Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 31. Kapitel verflossenen 60 Jahre, von 1822 bis 1882, hat die größte Produzentin Rußlands, die Landwirtschaft, viermal unermeßlichen Schaden erleiden müssen, wodurch sie in eine äußerst kritische Lage gebracht wurde, und in allen vier Fällen lag die unmittelbare Ursache an maßlos hohen Zolltarifen. Umgekehrt ist die 32jährige Zeitperiode von 1845 bis 1877, während der gemäßigte Zölle bestanden, ohne solche Notstände abgelaufen, ungeachtet der drei Kriege und eines inneren Bürgerkrieges (gemeint ist der polnische Aufstand 1863 – R. L.), von denen jeder eine größere oder geringere Anspannung der Finanzkräfte des Staates bewirkte." (Memorandum der Kaiserl. Freien Ökonomischen Gesellschaft in Sachen der Revision des russischen Zolltarifs, Petersburg 1890, S. 148.) Wie wenig in Rußland bis in die jüngste Zeit die Verfechter des Freihandels oder wenigstens eines gemäßigten Schutzzolls als die Vertreter der Interessen des Industriekapitals betrachtet werden dürfen, beweist schon die Tatsache, daß die wissenschaftliche Stütze dieser freihändlerischen Bewegung, die genannte Freie Ökonomische Gesellschaft, noch in den 90er Jahren gegen den Schutzzoll gerade als gegen ein Mittel der "künstlichen Verpflanzung" der kapitalistischen Industrie nach Rußland eiferte und im Geiste reaktionärer "Volkstümler" den Kapitalismus als die Brutstätte des modernen Proletariats denunzierte, "jener Massen militärdienstuntauglicher, besitzloser und heimatloser Menschen, die nichts zu verlieren haben und die seit langer Zeit keinen guten Ruf genießen ...". (l.c., S. 171.) Vgl. auch K. Lodyshenski: Geschichte des russischen Zolltarifs, Petersburg 1886, S. 239-258.

Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 32. Kapitel 31. Kapitel | Inhalt Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Die Akkumulation des Kapitals", S. 398-411. 1. Korrektur. Erstellt am 20.10.1998 Zweiunddreißigstes Kapitel Der Militarismus auf dem Gebiet der Kapitalakkumulation Der Militarismus übt in der Geschichte des Kapitals eine ganz bestimmte Funktion aus. Er begleitet die Schritte der Akkumulation in allen ihren geschichtlichen Phasen. In der Periode der sogenannten "primitiven Akkumulation", d.h. in den Anfängen des europäischen Kapitals, spielt der Militarismus die entscheidende Rolle bei der Eroberung der Neuen Welt und der Gewürzländer Indiens, später bei der Eroberung der modernen Kolonien, Zerstörung der sozialen Verbände der primitiven Gesellschaften und Aneignung ihrer Produktionsmittel, bei der Erzwingung des Warenhandels in Ländern, deren soziale Struktur der Warenwirtschaft hinderlich ist, bei der gewaltsamen Proletarisierung der Eingeborenen und der Erzwingung der Lohnarbeit in den Kolonien, bei der Bildung und Ausdehnung von Interessensphären des europäischen Kapitals in außereuropäischen Gebieten, bei der Erzwingung von Eisenbahnkonzessionen in rückständigen Ländern und bei der Vollstreckung der Forderungsrechte des europäischen Kapitals aus internationalen Anleihen, endlich als Mittel des Konkurrenzkampfes der kapitalistischen Länder untereinander um Gebiete nichtkapitalistischer Kultur. Dazu kommt noch eine andere wichtige Funktion. Der Militarismus erscheint auch rein ökonomisch für das Kapital als ein Mittel ersten Ranges zur Realisierung des Mehrwerts, d.h. als ein Gebiet der Akkumulation. Bei der Untersuchung der Frage, wer als Abnehmer der Produktenmasse in Betracht käme, in der der kapitalisierte Mehrwert steckt, haben wir mehrfach den Hinweis auf den Staat und seine Organe als Konsumenten abgelehnt. Wir haben sie als Vertreter abgeleiteter Einkommenquellen in dieselbe Kategorie der Nutznießer des Mehrwerts (oder zum Teil des Arbeitslohns) eingereiht, der auch die Vertreter liberaler Berufe sowie allerlei Schmarotzerexistenzen der heutigen Gesellschaft ("König, Pfaff, Professor, Hure, Kriegsknecht") angehören. Diese Erledigung der Frage ist aber erschöpfend nur unter zwei Voraussetzungen: einmal, wenn wir, im Sinne des Marxschen Schemas der Reproduktion, annehmen, daß der Staat keine anderen Steuerquellen besitzt als den kapitalistischen Mehrwert und den kapitalistischen Arbeitslohn (1); und zweitens, wenn wir den Staat mit seinen Organen nur als Konsumenten ins Auge fassen. Handelt es sich nämlich um persönliche Konsumtion der Staatsbeamten (so auch des "Kriegsknechts"), so bedeutet das - sofern sie aus Arbeitermitteln bestritten wird - partielle Übertragung der Konsumtion von der Arbeiterklasse auf den Anhang der file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR10.0609/lu/lu05/lu05_398.htm (1 of 11) [19.07.2004 21:14:24]

<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 31. Kapitel<br />

verflossenen 60 Jahre, von 1822 bis 1882, hat die größte Produzentin Rußlands, die Landwirtschaft,<br />

viermal unermeßlichen Schaden erleiden müssen, wodurch sie in eine äußerst kritische Lage gebracht<br />

wurde, und in allen vier Fällen lag die unmittelbare Ursache an maßlos hohen Zolltarifen. Umgekehrt ist<br />

die 32jährige Zeitperiode von 1845 bis 1877, während der gemäßigte Zölle bestanden, ohne solche<br />

Notstände abgelaufen, ungeachtet der drei Kriege und eines inneren Bürgerkrieges (gemeint ist der<br />

polnische Aufstand 1863 – R. L.), von denen jeder eine größere oder geringere Anspannung der<br />

Finanzkräfte <strong>des</strong> Staates bewirkte." (Memorandum der Kaiserl. Freien Ökonomischen Gesellschaft in<br />

Sachen der Revision <strong>des</strong> russischen Zolltarifs, Petersburg 1890, S. 148.) Wie wenig in Rußland bis in die<br />

jüngste Zeit die Verfechter <strong>des</strong> Freihandels oder wenigstens eines gemäßigten Schutzzolls als die<br />

Vertreter der Interessen <strong>des</strong> Industriekapitals betrachtet werden dürfen, beweist schon die Tatsache, daß<br />

die wissenschaftliche Stütze dieser freihändlerischen Bewegung, die genannte Freie Ökonomische<br />

Gesellschaft, noch in den 90er Jahren gegen den Schutzzoll gerade als gegen ein Mittel der "künstlichen<br />

Verpflanzung" der kapitalistischen Industrie nach Rußland eiferte und im Geiste reaktionärer<br />

"Volkstümler" den Kapitalismus als die Brutstätte <strong>des</strong> modernen Proletariats denunzierte, "jener Massen<br />

militärdienstuntauglicher, besitzloser und heimatloser Menschen, die nichts zu verlieren haben und die<br />

seit langer Zeit keinen guten Ruf genießen ...". (l.c., S. 171.) Vgl. auch K. Lodyshenski: Geschichte <strong>des</strong><br />

russischen Zolltarifs, Petersburg 1886, S. 239-258.

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