Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein ... - Attac Berlin

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Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 9. Kapitel von x × 1.000 Pfd.St. zu zirkulieren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel oder wie wenig von diesem Wert den unmittelbaren Produzenten dieser Waren zufällt. Soweit hier ein Problem existiert, fällt es zusammen mit dem allgemeinen Problem: woher die zur Zirkulation der Waren in einem Lande nötige Geldsumme kommt."(3) Die Antwort ist vollkommen richtig. Die Frage: Woher kommt das Geld zur Zirkulation des Mehrwerts? ist mit beantwortet bei der allgemeinen Frage: Wo kommt das Geld her, um eine gewisse Warenmasse im Lande in Zirkulation zu setzen? Die Einteilung der Wertmasse dieser Waren in konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert existiert gar nicht vom Standpunkte der Geldzirkulation als solcher und hat von diesem Standpunkt keinen Sinn. Also nur unter dem Gesichtswinkel der Geldzirkulation oder der einfachen Warenzirkulation "existiert das Pro- blem nicht". Das Problem existiert aber wohl vom Standpunkte der gesellschaftlichen Reproduktion im ganzen, nur darf es nicht so schief formuliert werden, daß uns die Antwort in die einfache Warenzirkulation zurückbringt, wo das Problem nicht existiert. Die Frage lautet also nicht: Wo kommt das Geld her, um den Mehrwert zu realisieren?, sondern sie muß lauten: Wo sind die Konsumenten für den Mehrwert? Daß das Geld in der Hand dieser Konsumenten sich befinden und von ihnen in die Zirkulation geworfen werden muß, versteht sich dann von selbst. Marx selbst kehrt denn auch zu dem Problem, obwohl er es soeben für nicht existierend erklärt hat, immer wieder zurück: "Nun aber existieren nur zwei Ausgangspunkte: der Kapitalist und der Arbeiter. Alle dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld von diesen beiden Klassen erhalten, oder soweit sie es ohne Gegenleistung erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerts in der Form von Rente, Zins etc. Daß der Mehrwert nicht ganz in der Tasche es industriellen Kapitalisten bleibt, sondern von ihm mit andern Personen geteilt werden muß, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu tun. Es ragt sich, wie er seinen Mehrwert versilbert, nicht wie das dafür gelöste Silber sich später verteilt. Es ist also für unsern Fall der Kapitalist noch als einziger Besitzer des Mehrwerts zu betrachten. Was aber den Arbeiter betrifft, so ist bereits gesagt, daß er nur sekundärer Ausgangspunkt, der Kapitalist aber der primäre Ausgangspunkt des vom Arbeiter in die Zirkulation geworfnen Geldes ist. Das zuerst als variables Kapital vorgeschoßne Geld vollzieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Arbeiter es zur Zahlung von Lebensmitteln ausgibt. Die Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der Geldzirkulation. Wenn sie zur Zahlung von Produktionsmitteln 400 Pfd.St., zur Zahlung der Arbeitskraft 100 Pfd.St. braucht, so wirft sie 500 Pfd.St. in Zirkulation. Aber der in dem Produkt steckende Mehrwert, bei Mehrwertsrate von 100%, ist gleich einem Wert von 100 Pfd.St. Wie kann sie 600 Pfd.St. aus der Zirkulation beständig herausziehn, wenn sie beständig nur 500 Pfd.St. hineinwirft? Aus nichts wird nichts. Die Gesamtklasse der Kapitalisten kann nichts aus der Zirkulation herausziehn, was nicht vorher hineingeworfen war." Weiter weist Marx noch eine Ausflucht zurück, die zur Erklärung des Problems etwa versucht werden könnte, nämlich die Heranziehung der Geschwindigkeit im Umlauf des Geldes, die es erlaubt, mit weniger Geld eine größere Wertmasse in Zirkulation zu bringen. Die Ausflucht führt natürlich zu nichts, denn die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes ist bereits mit in Berechnung gezogen, wenn man annimmt, daß zur Zirkulation der Warenmasse soundso viel Pfund Sterling erforderlich sind. Darauf file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR69.390/lu/lu05/lu05_123.htm (4 of 12) [19.07.2004 21:09:02]

