Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 27. Kapitel<br />
waren an der Tagesordnung.<br />
<strong>Die</strong> Engländer suchten sich dabei, wie es ihre Taktik in den Kolonien stets war, den Anschein zu geben,<br />
als sei ihre Gewaltpolitik, die völlige Unsicherheit der Grundbesitzverhältnisse und den Zusammenbruch<br />
der Bauernwirtschaft der Hindus herbeigeführt hatte, gerade im Interesse <strong>des</strong> Bauerntums und zu seinem<br />
Schutze gegen die eingeborenen Tyrannen und Ausbeuter notwendig gewesen.(3) Erst schuf England<br />
künstlich eine Landaristokratie in Indien auf Kosten uralter Eigentumsrechte der <br />
Bauerngemeinden, um hinterdrein die Bauern gegen diese Bedrücker zu schützen und das<br />
"widerrechtlich usurpierte Land" in die Hände englischer Kapitalisten zu bringen.<br />
So entstand in Indien in kurzer Zeit der Großgrundbesitz, während die Bauern auf enormen Strecken in<br />
eine verarmte, proletarisierte Masse kleiner Pächter mit kurzen Pachtfristen verwandelt wurden.<br />
Endlich kam noch in einem markanten Umstand die spezifische Kapitalmethode der Kolonisation zum<br />
Ausdruck. <strong>Die</strong> Engländer waren die ersten Eroberer Indiens, die eine rohe Gleichgültigkeit für die<br />
öffentlichen Kulturwerke wirtschaftlichen Charakters mitbrachten. Araber, Afghanen wie Mongolen<br />
leiteten und unterstützten in Indien großartige Kanalanlagen, durchzogen das Land mit Straßen,<br />
überspannten Flüsse mit Brücken, ließen wasserspendende Brunnen graben. Der Ahne der<br />
Mongolendynastie in Indien, Timur oder Tamerlan, trug Sorge für die Bodenkultur, Bewässerung,<br />
Sicherheit der Wege und Verpflegung der Reisenden.(4) "<strong>Die</strong> primitiven Radschas Indiens, die<br />
afghanischen oder mongolischen Eroberer, zuweilen grausam für die Individuen, bezeichneten<br />
wenigstens ihre Herrschaft durch jene wunderbaren Konstruktionen, die man heute auf jedem Schritt<br />
findet und die das Werk einer Rasse von Riesen zu sein scheinen ... <strong>Die</strong> Kompanie (die englische<br />
Ostindische Kompanie, die bis 1858 in Indien herrschte - R. L.) hat nicht eine Quelle geöffnet, nicht<br />
einen Brunnen gegraben, nicht einen Kanal gebaut, nicht eine Brücke zum Nutzen der Inder errichtet."(5)<br />
<strong>Ein</strong> anderer Zeuge, der Engländer James Wilson, sagt: "In der Provinz von Madras wird jedermann<br />
unwillkürlich durch die grandiosen altertümlichen Bewässerungsanlagen frappiert, deren Spuren sich bis<br />
auf unsere Zeit erhalten haben. Stausysteme die die Flüsse stauten, bildeten ganze Seen, aus denen<br />
Kanäle auf 60 und 70 Meilen im Umkreis Wasser ver- breiteten. Auf großen Flüssen gab es<br />
solcher Schleusen 30-40 Stück ... Das Regenwasser, das von den Bergen hinabfloß, wurde in besonders<br />
zu diesem Behufe gebauten Teichen gesammelt, von denen viele bis jetzt 15 bis 25 Meilen im Umkreis<br />
haben. <strong>Die</strong>se gigantischen Konstruktionen waren fast alle vor dem Jahre 1750 vollendet. In der Epoche<br />
der Kriege der Kompanie mit den mongolischen Herrschern und, wir müssen hinzufügen, während der<br />
ganzen Periode unserer Herrschaft in Indien sind sie in großen Verfall geraten."(6)<br />
Ganz natürlich: Für das englische Kapital kam es nicht darauf an, die indischen Gemeinwesen<br />
lebensfähig zu erhalten und wirtschaftlich zu stützen, sondern im Gegenteil, sie zu zerstören, ihnen die<br />
Produktivkräfte zu entreißen. <strong>Die</strong> rasch zugreifende ungestüme Gier der <strong>Akkumulation</strong>, die ihrem ganzen<br />
Wesen nach von "Konjunkturen" lebt und nicht an den morgigen Tag zu denken imstande ist, kann den<br />
Wert der alten wirtschaftlichen Kulturwerke von weitsichtigerem Standpunkt nicht einschätzen. In<br />
Ägypten zerbrachen sich kürzlich die englischen Ingenieure, als sie für die Zwecke <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> am Nil<br />
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