „Wohlbefin<strong>de</strong>n im Klassenverband“ bei <strong>de</strong>n<br />

Mädchen in einem zu berücksichtigen<strong>de</strong>n Zusammenhang bezüglich ihrer <strong>Schulleistung</strong>.<br />

Das Ergebnis bei <strong>de</strong>n Jungen lässt eventuell darauf schließen, dass sich bei ihnen<br />

eine Einstellung in Richtung „gute Noten machen mich zum Streber <strong>und</strong> damit<br />

30


unbeliebt“ manifestiert hat, die vermutlich <strong>von</strong> einem entsprechen<strong>de</strong>n Druck <strong>de</strong>r<br />

Primärgruppe erzeugt beziehungsweise bestärkt wur<strong>de</strong>.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die gewonnenen Ergebnisse könnte sein, dass Mädchen in<br />

diesem Alter offener mit <strong>de</strong>rart ihrer seelischen Verfassung betreffen<strong>de</strong>n Themen<br />

umgehen. Die Jungen neigen in diesem Alter mehr zum Gegenteil, da sie sich bezüglich<br />

solcher Themen vermehrt verschließen. (vgl. Jungwirth 1997, S.70)<br />

An diesen Ergebnissen lässt sich in beson<strong>de</strong>rs beeindrucken<strong>de</strong>r Weise zeigen, dass<br />

eine getrennte Betrachtung <strong>de</strong>r Daten nach Geschlecht für diese Studie beson<strong>de</strong>rs<br />

aufschlussreich ist. Betrachtet man alle Schüler/innen gemeinsam, kommt man teilweise<br />

zu irreführen<strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>und</strong> Aussagen, da sie sich nicht nur in <strong>de</strong>r Stärke,<br />

son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s Zusammenhangs nicht auf bei<strong>de</strong> Geschlechter<br />

übertragen lassen.<br />

Hypothese 6<br />

„Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r psychischen Belastung durch<br />

<strong>de</strong>n Unterricht <strong>und</strong> <strong>de</strong>n schulischen Leistungen eines Kin<strong>de</strong>s“<br />

Bei dieser Hypothese wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass Kin<strong>de</strong>r, die sich durch die Schule,<br />

<strong>de</strong>n Unterricht o<strong>de</strong>r die Lehrkraft in irgen<strong>de</strong>iner Weise psychisch belastet fühlen,<br />

es schwerer haben, gute schulische Leistungen zu erzielen.<br />

Durch die psychische Beeinträchtigung wer<strong>de</strong>n sie unsicher <strong>und</strong> ängstlich, wodurch<br />

ihnen das nötige Selbstbewusstsein fehlt, selber an ihre Fähigkeiten zu glauben <strong>und</strong><br />

sie so optimal einzusetzen <strong>und</strong> auszubauen.<br />

Das Konstrukt „psychische Belastung durch <strong>de</strong>n Unterricht“ wird anhand <strong>von</strong> vier<br />

Einzelfragen 12 abgefragt, die wie<strong>de</strong>rum stark an <strong>de</strong>n Elementfragebogen angelehnt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

12 vgl. Frage 4 <strong>de</strong>s Fragebogens imAnhang<br />

31


Tabelle 6<br />

Mittelwert zu<br />

Frage 4<br />

(alle Schüler)<br />

Mittelwert zu<br />

Frage 4 (Mäd-<br />

chen)<br />

Mittelwert zu<br />

Frage 4<br />

(Jungen)<br />

Notendurchschnitt R-Quadrat ,234 ,360 ,000<br />

Pearsons R ,484 ,600 ,009<br />

Wie aus <strong>de</strong>r Tabelle zu ersehen ist, kann die Hypothese bestätigt wer<strong>de</strong>n, jedoch<br />

wie<strong>de</strong>rum nur für die Mädchen. Es ergibt sich ein <strong>de</strong>utlicher Zusammenhang bezüg-<br />

lich <strong>de</strong>r Aussage: je schlechter die Noten <strong>de</strong>r Mädchen, <strong>de</strong>sto höher ist <strong>de</strong>ren psychi-<br />

sche Belastung.<br />

Bei <strong>de</strong>n Jungen dagegen errechnet sich kein Zusammenhang. Das heißt, dass die<br />

psychische Belastung durch <strong>de</strong>n Unterricht bei <strong>de</strong>n Jungen keinerlei Einfluss darauf<br />

hat, ob sie eine gute o<strong>de</strong>r schlechte <strong>Schulleistung</strong> abliefern. Die bei<strong>de</strong>n Konstrukte<br />

„psychische Belastung“ <strong>und</strong> „<strong>Schulleistung</strong>“ sind für die Jungen unabhängig <strong>von</strong>ein-<br />

an<strong>de</strong>r.<br />

Die Ergebnisse können wie<strong>de</strong>rum durch zwei mögliche Tatsachen erklärt wer<strong>de</strong>n.<br />

Entwe<strong>de</strong>r durch die „Dickhäutigkeit“ <strong>de</strong>r Jungen bezüglich dieses psychischen<br />

Drucks o<strong>de</strong>r aber durch die größere Offenheit <strong>de</strong>r Mädchen, zu diesen Sorgen <strong>und</strong><br />

Ängsten bereitwilliger Auskunft zu geben.<br />

32


Hypothese 7<br />

„Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Motivation eines Schülers für<br />

die Schule <strong>und</strong> seinen schulischen Leistungen.“<br />

Zur Überprüfung dieser Hypothese wer<strong>de</strong>n in einer Itembatterie vier verschie<strong>de</strong>ne<br />

