30.12.2012 Aufrufe

Evaluation eines zahnärztlichen Intensivprophylaxeprogramms für ...

Evaluation eines zahnärztlichen Intensivprophylaxeprogramms für ...

Evaluation eines zahnärztlichen Intensivprophylaxeprogramms für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bundesgesundheitsblatt<br />

Gesundheitsforschung | Gesundheitsschutz<br />

Indexed in Medline, SCIE and SCOPUS<br />

Elektronischer Sonderdruck <strong>für</strong><br />

R. Heinrich-Weltzien<br />

Ein Service von Springer Medizin<br />

Bundesgesundheitsbl 2010 · 53:1197–1204 · DOI 10.1007/s00103-010-1151-7<br />

© Springer-Verlag 2010<br />

www.Bundesgesundheitsblatt.de<br />

zur nichtkommerziellen Nutzung auf der<br />

privaten Homepage und Institutssite des Autors<br />

C. Drosen · I. Goddon · R. Heinrich-Weltzien<br />

<strong>Evaluation</strong> <strong>eines</strong> <strong>zahnärztlichen</strong><br />

<strong>Intensivprophylaxeprogramms</strong> <strong>für</strong> Kinder<br />

mit einem erhöhten Kariesrisiko<br />

im Ennepe-Ruhr-Kreis


Bundesgesundheitsbl 2010 · 53:1197–1204<br />

DOI 10.1007/s00103-010-1151-7<br />

Online publiziert: 24. Oktober 2010<br />

© Springer-Verlag 2010<br />

Hintergrund und Zielstellung<br />

Nationale und internationale Untersuchungen<br />

belegen den Einfluss der sozialen<br />

Schichtzugehörigkeit auf die Gesundheit<br />

der Bevölkerung [1, 2]. Die sozial<br />

determinierte gesundheitliche Ungleichheit<br />

spiegelt sich auch in der Zahn-<br />

und Mundgesundheit wider [3, 4]. In<br />

den vergangenen Jahrzehnten wurde eine<br />

bemerkenswerte Polarisation beim<br />

Kariesbefall in den Industrieländern<br />

als Folge einer reduzierten Kariesprävalenz<br />

und Kariesbefalls im bleibenden<br />

Gebiss von Kindern und Jugendlichen<br />

offensichtlich [5]: Etwa 20 bis 30% der<br />

Kinder und Jugendlichen vereinen zirka<br />

70 bis 80% des Gesamtkariesbefalls<br />

auf sich [6, 7]. Diese Minderheit ist vor<br />

allem durch einen niedrigen Sozialstatus<br />

und Migrationshintergrund charakterisiert<br />

und wird als Kariesrisikogruppe<br />

bezeichnet [8, 9].<br />

Während bei der Mehrzahl der Kinder<br />

und Jugendlichen eine verbesserte<br />

Mundhygiene, die breite Fluoridanwendung<br />

– insbesondere fluoridhaltiger<br />

Zahnpasten – sowie die verstärkte Inanspruchnahme<br />

gruppen- und individualprophylaktischer<br />

Leistungen zu einer<br />

deutlichen Verbesserung der Zahngesundheit<br />

führten, sind in der Risikogruppe<br />

die eigenverantwortliche Gesundheitsvorsorge<br />

und die Inanspruchnahme<br />

individualprophylaktischer<br />

Maßnahmen weniger ausgeprägt [10,<br />

Originalien und Übersichten<br />

C. Drosen 1 · I. Goddon 2 · R. Heinrich-Weltzien 1<br />

1 Poliklinik fϋr Präventive Zahnheilkunde und<br />

Kinderzahnheilkunde, Universitätsklinikum Jena, Jena<br />

2 Kinder- und Jugendzahngesundheit, Fachbereich<br />

Soziales und Gesundheit, Ennepe-Ruhr-Kreis<br />

<strong>Evaluation</strong> <strong>eines</strong> <strong>zahnärztlichen</strong><br />

