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Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 28. Kapitel 27. Kapitel | Inhalt | 29. Kapitel Rosa Luxemburg - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band 5. Berlin/DDR. 1975. "Die Akkumulation des Kapitals", S. 334-342. 1. Korrektur. Erstellt am 20.10.1998 Achtundzwanzigstes Kapitel Die Einführung der Warenwirtschaft Die zweite wichtigste Vorbedingung, sowohl zur Erwerbung von Produktionsmitteln wie zur Realisierung des Mehrwerts, ist die Hineinbeziehung der naturalwirtschaftlichen Verbände, nachdem und indem sie zerstört werden, in den Warenverkehr und in die Warenwirtschaft. Alle nichtkapitalistischen Schichten und Gesellschaften müssen für das Kapital zu Warenabnehmern werden und müssen ihm ihre Produkte verkaufen. Es scheint, daß hier wenigstens der "Friede" und die "Gleichheit" beginnen, das do ut des, die Gegenseitigkeit der Interessen, der "friedliche Wettbewerb" und die "Kultureinflüsse". Kann das Kapital mit Gewalt fremden sozialen Verbänden Produktionsmittel entreißen und die Arbeitenden mit Gewalt zwingen, Objekte der kapitalistischen Ausbeutung zu werden, so kann es sie doch nicht mit Gewalt zu Abnehmern seiner Waren machen, es kann sie nicht zwingen, seinen Mehrwert zu realisieren. Was diese Annahme zu. bestätigen scheint, ist der Umstand, daß Transportmittel - Eisenbahnen, Schiffahrt, Kanäle - die unumgängliche Vorbedingung der Verbreitung der Warenwirtschaft in naturalwirtschaftlichen Gebieten darstellen. Der Eroberungszug der Warenwirtschaft beginnt meist mit großartigen Kulturwerken modernen Verkehrs, wie Eisenbahnlinien, die Urwälder durchschneiden und Gebirge durchstechen, Telegraphendrähte, die Wüsten überspannen, Ozeandampfer, die in weltfremde Häfen einlaufen. Doch ist die Friedlichkeit dieser Umwälzungen bloßer Schein. Die Handelsbeziehungen der ostindischen Kompanien mit den Gewürzländern waren so gut Raub, Erpressung und grober Schwindel unter der Flagge des Handels wie heute die Beziehungen der amerikanischen Kapitalisten zu den Indianern in Kanada, denen sie Pelze abkaufen, oder der deutschen Händler zu den Afrikanegern. Das klassische Beispiel des "sanften" und "friedliebenden" Warenhandels mit rückständigen Gesellschaften ist die moderne Geschichte Chinas, durch die sich wie ein roter Faden seit Beginn der vierziger Jahre, das ganze 19. Jahrhundert hin- durch die Kriege der Europäer ziehen, deren Zweck war, China gewaltsam dem Warenverkehr zu erschließen. Durch Missionare provozierte Christenverfolgungen, von Europäern angezettelte Tumulte, periodische blutige Kriegsgemetzel, in denen sich die völlige Hilflosigkeit eines friedlichen Ackerbauervolkes mit der modernsten kapitalistischen Kriegstechnik der vereinigten europäischen Großmächte messen sollte, schwere Kriegskontributionen mit dem ganzen System von öffentlicher Schuld, europäischen Anleihen, europäischer Kontrolle der Finanzen und europäischer Besetzung der Festungen im Gefolge, erzwungene Eröffnung von Freihäfen und erpreßte Konzessionen zu Eisenbahnbauten an europäische Kapitalisten - file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR99.765/lu/lu05/lu05_334.htm (1 of 7) [19.07.2004 21:13:56]
Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 28. Kapitel das waren die Geburtshelfer des Warenhandels in China von Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bis zum Ausbruch der chinesischen Revolution. Die Periode der Erschließung Chinas für die europäische Kultur, d.h. für den Warenaustausch mit dem europäischen Kapital, wird durch den Opiumkrieg inauguriert, in dem China gezwungen wird, das Gift aus den indischen Plantagen abzunehmen, um es für die englischen Kapitalisten zu Geld zu machen. Im 17. Jahrhundert war die Kultur des Opiums durch die englische Ostindische Kompanie in Bengalen eingeführt und durch ihre Zweigniederlassung in Kanton der Gebrauch des Gifts in China verbreitet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel das Opium so stark im Preise, daß es rapid zum "Volksgenußmittel" wurde. Noch im Jahre 1821 betrug die Einfuhr des Opium nach China 4.628 Kisten zum Preise von durchschnittlich 1.325 Dollar, dann fiel der Preis auf die Hälfte, und 1825 stieg die chinesische Einfuhr auf 9.62l Kisten, 1830 auf 26.670 Kisten.(1) Die verheerenden Wirkungen des Gifts, namentlich der billigsten von der armen Bevölkerung gebrauchten Sorten, gestalteten sich zur öffentlichen Kalamität und riefen als Notwehr seitens Chinas ein Verbot der Einfuhr hervor. Bereits 1828 hatte der Vizekönig von Kanton den Import von Opium verboten, was aber den Handel nur in andere Hafenstädte lenkte. Einer der Pekinger Zensoren wurde mit der Untersuchung der Frage beauftragt und gab folgendes Gutachten ab: "Ich habe in Erfahrung gebracht, daß die Opiumraucher nach diesem schädlichen Medikament ein so heftiges Verlangen haben, daß sie alles aufbieten, um sich dessen Genuß zu verschaffen. Wenn sie das Opium nicht zur gewohnten Stunde erhalten, fangen ihre Glieder an zu zittern, dicke Schweißtropfen fließen ihnen von der Stirn und über das Gesicht, und sie sind unfähig, die geringste Beschäftigung vorzunehmen. Bringt man ihnen aber eine Pfeife mit Opium, atmen sie einige Züge davon ein und sind sogleich geheilt. Das Opium ist daher für alle, die es rauchen, ein notwendiges Bedürfnis geworden, und man darf sich gar nicht wundern, daß sie, wenn sie von der Ortsbehörde zur Verantwortung gezogen werden, weit lieber jede Züchtigung ertragen als den Namen desjenigen offenbaren, der ihnen das Opium liefert. Zuweilen erhalten die Ortsbehörden auch Geschenke, um dieses Übel zu dulden oder um eine eingeleitete Untersuchung aufzuhalten. Die meisten Kaufleute, die Handelsartikel nach Kanton bringen, verkaufen auch Opium als Schmuggelware. Ich bin der Ansicht, daß Opium ein weit größeres Übel ist als das Spiel und daß man daher den Opiumrauchern keine geringere Strafe auferlegen sollte als den Spielern." Der Zensor schlug vor, daß jeder überführte Opiumraucher zu 80 Bambushieben, einer, der den Verkäufer nicht angeben wolle, zu 100 Hieben und dreijähriger Verbannung verurteilt werden sollte. Und mit einer für europäische Behörden unerhörten Offenherzigkeit schloß der bezopfte Cato von Peking sein Gutachten: "Es scheint, daß das Opium zumeist durch unwürdige Beamte von außerhalb eingeführt wird, die im Einverständnis mit gewinnsüchtigen Kaufleuten es ins Innere des Landes befördern, wo zuerst junge Leute aus guter Familie, reiche Private und Kaufleute sich dem Genuß zuwenden, der sich endlich auch bei dem gemeinen Manne verbreitet. Ich habe in Erfahrung gebracht. file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR99.765/lu/lu05/lu05_334.htm (2 of 7) [19.07.2004 21:13:56]
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 28. Kapitel<br />
27. Kapitel | Inhalt | 29. Kapitel<br />