Rosa Luxemburg - Die Akkumulation des Kapitals, 9. Kapitel kommt endlich die Auflösung des Problems: "In der Tat, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitalistenklasse selbst wirft das Geld in die Zirkulation, das zur Realisierung des in den Waren steckenden Mehrwerts dient. Aber notabene: sie wirft es hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, also nicht als Kapital. Sie verausgabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Zirkulation ist."(4) Diese deutliche und erschöpfende Lösung beweist am besten, daß das Problem kein scheinbares war. Sie beruht auch nicht darauf, daß wir eine neue "Geldquelle" entdeckt haben, um den Mehrwert zu realisieren, sondern daß wir die Konsumenten dieses Mehrwerts gefunden haben. Wir stehen noch hier nach Marxscher Voraussetzung auf dem Boden der einfachen Reproduktion. Das bedeutet, daß die Kapitalistenklasse ihren ganzen Mehrwert zur persönlichen Konsumtion verwendet. Da die Kapitalisten Konsumenten des Mehrwerts sind, so ist es nicht sowohl paradox als vielmehr selbstverständlich, daß sie das Geld in der Tasche haben müssen, um sich die Naturalgestalt des Mehrwerts, die Konsumgegenstände, anzueignen. Der Zirkulationsakt des Austausches ergibt sich als eine Notwendigkeit aus der Tatsache, daß die Einzelkapitalisten nicht ihren individuellen Mehrwert - resp. das individuelle Mehrprodukt, wie der Sklavenhalter - direkt verzehren können. Seine sachliche Naturalgestalt schließt vielmehr in der Regel diesen Verbrauch aus. Der Gesamtmehrwert aller Kapitalisten befindet sich aber - unter der Voraussetzung der einfachen Reproduktion - im gesellschaftlichen Gesamtprodukt in einer entsprechenden Menge von Konsummitteln für die Kapitalistenklasse ausgedrückt, wie der Gesamtsumme der variablen Kapitale eine wertgleiche Menge von Lebensmitteln für die Arbeiterklasse entspricht und wie dem konstanten Kapital aller Einzelkapitalisten zusammen eine wertgleiche Menge von sachlichen Produktionsmitteln entspricht. Um den individuellen ungenießbaren Mehrwert gegen die entsprechende Menge Lebensmittel einzutauschen, ist ein doppelter Akt der Warenzirkulation nötig: der Verkauf des eigenen Mehrprodukts und der Einkauf der Lebensmittel aus dem gesellschaftlichen Mehrprodukt. Da diese zwei Akte ausschließlich innerhalb der Kapitalistenklasse vor sich gehen, unter einzelnen Kapitalisten stattfinden, so geht auch das vermittelnde Geldmedium hierbei nur aus einer Hand der Kapitalisten in die andere und bleibt immer in der Tasche der Kapitalistenklasse hängen. Da die einfache Reproduktion stets dieselben Mengen Werte zum Ausrausch bringt, so dient zur Zirkulation des Mehrwert jedes Jahr dieselbe Geldmenge, und man könnte höchstens, bei ausnahmsweiser Gründlichkeit, etwa die Frage stellen: Wo kam diese zur Vermittelung der eigenen Konsumtion der Kapitalisten dienende Geldmenge einst in die Taschen der Kapitalisten her? Aber diese Frage löst sich in die andere allgemeinere Frage auf: Wo kam überhaupt das erste Geldkapital einst in die Hände der Kapitalisten her, jenes Geldkapital, von dem sie neben der Verwendung für produktive Anlagen einen gewissen Teil stets in der Tasche behalten mußten für die Zwecke der persönlichen Konsumtion.? Die so gestellte Frage schlägt aber in das Kapitel der sogenannten "primitiven Akkumulation", d.h. der geschichtlichen Genesis des Kapitals, und fällt aus dem Rahmen der Analyse sowohl des Zirkulations- wie des Reproduktionsprozesses. So ist die Sache klar und unzweideutig - wohlgemerkt: solange wir auf dem Boden der einfachen Reproduktion stehen. Hier wird das Problem der Realisierung des Mehrwertes durch die Voraussetzungen selbst gelöst, es ist eigentlich schon antizipiert im Begriff der einfachen Reproduktion. Diese beruht eben file:///C|/DOKUME~1/peter1/LOKALE~1/Temp/Rar$DR69.390/lu/lu05/lu05_123.htm (5 of 12) [19.07.2004 21:09:02]

<strong>Rosa</strong> <strong>Luxemburg</strong> - <strong>Die</strong> <strong>Akkumulation</strong> <strong>des</strong> <strong>Kapitals</strong>, 9. Kapitel<br />

von x × 1.000 Pfd.St. zu zirkulieren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel oder wie wenig von<br />

diesem Wert den unmittelbaren Produzenten dieser Waren zufällt. Soweit hier ein Problem existiert, fällt<br />

es zusammen mit dem allgemeinen Problem: woher die zur Zirkulation der Waren in einem Lande nötige<br />

