Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 6. Kapitel erweiterte Reproduktion ein umgekehrtes exaktes Doppelverhältnis folgern. Die allgemeine Voraussetzung der erweiterten Reproduktion ist: Das Produkt der Abteilung I ist, dem Werte nach, größer als das konstante Kapital der beiden Abteilungen zusammen, das Produkt der Abteilung II ist, gleichfalls dem Werte nach, geringer als die Summe der variablen Kapitale und des Mehrwerts in beiden Abteilungen. Damit haben wir jedoch die Analyse der erweiterten Reproduktion noch lange nicht erschöpft, wir stehen vielmehr kaum erst an ihrer Schwelle. Die abgeleiteten Verhältnisse des Schemas müssen jetzt nämlich in ihrer weiteren Betätigung, im Fluß der Zirkulation und Fortgang der Reproduktion verfolgt werden. Ist die einfache Reproduktion einem und demselben immer von neuem durchlaufenen Kreise zu vergleichen, so gleicht die erweiterte Reproduktion nach dem Ausdruck Sismondis einer Spirale, die immer höher geht. Wir haben also zunächst die Windungen dieser Spirale näher zu untersuchen. Die erste allgemeine Frage ist dabei die: Wie vollzieht sich nun bei den uns jetzt bekannten Voraussetzungen die tatsächliche Akkumulation in beiden Abteilungen, so daß alle Kapitalisten einen Teil ihres Mehrwerts kapitalisieren und zugleich die notwendigen sachlichen Vorbedingungen der erweiterten Reproduktion vorfinden? Marx erläutert die Frage an der Hand der folgenden schematischen Darstellung. Nehmen wir an, daß die Hälfte des Mehrwerts von I akkumuliert wird. Die Kapitalisten verwenden also 500 zu ihrer Konsumtion, 500 aber schlagen sie zum Kapital. Dieses zuschüssige Kapital von 500 muß, wie wir nun wissen, um sich zu betätigen, in konstantes und variables verteilt werden. Nehmen wir an, daß das Verhältnis beider trotz der Erweiterung der Produktion dasselbe bleibt wie bei dem Originalkapital, d.h. 4 : 1. Dann werden die Kapitalisten der Abteilung I ihr zuschüssiges Kapital von 500 so verteilen, daß sie für 400 neue Produktionsmittel und für 100 neue Arbeitskräfte ankaufen. Die Beschäftigung neuer Produktionsmittel für 400 bietet keine Schwierigkeiten, wir wissen, daß die Abteilung I für 500 überschüssige Produktionsmittel bereits hergestellt hat. Davon wurden 4/5 also verwendet innerhalb der Abteilung I, um die Erweiterung der Produktion zu bewerkstelligen. Aber die entsprechende Vergrößerung des variablen Kapitals um 100 in Geld genügt nicht, die neuen, zuschüssigen Arbeitskräfte müssen auch die entsprechenden Lebensmittel vorfinden, und diese können nur der Abteilung II entnommen werden. Jetzt verschiebt sich also die Zirkulation zwischen den beiden großen Abteilungen. Früher, bei der einfachen Reproduktion, entnahm die Abteilung I für 1.000 Lebensmittel von II für die eigenen Arbeiter, jetzt muß sie darüber hinaus um 100 mehr Lebensmittel für Arbeiter entnehmen. Die Abteilung I wird auf diese Weise die erweiterte Reproduktion folgendermaßen beginnen: 4.400 c + 1.100 v. Ihrerseits kommt die Abteilung II durch den Verkauf der zuschüssigen Lebensmittel von 100 in die Lage, um denselben Betrag mehr als bis jetzt von der Abteilung I Produktionsmittel zu erwerben. In der Tat sind von dem Gesamtüberschuß des Produkts in der Abteilung I gerade 100 noch übriggeblieben. Diese erwirbt nun die Abteilung II, um auch ihrerseits eine Erweiterung der Produktion vorzunehmen. Aber auch hier kann mit mehr Produktionsmitteln allein nicht viel ausgerichtet werden, um sie in file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR61.547/lu/lu05/lu05_079.htm (6 of 10) [19.07.2004 21:07:38]

Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 6. Kapitel Bewegung zu setzen, sind zuschüssige Arbeitskräfte nötig. Nehmen wir auch hier an, daß die bisherige Zusammensetzung des Kapitals beibehalten wird, also das Verhältnis des konstanten zum variablen Kapital 2:1 ist, dann bedarf es zur Betätigung der zuschüssigen Produktionsmittel von 100 neuer Arbeitskräfte für 50. Für diese neuen Arbeitskräfte bedarf es aber auch im Betrage ihrer Löhne neuer Lebensmittel, welche die Abteilung II ja selbst liefert. Von dem Gesamtprodukt der Abteilung II müssen demnach außer den zuschüssigen Lebensmitteln von 100 für die neuen Arbeiter der Abteilung I noch Lebensmittel für 50 für die eigenen Arbeiter der Abteilung II mehr als bisher verwendet werden. Die zweite Abteilung beginnt also die erweiterte Reproduktion mit folgenden Verhältnissen: 1.600 c + 800 v. Jetzt ist das Gesamtprodukt der Abteilung I (6.000) in der Zirkulation glatt draufgegangen: 5.500 waren nötig zur bloßen Erneuerung der alten verbrauchten Produktionsmittel in beiden Abteilungen, 400 wurden zur Erweiterung der Produktion der Abteilung I, 100 zum gleichen Zweck in der Abteilung II gebraucht. Was das Gesamtprodukt der Abteilung II (3.000) betrifft, so sind davon 1.900 für den gewachsenen Stab der Arbeitskräfte in beiden Abteilungen verwendet. Die übrigen 1.100 an Lebensmitteln dienen dem persönlichen Konsum der Kapitalisten, dem Verzehr ihres Mehrwertes, und zwar: 500 in der Abteilung I, 600 für die Kapitalisten der Abteilung II, die ja von ihrem Mehrwert 750 nur 150 kapitalisiert haben (100 für Produktionsmittel und 50 für Arbeiterlöhne). Jetzt kann die erweiterte Reproduktion vonstatten gehen. Behalten wir den Ausbeutungsgrad = 100 Prozent, wie beim Originalkapital, dann wird sich in der nächsten Periode ergeben: I. 4.400 c + 1.100 v + 1.100 m = 6.600 } Summa 9.800 II. 1.600 c + 800 v + 800 m = 3.200 Das Gesamtprodukt der Gesellschaft ist gewachsen von 9.000 auf 9.800, der Mehrwert in der ersten Abteilung von 1.000 auf 1.100, in der zweiten Abteilung von 750 auf 800, der Zweck der kapitalistischen Erweiterung der Produktion: die gesteigerte Mehrwerterzeugung, ist erreicht. Zugleich ergibt die sachliche Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtpro- dukts wieder einen Überschuß der Produktionsmittel (6.600) über die tatsächlich verbrauchten (4.400 + 1.600) um 600 sowie ein Defizit der Lebensmittel (3.200) im Vergleich mit den bisher gezahlten Löhnen (1.100 v + 800 v) und erzieltem Mehrwert (1.100 m + 800 m). Damit ist bereits wieder eine sachliche Grundlage wie eine Notwendigkeit gegeben, einen Teil des Mehrwerts nicht zur Konsumtion der Kapitalistenklasse, sondern zur erneuten Erweiterung der Produktion zu verwenden. Die zweite Erweiterung der Produktion und gesteigerte Mehrwerterzeugung ergibt sich so von selbst mit ihren mathematisch exakten Verhältnissen aus der ersten. Die einmal begonnene Akkumulation des Kapitals fuhrt mechanisch immer weiter über sich selbst hinaus. Der Kreis hat sich in eine Spirale verwandelt, die sich immer höher windet wie unter dem Zwang eines mathematisch meßbaren Naturgesetzes. Nehmen wir in folgenden Jahren immer dieselbe Kapitalisierung des halben Mehrwertes bei der Abteilung I an, wobei wir die Zusammensetzung des Kapitals und den Ausbeutungsgrad beibehalten, so ergibt sich die folgende Progression in der Reproduktion des Gesamtkapitals: file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR61.547/lu/lu05/lu05_079.htm (7 of 10) [19.07.2004 21:07:38]

<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 6. Kapitel<br />

Bewegung zu setzen, sind zuschüssige Arbeitskräfte nötig. Nehmen wir auch hier an, daß die bisherige<br />

Zusammensetzung <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> beibehalten wird, also das Verhältnis <strong>des</strong> konstanten zum variablen<br />

Kapital 2:1 ist, dann bedarf es zur Betätigung der zuschüssigen Produktionsmittel von 100 neuer<br />