Arten <strong>von</strong> Motivation <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Schüler/innen abgefragt 13 .<br />

Da es sich um gr<strong>und</strong>sätzlich verschie<strong>de</strong>ne Motivationsdimensionen han<strong>de</strong>lt, wer<strong>de</strong>n<br />

sie einzeln zum Notendurchschnitt <strong>de</strong>r Schüler/innen in Bezug gesetzt.<br />

Bei <strong>de</strong>n Berechnungen ergeben sich hier kaum nennenswerte Ergebnisse, auch nicht<br />

bei <strong>de</strong>r getrennten Betrachtung nach <strong>de</strong>m Geschlecht. Die schulischen Leistungen <strong>de</strong>r<br />

Schüler/innen sind nach unseren Ergebnissen offensichtlich unabhängig <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Art<br />

<strong>de</strong>r Motivation, mit <strong>de</strong>r die Schüler/innen in die Schule kommen.<br />

Lediglich zwei Einzelergebnisse können benannt wer<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> ergeben sich bei <strong>de</strong>r<br />

Betrachtung <strong>de</strong>r Jungen.<br />

Tabelle 7: Einzelergebnisse zu Hypothese 7 (nur Jungen)<br />

Notendurchschnitt<br />

„Mir ist es wichtig,<br />

gute Noten zu haben“<br />

„Ich freue mich, im Unterricht<br />

Neues zu lernen“<br />

R-Quadrat ,276 ,365<br />

Pearsons R ,525 -,604<br />

13<br />

Es interessieren die Motivationsfacetten: „Mir ist es wichtig, gute Noten zu haben.“; „Ich freue<br />

mich im Unterricht, Neues zu lernen.“; „Mir ist es wichtig, zu <strong>de</strong>n guten Schülern zu gehören.“; „Ich<br />

gehe nur in die Schule, um meine Fre<strong>und</strong>e zu treffen.“<br />

33


Aus diesen Ergebnissen lassen sich zwei Aussagen bezüglich <strong>de</strong>r Jungen formulie-<br />

ren. Zum einen: je schlechter <strong>de</strong>ren Note, <strong>de</strong>sto wichtiger ist es ihnen, gute Noten zu<br />

haben. Dieses Ergebnis wi<strong>de</strong>rlegt unsere Hypothese, dass sich bei einer höheren Mo-<br />

tivation auch die <strong>Schulleistung</strong> verbessern müsste. Wobei dieser Zusammenhang<br />

durchaus logisch erscheint, da es einem/er Schüler/in mit schlechten Noten aus seiner<br />

Wahrnehmung beson<strong>de</strong>rs wichtig ist, gute Noten zu haben.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren ergibt sich: je mehr sich die Jungen darauf freuen, im Unterricht Neues<br />

zu lernen, <strong>de</strong>sto besser ist <strong>de</strong>ren schulische Leistung. Hier kann <strong>von</strong> einer, wenn auch<br />

schwachen Bestätigung unserer Hypothese gesprochen wer<strong>de</strong>n. Je höher <strong>de</strong>mnach<br />

die Motivation, <strong>de</strong>sto besser die Note bzw. je besser die Note, <strong>de</strong>sto höher die Motivation.<br />

Zusammenfassend kann man bezüglich <strong>de</strong>r Ergebnisse zu <strong>de</strong>n drei Hypothesen, die<br />

die absoluten Merkmale <strong>de</strong>r Schüler/innen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Notendurchschnitt betreffen,<br />

folgen<strong>de</strong> Aussagen treffen:<br />

Bei <strong>de</strong>n Mädchen wirken sich auf die schulische Leistung ten<strong>de</strong>nziell Faktoren aus,<br />

die sich im Bereich <strong>de</strong>r seelischen o<strong>de</strong>r psychischen Befindlichkeit ansie<strong>de</strong>ln lassen.<br />

Das wür<strong>de</strong> auch die These bestätigen, dass Mädchen hinsichtlich dieser Thematik<br />

sensibler <strong>und</strong> empfindsamer sind als Jungen. Bei <strong>de</strong>n Jungen wirken sich eher ein<strong>de</strong>utig<br />

greifbarere Faktoren wie die genannten Motivationsfaktoren auf die <strong>Schulleistung</strong><br />

aus.<br />

Eine mögliche Erklärung <strong>de</strong>s genannten Geschlechterunterschie<strong>de</strong>s hinsichtlich aller<br />

Ergebnisse ist möglicherweise die bereits genannte Offenheit, mit <strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>n<br />

Geschlechter auf bestimmte Themen reagieren <strong>und</strong> Angaben dazu machen.<br />

Die Trennung nach Geschlechtern kann anhand <strong>de</strong>r psychosexuellen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n lerntheoretischen Einflüssen begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Entsprechend <strong>de</strong>r psychosexuellen<br />

Entwicklung schließen sich Kin<strong>de</strong>r in diesem Alter zu geschlechtshomogenen<br />

Gruppen zusammen, was besagt, dass ihr Interaktionsfeld, wenn es auf freiwilliger<br />