<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - Gesammelte Werke. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Band<br />
5. <strong>Berlin</strong>/DDR. 1975. "<strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>", S. 334-342.<br />
1. Korrektur.<br />
Erstellt am 20.10.1998<br />
Achtundzwanzigstes Kapitel<br />
<strong>Die</strong> <strong>Ein</strong>führung der Warenwirtschaft<br />
<strong>Die</strong> zweite wichtigste Vorbedingung, sowohl zur Erwerbung von Produktionsmitteln wie zur<br />
Realisierung <strong>des</strong> Mehrwerts, ist die Hineinbeziehung der naturalwirtschaftlichen Verbände, nachdem und<br />
indem sie zerstört werden, in den Warenverkehr und in die Warenwirtschaft. Alle nichtkapitalistischen<br />
Schichten und Gesellschaften müssen für das Kapital zu Warenabnehmern werden und müssen ihm ihre<br />
Produkte verkaufen. Es scheint, daß hier wenigstens der "Friede" und die "Gleichheit" beginnen, das do<br />
ut <strong>des</strong>, die Gegenseitigkeit der Interessen, der "friedliche Wettbewerb" und die "Kultureinflüsse". Kann<br />
das Kapital mit Gewalt fremden sozialen Verbänden Produktionsmittel entreißen und die Arbeitenden<br />
mit Gewalt zwingen, Objekte der kapitalistischen Ausbeutung zu werden, so kann es sie doch nicht mit<br />
Gewalt zu Abnehmern seiner Waren machen, es kann sie nicht zwingen, seinen Mehrwert zu realisieren.<br />
Was diese Annahme zu. bestätigen scheint, ist der Umstand, daß Transportmittel - Eisenbahnen,<br />
Schiffahrt, Kanäle - die unumgängliche Vorbedingung der Verbreitung der Warenwirtschaft in<br />
naturalwirtschaftlichen Gebieten darstellen. Der Eroberungszug der Warenwirtschaft beginnt meist mit<br />
großartigen Kulturwerken modernen Verkehrs, wie Eisenbahnlinien, die Urwälder durchschneiden und<br />
Gebirge durchstechen, Telegraphendrähte, die Wüsten überspannen, Ozeandampfer, die in weltfremde<br />
Häfen einlaufen. Doch ist die Friedlichkeit dieser Umwälzungen bloßer Schein. <strong>Die</strong> Handelsbeziehungen<br />
der ostindischen Kompanien mit den Gewürzländern waren so gut Raub, Erpressung und grober<br />
Schwindel unter der Flagge <strong>des</strong> Handels wie heute die Beziehungen der amerikanischen Kapitalisten zu<br />
den Indianern in Kanada, denen sie Pelze abkaufen, oder der deutschen Händler zu den Afrikanegern.<br />
Das klassische Beispiel <strong>des</strong> "sanften" und "friedliebenden" Warenhandels mit rückständigen<br />
Gesellschaften ist die moderne Geschichte Chinas, durch die sich wie ein roter Faden seit Beginn der<br />
vierziger Jahre, das ganze 19. Jahrhundert hin- durch die Kriege der Europäer ziehen, deren<br />
Zweck war, China gewaltsam dem Warenverkehr zu erschließen. Durch Missionare provozierte<br />
Christenverfolgungen, von Europäern angezettelte Tumulte, periodische blutige Kriegsgemetzel, in<br />
denen sich die völlige Hilflosigkeit eines friedlichen Ackerbauervolkes mit der modernsten<br />
kapitalistischen Kriegstechnik der vereinigten europäischen Großmächte messen sollte, schwere<br />
Kriegskontributionen mit dem ganzen System von öffentlicher Schuld, europäischen Anleihen,<br />
europäischer Kontrolle der Finanzen und europäischer Besetzung der Festungen im Gefolge, erzwungene<br />
Eröffnung von Freihäfen und erpreßte Konzessionen zu Eisenbahnbauten an europäische Kapitalisten -<br />
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