Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 6. Kapitel Der entscheidende Unterschied der erweiterten Reproduktion von der einfachen besteht darin, daß bei dieser der ganze Mehrwert von der Kapitalistenklasse nebst Anhang konsumiert wird, während bei jener ein Teil des Mehrwerts der persönlichen Konsumtion seiner Besitzer entzogen wird, jedoch nicht um aufgeschatzt, sondern um zum tätigen Kapital geschlagen, kapitalisiert zu werden. Damit jedoch letzteres auch wirklich stattfinden kann, ist erforderlich, daß das neue, zuschüssige Kapital auch die sachlichen Vorbedingungen seiner Betätigung vorfindet. Hier kommt also die konkrete Zusammensetzung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts in Betracht. Marx sagt schon im ersten Band des "Kapitals" bei der Betrachtung der Akkumulation des Einzelkapitals: "Zunächst muß die Jahresproduktion alle die Gegenstände (Gebrauchswerte) liefern, aus denen die im Laufe des Jahres verbrauchten sachlichen Bestandteile des Kapitals zu ersetzen sind. Nach Abzug dieser bleibt das Netto- oder Mehrprodukt. worin der Mehrwert steckt. Und woraus besteht dies Mehrprodukt? Vielleicht in Dingen, bestimmt zur Befriedigung der Bedürfnisse und Gelüste der Kapitalistenklasse, die also in ihren Konsumtionsfonds eingehen? Wäre das alles, so würde der Mehrwert verjubelt bis auf die Hefen, und es fände bloß einfache Reproduktion statt. Um zu akkumulieren, muß man einen Teil des Mehrprodukts in Kapital verwandeln. Aber, ohne Wunder zu tun, kann man nur solche Dinge in Kapital verwandeln, die im Arbeitsprozeß verwendbar sind, d.h. Produktionsmittel, und des ferneren Dinge, von denen der Arbeiter sich erhalten kann, d.h. Lebensmittel. Folglich muß ein Teil der jährlichen Mehrarbeit verwandt worden sein zur Herstellung zusätzlicher Produktions- und Lebensmittel, im Überschuß über das Quantum, das zum Ersatz des vorgeschossenen Kapitals erforderlich war. Mit einem Wort: der Mehrwert ist nur deshalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehrprodukt, dessen Wert er ist, bereits die sachlichen Bestandteile eines neuen Kapitals enthält."(4) Freilich genügen auch zuschüssige Produktionsmittel und zuschüssige Lebensmittel für die Arbeiter nicht, es sind noch zuschüssige Arbeitskräfte erforderlich, um die erweiterte Reproduktion in Fluß zu bringen. Diese Bedingung bietet aber nach Marx keine besondere Schwierigkeit. "Dafür hat der Mechanismus der kapitalistischen Produktion ebenfalls schon gesorgt, indem er die Arbeiterklasse reproduziert als vom Arbeitslohn abhängige Klasse, deren gewöhnlicher Lohn hinreicht, nicht nur ihre Erhaltung zu sichern, sondern auch ihre Vermehrung. Diese ihm durch die Arbeiterklasse auf verschiednen Altersstufen jährlich gelieferten zuschüssigen Arbeitskräfte braucht das Kapital nur noch den in der Jahresproduktion schon enthaltnen zuschüssigen Produktionsmitteln einzuverleiben, und die Verwandlung des Mehrwerts in Kapital ist fertig."(5) Hier haben wir die erste Lösung, die Marx dem Akkumulationsproblem des Gesamtkapitals gibt. Ohne sich weiter im Band I des "Kapitals" mit dieser Seite der Frage näher zu befassen, kehrt Marx zu dem Problem erst am Schluß des zweiten Bandes seines Hauptwerks zurück: Das letzte, 21. Kapitel ist der Akkumulation und erweiterten Reproduktion des Gesamtkapitals gewidmet. Sehen wir uns jetzt näher die schematische Darstellung der Akkumulation bei Marx an. Nach dem Beispiel des uns bereits bekannten Schemas der einfachen Reproduktion konstruiert Marx ein Schema file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR61.547/lu/lu05/lu05_079.htm (4 of 10) [19.07.2004 21:07:38]

Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 6. Kapitel der erweiterten Reproduktion. Ein Vergleich beider läßt ihren Unterschied am deutlichsten heraustreten. Nehmen wir an, das jährliche Gesamtprodukt der Gesellschaft stelle eine Wertgröße von 9.000 dar (worunter Millionen Arbeitsstunden oder, kapitalistisch in Geld ausgedrückt, beliebiger Geldbetrag verstanden werden kann). Dieses Gesamtprodukt sei folgendermaßen verteilt: I. 4.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 6.000 } Summa 9.000 II. 2.000 c + 500 v + 500 m = 3.000 Die erste Abteilung stellt Produktionsmittel, die zweite Lebensmittel dar. Ein Blick auf die Zahlenverhältnisse zeigt, daß hier nur einfache Reproduktion stattfinden kann. Die in der ersten Abteilung hergestellten Produktionsmittel gleichen der Summe der von den beiden Abteilungen tatsächlich verbrauchten Produktionsmittel, deren bloße Erneuerung auch nur die Wiederholung der Produktion in dem früheren Umfang gestattet. Andererseits gleicht das ganze Produkt der Lebensmittelabteilung der Summe der Löhne sowie der Mehrwerte in beiden Abteilungen; das zeigt, daß die vorhandenen Lebensmittel auch nur die Beschäftigung der früheren Anzahl von Arbeitskräften gestatten, daß zugleich aber auch der ganze Mehrwert in Lebensmitteln, d.h. in persönlichen Konsumtion der Kapitalistenklasse, draufgeht. Nun nehmen wir aber dasselbe Gesamtprodukt von 9.000 in folgender Zusammensetzung: I. 4.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 6.000 } Summa 9.000 II. 1.500 c + 750 v + 750 m = 3.000 Hier springt zweierlei Mißverhältnis in die Augen. Die angefertigte Menge von Produktionsmitteln (6.000) übersteigt in ihrem Wert die in der Gesellschaft tatsächlich verbrauchten (4.000 c + 1.500 c) um 500. Zugleich stellt die Menge der hergestellten Lebensmittel (3.000) im Vergleich mit der Summe der gezahlten Löhne, d.h. den Bedürfnissen der Arbeiter (1.000 v + 750 v), sowie der Summe des erzielten Mehrwerts (1000 m + 750 m) ein Defizit von 500 dar. Daraus folgt, daß - da die Verringerung der Anzahl der beschäftigten Arbeitet ausgeschlossen ist - die Konsumtion der Kapitalistenklasse geringer sein muß als der von ihr eingeheimste Mehrwert. Damit sind die beiden Vorbedingungen eingehalten, die zur erweiterten Reproduktion auf kapitalistischer Basis erforderlich sind: Ein Teil des angeeigneten Mehrwerts wird nicht verzehrt, sondern zu produktiven Zwecken verwendet, zugleich werden in vermehrter Menge Produktionsmittel hergestellt, damit der kapitalisierte Mehrwert auch tatsächlich zur Erweiterung der Produktion verwendet werden kann. Haben wir bei dem Schema der einfachen Reproduktion gefunden, daß ihre gesellschaftlichen Grundbedingungen in dem folgenden exakten Verhältnis eingeschlossen sind: die Summe der hergestellten Produktionsmittel (Produkt der Abteilung I) muß in ihrem Wert dem konstanten Kapital beider Abteilungen gleich sein, die Summe der hergestellten Lebensmittel aber (Produkt der Abteilung II) der Summe der variablen Kapitale wie des Mehrwerts in beiden Abteilungen, so müssen wir für die file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR61.547/lu/lu05/lu05_079.htm (5 of 10) [19.07.2004 21:07:38]

<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 6. Kapitel<br />

der erweiterten Reproduktion. <strong>Ein</strong> Vergleich beider läßt ihren Unterschied am deutlichsten heraustreten.<br />