Basis beruht, vorrangig aus gleichgeschlechtlichen Kin<strong>de</strong>rn besteht. Es wird das<br />

eigene Geschlecht <strong>von</strong> <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren abgegrenzt <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>m Vorleben <strong>de</strong>s Elternhauses<br />

konstruiert. Daraus ergeben sich ähnliche Verhaltens- <strong>und</strong> Einstellungsmerkmale<br />

innerhalb <strong>de</strong>r gleichgeschlechtlichen Gruppen.<br />

34


4.4. Weitere netzwerkanalytische Beobachtungen <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulklasse<br />

Aus <strong>de</strong>n weiter oben erläuterten Differenzen zwischen Jungen <strong>und</strong> Mädchen er-<br />

scheint uns eine weitere Analyse <strong>de</strong>s Netzwerkes in Hinblick auf Geschlechtsdiffe-<br />

renzen fruchtbar.<br />

Zunächst betrachten wir das unterschiedliche Ausmaß an reziproken Fre<strong>und</strong>schafts-<br />

beziehungen:<br />

Abbildung 3: Reziproke Fre<strong>und</strong>schaften<br />

Jungen= blau (23 hat Antwort verweigert), Mädchen= rot<br />

Zwei Aspekte sind hier zentral: Erstens sind nahezu alle reziproken Fre<strong>und</strong>schaftsbe-<br />

ziehungen zwischen Angehörigen <strong>de</strong>sselben Geschlechts. 14 Zweitens unterhalten<br />

14 Son<strong>de</strong>rfall ist hier ein Junge (Nr. 7), <strong>de</strong>r ausschließlich zwei reziproke Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen<br />

mit Mädchen unterhält.<br />

35


Jungen eine wesentlich geringere Zahl <strong>von</strong> reziproken Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen als<br />

Mädchen. 15 So ergibt sich bei einer getrennten Berechnung <strong>de</strong>r Dichte nach ge-<br />

schlechtshomogenen Gruppen 16 für das Mädchennetzwerk eine Dichte <strong>von</strong> 0,84 <strong>und</strong><br />

für das <strong>de</strong>r Jungen <strong>von</strong> 0,27.<br />

Zentralstes Mitglied <strong>de</strong>s gesamten wie <strong>de</strong>s Mädchennetzwerks ist das Mädchen mit<br />

<strong>de</strong>r Nr. 4. Die Jungen Nr. 10 <strong>und</strong> Nr. 18 stellen cutpoints im Netzwerk dar, d.h. wenn<br />

sie nicht existierten, wären einige Jungen vom gesamten Netzwerk isoliert. Beson-<br />

<strong>de</strong>rs hervorzuheben ist, dass bei <strong>de</strong>n Jungen im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Mädchen ein viel<br />

geringerer Prozentsatz <strong>von</strong> Fre<strong>und</strong>schaftswahlen erwi<strong>de</strong>rt wird.<br />

Tabelle 8: Erwi<strong>de</strong>rte Fre<strong>und</strong>schaften in Prozent<br />

Geschlecht Mittelwert N<br />

Mädchen 89,01 12<br />

Jungen 52,21 10<br />

Insgesamt 72,28 22<br />

Tabelle 9: Zusammenhang zwischen Geschlecht <strong>und</strong> erwi<strong>de</strong>rten Fre<strong>und</strong>schaften<br />

Erwi<strong>de</strong>rte Fre<strong>und</strong>schaften * Geschlecht<br />

Eta Eta-Quadrat<br />

,695 ,483<br />

15<br />

Jungen unterhalten im Durchschnitt 2,45 reziproke Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen, Mädchen.<br />

16<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass man die Anzahl <strong>de</strong>r gleichgeschlechtlichen Klassenkamera<strong>de</strong>n zum Quadrat<br />

abzüglich <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r gleichgeschlechtlichen Klassenkamera<strong>de</strong>n als mögliche Anzahl <strong>de</strong>r reziproken<br />

Fre<strong>und</strong>schaften festlegt <strong>und</strong> nur gleichgeschlechtliche Wahlen in die Rechnung einfügt.<br />

36


In <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>von</strong> Kern <strong>und</strong> Peripherie <strong>de</strong>r Dimension „reziproke Fre<strong>und</strong>-<br />

schaften“ ergibt sich somit auch, dass die Mädchen geschlossen <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s Netzwerks<br />

„Gr<strong>und</strong>schulklasse“ bil<strong>de</strong>n, während die Jungen die Peripherie darstellen. 17<br />

Die Dimension mit <strong>de</strong>m geringsten Einfluss <strong>de</strong>s Geschlechts auf die Ausbildung <strong>de</strong>r<br />

<strong>Beziehungen</strong> ist die <strong>de</strong>s Spielens, bei <strong>de</strong>r nur 66 % <strong>de</strong>r Wahlen gleichgeschlechtlich<br />

sind. Die Dimensionen mit <strong>de</strong>m größten Einfluss <strong>de</strong>s Geschlechts auf die Ausbildung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Beziehungen</strong> sind die Zusammenarbeit mit 90% <strong>de</strong>r gleichgeschlechtlichen Wahlen<br />

<strong>und</strong> die reziproken Fre<strong>und</strong>schaftswahlen mit 88%. Dies <strong>de</strong>utet aus unserer Sicht<br />

darauf hin, dass die Kin<strong>de</strong>r sich zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Untersuchung in einem Übergangsstadium<br />

bef<strong>und</strong>en haben, in welchem sie das an<strong>de</strong>re Geschlecht schon interessant<br />

<strong>und</strong> beobachtenswert fin<strong>de</strong>n, man spielerisch miteinan<strong>de</strong>r umgeht, sich jedoch<br />

Fre<strong>und</strong>schaften, Kooperations- <strong>und</strong> Vertrauensbeziehungen gleichgeschlechtlich<br />

gestalten. Gleichzeitig ist die Ablehnung in <strong>de</strong>r Klasse fast durchweg auf das an<strong>de</strong>re<br />

