Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 23. Kapitel<br />
rascher vor sich gehen als in der gegenwärtigen kapitalistischen. Erstens wird die Anwendung der<br />
rationellen wissenschaftlichen Technik auf breitester Grundlage in der Landwirtschaft erst möglich,<br />
wenn die Schranken <strong>des</strong> privaten Grundbesitzes beseitigt sind. Daraus wird sich auf einem großen<br />
Gebiete der Produktion eine gewaltige Umwälzung ergeben, die im allgemeinen Resultat auf eine<br />
umfangreiche Verdrängung der lebendigen Arbeit durch Maschinenarbeit hinausläuft und die<br />
Inangriffnahme technischer Aufgaben größten Stils herbeiführen wird, für die heute keine Bedingungen<br />
vorhanden sind. Zweitens wird die Anwendung der Maschinerie überhaupt im Produktionsprozeß auf<br />
eine neue ökonomische Basis gestellt werden. Gegenwärtig tritt die Maschine nicht mit der lebendigen<br />
Arbeit, sondern bloß mit dem bezahlten Teil der lebendigen Arbeit in Konkurrenz. <strong>Die</strong> unterste Grenze<br />
der Anwendbarkeit der Maschine in der kapitalistischen Produktion ist mit den Kosten der durch sie<br />
verdrängten Arbeitskraft gegeben. Das heißt, für den Kapitalisten kommt eine Maschine erst dann in<br />
Betracht, wenn ihre Produktionskosten - bei gleicher Leistungsfähigkeit - weniger betragen als die Löhne<br />
der durch sie verdrängten Arbeiter. Vom Standpunkte <strong>des</strong> gesellschaftlichen Arbeitsprozesses, der allein<br />
in der sozialistischen Gesellschaft maßgebend sein kann, muß die Maschine nicht mit der zur Erhaltung<br />
der Arbeitenden notwendigen Arbeit, sondern mit der von ihnen geleisteten Arbeit in Konkurrenz treten.<br />
Das besagt soviel, daß für eine Gesellschaft, in der nicht Profitstandpunkt, sondern Ersparnis der<br />
menschlichen Arbeit maßgebend ist, die Anwendung der Maschine schon dann ökonomisch geboten<br />
wäre, wenn ihre Herstellung weniger Arbeit kostet, als sie an lebendiger Arbeit erspart. Wir sehen davon<br />
ab, daß in vielen Fallen, wo die Gesundheit und dergleichen Rücksichten auf die Interessen der<br />
Arbeitenden selbst in Frage kommen, die Anwendbarkeit der Maschine in Betracht kommen kann, auch<br />
wenn sie nicht einmal diese ökonomische Minimalgrenze der Ersparnis erreicht. Jedenfalls ist die<br />
Spannung zwischen der ökonomischen Anwendbarkeit der Maschinen in der kapitalistischen und in der<br />
sozialistischen Gesellschaft min<strong>des</strong>tens gleich der Differenz zwischen der lebendigen Arbeit und ihrem<br />
bezahlten Teil, d.h., sie kann genau gemessen werden durch den ganzen kapitalistischen Mehrwert.<br />
Daraus folgt, daß mit der Beseitigung der kapitalistischen Profitinteressen und der <strong>Ein</strong>führung der<br />
gesellschaftlichen Organisation der Arbeit die Grenze für die Anwendung der Maschinen sich plötzlich<br />
um die ganze Größe <strong>des</strong> kapitalistischen Mehrwerts hinausschieben, ihrem Eroberungszug sich ein<br />
enormes, unübersehbares Feld eröffnen wird. Es müßte sich dann handgreiflich zeigen, daß die<br />
kapitalistische Produktionsweise, die angeblich zur äußersten Entwicklung der Technik anstachelt,<br />
tatsächlich in dem ihr zugrunde liegenden Profitinteresse eine hohe soziale Schranke für den technischen<br />
Fort- schritt aufrichtet und daß mit der Niederreißung dieser Schranke der technische Fortschritt<br />
mit einer Macht vorwärtsdrängen wird, gegen die die technischen Wunder der kapitalistischen<br />
Produktion wie ein Kinderspiel erscheinen dürften.<br />
Ausgedrückt in der Zusammensetzung <strong>des</strong> gesellschaftlichen Produkts, kann dieser technische<br />
Umschwung nur bedeuten, daß die Produktion von Produktionsmitteln in der sozialistischen Gesellschaft<br />
- an Arbeitszeit gemessen - noch unvergleichlich rascher anwachsen muß im Vergleich zur Produktion<br />
von Konsummitteln als heute. Und so stellt sich das Verhältnis der beiden Abteilungen der<br />
gesellschaftlichen Produktion, in dem die russischen Marxisten einen spezifischen Ausdruck der<br />
kapitalistischen Verworrenheit, der Mißachtung für die menschlichen Konsumtionsbedürfnisse gepackt<br />
zu haben wähnten, vielmehr als der genaue Ausdruck der fortschreitenden Beherrschung der Natur durch<br />
die gesellschaftliche Arbeit heraus, ein Ausdruck, der am ausgeprägtesten just dann hervortreten müßte,<br />
wenn die menschlichen Bedürfnisse der allein maßgebende Gesichtspunkt der Produktion sein werden.<br />
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