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Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 28. Kapitel<br />

Stadt einzogen, plünderten zunächst den kaiserlichen Palast, woran sich General Cousin, der spätere<br />

Marschall "Graf von Palikao", mit Eifer persönlich beteiligte, Lord Elgin aber ließ den Palast "zur<br />

Sühne" in Flammen aufgehen.(5)<br />

Jetzt wurde den europäischen Mächten zugestanden, Gesandte in Peking zu halten, Tientsin und andere<br />

Städte wurden dem Handel eröffnet. Während in England die Antiopiumliga gegen die Verbreitung <strong>des</strong><br />

Giftes in London, Manchester und anderen Industriebezirken arbeitete und eine vom Parlament ernannte<br />

Kommission den Genuß <strong>des</strong> Opiums für höchst schädlich erklärte, wurde der Opiumeinfuhr nach China<br />

noch in der Tschi-fu-Konvention 1876 die Freiheit gesichert. Gleichzeitig sicherten alle Staatsverträge<br />

mit China den Europäern - Kaufleuten wie Missionen - das Recht auf Landerwerb zu. Hierbei half neben<br />

dem Feuer der Geschütze auch bewußter Betrug kräftig mit. Nicht nur bot die Zweideutigkeit der<br />

Vertragstexte eine bequeme Handhabe zur stufenweisen Ausdehnung der vom europäischen<br />

Kapital in den Vertragshäfen besetzten Gebiete. Auf Grund der bekannten frechen Fälschung im<br />

chinesischen Text der französischen Zusatzkonvention vom Jahre 1860, den der katholische Missionar<br />

Abbé Delamarre als Dolmetscher ausgefertigt hatte, wurde der chinesischen Regierung in der Folge das<br />

Zugeständnis abgepreßt, den Missionen nicht bloß in den Vertragshäfen, sondern in allen Provinzen <strong>des</strong><br />

Reiches Landerwerb zu gestatten. <strong>Die</strong> französische Diplomatie wie namentlich die protestantischen<br />

Missionen waren einig in der Verurteilung der raffinierten Schwindelei <strong>des</strong> katholischen Paters, was sie<br />

jedoch nicht hinderte, auf der Anwendung der so eingeschmuggelten Rechtserweiterung der<br />

französischen Missionen energisch zu bestehen und sie 1887 ausdrücklich auch auf die protestantischen<br />

Missionen ausdehnen zu lassen.(6)<br />

<strong>Die</strong> Erschließung Chinas für den Warenhandel, die mit dem Opiumkriege begonnen war, wurde mit der<br />

Serie der "Pachtungen" und der Chinaexpedition <strong>des</strong> Jahres 1900 besiegelt, in der die Handelsinteressen<br />

<strong>des</strong> europäischen <strong>Kapitals</strong> offen in internationalen Landraub umschlugen. Fein kehrt diesen Widerspruch<br />

zwischen der anfänglichen Theorie und der schließlichen Praxis der europäischen "Kulturträger" in<br />

China die Depesche der Kaiserin-Witwe hervor, die nach der <strong>Ein</strong>nahme der Takuforts an die Königin<br />

Victoria schrieb:<br />

"Ew. Majestät einen Gruß! - In allen Verhandlungen Englands mit dem chinesischen Reiche, seit<br />

Beziehungen zwischen uns angeknüpft wurden, ist auf seiten Großbritanniens niemals die Rede von<br />

Vergrößerung <strong>des</strong> Landbesitzes gewesen, sondern nur von dem eifrigen Wunsch, die Interessen seines<br />

Handels zu fördern. <strong>Die</strong> Tatsache erwägend, daß unser Land nunmehr in einen entsetzlichen<br />

Kriegszustand gestürzt ist, erinnern wir uns daran, daß ein großer Teil von Chinas Handel, 70 oder 80<br />

Prozent, mit England abgeschlossen wird. Außerdem sind Eure Seezölle die niedrigsten in der Welt und<br />

wenig Beschränkungen in Euren Seehäfen auf fremde <strong>Ein</strong>fuhr gelegt. Aus diesen Gründen haben unsere<br />

freundlichen Beziehungen mit britischen Kaufleuten in unseren Vertragshäfen ununterbrochen während<br />

<strong>des</strong> letzten halben Jahrhunderts zu unserem wechsel- seitigen Vorteil bestanden. Aber ein<br />

plötzlicher Wechsel ist nun eingetreten, und ein allgemeiner Verdacht hat sich gegen uns erhoben. Wir<br />

möchten Euch daher bitten, zu überlegen, wenn durch eine gewisse Kombination der Umstände die<br />

Unabhängigkeit unseres Reiches verlorengehen sollte und die Mächte sich einigen, ihren längst gehegten<br />

Plan, sich unseres Gebietes zu bemächtigen, durchzuführen (in einer gleichzeitigen Depesche an den<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR99.765/lu/lu05/lu05_334.htm (5 of 7) [19.07.2004 21:13:56]

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