Geschlecht bezogen.<br />

Bezüglich <strong>de</strong>r Hypothese, dass Jungen zu größeren Fre<strong>und</strong>schaftsgeflechten <strong>und</strong><br />

größeren Spielnetzwerken neigen als die Mädchen, lässt sich aus unseren Daten wi<strong>de</strong>rsprüchliches<br />

zur Literaturlage folgern. So ist die durchschnittliche Anzahl <strong>de</strong>r<br />

reziproken Fre<strong>und</strong>schaften bei <strong>de</strong>n Mädchen be<strong>de</strong>utend größer als die <strong>de</strong>r Jungen (im<br />

Mittelwert 9,25 reziproke Fre<strong>und</strong>schaften im Vergleich zu 2,45 reziproken Fre<strong>und</strong>schaften<br />

bei <strong>de</strong>n Jungen). Die durchschnittlich eingegangenen Wahlen für das Spielen<br />

sind bei <strong>de</strong>n Mädchen um 40 % höher als bei <strong>de</strong>n Jungen (13,08 Wahlen zu 9,27<br />

Wahlen). Selbstverständlich muss man bei diesem Ergebnis die fehlen<strong>de</strong>n Wahlen<br />

<strong>de</strong>s Jungen 23 einrechnen. Es bleibt jedoch ein signifikanter Unterschied.<br />

17 Siehe Tabelle VIII.<br />

37


Abbildung 4: Spielbeziehungen (reziprok)<br />

Legen<strong>de</strong>: Mädchen = 1.0; Jungen = 2.0 / oberes Leistungsdrittel = rot; mittleres Leistungsdrittel = blau; unteres Leistungsdrittel<br />

= schwarz<br />

Wenn man die Verteilung <strong>de</strong>r Wahlen nach Geschlecht betrachtet, erhält man weitere<br />

interessante Aussagen bezüglich <strong>de</strong>s Verhältnisses <strong>de</strong>r Jungen <strong>und</strong> Mädchen zuein-<br />

an<strong>de</strong>r <strong>und</strong> untereinan<strong>de</strong>r. Während bei <strong>de</strong>n Mädchen 10% (sechs Wahlen) <strong>de</strong>r Ab-<br />

lehnung auf das gleiche Geschlecht entfällt, sind es bei <strong>de</strong>n Jungen 21% (17 Wah-<br />

len). 18<br />

Bei <strong>de</strong>r Beliebtheit zeigt sich ein umgekehrtes Bild: während 7% <strong>de</strong>r Wahlen <strong>de</strong>r<br />

Mädchen auf die Jungen entfallen (sieben Wahlen), entfallen 23% <strong>de</strong>r Wahlen <strong>de</strong>r<br />

Jungen auf die Mädchen (elf Wahlen). Daraus kann man schlussfolgern, dass erstens<br />

die Mädchen als Gruppe eine homogenere Einheit bil<strong>de</strong>n <strong>und</strong> zweitens im gesamten<br />

Klassenverband ein generell höheres Ansehen genießen als die Jungen.<br />

Dieser Trend setzt sich bei <strong>de</strong>n Fre<strong>und</strong>schaftswahlen fort, bei <strong>de</strong>nen prozentual <strong>und</strong><br />

numerisch mehr Fre<strong>und</strong>schaftswahlen <strong>von</strong> Jungen (12 Wahlen beziehungsweise<br />

18 siehe Tabelle VI.<br />

38


18,75%) auf Mädchen entfallen als an<strong>de</strong>rsherum (zehn Wahlen beziehungsweise<br />

8%).<br />

Die Mädchen sind gegenüber <strong>de</strong>n Jungen weitaus hilfsbereiter (29% <strong>de</strong>r Hilfeleis-<br />

tungen bzw. 16 Wahlen <strong>de</strong>r Mädchen entfallen auf Jungen) als an<strong>de</strong>rsherum (17%<br />

bzw. fünf Wahlen).<br />

Sie stellen für die Jungen numerisch <strong>und</strong> vor allen Dingen prozentual weitaus wichtigere<br />

Spielpartner dar als an<strong>de</strong>rsherum (41 Wahlen bzw. 27% <strong>de</strong>r Wahlen in <strong>de</strong>r<br />

Dimension „Spielen“ <strong>de</strong>r Mädchen <strong>und</strong> 47 Wahlen bzw. 43,5% <strong>de</strong>r Jungen entfallen<br />

auf das an<strong>de</strong>re Geschlecht).<br />

In <strong>de</strong>r Dimension „Vertrauen“ zeigt sich wie<strong>de</strong>rum die größere Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Mädchen<br />

für die Jungen als an<strong>de</strong>rsherum. Während 15 Wahlen <strong>de</strong>r Jungen (28,85%) auf<br />

die Mädchen entfallen, sind es nur zwei Wahlen (2,2%) <strong>de</strong>r Mädchen, die auf Jungen<br />

entfallen.<br />

Zusammenfassung:<br />

1. Fre<strong>und</strong>schafts- <strong>und</strong> Kooperationsbeziehungen in <strong>de</strong>r Klasse sind fast ausschließlich<br />

gleichgeschlechtlich. Nur 7,25% <strong>de</strong>r 64 reziproken Fre<strong>und</strong>schafsbeziehungen<br />

sind zwischen Jungen <strong>und</strong> Mädchen. Insgesamt haben nur sechs<br />

<strong>von</strong> 22 Kin<strong>de</strong>rn Fre<strong>und</strong>schaften mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Geschlecht.<br />

