30.12.2012 Aufrufe

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 29. Kapitel<br />

konnte man massenhaft um die Mitte der 80er Jahre beobachten. "Kann der Farmer zu den festgesetzten<br />

Terminen seine Schulden nicht bezahlen", schrieb Sering 1887 "so steigt der von ihm zu entrichtende<br />

Zins auf 12, 15, ja 20 Prozent. <strong>Die</strong> Bank, der Maschinenhändler, der Krämer drängen auf ihn ein und<br />

berauben ihn der Früchte seiner harten Arbeit ... Der Betreffende bleibt dann entweder als Pächter auf der<br />

Farm, oder er zieht weiter fort gegen Westen, um sein Glück von neuem zu versuchen. Nirgendwo in<br />

Nordamerika habe ich in der Tat so viele verschuldete, enttäuschte und mißvergnügte Farm er getroffen<br />

wie in den Weizendistrikten der nordwestlichen Prärien, keinen einzigen Farmer habe ich in Dakota<br />

gesprochen, der nicht bereit gewesen wäre, seine Farm zu verkaufen."(14) Der Kommissar der<br />

Landwirtschaft in Vermont teilte 1889 über die weit verbreitete Tatsache <strong>des</strong> Verlassens der Farmen mit:<br />

"In diesem Staate", schrieb er, "kann man große Strecken unbebauten, aber zum Anbau geeigneten<br />

Bodens finden, den man zu Preisen kaufen kann, die sich denjenigen in den Weststaaten nähern, dazu in<br />

der Nähe von Schulen und Kirchen und obendrein mit den Bequemlichkeiten der nahegelegenen<br />

Eisenbahn. Der Kommissar hat nicht alle Bezirke <strong>des</strong> Staates besucht, über die berichtet wird, er hat aber<br />

genug besucht, um sich zu überzeugen, daß ein bedeuten<strong>des</strong> Gebiet verlassenen, früher aber bebauten<br />

Lan<strong>des</strong> jetzt zu Ödland geworden ist, obwohl ein bedeutender Teil davon der tüchtigen Arbeit ein gutes<br />

<strong>Ein</strong>kommen liefern könnte."<br />

Der Kommissar <strong>des</strong> Staates New Hampshire veröffentlichte 1890 eine Schrift, in der 67 Seiten<br />

mit der Beschreibung von Farmen gefüllt sind, die zu den billigsten Preisen zu haben waren. Es sind<br />

darin 1.442 verlassene Farmen mit Wohngebäuden beschrieben, die erst vor kurzem aufgegeben wurden.<br />

Dasselbe auch in anderen Gegenden. Tausende von Acres Weizen- und Maiskulturen lagen brach und<br />

wurden zu Ödland. Um das verlassene Land wieder zu bevölkern, trieben die Bodenspekulanten eine<br />

raffinierte Reklame, und sie zogen neue Scharen <strong>Ein</strong>wanderer, neue Opfer ins Land, die dem Schicksal<br />

ihrer Vorgänger nur noch rascher anheimfielen.(15)<br />

"In der Nähe der Eisenbahnen und Absatzmärkte", hieß es in einem Privatbrief, "gibt es nirgends mehr<br />

staatliches Land, es ist ganz in den Händen der Spekulanten. Der Ansiedler übernimmt freies Land und<br />

zählt als Farmer. Aber seine Wirtschaft als Farm sichert ihm kaum die Existenz, und er kann unmöglich<br />

dem großen Farmer Konkurrenz machen. Er bebaut den gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtteil seiner<br />

Farm, aber zur Unterstützung seines Wohlstan<strong>des</strong> muß er einen Nebenerwerb außerhalb der<br />

Landwirtschaft suchen. In Oregon z.B. habe ich einen Ansiedler getroffen, der während fünf Jahren<br />

Eigentümer von 160 Acres war, zur Sommerzeit aber, Ende Juni, am Wegebau arbeitete, 12 Stunden<br />

täglich für 1 Dollar Tageslohn. Auch dieser figurierte natürlich als <strong>Ein</strong>heit unter den 5 Millionen<br />

Farmern, die vom Zensus 1890 gezählt worden sind. Oder in Eldorado County sah ich z.B. viele Farmer,<br />

die den Boden nur in dem Umfang bebauten, um sich selbst und das Vieh zu ernähren, nicht aber für den<br />

Markt, denn das wäre unvorteilhaft; ihr Haupterwerb aber besteht im Goldgraben, Holzfällen und<br />

Holzverkauf usw. <strong>Die</strong>se Leute leben im Wohlstand, aber ihr Wohlstand rührt nicht von der<br />

Landwirtschaft her. Vor zwei Jahren arbeiteten wir in Long Cañon, Eldorado County, und wohnten die<br />

ganze Zeit in einer cabin auf einer Parzelle, deren Eigentümer nur einmal im Jahr für einige Tage nach<br />

Hause kam, die übrige Zeit aber in Sacramento an der Eisenbahn arbeitete, Seine Parzelle wurde gar<br />

nicht bebaut. Vor einigen Jahren wurde ein kleiner Teil davon angebaut, um dem Gesetz Genüge zu tun,<br />

einige Acres sind mit Drahtzaun eingezäunt, eine log cabin und ein Schuppen sind errichtet. Aber in den<br />

letzten Jahren steht das alles leer: Der Schlüssel von der Hütte befindet sich beim Nachbar, der uns auch<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR99.140/lu/lu05/lu05_342.htm (8 of 19) [19.07.2004 21:14:03]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!