Geldsumme kommt."(3)<br />

<strong>Die</strong> Antwort ist vollkommen richtig. <strong>Die</strong> Frage: Woher kommt das Geld zur Zirkulation <strong>des</strong> Mehrwerts?<br />

ist mit beantwortet bei der allgemeinen Frage: Wo kommt das Geld her, um eine gewisse Warenmasse im<br />

Lande in Zirkulation zu setzen? <strong>Die</strong> <strong>Ein</strong>teilung der Wertmasse dieser Waren in konstantes Kapital,<br />

variables Kapital und Mehrwert existiert gar nicht vom Standpunkte der Geldzirkulation als solcher und<br />

hat von diesem Standpunkt keinen Sinn. Also nur unter dem Gesichtswinkel der Geldzirkulation oder der<br />

einfachen Warenzirkulation "existiert das Pro- blem nicht". Das Problem existiert aber wohl vom<br />

Standpunkte der gesellschaftlichen Reproduktion im ganzen, nur darf es nicht so schief formuliert<br />

werden, daß uns die Antwort in die einfache Warenzirkulation zurückbringt, wo das Problem nicht<br />

existiert. <strong>Die</strong> Frage lautet also nicht: Wo kommt das Geld her, um den Mehrwert zu realisieren?, sondern<br />

sie muß lauten: Wo sind die Konsumenten für den Mehrwert? Daß das Geld in der Hand dieser<br />

Konsumenten sich befinden und von ihnen in die Zirkulation geworfen werden muß, versteht sich dann<br />

von selbst. Marx selbst kehrt denn auch zu dem Problem, obwohl er es soeben für nicht existierend erklärt<br />

hat, immer wieder zurück:<br />

"Nun aber existieren nur zwei Ausgangspunkte: der Kapitalist und der Arbeiter. Alle dritten<br />

Personenrubriken müssen entweder für <strong>Die</strong>nstleistungen Geld von diesen beiden Klassen erhalten, oder<br />

soweit sie es ohne Gegenleistung erhalten, sind sie Mitbesitzer <strong>des</strong> Mehrwerts in der Form von Rente,<br />

Zins etc. Daß der Mehrwert nicht ganz in der Tasche es industriellen Kapitalisten bleibt, sondern von ihm<br />

mit andern Personen geteilt werden muß, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu tun. Es ragt sich, wie<br />

er seinen Mehrwert versilbert, nicht wie das dafür gelöste Silber sich später verteilt. Es ist also für unsern<br />

Fall der Kapitalist noch als einziger Besitzer <strong>des</strong> Mehrwerts zu betrachten. Was aber den Arbeiter betrifft,<br />

so ist bereits gesagt, daß er nur sekundärer Ausgangspunkt, der Kapitalist aber der primäre<br />

Ausgangspunkt <strong>des</strong> vom Arbeiter in die Zirkulation geworfnen Gel<strong>des</strong> ist. Das zuerst als variables<br />

Kapital vorgeschoßne Geld vollzieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Arbeiter es zur Zahlung<br />

von Lebensmitteln ausgibt.<br />

<strong>Die</strong> Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der Geldzirkulation. Wenn sie zur Zahlung<br />

von Produktionsmitteln 400 Pfd.St., zur Zahlung der Arbeitskraft 100 Pfd.St. braucht, so wirft sie 500<br />

Pfd.St. in Zirkulation. Aber der in dem Produkt steckende Mehrwert, bei Mehrwertsrate von 100%, ist<br />

gleich einem Wert von 100 Pfd.St. Wie kann sie 600 Pfd.St. aus der Zirkulation beständig herausziehn,<br />

wenn sie beständig nur 500 Pfd.St. hineinwirft? Aus nichts wird nichts. <strong>Die</strong> Gesamtklasse der<br />

Kapitalisten kann nichts aus der Zirkulation herausziehn, was nicht vorher hineingeworfen war."<br />

Weiter weist Marx noch eine Ausflucht zurück, die zur Erklärung <strong>des</strong> Problems etwa versucht werden<br />

könnte, nämlich die Heranziehung der Geschwindigkeit im Umlauf <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>, die es erlaubt, mit<br />

weniger Geld eine größere Wertmasse in Zirkulation zu bringen. <strong>Die</strong> Ausflucht führt natürlich zu<br />

nichts, denn die Umlaufsgeschwindigkeit <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> ist bereits mit in Berechnung gezogen, wenn man<br />

annimmt, daß zur Zirkulation der Warenmasse soundso viel Pfund Sterling erforderlich sind. Darauf<br />

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