Arbeitskräfte für 50. Für diese neuen Arbeitskräfte bedarf es aber auch im Betrage ihrer Löhne neuer<br />

Lebensmittel, welche die Abteilung II ja selbst liefert. Von dem Gesamtprodukt der Abteilung II müssen<br />

demnach außer den zuschüssigen Lebensmitteln von 100 für die neuen Arbeiter der Abteilung I noch<br />

Lebensmittel für 50 für die eigenen Arbeiter der Abteilung II mehr als bisher verwendet werden. <strong>Die</strong><br />

zweite Abteilung beginnt also die erweiterte Reproduktion mit folgenden Verhältnissen: 1.600 c + 800 v.<br />

Jetzt ist das Gesamtprodukt der Abteilung I (6.000) in der Zirkulation glatt draufgegangen: 5.500 waren<br />

nötig zur bloßen Erneuerung der alten verbrauchten Produktionsmittel in beiden Abteilungen, 400<br />

wurden zur Erweiterung der Produktion der Abteilung I, 100 zum gleichen Zweck in der Abteilung II<br />

gebraucht. Was das Gesamtprodukt der Abteilung II (3.000) betrifft, so sind davon 1.900 für den<br />

gewachsenen Stab der Arbeitskräfte in beiden Abteilungen verwendet. <strong>Die</strong> übrigen 1.100 an<br />

Lebensmitteln dienen dem persönlichen Konsum der Kapitalisten, dem Verzehr ihres Mehrwertes, und<br />

zwar: 500 in der Abteilung I, 600 für die Kapitalisten der Abteilung II, die ja von ihrem Mehrwert 750<br />

nur 150 kapitalisiert haben (100 für Produktionsmittel und 50 für Arbeiterlöhne).<br />

Jetzt kann die erweiterte Reproduktion vonstatten gehen. Behalten wir den Ausbeutungsgrad = 100<br />

Prozent, wie beim Originalkapital, dann wird sich in der nächsten Periode ergeben:<br />

I. 4.400 c + 1.100 v + 1.100 m = 6.600<br />

} Summa 9.800<br />

II. 1.600 c + 800 v + 800 m = 3.200<br />

Das Gesamtprodukt der Gesellschaft ist gewachsen von 9.000 auf 9.800, der Mehrwert in der ersten<br />

Abteilung von 1.000 auf 1.100, in der zweiten Abteilung von 750 auf 800, der Zweck der kapitalistischen<br />

Erweiterung der Produktion: die gesteigerte Mehrwerterzeugung, ist erreicht. Zugleich ergibt die<br />

sachliche Zusammensetzung <strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtpro- dukts wieder einen Überschuß der<br />

Produktionsmittel (6.600) über die tatsächlich verbrauchten (4.400 + 1.600) um 600 sowie ein Defizit der<br />

Lebensmittel (3.200) im Vergleich mit den bisher gezahlten Löhnen (1.100 v + 800 v) und erzieltem<br />

Mehrwert (1.100 m + 800 m). Damit ist bereits wieder eine sachliche Grundlage wie eine Notwendigkeit<br />

gegeben, einen Teil <strong>des</strong> Mehrwerts nicht zur Konsumtion der Kapitalistenklasse, sondern zur erneuten<br />

Erweiterung der Produktion zu verwenden.<br />

<strong>Die</strong> zweite Erweiterung der Produktion und gesteigerte Mehrwerterzeugung ergibt sich so von selbst mit<br />

ihren mathematisch exakten Verhältnissen aus der ersten. <strong>Die</strong> einmal begonnene <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Kapitals</strong> fuhrt mechanisch immer weiter über sich selbst hinaus. Der Kreis hat sich in eine Spirale<br />

verwandelt, die sich immer höher windet wie unter dem Zwang eines mathematisch meßbaren<br />

Naturgesetzes. Nehmen wir in folgenden Jahren immer dieselbe Kapitalisierung <strong>des</strong> halben Mehrwertes<br />

bei der Abteilung I an, wobei wir die Zusammensetzung <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> und den Ausbeutungsgrad<br />

beibehalten, so ergibt sich die folgende Progression in der Reproduktion <strong>des</strong> Gesamtkapitals:<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR61.547/lu/lu05/lu05_079.htm (7 of 10) [19.07.2004 21:07:38]

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