2. Die Mädchen haben in allen Dimensionen weitaus stärker ausgeprägte Netzwerke<br />

mit einer höheren Dichte als die Jungen <strong>und</strong> können somit auf weitaus<br />

mehr Interaktionspartner im fre<strong>und</strong>schaftlichen <strong>und</strong> spielerischen Rahmen zurückgreifen.<br />

3. Die Jungen stehen einan<strong>de</strong>r ablehnen<strong>de</strong>r gegenüber als die Mädchen <strong>und</strong> generell<br />

ist ihr soziales Gefüge, z. B. bei <strong>de</strong>n Fre<strong>und</strong>schaften, noch nicht so klar<br />

festgelegt wie bei <strong>de</strong>n Mädchen (siehe unterschiedliche Quoten <strong>de</strong>r Erwi<strong>de</strong>rung<br />

einer Fre<strong>und</strong>schaft Tab.8). Die Mädchen sind vor allen Dingen auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r strukturellen Schwäche <strong>de</strong>r Netzwerke <strong>de</strong>r Jungen für das an<strong>de</strong>re<br />

Geschlecht be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>re Interaktionspartner als die Jungen für die Mädchen.<br />

Offensichtlich ist auch die Sozialkompetenz <strong>und</strong> die Vertrauenswürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r Schülerinnen stärker ausgeprägt. Dies kann man aus <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r<br />

39


ei<strong>de</strong>n Gruppen in <strong>de</strong>r Vertrauens- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Beliebtheitsdimension ableiten.<br />

Weiterhin liegt die Vermutung nahe, dass auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r stärkeren Integration<br />

<strong>de</strong>r Mädchen in <strong>de</strong>n Klassenverband, sie mehr Gelegenheit zum Erlernen <strong>de</strong>r<br />

sozialen Kompetenz haben.<br />

4. Von 16 “1-Cliquen” sind elf reine Mädchen- <strong>und</strong> drei reine Jungencliquen.<br />

Nur zwei Cliquen sind gemischtgeschlechtlich. Dieses Übergewicht <strong>de</strong>r Mäd-<br />

chencliquen illustriert nochmals eindrucksvoll die stärkere Verbindung <strong>de</strong>r<br />

Mädchen untereinan<strong>de</strong>r.<br />

5. Es gibt wenige Hilfsleistungen zwischen <strong>de</strong>n leistungsstärksten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n leis-<br />

tungsschwächsten Schülern. Insgesamt drei <strong>von</strong> dreißig Hilfeleistungen <strong>de</strong>r<br />

starken Schüler entfallen auf das schwächste Drittel. Im Bereich <strong>de</strong>r rezipro-<br />

ken Zusammenarbeit gibt es überhaupt keine Zusammenarbeit zwischen leis-<br />

tungsstarken <strong>und</strong> leistungsschwachen Schülern. Gleichzeitig gibt es einen<br />

starken Kooperationszusammenhang zwischen 11 <strong>de</strong>r 12 Mädchen.<br />

Resümee: Die sozialen <strong>Beziehungen</strong> in <strong>de</strong>r Klasse verlaufen entlang <strong>de</strong>r Grenzen<br />

Geschlecht <strong>und</strong> <strong>Schulleistung</strong> (siehe Abbildung 5).<br />

Abbildung 5: Reziproke Zusammenarbeitsbeziehungen zwischen <strong>de</strong>n Schülern<br />

Rot = erstes Drittel; Blau = zweites Drittel; Schwarz = drittes Drittel / Zu beachten: Die Schüler, die mit <strong>de</strong>n leistungsstärksten<br />

Schülerinnen in Kontakt sind, sind bis auf einen Schüler (7) Mädchen.<br />

40


V. Schluss<br />

Das Forschungsinteresse unserer Untersuchung war die Erhellung <strong>de</strong>s Zusammen-<br />

hangs <strong>von</strong> sozialer Integration in einer Gr<strong>und</strong>schulklasse <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong> <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r. Das Beson<strong>de</strong>re unserer Studie ist <strong>de</strong>r Versuch, zunächst mittels einer Gesamtnetzwerkanalyse<br />

mehr über die Sozialstruktur herauszufin<strong>de</strong>n, um diese sodann<br />

mit <strong>de</strong>n absoluten Merkmalen <strong>de</strong>r Schüler/innen in Verbindung zu setzen. Es bestätigt<br />

sich eindrucksvoll die in <strong>de</strong>r Literatur angenommene Trennung <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>schulklasse<br />

nach <strong>de</strong>m Geschlecht, sowohl in <strong>de</strong>n untersuchten Dimensionen <strong>de</strong>s Netzwerks<br />

als auch in <strong>de</strong>n Einstellungen <strong>und</strong> <strong>Schulleistung</strong>en <strong>de</strong>r Schüler/innen.<br />

Wir gehen da<strong>von</strong> aus, dass sich diese Strukturbildung durch gesellschaftliche Vorprägungen<br />

in Bezug auf das Geschlecht (gen<strong>de</strong>r) sowie durch gruppendynamische<br />

Prozesse sowie <strong>von</strong> einem Wechselspiel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n erklärt.<br />

Die erstaunlichste Abweichung im Geschlechtervergleich im Bereich <strong>de</strong>r absoluten<br />

Merkmale ist das Verhältnis <strong>von</strong> persönlichem Wohlbefin<strong>de</strong>n zu schulischen Leistungen.<br />

Während die Mädchen sich durch gute Noten besser fühlen, besteht bei <strong>de</strong>n<br />

