Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 30. Kapitel<br />
in England, zwölf in Frankreich bestellt, doch ging infolge <strong>des</strong> Deutsch-Französischen Krieges der<br />
größte Teil <strong>des</strong> Auftrags nach England. Alle 10 Kilometer sollte den Nil entlang eine dieser Fabriken<br />
errichtet werden, als Mittelpunkt eines Distrikts von 10 Quadratkilometern, der das Zuckerrohr zu liefern<br />
hatte. Jede Fabrik benötigte täglich zum vollen Betrieb 2.000 Tonnen Zuckerrohr. Während hundert alte<br />
Dampfpflüge aus der Baumwollperiode zerbrochen umherlagen, wurden hundert neue für Zuckerrohrbau<br />
bestellt. Fellachen wurden zu Tausenden auf die Plantagen getrieben, während andere Tausende an dem<br />
Bau <strong>des</strong> Ibrahimiyehkanals fronten. Stock und Nilpferdpeitsche sausten in voller Tätigkeit. Bald entstand<br />
die Transportfrage: Um die Rohrmassen nach den Fabriken zu schaffen, mußten schleunigst ein Netz von<br />
Eisenbahnen um jede Fabrik, transportable Feldbahnen, fliegende Drahtseile, Straßenlokomotiven<br />
herbeigeschafft werden. Auch diese enormen Bestellungen fielen dem englischen Kapital zu. 1872 wurde<br />
die erste Riesenfabrik eröffnet. Viertausend Kamele besorgten provisorisch den Transport. Aber die<br />
Lieferung der erforderlichen Menge Rohr für den Betrieb erwies sich als bare Unmöglichkeit. Das<br />
Arbeitspersonal war völlig ungeeignet, der Fronfellah konnte mit der Karbatsche nicht plötzlich in einen<br />
modernen Industriearbeiter verwandelt werden. Das Unternehmen brach zusammen, viele bestellte<br />
Maschinen wurden gar nicht aufgestellt. Mit der Zuckerspekulation schließt 1873 die Periode der<br />
gewaltigen Kapitalunternehmungen Ägyptens.<br />
Wer lieferte das Kapital zu diesen Unternehmungen? <strong>Die</strong> internationalen Anleihen. Said Pascha nahm<br />
ein Jahr vor seinem Tode (1863) die erste Anleihe auf, die nominell 66 Millionen Mark, tatsächlich, nach<br />
Abzug von Provisionen, Diskont usw., 50 Millionen Mark in bar eintrug. Er vermachte auf Ismail diese<br />
Schuld und den Suezvertrag, der Ägypten schließlich eine Last von 340 Millionen Mark aufbürdete.<br />
1864 kam die erste Anleihe Ismails zustande, die nominell 114 Millionen zu 7 Prozent, in bar 9<br />
Millionen zu 8 1/4 Prozent betrug. <strong>Die</strong>se Anleihe wurde in einem Jahr verbraucht, wobei allerdings 67<br />
Millionen als Abfindungssumme an die Suezgesellschaft abgingen, der Rest wohl meist durch die<br />
Baumwollepisode verschlungen war. 1865 erfolgte durch die Anglo-Ägyptische Bank das erste<br />
sogenannte Daira-Anlehen, bei dem der Privatgrundbesitz <strong>des</strong> Khediven als Pfand diente; es betrug<br />
nominell 68 Millionen zu 9 Prozent, in Wirklichkeit 50 Millionen zu 12 Prozent. 1866 wurde durch<br />
Frühling und Göschen eine neue Anleihe von nominell 60 Millionen, in bar 52 Mil- lionen<br />
aufgenommen, 1867 eine neue durch die Ottomanische Bank von nominell 40, in Wirklichkeit 34<br />
Millionen. <strong>Die</strong> schwebende Schuld betrug um jene Zeit 600 Millionen. Zur Konsolidierung eines Teils<br />
derselben wurde 1868 eine große Anleihe durch das Bankhaus Oppenheim und Neffen aufgenommen<br />
von nominell 238 Millionen zu 7 Prozent, in Wirklichkeit kriegte Ismail nur 142 Millionen zu 13 1/2<br />
Prozent in die Hand. Damit konnten aber das prunkvolle Fest der Eröffnung <strong>des</strong> Suezkanals vor den<br />
versammelten Spitzen dar europäischen Hof-, Finanz und Halbwelt und die dabei entfaltete wahnwitzige<br />
Verschwendung bestritten sowie ein neuer Backschisch von 20 Millionen dem türkischen Oberherrn,<br />
dem Sultan, in die Hand gedrückt werden. 1870 folgte die Anleihe durch die Firma Bischoffsheim u.<br />
Goldschmidt im Betrage von nominell 142 Millionen zu 7<br />
Prozent, in Wirklichkeit 100 Millionen zu 13 Prozent. Sie diente dazu, die Kosten der Zuckerepisode zu<br />
decken. 1872 und 1873 folgten zwei Anleihen durch Oppenheim, eine kleine von 80 Millionen zu 14<br />
Prozent und eine große von nominell 640 Millionen zu 8 Prozent, die aber, da die von den europäischen<br />
Bankhäusern aufgekauften Wechsel zu <strong>Ein</strong>zahlungen benutzt wurden, in Wirklichkeit nur 220 Millionen<br />
in bar und die Reduktion der schwebenden Schuld auf die Hälfte einbrachte.<br />
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