Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 29. Kapitel<br />
fieberhaften <strong>Kapitals</strong>wirtschaft drohten alsbald die Schranken der kleinen Bauernstaaten zu sprengen.<br />
Der Widerspruch zwischen der Bauernwirtschaft auf dem Felde wie im Staate und den Anforderungen<br />
und Bedürfnissen der Kapitalakkumulation war in der Tat ein schreiender. Auf Schritt und Tritt<br />
versagten die Republiken gegenüber den neuen Aufgaben. Unbeholfenheit und Primitivität der<br />
Administration, die ständige Kafferngefahr, die wohl von England nicht mit scheelen Blicken angesehen<br />
war, Korruption, die sich in den Volksrand eingeschlichen hatte und durch Bestechung den Willen der<br />
Großkapitalisten durchsetzte, das Fehlen der Sicherheitspolizei, um die zuchtlose Gesellschaft der<br />
Glücksritter im Zaume zu halten, Mangel an Wasserzufuhr und Verkehrsmitteln zur Versorgung einer<br />
plötzlich aufgeschossenen Kolonie von 100.000 <strong>Ein</strong>wanderern, mangelnde Arbeitergesetze, um die<br />
Ausbeutung der Neger im Bergbau zu regeln und zu sichern, hohe Schutzzölle, die den Kapitalisten die<br />
Arbeitskraft verteuerten, hohe Frachten für Kohle - alles das fügte sich zu einem plötzlichen und<br />
betäubenden Bankrott der Bauernrepubliken zusammen.<br />
In ihrer plumpen Borniertheit wehrten sie sich gegen die Schlamm- und Lavaflut <strong>des</strong> Kapitalismus, die<br />
sie verschlang, durch das denkbar primitivste Mittel, das nur im Arsenal der dickköpfigen und starren<br />
Bauern zu finden war: Sie schlossen die Masse der "Uitlander", die sie an Zahl weitaus übertraf und<br />
ihnen gegenüber das Kapital, die Macht, den Zug der Zeit vertrat, von jeglichen politischen Rechten aus.<br />
Aber das war nur ein schlechter Spaß, und die Zeiten waren ernst. <strong>Die</strong> Dividenden litten empfindlich<br />
unter der bäuerlich-republikanischen Mißwirtschaft und konnten sie nicht länger dulden. Das<br />
Grubenkapital revoltierte. <strong>Die</strong> Britisch-Südafrikanische Gesellschaft baute Eisenbahnen, warf Kaffern<br />
nieder, organisierte Aufstände der Uitlander, provozierte endlich den Burenkrieg. <strong>Die</strong> Stunde der<br />
Bauernwirtschaft hatte geschlagen. In den Vereinig- ten Staaten war der Krieg Ausgangspunkt der<br />
Umwälzung, in Südafrika war er ihr Abschluß. Das Ergebnis war dasselbe: der Sieg <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> über die<br />
kleine Bauernwirtschaft, die ihrerseits auf den Trümmern der primitiven naturalwirtschaftlichen<br />
Organisation der <strong>Ein</strong>geborenen erstanden war. Der Widerstand der Burenrepubliken gegen England war<br />
ebenso aussichtslos wie der Widerstand <strong>des</strong> amerikanischen Farmers gegen die <strong>Kapitals</strong>herrschaft in den<br />
Vereinigten Staaten. In der neuen Südafrikanischen Union, die, eine Verwirklichung <strong>des</strong><br />
imperialistischen Programms Cecil Rho<strong>des</strong>', an Stelle der kleinen Bauernrepubliken einen modernen<br />
Großstaat setzt, hat nunmehr das Kapital offiziell das Kommando übernommen. Der alte Gegensatz<br />
zwischen Engländern und Holländern ist in dem neuen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ertränkt<br />
worden:<br />
Beide Nationen haben ihre rührende Verbrüderung in der Union mit der bürgerlichen und politischen<br />
Entrechtung von 5 Millionen farbiger Arbeiterbevölkerung durch eine Million weißer Ausbeuter<br />
besiegelt. Dabei sind nicht bloß die Neger der Burenrepubliken leer ausgegangen, sondern den Negern<br />
der Kapkolonie, die von der englischen Regierung ehemals politische Gleichberechtigung erhalten<br />
hatten, ihre Rechte zum Teil genommen worden. Und dieses edle Werk, das die imperialistische Politik<br />
der Konservativen durch einen schamlosen Gewaltstreich gekrönt hat, sollte gerade von der liberalen<br />
Partei vollendet werden - unter dem frenetischen Beifall "der liberalen Kretins Europas", die mit Stolz<br />
und Rührung in der völligen Selbstverwaltung und Freiheit, die England der Handvoll Weißer in<br />
Südafrika schenkte, den Beweis feierten, welche schöpferische Macht und Größe doch noch dem<br />
Liberalismus in England innewohne.<br />
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