Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 7. Kapitel<br />
zu können. Wer braucht aber die vermehrten Lebensmittel? Das Schema antwortet: eben die Abteilung I,<br />
weil sie jetzt mehr Arbeiter beschäftigt. Wir drehen uns offenbar im Kreise. Lediglich <strong>des</strong>halb mehr<br />
Konsummittel herstellen, um mehr Arbeiter erhalten zu können, und lediglich <strong>des</strong>halb mehr<br />
Produktionsmittel herstellen, um jenes Mehr an Arbeitern zu beschäftigen, ist vom kapitalistischen<br />
Standpunkt eine Absurdität. Für den einzelnen Kapitalisten ist freilich der Arbeiter ein ebenso guter<br />
Konsument, d.h. Abnehmer seiner Ware - falls er sie zahlen kann - wie ein Kapitalist oder sonst jemand.<br />
Im Preise der Ware, die er dem Arbeiter verkauft, realisiert jeder einzelne Kapitalist seinen Mehrwert<br />
genauso wie im Preise jeder Ware, die er einem anderen beliebigen Abnehmer verkauft. Nicht so vom<br />
Standpunkte der Kapitalistenklasse im ganzen. <strong>Die</strong>se gibt der Arbeiterklasse im ganzen nur eine<br />
Anweisung auf einen genau bestimmten Teil <strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtprodukts im Betrage <strong>des</strong><br />
variablen <strong>Kapitals</strong>. Wenn also die Arbeiter Lebensmittel kaufen, so erstatten sie der Kapitalistenklasse<br />
nur die von ihr erhaltene Lohnsumme, die Anweisung, bis zur Höhe <strong>des</strong> variablen <strong>Kapitals</strong> zurück.<br />
Mehr können sie nicht um einen Deut zurückgeben, eher etwas weniger, nämlich, wenn sie<br />
"sparen" können, um selbständig, um zu kleinen Unternehmern zu werden, was jedoch eine Ausnahme<br />
ist. <strong>Ein</strong>en Teil <strong>des</strong> Mehrwerts verzehrt die Kapitalistenklasse selbst in Gestalt von Lebensmitteln und<br />
behält in ihrer Tasche das dafür gegenseitig ausgetauschte Geld. Wer aber nimmt ihr die Produkte ab, in<br />
denen der andere, kapitalisierte Teil <strong>des</strong> Mehrwerts verkörpert ist? Das Schema antwortet: zum Teil die<br />
Kapitalisten selbst, indem sie neue Produktionsmittel herstellen behufs Erweiterung der Produktion, zum<br />
Teil neue Arbeiter, die zur Anwendung jener neuen Produktionsmittel nötig sind. Aber um neue Arbeiter<br />
mit neuen Produktionsmitteln arbeiten zu lassen, muß man - kapitalistisch - vorher einen Zweck für die<br />
Erweiterung der Produktion haben, eine neue Nachfrage nach Produkten, die anzufertigen sind.<br />
<strong>Die</strong> Antwort kann vielleicht lauten: Der natürliche Zuwachs der Bevölkerung schafft diese wachsende<br />
Nachfrage. Tatsächlich sind wir bei unserer hypothetischen Untersuchung der erweiterten Reproduktion<br />
in einer sozialistischen Gesellschaft von dem Wachstum der Bevölkerung und ihrer Bedürfnisse<br />
ausgegangen. Aber hier war das Bedürfnis der Gesellschaft die ausreichende Grundlage, wie es der<br />
einzige Zweck der Produktion ist. In der kapitalistischen Gesellschaft sieht das Problem anders aus. Um<br />
welche Bevölkerung handelt es sich, wenn wir von ihrem Zuwachs reden? Wir kennen hier - im<br />
marxschen Schema - nur zwei Bevölkerungsklassen: Kapitalisten und Arbeiter. Der Zuwachs der<br />
Kapitalistenklasse ist ohnehin in der wachsenden absoluten Größe <strong>des</strong> verzehrten Teils <strong>des</strong> Mehrwertes<br />
inbegriffen. Jedenfalls kann er nicht den Mehrwert restlos verzehren, denn dann würden wir zur<br />
einfachen Reproduktion zurückkehren. Es bleiben die Arbeiter. Auch die Arbeiterklasse vermehrt sich<br />
durch natürlichen Zuwachs. Aber dieser Zuwachs geht die kapitalistische Wirtschaft als Ausgangspunkt<br />
wachsender Bedürfnisse an sich nichts an.<br />
<strong>Die</strong> Produktion von Lebensmitteln zur Deckung von I v und II v ist nicht Selbstzweck, wie in einer<br />
Gesellschaft, wo die Arbeitenden und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse die Grundlage <strong>des</strong><br />
Wirtschaftssystems bilden. Nicht <strong>des</strong>halb werden in der Abteilung II (kapitalistisch) soviel Lebensmittel<br />
produziert, weil die Arbeiterklasse von I und II ernährt werden müsse. Umgekehrt. Es können jeweilig<br />
soviel Arbeiter in I und II sich ernähren, weil ihre Arbeitskraft unter den gegebenen Absatzbedingungen<br />
verwertet werden kann. Das heißt, nicht eine gegebene Anzahl Arbeiter und ihr Bedarf sind<br />
Ausgangspunkt für die kapitalistische Produktion, sondern diese Größen selbst sind ständig<br />
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