30.12.2012 Aufrufe

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 15. Kapitel<br />

auch in seinem "Ort" unter den Nahrungsmitteln Rohstoffe und unter Möbeln Werkzeuge ein, es fragt<br />

sich aber alsdann, wem bei der allgemeinen Verteilung diese unverdaulichen Dinge zufallen: den<br />

Arbeitern als Lohn oder den Kapitalisten als Unternehmergewinn? Beide Teile würden sich wohl<br />

bedanken. Und unter solchen Voraussetzungen soll dann noch der Clou der Vorstellung stattfinden: der<br />

Austausch zwischen den Arbeitern und den Unternehmern. Der grundlegende Austauschakt der<br />

kapitalistischen Produktion: der zwischen Lohnarbeitern und Kapitalisten, wird von v. Kirchmann aus<br />

dem Austausch zwischen lebendiger Arbeit und Kapital in einen Produktenaustausch verwandelt! Nicht<br />

der erste Akt: der Austausch zwischen Arbeitskraft und variablem Kapital, sondern der zweite: die<br />

Realisierung <strong>des</strong> aus variablem Kapital erhaltenen Lohns, wird in den Mittelpunkt <strong>des</strong> Getriebes gestellt<br />

und umgekehrt der ganze Warenaustausch der kapitalistischen Gesellschaft auf diese Realisierung<br />

<strong>des</strong> Arbeitslohns reduziert! Doch dann kommt das schönste: <strong>Die</strong>ser in den Brennpunkt <strong>des</strong><br />

Wirtschaftslebens gerückte Austausch zwischen den Arbeitern und den Unternehmern ist bei näherem<br />

Zusehen gar keiner, er findet überhaupt nicht statt. Denn nachdem alle Arbeiter ihren Lohn in Naturalien,<br />

und zwar in der Hälfte ihres eigenen Produkts erhalten haben, kann jetzt nur noch der Austausch unter<br />

den Arbeitern selbst stattfinden, indem die einen ihren in lauter Kleidungsstücken, die anderen den in<br />

lauter Nahrungsmitteln und die dritten den in lauter Möbeln bestehenden Lohn nunmehr so untereinander<br />

austauschen, daß jeder Arbeiter seinen Lohn zu je einem Drittel in Nahrung, Kleidung und Möbeln<br />

realisiert. Mit Unternehmern hat dieser Austausch nichts mehr zu tun. <strong>Die</strong>se sitzen ihrerseits mit ihrem<br />

Mehrwert, der in der Hälfte aller von der Gesellschaft hergestellten Kleider, Nahrungsmittel und Möbel<br />

besteht, da und wissen allerdings, drei Mann, die sie sind, nicht, "wohin" mit dem Krempel. Doch gegen<br />

dieses von v. Kirchmann angerichtete Malheur würde auch keine noch so generöse Verteilung <strong>des</strong><br />

Produkts etwas helfen. Im Gegenteil, je großer die Portion <strong>des</strong> gesellschaftlichen Produkts, die den<br />

Arbeitern zugewiesen wäre, um so weniger hätten sie mit den Unternehmern bei ihrem Austausch zu tun,<br />

es würde nur der gegenseitige Austausch der Arbeiter untereinander an Umfang zunehmen. Allerdings<br />

würde auch der die Unternehmer bedrückende Haufe von Mehrprodukt entsprechend<br />

zusammenschmelzen, aber nicht etwa weil dadurch der Austausch dieses Mehrprodukts erleichtert,<br />

sondern nur weil der Mehrwert selbst abnehmen würde. Von einem Austausch <strong>des</strong> Mehrprodukts<br />

zwischen Arbeitern und Unternehmern könnte nach wie vor keine Rede sein. Man muß gestehen, daß die<br />

hier auf verhältnismäßig kleinem Raum zusammengetragene Anzahl von Kindereien und ökonomischen<br />

Absurditäten sogar jenes Maß übersteigt, das einem preußischen Staatsanwalt zugute gehalten werden<br />

darf - v. Kirchmann war bekanntlich Staatsanwalt, und zwar zu seinen Ehren ein disziplinarisch zweimal<br />

gemaßregelter Staatsanwalt. Trotzdem geht v. Kirchmann nach seinen wenig versprechenden<br />

Präliminarien direkt auf die Sache los. Er sieht ein, daß die Unverwendbarkeit <strong>des</strong> Mehrwerts hier durch<br />

seine eigene Prämisse gegeben ist: durch die konkrete Gebrauchsgestalt <strong>des</strong> Mehrprodukts. Er läßt nun<br />

die Unternehmer mit der halben als Mehrwert angeeigneten gesellschaftlichen Arbeitsmenge nicht<br />

"ordinäre Waren" für die Arbeiter, sondern Luxuswaren herstellen. Da es "Wesen der Luxusware ist, daß<br />

sie dem Konsumenten es möglich macht, mehr an Kapital und Arbeitskraft zu verbrauchen als bei den<br />

ordinären Waren mög- lich ist", so bringen es die drei Unternehmer ganz allein fertig, die ganze<br />

Hälfte <strong>des</strong> in der Gesellschaft geleisteten Arbeitsquantums in Spitzen, eleganten Kutschen und<br />

dergleichen zu verzehren. Nun bleibt nichts Unveräußerliches übrig, die Krise ist glücklich behoben, die<br />

Überproduktion ein für allemal unmöglich gemacht, die Kapitalisten wie die Arbeiter sind in sicheren<br />

Verhältnissen, und das Wundermittel v. Kirchmanns, das alle diese Wohltaten herbeigeführt und das<br />

Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsumtion wieder hergestellt hat, heißt: Luxus! Mit anderen<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR87.390/lu/lu05/lu05_186.htm (6 of 8) [19.07.2004 21:11:54]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!