Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin
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file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR85.078/lu/lu05/lu05_173.htm<br />
begehrt, bezahlt, gebraucht werden, daß sie dagegen ein Übel ist, wenn kein Begehren nach ihnen<br />
stattfindet und die ganze Hoffnung <strong>des</strong> Produzenten darauf beruht, den Produkten einer mit der seinigen<br />
in Wettbewerb stehenden Industrie die Verbraucher zu entziehen. Ich habe zu zeigen gesucht, daß der<br />
natürliche Lauf der Nationen in der fortschreitenden Ver- mehrung ihrer Glückseligkeit und<br />
infolge<strong>des</strong>sen der Vermehrung ihrer Nachfrage nach neuen Produkten und der Mittel, sie zu bezahlen,<br />
besteht. Aber die Folgen unserer <strong>Ein</strong>richtungen, unserer Gesetzgebung, die die arbeitende Klasse je<strong>des</strong><br />
Eigentums und jeder Garantie beraubt haben, haben zu gleicher Zeit zu einer ungeordneten Arbeit<br />
angespornt, die weder zu der Nachfrage noch zu der Kaufkraft im Verhältnis steht, die infolge<strong>des</strong>sen das<br />
Elend noch verschärft." Und er schließt die Debatte, indem er den satten Harmoniker einlädt, über die<br />
Zustände nachzudenken, "die die reichen Völker darbieten, bei denen das öffentliche Elend zugleich mit<br />
dem materiellen Reichtum unaufhörlich zunimmt und bei denen die Klasse, die alles produziert, täglich<br />
mehr in den Zustand versetzt wird, nichts genießen zu dürfen". In diese schrille Dissonanz der<br />
kapitalistischen Widersprüche klingt der erste Waffengang um das Problem der Kapitalakkumulation<br />
aus.<br />
Überblickt man den Verlauf und die Ergebnisse dieser ersten Kontroverse, so sind zwei Punkte<br />
festzustellen:<br />
1. Trotz aller Konfusion in der Analyse Sismondis kommt seine Überlegenheit gegenüber der<br />
Ricardoschule wie gegenüber dem angeblichen Chef der Smithschen Schule zum Ausdruck: Sismondi<br />
betrachtet die Dinge vom Standpunkte der Reproduktion, er sucht Wertbegriffe - Kapital und<br />
<strong>Ein</strong>kommen - und sachliche Momente - Produktionsmittel und Konsummittel - so gut es geht in ihren<br />
Wechselbeziehungen im gesellschaftlichen Gesamtprozeß zu erfassen. Darin steht er Ad. Smith am<br />
nächsten. Nur daß er die Widersprüche <strong>des</strong> Gesamtprozesses, die bei Smith als <strong>des</strong>sen subjektive<br />
theoretische Widersprüche erscheinen, bewußt als den Grundton seiner Analyse hervorhebt und das<br />
Problem der <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong> als den Knotenpunkt und die Hauptschwierigkeit formuliert.<br />
Darin bedeutet Sismondi einen unzweifelhaften Fortschritt über Smith hinaus. Ricardo hingegen mit<br />
seinen Epigonen sowie Say stecken in der ganzen Debatte lediglich in den Begriffen der einfachen<br />
Warenzirkulation, für sie existiert nur die Formel W - G - W (Ware - Geld - Ware), wobei sie sie noch in<br />
einen direkten Warenaustausch verfälschen und mit dieser dürren Weisheit sämtliche Probleme <strong>des</strong><br />
Reproduktions- und <strong>Akkumulation</strong>sprozesses erschöpft haben wollen. Das ist ein Rückschritt hinter<br />
Smith, und gegen diese Borniertheit ist Sismondi entschieden im Vorteil. Gerade als sozialer Kritiker<br />
zeigt er hier viel mehr Sinn für die Kategorien der bürgerlichen Ökonomie als ihre eingeschworenen<br />
Apologeten, genauso wie später Marx als Sozialist unendlich schärferes Verständnis für die Differentia<br />
specifica <strong>des</strong> kapitalistischen Wirtschafts- mechanismus bis ins einzelne erwiesen hat als die<br />
gesamte bürgerliche Nationalökonomie. Wenn Sismondi (im Buch VII, Kapitel VII) gegen Ricardo ruft:<br />
"Was, der Reichtum ist alles, die Menschen nichts?", so kommt darin nicht bloß die "ethische" Schwäche<br />
seiner kleinbürgerlichen Auffassung im Vergleich mit der streng klassischen Objektivität Ricardos zum<br />
Ausdruck, sondern auch der durch soziales Empfinden geschärfte Blick <strong>des</strong> Kritikers für lebendige<br />
gesellschaftliche Zusammenhänge der Ökonomie, also auch für deren Widersprüche und<br />
Schwierigkeiten, dem die steife Borniertheit der abstrakten Auffassung Rirardos und seiner Schule<br />
entgegensteht. <strong>Die</strong> Kontroverse hat nur unterstrichen, daß Ricardo wie die Epigonen Smith'<br />
gleichermaßen nicht imstande waren, das ihnen von Sismondi aufgegebene Rätsel der <strong>Akkumulation</strong><br />
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