Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 17. Kapitel<br />
sei an allem Unheil schuld! "Möchten doch die Nationalökonomen", fleht er, "mir hier Aufmerksamkeit<br />
schenken und unbefangen prüfen, ob sie oder ich recht haben! Hier liegt der Knotenpunkt aller Irrtümer<br />
<strong>des</strong> herrschenden Systems über das Kapital, hier der letzte Grund der theoretischen wie praktischen<br />
Ungerechtigkeit gegen die arbeitenden Klassen."(15) <strong>Die</strong> "Gerechtigkeit" fordert nämlich, daß man die<br />
"realen Lohngüter" der Arbeiter nicht zum Kapital, sondern zur Kategorie <strong>Ein</strong>kommen rechne. Rodbertus<br />
weiß zwar sehr wohl, daß für den Kapitalisten die von ihm "vorgestreckten" Löhne ein Teil seines<br />
<strong>Kapitals</strong> sind, ganz so wie der andere in toten Produktionsmitteln vorgestreckte Teil. Allein das bezieht<br />
sich nach Rodbertus nur auf das <strong>Ein</strong>zelkapital. Sobald er das gesellschaftliche Gesamtprodukt und die<br />
Gesamtreproduktion ins Auge faßt, erklärt er die kapitalistischen Kategorien der Produktion für ein<br />
Trugbild, eine boshafte Lüge und eine "Ungerechtigkeit". "Etwas ganz anderes als das Kapital an sich, die<br />
Kapitalgegenstände, das Kapital vom Standpunkt der Nation, ist das Privatkapital, das Kapitalvermögen,<br />
das Kapitaleigentum, das, was gewöhnlich heute unter 'Kapital' verstanden wird."(16) <strong>Die</strong><br />
<strong>Ein</strong>zelkapitalisten produzieren kapitalistisch, die Gesamtgesellschaft aber genauso wie Robinson, d.h. als<br />
ein Gesamteigentümer, kommunistisch: "Daß jetzt das gesamte Nationalprodukt auf allen verschiedenen<br />
Produktionsstufen zu größeren oder kleineren Teilen einzelnen Privatpersonen, die zu den eigentlichen<br />
Produzenten gar nicht zu rechnen sind, zu eigen gehört, daß die eigentlichen Produzenten dies ganze<br />
Nationalprodukt immerfort nur im <strong>Die</strong>nste dieser wenigen Eigentümer herstellen ohne Miteigentümer an<br />
ihrem eigenen Produkt zu sein, macht von diesem allgemeinen und nationalen Standpunkt aus<br />
keinen Unterschied." Freilich ergeben sich daraus gewisse Besonderheiten der Verhältnisse auch für die<br />
Gesellschaft im ganzen, nämlich erstens "der Tausch" als Vermittler und zweitens die ungleiche<br />
Verteilung <strong>des</strong> Produkts. "Allein sowenig alle diese Wirkungen verhindern, daß nach wie vor die<br />
Bewegung der Nationalproduktion und die Gestaltung <strong>des</strong> Nationalprodukts im allgemeinen dieselbe<br />
bleibt (wie unter der Herrschaft <strong>des</strong> Kommunismus), sowenig alterieren sie auch vom nationalen<br />
Standpunkt aus in irgendeiner Beziehung den bisher aufgestellten Gegensatz von Kapital und<br />
<strong>Ein</strong>kommen." Sismondi mühte sich gleich Smith und vielen anderen im Schweiße seines Angesichts ab,<br />
um den Begriff von Kapital und <strong>Ein</strong>kommen aus den Widersprüchen der kapitalistischen Produktion zu<br />
entwirren; Rodbertus macht sich die Sache leichter: er sieht für die Gesellschaft im ganzen von allen<br />
Formbestimmtheiten der kapitalistischen Produktion einfach ab und nennt "Kapital" die Produktionsmittel<br />
und "<strong>Ein</strong>kommen" die Konsumtionsmittel - basta! "Das Grund- und Kapitaleigentum hat nur in bezug auf<br />
die verkehrenden Individuen einen wesentlichen <strong>Ein</strong>fluß. Faßt man also die Nation als eine <strong>Ein</strong>heit auf, so<br />
verschwinden seine Wirkungen auf die Individuen."(17) Man sieht, Rodbertus zeigt, sobald er an das<br />
eigentliche Problem, an das kapitalistische Gesamtprodukt und seine Bewegung, herantritt, die typische<br />
Geringschätzung <strong>des</strong> Utopisten für historische Besonderheiten der Produktion, und auf ihn paßt wie<br />
angegossen die Bemerkung, die Marx über Proudhon macht, daß, sobald er von der Gesellschaft im<br />
ganzen spricht, er so tut, als ob sie aufhörte, kapitalistisch zu sein. Andererseits sieht man am Beispiel<br />
Rodbertus' wieder, wie hilflos die gesamte Nationalökonomie vor Marx in ihren Bemühungen<br />
herumtappte, sachliche Gesichtspunkte <strong>des</strong> Arbeitsprozesses mit Wertstandpunkten der kapitalistischen<br />
Produktion, Bewegungsformen <strong>des</strong> <strong>Ein</strong>zelkapitals mit denen <strong>des</strong> gesellschaftlichen Gesamtkapitals in<br />
<strong>Ein</strong>klang zu bringen. <strong>Die</strong>se Bemühungen pendeln gewöhnlich zwischen zwei Extremen: der vulgären<br />
Auffassung à la Say, MacCulloch, für die überhaupt nur Gesichtspunkte <strong>des</strong> <strong>Ein</strong>zelkapitals existieren, und<br />
der utopischen Auffassung à la Proudhon, Rodbertus, für die nur Standpunkte <strong>des</strong> Arbeitsprozesses<br />
existieren. Da lernt man erst schätzen, welches enorme Licht über die ganze Sache durch das Schema der<br />
einfachen Reproduktion von Marx verbreitet worden ist, wo alle jene Stand- punkte in ihrem<br />
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