30.12.2012 Aufrufe

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR77.718/lu/lu05/lu05_155.htm<br />

"Wohl wissen wir - und die Geschichte <strong>des</strong> Handels lehrt es uns genugsam -, daß nicht der Arbeiter es<br />

ist, der von der Vervielfältigung der Produkte Nutzen hat, sein Lohn wird nicht vermehrt. Ricardo hat<br />

selbst einmal gesagt, daß es nicht sein dürfe, wenn man das Anwachsen <strong>des</strong> öffentlichen Reichtums nicht<br />

aufhören lassen wolle. <strong>Ein</strong>e grauenhafte Erfahrung lehrt uns im Gegenteil, daß der Arbeitslohn vielmehr<br />

fast stets im Verhältnis zu dieser Vermehrung vermindert wird. Worin besteht dann aber die Wirkung <strong>des</strong><br />

Anwachsens der Reichtümer für die öffentliche Wohlfahrt? Unser Verfasser hat tausend Pächter<br />

angenommen, die genießen, während hunderttausend Landarbeiter arbeiten, tausend Fabrikanten, die sich<br />

bereichern, während hunderttausend Handwerker unter ihrem Befehl stehen. Das etwaige Glück, das der<br />

Vermehrung der leichtfertigen Genüsse <strong>des</strong> Luxus entspringen kann, wird also nur einem Hun- <br />

dertstel der Nation zuteil. Würde dieses Hundertstel, das dazu berufen ist, den ganzen Überfluß <strong>des</strong><br />

Produkts der arbeitenden Klasse zu verbrauchen, auch dann hierzu imstande sein, wenn diese Produktion<br />

durch den Fortschritt der Maschinen und der Kapitalien ohne Aufhören anwächst? In der Annahme <strong>des</strong><br />

Verfassers muß der Pächter oder der Fabrikant je<strong>des</strong>mal, wenn das nationale Produkt sich verdoppelt,<br />

seinen Verbrauch verhundertfachen; wenn der nationale Reichtum dank der Erfindung so vieler<br />

Maschinen heute hundertmal so groß ist, als er zu der Zeit war, in der er nur die Produktionskosten<br />

deckte, muß heute jeder Herr Produkte verbrauchen, die zum Unterhalt von zehntausend Arbeitern<br />

ausreichen würden." Und hier glaubt Sismondi wieder den Ansatz zur Krisenbildung gepackt zu haben:<br />

"Nehmen wir einmal buchstäblich an, daß ein Reicher die Produkte verbrauchen kann, die zehntausend<br />

Arbeiter angefertigt haben, darunter die Bänder die Spitzen, die Seidenwaren, deren Ursprung uns der<br />

Verfasser aufgezeigt hat. Aber ein einzelner Mensch könnte nicht in gleichem Verhältnis die Erzeugnisse<br />

der Landwirtschaft verbrauchen: die Weine, den Zucker, die Gewürze, die Ricardo in Tausch entstehen<br />

läßt (Sismondi, der den Anonymus der "Edinburgh Review" erst später erkannte, hatte offenbar zuerst<br />

Ricardo im Verdacht, den Artikel geschrieben zu haben - R. L.), wären zuviel für die Tafel eines einzigen<br />

Menschen. Sie werden nicht verkauft werden, oder vielmehr das Verhältnis zwischen den<br />

landwirtschaftlichen und Fabrikerzeugnissen, das als Grundlage seines ganzen Systems erscheint, wird<br />

sich nicht mehr aufrechterhalten lassen."<br />

Wir sehen also, wie Sismondi auf die MacCullochsche Finte hereinfällt: Statt die Beantwortung der<br />

Frage nach der <strong>Akkumulation</strong> durch den Hinweis auf die Luxusproduktion abzulehnen, folgt er, ohne die<br />

Verschiebung <strong>des</strong> Fel<strong>des</strong> zu merken, seinem Widerpart auf dieses Gebiet und findet hier nur zweierlei<br />

auszusetzen. <strong>Ein</strong>mal macht er MacCulloch einen sittlichen Vorwurf daraus, daß er den Mehrwert den<br />

Kapitalisten statt der Masse der Arbeitenden zugute kommen läßt, und verirrt sich so in eine Polemik<br />

gegen die Verteilung der kapitalistischen Wirtschaftsweise. Zum anderen Mal findet er von diesem<br />

Seitenpfad unerwartet den Weg zum ursprünglichen Problem zurück, das er aber nunmehr so stellt: <strong>Die</strong><br />

Kapitalisten verbrauchen also selbst im Luxus den ganzen Mehrwert. Schön! Aber ist denn ein Mensch<br />

imstande, seinen Verbrauch so rasch und so grenzenlos zu erweitern, wie die Fortschritte der<br />

Produktivität der Arbeit das Mehrprodukt anwachsen lassen? Hier läßt Sismondi also selbst sein eigenes<br />

Problem im Stich, und statt die Schwierigkeit der kapitalistischen Akku- mulation in dem<br />

fehlenden Verbraucher außerhalb der Arbeiter und der Kapitalisten zu sehen, findet er nunmehr eine<br />

Schwierigkeit der einfachen Reproduktion in den physischen Schranken der Verbrauchsfähigkeit der<br />

Kapitalisten selbst. Da die Aufnahmefähigkeit der Kapitalisten für Luxus mit der Produktivität der<br />

Arbeit, also mit dem Wachstum <strong>des</strong> Mehrwerts, nicht Schritt halten könne, so müssen sich<br />

Überproduktion und Krise ergeben, Wir haben schon einmal bei Sismondi in seinen "Nouveaux<br />

file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR77.718/lu/lu05/lu05_155.htm (6 of 9) [19.07.2004 21:10:22]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!