Jungen ein starker Zusammenhang in umgekehrter Richtung. Um dieses Wohlfühlen<br />

in <strong>de</strong>r Klasse, das durch schlechte Noten hervorgerufen wird, zu erklären, vermuten<br />

wir, dass das Leitbild <strong>de</strong>s „Rowdys“, <strong>de</strong>s „Rebells“ <strong>und</strong> die Einstellung <strong>de</strong>r „Coolness“<br />

19 unter <strong>de</strong>n Jungen stark verbreitet ist, so dass Jungen mit guten Noten stigmatisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese Stigmatisierung könnte bei leistungsstarken Jungen zu einem<br />

geringeren Wohlbefin<strong>de</strong>n führen.<br />

Dieses Ergebnis schließt sich an die Debatte um die „Jungenkatastrophe“ (siehe<br />

Thimm, Angeknackste Hel<strong>de</strong>n. In: Der Spiegel. Nr. 21/17.05.04.) an, in <strong>de</strong>nen das<br />

vermehrt schlechte Abschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r männlichen Schüler mit einer Verunsicherung<br />

über das Konzept <strong>de</strong>r eigenen Männlichkeit erklärt wird. Diese Verunsicherung zeigt<br />

sich für uns ebenfalls darin, dass sich zwar Jungen mit schlechten Leistungen besser<br />

19 „Coolness“ hier verstan<strong>de</strong>n als gezeigte Unbeeindrucktheit gegenüber Autoritäten <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren An-<br />

sprüchen, in unserem Falle <strong>de</strong>r Lehrer <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Noten<br />

41


fühlen, jedoch an<strong>de</strong>rerseits durch schlechte Noten eher motiviert wer<strong>de</strong>n, gute Noten<br />

zu haben. Um diese Vermutungen zu erhärten, bedarf es aus unserer Sicht teilneh-<br />

men<strong>de</strong>r Beobachtung <strong>und</strong> qualitativer Interviews.<br />

Aus netzwerkanalytischer Sicht ist <strong>de</strong>r Unterschied zwischen Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />

hinsichtlich ihrer <strong>Beziehungen</strong> im Netzwerk „Gr<strong>und</strong>schulklasse“ in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>-<br />

nen Dimensionen <strong>von</strong> frappieren<strong>de</strong>r Deutlichkeit. Während die <strong>Beziehungen</strong> <strong>de</strong>r<br />

Mädchen eine hohe Dichte aufweisen <strong>und</strong> Mädchen damit auf viele verschie<strong>de</strong>ne<br />

Interaktionspartner zurückgreifen können, haben die Jungen weitaus schwächer ausgeprägte<br />

<strong>Beziehungen</strong>. Gleichzeitig ist auffällig, dass die Mädchen die Gruppe <strong>de</strong>r<br />

Leistungsstärksten komplett allein stellen <strong>und</strong> generell eine signifikant bessere<br />

<strong>Schulleistung</strong> aufweisen.<br />

Weiterhin scheint das Argument ausschlaggebend zu sein, dass Kin<strong>de</strong>r, die sich in<br />

einem Umfeld dichter <strong>Beziehungen</strong> befin<strong>de</strong>n, die Fre<strong>und</strong>e haben <strong>und</strong> somit sozial<br />

integriert sind, eher <strong>de</strong>n „Kopf frei“ haben <strong>und</strong> so befreiter lernen können. Dies dürfte<br />

für die Mädchen zutreffen. Bei <strong>de</strong>n Jungen hingegen scheint sich die Unsicherheit<br />

<strong>de</strong>s sozialen Gefüges <strong>und</strong> die geringe Dichte <strong>de</strong>r Netzwerke negativ auf die <strong>Schulleistung</strong><br />

auszuwirken.<br />

Als ein weiteres Ergebnis unserer Studie bleibt festzuhalten, dass in unserer Untersuchungseinheit<br />

die Intensität <strong>de</strong>r sozialen Interaktionen, die nicht spezifisch auf <strong>de</strong>n<br />

Unterricht bezogen sind, für die <strong>Schulleistung</strong>en <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>von</strong> ebenfalls großer<br />

Be<strong>de</strong>utung sind. Dieses Ergebnis verweist auf <strong>de</strong>n hohen individuellen <strong>und</strong> außerschulischen<br />

Zeitanteil, <strong>de</strong>r zur Aneignung <strong>de</strong>s Lernstoffes <strong>von</strong>nöten ist.<br />

Dieses Ergebnis rückt das soziale Klima neben <strong>de</strong>n Kooperationsbeziehungen in <strong>de</strong>n<br />

Fokus, welches die Lernleistungen positiv beeinflusst. Wenn ein Kind <strong>von</strong> einer positiven<br />

Einstellung <strong>de</strong>r Gruppe ihm gegenüber ausgehen kann (d.h. das Vorherrschen<br />

<strong>von</strong> prosozialen Normen <strong>und</strong> Wertorientierungen), kann es sich freier entfalten <strong>und</strong><br />

besser lernen.<br />

Die höchste Varianzaufklärung bezüglich <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong> weist in diesem Zusammenhang<br />

das Prestige im Netzwerk „Spielen“ auf. Dieser Umstand legt uns mehrere<br />

Überlegungen nahe.<br />

42


Er verweist auf die hohe Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Abwechslung <strong>von</strong> ernsthaftem Arbeiten <strong>und</strong><br />

spielerischem Entspannen, auf die Be<strong>de</strong>utung <strong>von</strong> körperlichem Ausleben für die<br />

Konzentrationsfähigkeit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r. Wenn ein Kind weniger Spielgefährten hat - so<br />

unsere These - verringert dies die Wahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s intensiven Spielens in <strong>de</strong>r<br />

