Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 29. Kapitel<br />
wo die Masse der Farmer in ihren Schicksalen an den Markt gekettet wurde, verwandelte sich der<br />
landwirtschaftliche Markt der Union plötzlich aus dem lokalen Absatzgebiet in den Weltmarkt, auf dem<br />
wenige Riesenkapitale und deren Spekulation ihr wil<strong>des</strong> Spiel begannen.<br />
Mit dem in der Geschichte der europäischen wie der amerikanischen Agrarverhältnisse denkwürdigen<br />
Jahre 1879 beginnt der Massenexport <strong>des</strong> Weizens der Union nach Europa.(11)<br />
<strong>Die</strong> Vorteile dieser Erweiterung <strong>des</strong> Absatzgebietes wurden selbstverständlich von dem<br />
Großkapital monopolisiert: <strong>Ein</strong>erseits wuchsen die Riesenfarmen, die den kleinen Farmer mit ihrer<br />
Konkurrenz erdrückten, andererseits wurde er zum Opfer der Spekulanten, die ihm sein Getreide<br />
aufkauften, um damit auf den Weltmarkt einen Druck auszuüben. Hilflos den gewaltigen Mächten <strong>des</strong><br />
<strong>Kapitals</strong> preisgegeben, verfiel der Farmer in Schulden - die typische Form <strong>des</strong> Unterganges der<br />
Bauernwirtschaft. <strong>Die</strong> Verschuldung der Farmen wurde bald zur öffentlichen Kalamität. Im Jahre 1890<br />
schrieb der Landwirtschaftsminister der Union, Rusk in einem speziellen Rundschreiben aus Anlaß der<br />
verzweifelten Lage der Farmer: "<strong>Die</strong> Last der Hypotheken auf den Farmen, den Häusern und dem Boden<br />
nimmt zweifellos höchst beunruhigende Dimensionen an; wiewohl in einzelnen Fällen die Anleihen<br />
zweifellos übereilig aufgenommen wurden, so führte dazu nichts<strong>des</strong>toweniger in der beträchtlichen<br />
Mehrzahl der Fälle die Notwendigkeit ... <strong>Die</strong>se Anleihen, die auf hohe Prozente aufgenommen wurden,<br />
sind infolge <strong>des</strong> Preisfalls der landwirtschaftlichen Produkte höchst drückend geworden und bedrohen<br />
den Farmer in vielen Fällen mit dem Verlust <strong>des</strong> Hauses und <strong>des</strong> Bodens. Das ist eine äußerst schwierige<br />
Frage für alle diejenigen, die die Übel zu kurieren bestrebt sind, an denen die Farmer leiden. Es stellt sich<br />
heraus, daß bei den gegenwärtigen Preisen der Farmer, um einen Dollar zu bekommen, mit dem er seine<br />
Schuld bezahlt, viel mehr Produkte verkaufen muß als damals, wo er diesen Dollar lieh. <strong>Die</strong> Prozente<br />
wachsen, während die Tilgung der Schuld offenbar eine ganz hoffnungslose Sache geworden, angesichts<br />
dieser gedrückten Lage aber, von der wir reden, ist die Erneuerung der Hypothekenaufnahme äußerst<br />
schwierig."(12) <strong>Die</strong> allgemeine Verschuldung <strong>des</strong> Bodens erstreckte sich nach dem Zensus vom 29. Mai<br />
1891 auf 2,5 Millionen Wirtschaften, davon zwei Drittel Betriebe der Farmereigentümer, die Höhe der<br />
Schuld dieser letzteren auf nahezu 2,2 Milliarden Dollar. "Auf diese Weise", schließt Peffer, "ist die<br />
Lage der Farmer höchst kritisch (farmers are passing through the "valley and shadow of death"); die<br />
Farm ist eine gewinnlose Sache geworden; der Preis der landwirtschaftlichen Produkte ist seit<br />
dem großen Kriege um 50 Prozent gefallen, der Wert der Farmen ist im letzten Jahrzehnt um 25 bis 50<br />
Prozent gesunken; die Farmer stecken bis über die Ohren in Schulden, die durch Hypotheken auf ihren<br />
Betrieben gesichert sind, ohne in vielen Fällen imstande zu sein, die Anleihe zu erneuern, da die<br />
Hypothek selbst immer mehr entwertet wird; viele Farmer gehen ihrer Betriebe verlustig, und die<br />
Mühlsteine der Verschuldung fahren fort, sie zu zermalmen. Wir befinden uns in den Händen einer<br />
erbarmungslosen Macht; die Farm geht zugrunde."(13)<br />
Dem verschuldeten und ruinierten Farmer blieb nichts anderes übrig, als entweder in Nebenverdiensten<br />
als Lohnarbeiter sein Heil zu suchen oder seine Wirtschaft ganz zu verlassen und den Staub <strong>des</strong><br />
"gelobten Lan<strong>des</strong>" <strong>des</strong> "Weizenparadieses", das für ihn zur Hölle geworden, von seinen Pantoffeln zu<br />
schütteln, vorausgesetzt, daß seine Farm nicht schon wegen Zahlungsunfähigkeit in die Krallen <strong>des</strong><br />
Gläubigers geriet, was mit Tausenden der Farmen der Fall war. Verlassene und verfallende Farmen<br />
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