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Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 2. Kapitel<br />

ist hier aufgelöst in einen Wust von Begriffen und Beziehungen, die auf den ersten Blick ein Chaos<br />

darstellen. Aus diesem Chaos treten aber bereits halb und halb neue, tiefer, moderner und lebendiger als<br />

bei Quesnay gepackte Zusammenhänge <strong>des</strong> gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses hervor, die in dem<br />

Chaos unfertig steckenbleiben, wie Michelangelos Sklave in seinem Marmorblock.<br />

Das ist das eine Bild, das Smith zum Problem liefert. Gleichzeitig aber faßt er es von einer ganz anderen<br />

Seite - von der Wertanalyse an. Gerade dieselbe über die Physiokraten hinausführende Theorie von der<br />

wertschaffenden Eigenschaft jeder Arbeit sowohl wie die streng kapitalistische Unterscheidung jeder<br />

Arbeit in bezahlte (den Lohn ersetzende) sowie unbezahlte (Mehrwert schaffende) Arbeit wie endlich die<br />

strenge Spaltung <strong>des</strong> Mehrwerts in seine zwei Hauptkategorien Profit und Grundrente - lauter Fortschritte<br />

über die physiokratische Analyse hinaus -, verleiteten Smith zu jener merkwürdigen Behauptung, der<br />

Preis jeder Ware bestehe aus Lohn + Profit + Grundrente oder kürzer, im Marxschen Ausdruck, aus v +<br />

m. Daraus folgte, daß auch die Gesamtheit der von der Gesellschaft jährlich hergestellten Waren in ihrem<br />

totalen Wert in diese zwei Teile: Löhne und Mehrwert, restlos zerfalle. Hier verschwand plötzlich die<br />

Kategorie <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> gänzlich, die Gesellschaft produziert nichts als <strong>Ein</strong>kommen, nichts als<br />

Konsumartikel, die auch von der Gesellschaft ganz verzehrt werden. <strong>Die</strong> Reproduktion ohne Kapital wird<br />

zum Rätsel, und die Analyse <strong>des</strong> Problems im ganzen macht einen gewaltigen Schritt hinter die<br />

Physiokraten zurück.<br />

<strong>Die</strong> Nachfolger Smith' fassen seine Doppeltheorie just von der falschen Seite an. Während die wichtigen<br />

Ansätze zu einer exakten Darstellung <strong>des</strong> Problems, die er im zweiten Buch gibt, bis auf Marx unberührt<br />

blieben, wurde die im ersten Buch gegebene grundfalsche Preisanalyse von den meisten seiner<br />

Nachfolger als teure Erbschaft gehoben und entweder unbekümmert akzeptiert, wie bei Ricardo, oder<br />

zum flachen Dogma fixiert, wie bei Say. Wo bei Smith fruchtbare Zweifel und anregende Widersprüche<br />

waren, tritt bei Say die anmaßende Unerschütterlichkeit <strong>des</strong> Vulgrarus. Für Say wird die Smithsche<br />

Beobachtung, daß, was für den einen Kapital, für den anderen <strong>Ein</strong>kommen sein könne, zum Grund, jede<br />

Unterscheidung zwischen Kapital und <strong>Ein</strong>kommen auf gesellschaftlichem Maßstab überhaupt für absurd<br />

zu erklären. <strong>Die</strong> Absurdität hingegen, daß der Gesamtwert der jährlichen Produktion in lauter<br />

<strong>Ein</strong>kommen eingehe und konsumiert werde, wird von Say zum Dogma von absoluter Gültigkeit erhoben.<br />

Da die Gesellschaft somit je<strong>des</strong> Jahr ihr Gesamtprodukt restlos verkonsumiert, so verwandelt sich<br />

die gesellschaftliche Reproduktion, die ja ohne Produktionsmittel ins Werk tritt, in eine ähnliche<br />

Wiederholung <strong>des</strong> biblischen Wunders einer Weltschöpfung aus nichts.<br />

In diesem Zustand blieb das Reproduktionsproblem bis auf Marx.<br />

Fußnoten von <strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong><br />

(1) Das Kapital. Bd. II. 2 Aufl., 1893. S. 332. [Karl Marx. Das Kapital. Zweiter Band. In: Karl<br />

Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 359.]

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