Pause. Zur Überprüfung dieses Sachverhalts wären Beobachtungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Pausenzeit <strong>von</strong>nöten. 20<br />

Aus dieser Studie schließen wir für künftige Studien, dass die Netzwerkanalyse ein<br />

geeignetes Mittel zur Untersuchung <strong>de</strong>s Zusammenhangs <strong>von</strong> sozialer Integration<br />

<strong>und</strong> <strong>Schulleistung</strong> ist. Die signifikant geringere Anzahl <strong>de</strong>r <strong>Beziehungen</strong> (ein- <strong>und</strong><br />

ausgehend) <strong>de</strong>r Jungen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Dimensionen <strong>und</strong> die daraus folgen<strong>de</strong><br />

geringere Dichte <strong>de</strong>r Ego-Beziehungsnetzwerke können eine Erklärung für das signifikant<br />

schlechtere Abschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Jungen in <strong>de</strong>r Schule sein.<br />

Aus <strong>de</strong>r pädagogischen Literatur heraus stellt sich uns die Frage, in welchem Verhältnis<br />

<strong>de</strong>r Entwicklungsstand <strong>de</strong>r sozialen Kognition, die Größe <strong>de</strong>r Egonetzwerke<br />

<strong>und</strong> die unterschiedlichen Handlungsorientierungen <strong>von</strong> Jungen (Dominanz) <strong>und</strong><br />

Mädchen (Kooperation). Unsere Vermutung ist, dass die unterschiedlichen Entwicklungsstän<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r sozialen Kognition bei Jungen <strong>und</strong> Mädchen durch die unterschiedlich<br />

großen sozialen Netzwerke mithervorgerufen wer<strong>de</strong>n, da soziale Kognition<br />

vor allem eine Praxis ist. Die unterschiedliche Größe <strong>de</strong>r Netzwerke ist vermutlich<br />

wie<strong>de</strong>rum bedingt durch die verschie<strong>de</strong>nen Handlungsorientierungen.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die geschlechtliche <strong>und</strong> zugleich leistungsbezogene<br />

Trennung <strong>de</strong>r Schulklasse in erheblichem Maße die Varianz <strong>de</strong>r <strong>Schulleistung</strong><br />

erklärt.<br />

20<br />

Die Themen <strong>de</strong>r Gruppierungen in <strong>de</strong>r Klasse wären in diesem Zusammenhang <strong>von</strong> außeror<strong>de</strong>ntlichem<br />

Interesse, um die Strukturmuster <strong>de</strong>r Gruppen zu verstehen. So wäre zum Beispiel zu untersuchen,<br />

ob sich die Kin<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r über die Noten austauschen.<br />

43


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47


Anhang<br />

Tabelle I: Korrelationen zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Matrizen<br />

Vertrauen<br />

Zusammenarbeit 0,57<br />

Zusammenarbeit<br />

Fre<strong>und</strong>schaft 0,67 0,70<br />

Fre<strong>und</strong>schaft<br />

Hilfe 0,39 0,45 0,40<br />

Ablehnung -<br />

0,33<br />

-<br />

0,33<br />

-<br />

0,43<br />

Hilfe<br />

-<br />

0,18<br />

Ablehnung<br />

Beliebtheit 0,66 0,64 0,72 0,40 -<br />

0,38<br />

Spielen 0,42 0,51 0,57 0,31 -<br />

0,24<br />

Beliebtheit<br />

0,45<br />

Tabelle II: Zusammenhang zwischen absoluten Merkmalen <strong>und</strong> Geschlecht<br />

Eta Eta-Quadrat<br />

Notendurchschnitt ,695 ,483<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>n im<br />

Klassenverband<br />

Psychische Belastung<br />

durch die Schule<br />

,447 ,199<br />

,369 ,136<br />

48


Tabelle III: Zusammenhang zwischen erhaltenen Wahlen <strong>und</strong> Geschlecht<br />

Eta Eta-Quadrat<br />

In<strong>de</strong>gree Fre<strong>und</strong>schaft ,782 ,611<br />

In<strong>de</strong>gree Beliebtheit ,732 ,535<br />

In<strong>de</strong>gree Spielen ,599 ,359<br />

In<strong>de</strong>gree Vertrauen ,677 ,458<br />

In<strong>de</strong>gree Zusammenarbeit<br />

,442 ,195<br />

Tabelle IV: Anteil <strong>de</strong>r erwi<strong>de</strong>rten Fre<strong>und</strong>schaften (in Prozent )<br />

