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Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 20. Kapitel<br />

Kapitalismus hat aber das Bestreben, sich just dieser Produktionssphären zu bemächtigen und so den<br />

Hauptfaktor seiner eigenen Blüte zu vernichten. Waren doch z.B. die periodischen Hungersnöte in<br />

Indien, die alle zehn oder elf Jahre auftraten, eine der Ursachen der Periodizität der industriellen Krisen<br />

in England. In diesen Widerspruch gerät früher oder später jede Nation, die die Bahn der kapitalistischen<br />

Entwicklung betreten hat, denn er steckt in dieser Produktionsweise selbst. Je später aber eine Nation die<br />

Bahn <strong>des</strong> Kapitalismus betritt, um so schärfer macht sich der Widerspruch geltend, denn sie kann nach<br />

der Sättigung <strong>des</strong> inneren Marktes keinen Ersatz auf dem auswärtigen finden, da dieser schon von älteren<br />

konkurrierenden Ländern mit Beschlag belegt ist.<br />

Aus alledem folgt, daß die Schranken <strong>des</strong> Kapitalismus durch die steigende Armut gegeben sind, die<br />

seine eigene Entwicklung bedingt, durch die wachsende Zahl überzähliger Arbeiter, die gar keine<br />

Kaufkraft besitzen. Der zunehmenden Produktivität der Arbeit, die je<strong>des</strong> zahlungsfähige Bedürfnis der<br />

Gesellschaft außerordentlich rasch befriedigt, entspricht eine zunehmende Unfähigkeit wachsender<br />

Volksmassen, ihre dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen, dem Überfluß unabsetzbarer Waren - der<br />

Mangel breiter Massen an dem Notwendigsten.<br />

Das sind die allgemeinen Ansichten Nikolai-ons.(1) Man sieht: Nikolai-on kennt seinen Marx und hat<br />

sich die beiden ersten Bände <strong>des</strong> "<strong>Kapitals</strong>" sehr wohl zunutze kommen lassen. Und doch ist seine ganze<br />

Argumentation echt sismondisch: Der Kapitalismus führt selbst zur Verkürzung <strong>des</strong> inneren Marktes<br />

durch die Verelendung der Massen, alles Unheil in der modernen Gesellschaft kommt von der<br />

Zerstörung der "volkstümlichen" Produktionsweise, d.h. <strong>des</strong> Kleinbetriebes - das sind seine Leitmotive.<br />

Das Lob <strong>des</strong> alleinseligmachenden Kleinbetriebes kommt sogar bei Nikolai-on als der Grundton seiner<br />

ganzen Kritik viel deutlicher und offener bei Sismondi zum Ausdruck.(2) Im Schlußresultat ist die<br />

Realisi- rung <strong>des</strong> kapitalistischen Gesamtprodukts im Innern der Gesellschaft unmöglich, sie kann<br />

nur dank den auswärtigen Märkten gelingen. Hier mündet Nikolai-on, trotz ganz verschiedener<br />

theoretischer Ausgangspunkte, mit Woronzow in den gleichen Schluß, <strong>des</strong>sen Moral, auf Rußland<br />

angewendet, die ökonomische Begründung der Skepsis im Verhältnis zum Kapitalismus bildet. In<br />

Rußland hat die kapitalistische Entwicklung, der auswärtige Märkte von vornherein abgeschnitten sind,<br />

nur Schattenseiten, nur Verelendung der Volksmassen ergeben, und <strong>des</strong>halb war die Förderung <strong>des</strong><br />

Kapitalismus in Rußland ein verhängnisvoller "Fehler".<br />

Hier angelangt, donnert Nikolai-on wie ein alttestamentarischer Prophet: "Anstatt uns an die<br />

jahrhundertealten Überlieferungen zu halten, anstatt das von uns ererbte Prinzip der festen Verbindung<br />

<strong>des</strong> unmittelbaren Produzenten mit den Produktionsmitteln zu entwickeln, anstatt die Errungenschaften<br />

der westeuropäischen Wissenschaft zu benutzen, um sie auf Produktionsformen anzuwenden, die auf<br />

dem Besitz der Produktionsmittel durch die Bauern beruhen, anstatt die Produktivität ihrer Arbeit durch<br />

die Konzentrierung der Produktionsmittel in ihren Händen zu erhöhen, anstatt uns nicht die<br />

westeuropäische Form der Produktion, wohl aber ihre Organisation zunutze kommen zu lassen, ihre<br />

starke Kooperation, ihre Arbeitsteilung, ihre Maschinen usw. usw., anstatt das Prinzip zu entwickeln, das<br />

dem bäuerlichen Grundbesitz zugrunde liegt, und es auf die bäuerliche Bodenbearbeitung anzuwenden,<br />

anstatt dem Bauerntum zu diesem Zwecke den Zutritt zur Wissenschaft und deren Anwendung weit zu<br />

öffnen: anstatt alles <strong>des</strong>sen haben wir den direkt entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Wir haben nicht<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR92.062/lu/lu05/lu05_238.htm (3 of 7) [19.07.2004 21:12:44]

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