Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 22. Kapitel<br />
Harmonielehre der Schule Ricarcio-Say nicht zufriedengeben konnten. Erst Marx hat die Analyse <strong>des</strong><br />
wirklichen Zusammenhangs gegeben: Er zeigte, daß das Wachstum der Konsumtion fatal hinter dem<br />
Wachstum der Produktion zurückbleibt und zurückbleiben muß, welche 'dritten Personen' man auch<br />
erfinden möge. Deshalb kann die Konsumtion und ihr Umfang in keiner Weise als die unmittelbare<br />
Schranke der Erweiterung der Produktion gelten. <strong>Die</strong> kapitalistische Produktion büßt für die Abweichung<br />
von diesem wahren Zweck der Produktion mit Krisen, aber sie ist unabhängig von der Konsumtion. <strong>Die</strong><br />
Erweiterung der Produktion findet ihre Schranke nur in dem Umfang <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> und hängt lediglich<br />
von diesem letzteren ab."(10)<br />
Hier wird die Theorie Bulgakows und Tugan-Baranowskis direkt Marx in die Schuhe geschoben, so sehr<br />
schien sie den russischen Marxisten unmittelbar aus der Marxschen Lehre zu folgen und sich in sie<br />
organisch einzufügen. Noch deutlicher formuliert sie Bulgakow an einer anderen Stelle als direkte<br />
Deutung <strong>des</strong> Marxschen Schemas der erweiterten Reproduktion. Nachdem die kapitalistische<br />
Produktionsweise in einem Lande <strong>Ein</strong>zug gehalten hat, fängt ihre innere Bewegung an, sich nach diesem<br />
Schema zu entwickeln: "<strong>Die</strong> Produktion <strong>des</strong> konstanten <strong>Kapitals</strong> bildet die Abteilung I der<br />
gesellschaftlichen Reproduktion, die schon eine selbständige Nachfrage nach Konsummitteln eröffnet im<br />
Umfange <strong>des</strong> eigenen variablen <strong>Kapitals</strong> dieser Abteilung I sowie <strong>des</strong> Konsumtionsfonds ihrer<br />
Kapitalisten. Abteilung II ihrerseits eröffnet die Nachfrage nach Produkten I. Auf diese Weise bildet sich<br />
schon bei Beginn der kapitalistischen Produktion ein geschlossener Kreis heraus, in dem die<br />
kapitalistische Produktion von gar keinem auswärtigen Markt abhängig ist, sondern sich selbst genügt<br />
und in dem sie sozusagen automatisch vermittelst der <strong>Akkumulation</strong> zu wachsen in der Lage ist."(11)<br />
Und an einer anderen Stelle versteigt er sich gar zu der folgenden krassen Formulierung seiner Theorie:<br />
"Der einzige Markt für die Produkte der kapitalistischen Produktion ist diese Produktion selbst."(12)<br />
Man kann die ganze Kühnheit dieser Theorie, die in den Händen der russischen Marxisten zur<br />
Hauptwaffe wurde, womit sie ihre Gegner, die "volkstümlerischen" Skeptiker, in der Frage der<br />
Absatzmärkte zur Strecke gebracht haben, nur dann richtig würdigen, wenn man sich vergegenwärtigt, in<br />
welchem erstaunlichen Widerspruch sich diese Theorie mit der täglichen Praxis, mit allen bekannten<br />
Tatsachen der kapitalistischen Wirklichkeit befindet. Aber noch mehr: Man muß diese Theorie, die mit<br />
solchem Triumph als reinste marxistische Wahrheit verkündet wurde, noch mehr bewundern, wenn man<br />
bedenkt, daß sie auf einem einfachen kapitalen Quiproquo basiert. Doch auf diese Frage werden wir<br />
weiter bei der Besprechung Tugan-Baranowskis eingehen.<br />
Auf dem Mißverständnis über das Verhältnis der Konsumtion zur Produktion in der kapitalistischen<br />
Gesellschaft errichtet Bulgakow ferner eine ganz verkehrte Theorie <strong>des</strong> auswärtigen Handels. Vom<br />
Standpunkte der obigen Auffassung der Reproduktion gibt es in der Tat für den auswärtigen Handel<br />
keinen Raum. Wenn der Kapitalismus in jedem Lande gleich zu Beginn seiner Entwicklung jenen<br />
bewußten "geschlossenen Zirkel" herausbildet, in dem er sich wie eine Katze um den eigenen Schwanz<br />
dreht und "sich selbst genügt", für sich selbst schrankenlos einen Absatz schafft und sich selbst Stachel<br />
zur Erweiterung ist, dann ist je<strong>des</strong> kapitalistische Land ökonomisch auch ein abgeschlossenes, "sich<br />
selbst genügen<strong>des</strong>" Gan- zes. Nur in einem Fall wäre dann auswärtiger Handel begreiflich: als<br />
Mittel, das natürliche Manko eines Lan<strong>des</strong> an gewissen Produkten <strong>des</strong> Bodens und <strong>des</strong> Klimas durch<br />
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