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Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 27. Kapitel<br />

dem Wege <strong>des</strong> Warenhandels führen, würde für das Kapital soviel bedeuten, wie überhaupt auf die<br />

Produktivkräfte jener Gebiete verzichten. Daraus folgert der Kapitalismus gegenüber den<br />

Kolonialländern die gewaltsame Aneignung der wichtigsten Produktionsmittel als eine Lebensfrage für<br />

sich. Da aber gerade die primitiven sozialen Verbände der <strong>Ein</strong>geborenen der stärkste Schutzwall der<br />

Gesellschaft wie ihrer materiellen Existensbasis sind, so erfolgt als einleitende Methode <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> die<br />

systematische, planmäßige Zerstörung und Vernichtung der nichtkapitalistischen sozialen Verbände, auf<br />

die es in seiner Ausbreitung stößt. Hier haben wir es nicht mehr mit der primitiven <strong>Akkumulation</strong> zu tun,<br />

der Prozeß dauert fort bis auf den heutigen Tag. Jede neue Kolonialerweiterung wird naturgemäß von<br />

diesem hartnäckigen Krieg <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> gegen die sozialen und ökonomischen Zusammenhänge<br />

der <strong>Ein</strong>geborenen begleitet sowie von dem gewaltsamen Raub ihrer Produktionsmittel und ihrer<br />

Arbeitskräfte. <strong>Die</strong> Hoffnung, den Kapitalismus ausschließlich auf den "friedlichen Wettbewerb", d.h. auf<br />

den regelrechten Warenhandel, wie er zwischen kapitalistisch produzierenden Ländern geführt wird, als<br />

die einzige Grundlage seiner <strong>Akkumulation</strong> verweisen zu können, beruht auf der doktrinären Täuschung,<br />

als ob die Kapitalakkumulation ohne die Produktivkräfte und die Nachfrage primitiverer Gebilde<br />

auskommen, sich auf den langsamen inneren Zersetzungsprozeß der Naturalwirtschaft verlassen könnte.<br />

Sowenig die Kapitalakkumulation in ihrer sprunghaften Ausdehnungstätigkeit auf den natürlichen<br />

Zuwachs der Arbeiterbevölkerung zu warten und mit ihm auszukommen vermag, sowenig wird sie auch<br />

die natürliche langsame Zersetzung der nichtkapitalistischen Formen und ihren Übergang zur<br />

Warenwirtschaft abwarten und sich mit ihm begnügen. Das Kapital kennt keine andere Lösung der Frage<br />

als Gewalt, die eine ständige Methode der Kapitalakkumulation als geschichtlicher Prozeß ist, nicht bloß<br />

bei der Genesis, sondern bis auf den heutigen Tag. Für die primitiven Gesellschaften aber gibt es, da es<br />

sich in jedem solchen Falle um Sein oder Nichtsein handelt, kein anderes Verhalten als Widerstand und<br />

Kampf auf Tod und Leben, bis zur völligen Erschöpfung oder bis zur Ausrottung. Daher die ständige<br />

militärische Besetzung der Kolonien, die Aufstände der <strong>Ein</strong>geborenen und die Kolonialexpeditionen zu<br />

ihrer Niederwerfung als permanente Erscheinungen auf der Tagesordnung <strong>des</strong> Kolonialregimes. <strong>Die</strong><br />

gewaltsame Methode ist hier die direkte Folge <strong>des</strong> Zusammenpralls <strong>des</strong> Kapitalismus mit<br />

naturalwirtschaftlichen Formationen, die seiner <strong>Akkumulation</strong> Schranken setzen. Ohne ihre<br />

Produktionsmittel und Arbeitskräfte kann er nicht auskommen, sowenig wie ohne ihre Nachfrage nach<br />

seinem Mehrprodukt. Um ihnen aber Produktionsmittel und Arbeitskräfte zu entnehmen, um sie in<br />

Warenabnehmer zu verwandeln, strebt er zielbewußt danach, sie als selbständige soziale Gebilde zu<br />

vernichten. <strong>Die</strong>se Methode ist vom Standpunkt <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> die zweckmäßigste, weil sie zugleich die<br />

rascheste und profitabelste ist. Ihre andere Seite ist nämlich der wachsende Militarismus, über <strong>des</strong>sen<br />

Bedeutung für die <strong>Akkumulation</strong> in anderem Zusammenhang weiter unten. <strong>Die</strong> klassischen Beispiele der<br />

Anwendung dieser Methoden <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> in den Kolonien bieten die Politik der Engländer in Indien und<br />

die der Franzosen in Algier.<br />

<strong>Die</strong> uralte Wirtschaftsorganisation der Inder - die kommunistische Dorfgemeinde - hatte sich in ihren<br />

verschiedenen Formen durch Jahr- tausende erhalten und eine lange innere Geschichte<br />

durchgemacht, trotz aller Stürme "in den politischen Wolkenregionen". Im 6. Jahrhundert vor der<br />

christlichen Ära drangen in das Indusgebiet die Perser und unterwarfen sich einen Teil <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>. Zwei<br />

Jahrhunderte später zogen die Griechen ein und hinterließen als Ableger einer ganz fremden Kultur die<br />

alexandrinischen Kolonien. <strong>Die</strong> wilden Skythen machten eine Invasion ins Land. Jahrhundertelang<br />

herrschten die Araber in Indien. Später kamen von den Höhen <strong>des</strong> Iran die Afghanen, bis auch diese<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR97.843/lu/lu05/lu05_316.htm (3 of 14) [19.07.2004 21:13:36]

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