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Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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auch nur zu erfassen, geschweige zu lösen.<br />

2. <strong>Die</strong> Auflösung <strong>des</strong> Rätsels wurde aber auch schon dadurch unmöglich gemacht, weil die ganze<br />

Diskussion auf ein Nebengeleise geschoben und um das Problem der Krisen konzentriert wurde. Der<br />

Ausbruch der ersten Krise beherrschte naturgemäß die Diskussion, verhinderte aber ebenso naturgemäß<br />

auf beiden Seiten die <strong>Ein</strong>sicht in die Tatsache, daß Krisen überhaupt nicht das Problem der<br />

<strong>Akkumulation</strong>, sondern bloß deren spezifische äußere Form, bloß ein Moment in der zyklischen Figur<br />

der kapitalistischen Reproduktion darstellen. Daraus ergab sich, daß die Debatte schließlich in ein<br />

doppeltes Quiproquo auslaufen mußte: <strong>Die</strong> eine Seite deduzierte dabei direkt aus den Krisen die<br />

Unmöglichkeit der <strong>Akkumulation</strong>, die andere direkt aus dem Warenaustausch die Unmöglichkeit der<br />

Krisen. Der weitere Verlauf der kapitalistischen Entwicklung sollte beide Deduktionen gleichermaßen ad<br />

absurdum führen.<br />

Bei alledem bleibt Sismondis Kritik als erster theoretischer Alarmruf gegen die <strong>Kapitals</strong>herrschaft von<br />

hoher historischer Bedeutung: Er zeigt die Auflösung der klassischen Ökonomie an, die mit den von ihr<br />

selbst wachgerufenen Problemen nicht fertig werden konnte. Wenn Sismondi gegen die Konsequenzen<br />

der kapitalistischen Herrschaft einen Angstschrei ausstößt, so war er sicher nicht ein Reaktionär in dem<br />

Sinne, daß er etwa für vorkapitalistische Verhältnisse schwärmte, wenn er auch gelegentlich die<br />

patriarchalischen Produktionsformen in Landwirtschaft und Gewerbe mit Wohlgefallen gegen die<br />

<strong>Kapitals</strong>herrschaft in Vorteil setzt. Er verwahrt sich dagegen wiederholt und sehr energisch, so z.B. in<br />

seinem Aufsatz in der "Revue encyclopédique" gegen Ricardo: "Ich höre schon den <strong>Ein</strong>wand erheben,<br />

daß ich mich der Vervollkommnung <strong>des</strong> Landbaues, der Künste und aller Fortschritte <strong>des</strong> Menschen<br />

entgegenstelle, daß ich ohne Zweifel die Barbarei der Gesittung vorziehe, da der Pflug eine<br />

Maschine ist und das Grabscheit eine noch ältere, und daß nach meinem System der Mensch die Erde<br />

lediglich mit seinen Händen hätte bearbeiten sollen. Ich habe nichts Ähnliches gesagt, und ich muß mich<br />

ein für allemal gegen jede Folgerung verwahren, die man meinem System unterlegt und die ich nicht<br />

selbst gezogen habe. Ich bin weder von denen, die mich angreifen, noch von denen, die mich verteidigen,<br />

verstanden worden, und mir ist ebensooft über meine Verbündeten wie über meine Gegner die<br />

Schamröte ins Gesicht gestiegen ... Man beachte wohl, nicht gegen die Maschinen, nicht gegen die<br />

fortschreitende Gesittung oder gegen die Erfindungen richten sich meine <strong>Ein</strong>wendungen, sondern gegen<br />

die heutige Organisation der Gesellschaft, eine Organisation, die, während sie den Arbeitenden je<strong>des</strong><br />

anderen Eigentums beraubt als seiner Arme, ihm nicht die geringste Gewähr gibt gegen einen<br />

Wettbewerb, gegen den tollen Handel, der stets zu seinem Nachteil ausschlägt und <strong>des</strong>sen Opfer er<br />

naturgemäß werden muß." Der Ausgangspunkt in der Kritik Sismondis sind zweifellos die Interessen <strong>des</strong><br />

Proletariats, und er ist vollkommen im Recht, wenn er seine Grundtendenz so formuliert: "Ich wünsche<br />

nur nach Mitteln zu suchen, die Früchte der Arbeit denen zu sichern, die die Arbeit leisten, den Nutzen<br />

der Maschine dem zuzuwenden, der die Maschine in Tätigkeit setzt." Freilich, wenn er die soziale<br />

Organisation näher angeben soll, die er anstrebt, kneift er aus und bekennt seine Unfähigkeit: "Was wir<br />

tun sollen, ist eine Frage von unbegrenzter Schwierigkeit, die wir keineswegs die Absicht haben, heute<br />

zu behandeln. Wir wünschen die Nationalökonomen zu überzeugen, so vollständig, wie wir selbst davon<br />

überzeugt sind, daß ihre Wissenschaft bis jetzt eine falsche Bahn verfolgt hat. Wir haben aber nicht das<br />

nötige Zutrauen zu uns, um ihnen den wahren Weg zu zeigen; es hieße unserem Geiste eine zu große<br />

Anstrengung zumuten, die Gestaltung der Gesellschaft, wie sie sein soll, darzulegen. Wo wäre in<strong>des</strong>sen<br />

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