Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 16. Kapitel<br />
solcher Zustand möglich sei, "aber jedenfalls wäre in ihm die einzige Möglichkeit gegeben, diese Art von<br />
Absatzstockungen zu verhindern". Er unterstreicht also hier, daß er die Anarchie der heutigen<br />
Produktionsweise nur für eine bestimmte partielle Erscheinungsform der Krisen verantwortlich macht.<br />
Rodbertus verwirft mit Hohn den Say-Ricardoschen Satz von dem natürlichen Gleichgewicht zwischen<br />
Konsumtion und Produktion und legt ganz wie Sismondi den Nachdruck auf die Kaufkraft der<br />
Gesellschaft, die er wieder wie Sismondi von der <strong>Ein</strong>kommensverteilung abhängig macht. Trotzdem<br />
akzeptiert er die Sismondische Krisentheorie, namentlich in ihren Schlußfolgerungen, durchaus nicht und<br />
stellt sich zu ihr in scharfen Gegensatz. Wenn Sismondi nämlich in der schrankenlosen Ausdehnung der<br />
Produktion ohne Rücksicht auf die <strong>Ein</strong>kommensschranken die Quelle <strong>des</strong> Übels sah, und<br />
dementsprechend die <strong>Ein</strong>dämmung der Produktion predigte, tritt Rodbertus umgekehrt für die kräftigste<br />
und schrankenlose Ausdehnung der Produktion, <strong>des</strong> Reichtums, der Produktivkräfte ein. <strong>Die</strong> Gesellschaft,<br />
meint er, bedürfe einer ungehinderten Zunahme ihres Reichtums. Wer den Reichtum der Gesellschaft<br />
verwerfe, verwerfe mit ihrer Macht ihren Fortschritt, mit diesem ihre Tugend, wer seiner Zunahme<br />
Hindernisse in den Weg werfe, werfe sie ihrem Fortschritte überhaupt in den Weg. Jede Zunahme <strong>des</strong><br />
Wissens, Wollens und Könnens in der Gesellschaft sei an eine Zunahme <strong>des</strong> Reichtums gebunden.(16)<br />
Von diesem Standpunkt aus war Rodbertus ein warmer Befürworter <strong>des</strong> Systems der Notenbanken, die er<br />
als unumgänglich Grundlage zur raschen und unbeschränkten Expansion der Gründertätigkeit betrachtete.<br />
Sowohl sein Aufsatz über die Hypothekennot aus dem Jahre 1858 wie schon die 1845 erschienene<br />
Abhandlung über die preußische Geldkrisis sind dieser Beweisführung gewidmet. Er wendet sich aber<br />
auch direkt polemisierend gegen die Mahnungen im Geiste Sismondis, wobei er auch hier die Sache<br />
zunächst in seiner ethisch-utopischen Weise anfaßt. "<strong>Die</strong> Unternehmer", deklamiert er, "sind im<br />
wesentlichen nichts als volkswirtschaftliche Beamte, welche, wenn sie die nationalen Produktionsmittel,<br />
die ihnen die Institution <strong>des</strong> Eigentums unauflöslich anvertraut hat, mit der Anspannung aller Kräfte<br />
arbeiten lassen, nur ihre Schuldigkeit tun. Denn das Kapital ist, wiederhole ich, nur zur Produktion<br />
da." Weiter aber sachlich: "Oder sollen sie (die Unternehmer) gar die akuten Leidenszufälle chronisch<br />
machen, indem sie von Anbeginn an und fortwährend mir geringeren Kräften, als sie in ihren Mitteln<br />
wirklich besitzen, arbeiten und auf diese Weise einen niedrigeren Grad der Heftigkeit mit einer<br />
unausgesetzten Dauer <strong>des</strong> Übels erkaufen? Selbst wenn man so töricht wäre, ihnen solchen Rat zu geben,<br />
sie würden ihn nicht zu befolgen vermögen. Woran sollten jene Weltproduzenten diese schon krankhafte<br />
Grenze <strong>des</strong> Marktes erkennen? Sie alle produzieren, ohne voneinander zu wissen, an den verschiedensten<br />
Ecken und Enden der Erde für einen Hunderte von Meilen entfernten Markt mit so riesigen Kräften, daß<br />
die Produktion eines Monats jene Grenze zu überschreiten genügt - wie ist es denkbar, daß eine so<br />
zerstückte und doch so mächtige Produktion die Übersicht jenes Genüges rechtzeitig zu gewinnen<br />
vermöchte? Wo sind nur die Anstalten, z.B. auf dem laufenden gehaltene statistische Büros, um ihnen<br />
dabei behilflich zu sein? Aber was schlimmer ist, der einzige Fühler <strong>des</strong> Marktes ist der Preis, sein<br />
Steigen und Fallen. Aber er ist nicht wie ein Barometer, das die Temperatur <strong>des</strong> Marktes vorhersagt,<br />
sondern wie ein Thermometer, das sie nur mißt. Fällt der Preis, so ist schon die Grenze überschritten und<br />
das Übel bereits da."(17) <strong>Die</strong>se zweifellos gegen Sismondi gerichtete Polemik zeigt, daß zwischen beiden<br />
in der Auffassung der Krisen sehr wesentliche Unterschiede lagen; wenn <strong>des</strong>halb Engels im "Anti-<br />
Dühring" sagt, die Erklärung der Krisen aus Unterkonsumtion rühre von Sismondi her und von diesem<br />
habe sie Rodbertus entlehnt, so ist das, streng genommen, nicht genau. Gemeinsam ist Rodbertus wie<br />
Sismondi nur die Opposition gegen die klassische Schule sowie die Erklärung der Krisen im allgemeinen<br />
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