Proband Erwi<strong>de</strong>rte Fre<strong>und</strong>schaftswahlen<br />

1 100<br />

2 50<br />

3 90,91<br />

4 93,33<br />

5 100<br />

6 25<br />

7 33,33<br />

8 90<br />

9 100<br />

10 55,56<br />

11 18,18<br />

12 72,73<br />

13 80<br />

14 90<br />

15 90,91<br />

16 100<br />

17 100<br />

18 50<br />

19 50<br />

20 76,92<br />

21 83,33<br />

22 40<br />

23 kein Wert, da Fragebogen nicht ausgefüllt<br />

49


Tabelle V: Mittelwerte <strong>de</strong>r Netzwerkdaten nach Geschlecht<br />

Geschlecht<br />

ID<br />

Fre<strong>und</strong>-<br />

schaft<br />

Rezipr.<br />

Fre<strong>und</strong>schafts-<br />

wahlen<br />

OD<br />

Beliebt-<br />

heit<br />

ID Beliebt-<br />

heit<br />

ID<br />

Spielen<br />

ID<br />

Vertrauen<br />

1 Mittelwert 10,58 9,25 8,50 8,83 13,08 8,33<br />

N<br />

Standard-<br />

12 12 12 12 12 12<br />

abwei<br />

2,021 2,379 2,970 3,070<br />

2,778 3,284<br />

chung<br />

2 Mittelwert 5,64 2,45 4,18 3,82 9,27 3,55<br />

N<br />

Standard-<br />

11 11 11 11 11 11<br />

abwei<br />

2,111 1,572 3,737 1,471<br />

2,533 1,916<br />

chung<br />

Insgesamt Mittelwert 8,22 6,00 6,43 6,43 11,26 6,04<br />

N<br />

Standard-<br />

23 23 23 23 23 23<br />

abweichung<br />

3,233 4,000 3,952 3,501<br />

3,250 3,612<br />

Tabelle VI: Verteilung In- <strong>und</strong> Out<strong>de</strong>gree nach Geschlecht<br />

Mädchen Jungen Gesamt<br />

absolut<br />

prozentual<br />

gleichgeschlechtlich 6 4,26 17 12,05 23 16,31<br />

fremdgeschlechtlich 54 38,30 64 45,39 118 83,69<br />

Out<strong>de</strong>gree Ablehnung 60 42,55 81 57,45 141 100<br />

gleichgeschlechtlich 6 4,26 17 12,05 23 16,31<br />

fremdgeschlechtlich 64 45,39 54 38,30 118 83,69<br />

In<strong>de</strong>gree Ablehnung 70 49,64 71 50,36 141 100<br />

gleichgeschlechtlich 95 64,19 35 23,65 130 87,84<br />

fremdgeschlechtlich 7 4,73 11 7,43 18 12,16<br />

Out<strong>de</strong>gree Beliebtheit 102 68,92 46 31,08 148 100<br />

gleichgeschlechtlich 95 64,19 35 23,65 130 87,84<br />

fremdgeschlechtlich 11 7,43 7 4,73 18 12,16<br />

In<strong>de</strong>gree Beliebtheit 106 71,62 42 28,38 148 100<br />

gleichgeschlechtlich 115 60,85 52 27,51 167 88,36<br />

fremdgeschlechtlich 10 5,29 12 6,35 22 11,64<br />

Out<strong>de</strong>gree Fre<strong>und</strong>schaft 125 66,14 64 33,86 189 100<br />

gleichgeschlechtlich 115 60,85 52 27,51 167 88,36<br />

fremdgeschlechtlich 12 6,35 10 5,29 22 11,64<br />

In<strong>de</strong>gree Fre<strong>und</strong>schaft 127 67,20 62 32,80 189 100<br />

gleichgeschlechtlich 39 46,43 24 28,57 63 75,00<br />

fremdgeschlechtlich 16 19,05 5 5,95 21 25,00<br />

Out<strong>de</strong>gree Hilfe 55 65,48 29 34,52 84 100<br />

absolut<br />

prozentual<br />

absolut<br />

prozentual<br />

50


gleichgeschlechtlich 39 46,43 24 28,57 63 75,00<br />

fremdgeschlechtlich 5 5,95 16 19,05 21 25,00<br />

In<strong>de</strong>gree Hilfe 44 52,38 40 47,62 84 100<br />

gleichgeschlechtlich 110 42,47 61 23,55 171 66,02<br />

fremdgeschlechtlich 41 15,83 47 18,15 88 33,98<br />

Out<strong>de</strong>gree Spielen 151 58,30 108 41,70 259 100<br />

gleichgeschlechtlich 110 42,47 61 23,55 171 66,02<br />

fremdgeschlechtlich 47 18,15 41 15,83 88 33,98<br />

In<strong>de</strong>gree Spielen 157 60,62 102 39,38 259 100<br />

gleichgeschlechtlich 85 61,15 37 26,62 122 87,77<br />

fremdgeschlechtlich 2 1,44 15 10,79 17 12,23<br />

Out<strong>de</strong>gree Vertrauen 87 62,59 52 37,31 139 100<br />

gleichgeschlechtlich 85 61,15 37 26,62 122 87,77<br />

fremdgeschlechtlich 15 10,79 2 1,44 17 12,23<br />

In<strong>de</strong>gree Vertrauen 100 71,94 39 28,06 139 100<br />

gleichgeschlechtlich 76 57,14 44 33,09 120 90,23<br />

fremdgeschlechtlich 7 5,26 6 4,51 13 9,77<br />

Out<strong>de</strong>gree Zusammenarbeit 83 62,41 50 37,59 133 100<br />

gleichgeschlechtlich 76 57,14 44 33,09 120 90,23<br />

fremdgeschlechtlich 6 4,51 7 5,26 13 9,77<br />

In<strong>de</strong>gree Zusammenarbeit 82 61,65 51 38,35 133 100<br />

Tabelle VII: Multiplicative Coreness<br />

Proband Coreness Geschlecht<br />

4 0.359 M<br />

1 0.337 M<br />

15 0.321 M<br />

20 0.302 M<br />

3 0.301 M<br />

9 0.290 M<br />

8 0.285 M<br />

14 0.287 M<br />

21 0.283 M<br />

12 0.261 M<br />

17 0.226 M<br />

13 0.128 M<br />

10 0.066 J<br />

7 0.065 J<br />

22 0.036 J<br />

18 0.008 J<br />

19 0.008 J<br />

5 0.006 J<br />

2 0.004 J<br />

6 0.002 J<br />

11 0.001 J<br />

16 0.001 J<br />

23 0.000 J<br />

M=Mädchen, J=Jungen<br />

51

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