Nehmen wir an, das jährliche Gesamtprodukt der Gesellschaft stelle eine Wertgröße von 9.000 dar<br />

(worunter Millionen Arbeitsstunden oder, kapitalistisch in Geld ausgedrückt, beliebiger Geldbetrag<br />

verstanden werden kann). <strong>Die</strong>ses Gesamtprodukt sei folgendermaßen verteilt:<br />

I. 4.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 6.000<br />

} Summa 9.000<br />

II. 2.000 c + 500 v + 500 m = 3.000<br />

<strong>Die</strong> erste Abteilung stellt Produktionsmittel, die zweite Lebensmittel dar. <strong>Ein</strong> Blick auf die<br />

Zahlenverhältnisse zeigt, daß hier nur einfache Reproduktion stattfinden kann. <strong>Die</strong> in der ersten<br />

Abteilung hergestellten Produktionsmittel gleichen der Summe der von den beiden Abteilungen<br />

tatsächlich verbrauchten Produktionsmittel, deren bloße Erneuerung auch nur die Wiederholung der<br />

Produktion in dem früheren Umfang gestattet. Andererseits gleicht das ganze Produkt der<br />

Lebensmittelabteilung der Summe der Löhne sowie der Mehrwerte in beiden Abteilungen; das<br />

zeigt, daß die vorhandenen Lebensmittel auch nur die Beschäftigung der früheren Anzahl von<br />

Arbeitskräften gestatten, daß zugleich aber auch der ganze Mehrwert in Lebensmitteln, d.h. in<br />

persönlichen Konsumtion der Kapitalistenklasse, draufgeht.<br />

Nun nehmen wir aber dasselbe Gesamtprodukt von 9.000 in folgender Zusammensetzung:<br />

I. 4.000 c + 1.000 v + 1.000 m = 6.000<br />

} Summa 9.000<br />

II. 1.500 c + 750 v + 750 m = 3.000<br />

Hier springt zweierlei Mißverhältnis in die Augen. <strong>Die</strong> angefertigte Menge von Produktionsmitteln<br />

(6.000) übersteigt in ihrem Wert die in der Gesellschaft tatsächlich verbrauchten (4.000 c + 1.500 c) um<br />

500. Zugleich stellt die Menge der hergestellten Lebensmittel (3.000) im Vergleich mit der Summe der<br />

gezahlten Löhne, d.h. den Bedürfnissen der Arbeiter (1.000 v + 750 v), sowie der Summe <strong>des</strong> erzielten<br />

Mehrwerts (1000 m + 750 m) ein Defizit von 500 dar. Daraus folgt, daß - da die Verringerung der<br />

Anzahl der beschäftigten Arbeitet ausgeschlossen ist - die Konsumtion der Kapitalistenklasse geringer<br />

sein muß als der von ihr eingeheimste Mehrwert. Damit sind die beiden Vorbedingungen eingehalten, die<br />

zur erweiterten Reproduktion auf kapitalistischer Basis erforderlich sind: <strong>Ein</strong> Teil <strong>des</strong> angeeigneten<br />

Mehrwerts wird nicht verzehrt, sondern zu produktiven Zwecken verwendet, zugleich werden in<br />

vermehrter Menge Produktionsmittel hergestellt, damit der kapitalisierte Mehrwert auch tatsächlich zur<br />

Erweiterung der Produktion verwendet werden kann.<br />

Haben wir bei dem Schema der einfachen Reproduktion gefunden, daß ihre gesellschaftlichen<br />

Grundbedingungen in dem folgenden exakten Verhältnis eingeschlossen sind: die Summe der<br />

hergestellten Produktionsmittel (Produkt der Abteilung I) muß in ihrem Wert dem konstanten Kapital<br />

beider Abteilungen gleich sein, die Summe der hergestellten Lebensmittel aber (Produkt der Abteilung<br />

II) der Summe der variablen Kapitale wie <strong>des</strong> Mehrwerts in beiden Abteilungen, so müssen wir für die<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR61.547/lu/lu05/lu05_079.htm (5 of 10) [19.07.2004 21:07:38]

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