Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 30. Kapitel<br />
1,35 M, für jede Lehmhütte, die er bewohnte, 75 Pf zahlen Ferner kam die Kopfsteuer für jeden Mann<br />
über zehn Jahre im Betrage von 6,50 M hinzu. In Summa entrichteten die Fellachen unter Mehemed Ali<br />
50 Millionen, unter Said 100 Millionen, unter Ismail 163 Millionen Mark.<br />
Je mehr die Verschuldung bei dem europäischen Kapital wuchs, um so mehr mußte aus der<br />
Bauernwirtschaft herausgeschlagen werden.(6) 1869 wurden sämtliche Steuern um 10 Prozent erhöht<br />
und für 1870 im voraus erhoben. 1870 wurde die Grundsteuer um 8 M pro Hektar erhöht. <strong>Die</strong> Dörfer in<br />
Oberägypten begannen sich zu entvölkern, Hütten wurden eingerissen, man ließ das Land unbebaut, um<br />
Steuern zu entgehen. 1876 wurde die Steuer auf Dattelbäume um 50 Pf erhöht. Ganze Dörfer zogen aus,<br />
um ihre Dattelbäume umzuhauen, und mußten mit Gewehrsalven davon abgehalten werden. 1879 sollen<br />
10.000 Fellachen oberhalb Siuts vor Hunger umgekommen sein, da sie die Steuer für die Bewässerung<br />
ihrer Felder nicht mehr erschwingen konnten und ihr Vieh getötet hatten, um der Viehsteuer zu<br />
entgehen.(7)<br />
Jetzt war der Fellah bis auf den letzten Blutstropfen ausgesogen. Der ägyptische Staat hatte seine<br />
Funktion als Saugapparat in den Händen <strong>des</strong> europäischen <strong>Kapitals</strong> vollendet und ward überflüssig. Der<br />
Khedive Ismail wurde verabschiedet. Das Kapital konnte die Liquidation antreten.<br />
1875 hatte England 172.000 Suezkanalaktien für 80 Millionen M gekauft, wofür ihm Ägypten jetzt noch<br />
394.000 ägyptische Pfund Sterling an Zinsen zahlen muß. Englische Kommissionen zur "Ordnung" der<br />
Finanzen Ägyptens traten nun in Aktion. Merkwürdigerweise erbot sich das europäische Kapital, durch<br />
den verzweifelten Zustand <strong>des</strong> bankrotten Lan<strong>des</strong> gar nicht abgeschreckt, zu seiner "Rettung" immer<br />
neue Riesenanleihen zu gewähren. Cave und Stokes schlugen zur Umwandlung aller Schulden eine<br />
Anleihe von 1.520 Millionen Mark zu 7 Prozent vor, Rivers Wilson hielt 2.060 Millionen Mark für<br />
erforderlich. Der Crédit Foncier kaufte Millionen schwebender Wechsel auf und versuchte mit einer<br />
Anleihe von 1.820 Millionen Mark die Gesamtschuld zu konsolidieren, was jedoch fehlschlug. Aber je<br />
verzweifelter und unrettbarer die Finanzlage war, um so näher und unentrinnbarer der Augenblick, wo<br />
das ganze Land mit all seinen Produktivkräften dem europäischen Kapital in die Krallen fallen <br />
mußte. Im Oktober 1878 landeten die Vertreter der europäischen Gläubiger in Alexandrien. <strong>Ein</strong>e<br />
Doppelkontrolle der Finanzen durch das englische und französische Kapital wurde eingesetzt. Jetzt<br />
wurden im Namen der Doppelkontrolle neue Steuern erfunden, die Bauern geprügelt und gepreßt, so daß<br />
die 1876 zeitweilig eingestellten Zinsenzahlungen 1877 wieder aufgenommen werden konnten.(8) Nun<br />
wurden die Forderungsrechte <strong>des</strong> europäischen <strong>Kapitals</strong> zum Mittelpunkt <strong>des</strong> Wirtschaftslebens und zum<br />
einzigen Gesichtspunkt <strong>des</strong> Finanzsystems. 1878 kam eine neue Kommission und ein halbeuropäisches<br />
Ministerium zustande. 1879 kamen die ägyptischen Finanzen unter dauernde Kontrolle <strong>des</strong> europäischen<br />
<strong>Kapitals</strong> in der Person der Commission de la Dette Publique Egyptienne in Kairo. 1878 wurden die<br />
Tschifliks, die Ländereien der vizeköniglichen Familie im Umfange von 431.000 Acres, in<br />
Staatsdomänen verwandelt und den europäischen Kapitalisten für die Staatsschuld verpfändet, ebenso die<br />
Daira-Ländereien, das Privatgut <strong>des</strong> Khediven, das meist in Oberägypten gelegen war und 485.131 Acres<br />
umfaßte; es ist später an ein Konsortium verkauft worden. <strong>Ein</strong> großer Teil <strong>des</strong> sonstigen Grundbesitzes<br />
kam in die Hände von kapitalistischen Gesellschaften, namentlich an die Suezkompanie. <strong>Die</strong> geistlichen<br />
Ländereien der Moscheen und der Schulen hat England für die Kosten der Okkupation beschlagnahmt.<br />
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