<strong>Intensivprophylaxeprogramms</strong><br />

<strong>für</strong> Kinder mit einem erhöhten<br />

Kariesrisiko im Ennepe-Ruhr-Kreis<br />

11]. Daher verfolgen Ansätze der <strong>zahnärztlichen</strong><br />

Gruppenprophylaxe (GP) die<br />

Strategie, diese Risikogruppen zu identifizieren<br />

und einer intensivprophylaktischen<br />

Betreuung zuzuführen.<br />

Die Etablierung gesundheitsfördernder<br />

Verhaltensweisen ist dabei ein<br />

zentraler Bestandteil der GP. Die fehlende<br />

Evidenz <strong>für</strong> gruppenprophylaktische<br />

Ansätze, die auf einer reinen Wissensvermittlung<br />

basieren [12, 13], führte<br />

in den letzten Jahren zur kritischen Hinterfragung<br />

dieses gesundheitsbezogenen<br />

Behaviorismus [14], da die Bedeutung<br />

sozialer, psychologischer und umfeldbezogener<br />

Determinanten nicht oder zu<br />

wenig berücksichtigt wurde [15, 16].<br />

Mit Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes<br />

(1.1.1993) wurde die<br />

Etablierung der gruppenbasierten intensivprophylaktischen<br />

Betreuung von<br />

Kindern mit einem hohen Kariesrisiko<br />

beschlossen. Der Gesetzgeber reagierte<br />

damit auf die sich epidemiologisch abzeichnende<br />

Polarisierung beim Kariesbefall<br />

[17]. Diese risikoorientierte Intensivprophylaxe<br />

(IP) beinhaltet die lokale<br />

Fluoridapplikation bei Einverständnis<br />

der Eltern, angeleitetes Zähneputzen<br />

nach Visualisierung der Zahnbeläge<br />

und Gesundheitserziehungsmaßnahmen<br />

(zum Beispiel Beratung zur<br />

zahngesunden Ernährung) im Rahmen<br />

ein- bis viermal jährlich stattfindender<br />

gruppenprophylaktischer Impulse [18].<br />

Die IP ist somit eine Ergänzung der<br />

gruppenbasierten Basisprophylaxe, die<br />

die Untersuchung der Mundhöhle mit<br />

Erhebung des Zahnstatus, die Zahnschmelzhärtung<br />

durch eine lokale Fluoridverabreichung,<br />

die Ernährungsberatung<br />

und die Durchführung der Mundhygiene<br />

umfasst [18].<br />

Untersuchungen zur Effektivität<br />

schulbasierter risikospezifischer intensivprophylaktischerBetreuungsprogramme<br />

liegen in Deutschland bisher<br />

nur begrenzt vor. Sie fokussierten insbesondere<br />

auf den Effektivitätsnachweis<br />

der gruppenbasierten Fluoridlackapplikation<br />

[19, 20, 21].<br />

Ziel der vorliegenden Studie war es,<br />

die Zahngesundheit von basis- und intensivgruppenprophylaktisch<br />

betreuten<br />

Grundschülern mit einem erhöhten Kariesrisiko<br />

aus dem westfälischen Ennepe-Ruhr-Kreis<br />

(EN-Kreis) zu bewerten<br />

und die Effektivität des <strong>zahnärztlichen</strong><br />

<strong>Intensivprophylaxeprogramms</strong> (IPP)<br />

im Vergleich zum etablierten Basisprophylaxeprogramms<br />

(BPP) zu beurteilen.<br />

Darüber hinaus sollten mit einer Befragung<br />

der intensivprophylaktisch betreuten<br />

Schüler und ihrer Eltern Informationen<br />

zu ihrer Ethnik, ihrem Sozialstatus,<br />

zu mundgesundheitlichen Einstellungen<br />

und Gewohnheiten sowie zur Wahrnehmung<br />

und Akzeptanz des IPP gewonnen<br />

werden.<br />

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2010 |<br />

1197


60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

a<br />

0<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

b<br />

5<br />

0<br />

Methoden<br />

Intensiv prophylaktisch betreut<br />

11%<br />

59%<br />

24%<br />

46%<br />

Intensiv prophylaktisch<br />

betreut (IPP) (n = 127)<br />

Zahnärztliches Basis- und Intensivprophylaxeprogramm<br />

im EN-Kreis<br />

Basisprophylaktisch<br />

betreut (BPP) (n=106)<br />

Das zahnärztliche BPP des EN-Kreises<br />

wird einmal jährlich in den Grundschulen<br />

durchgeführt. Inhalte des BPP<br />

sind theoretische Unterweisungen der<br />

Schüler zu den Themen Kariesentstehung<br />

und -vorbeugung, Ernährung sowie<br />

Umgang mit kieferorthopädischen<br />

Apparaturen. Diese Lerneinheiten und<br />

die begleitenden Zahnputzübungen einschließlich<br />

die Einübung der Zahnzwischenraumpflege<br />

(dental flossing) werden<br />

von <strong>zahnärztlichen</strong> Prophylaxehelferinnen<br />

durchgeführt. Im Jahre 2001 wurde<br />

das BPP um ein Intensivprophylaxeprogramm<br />

(IPP) <strong>für</strong> Kariesrisikogruppen<br />

erweitert. Dieses wird einmal jährlich<br />

ergänzend zum BPP an vier ausge-<br />

Basisprophylaktisch betreut<br />

(IPP) (n = 127) (BPP) (n = 106)<br />

17%<br />

53%<br />

15%<br />

*<br />

32%<br />

*<br />

Originalien und Übersichten<br />

21%<br />

48% 46% 47%<br />

EN-Kreis gesamt<br />

(n = 2519)<br />

wählten Schulen des EN-Kreises durchgeführt<br />

und umfasst folgende Inhalte:<br />

F Zubereitung <strong>eines</strong> gesunden<br />

Schulfrühstücks unter Anleitung<br />

einer Ökotrophologin,<br />

F Zahnputzübungen in der Gruppe<br />

unter Anleitung einer Prophylaxehelferin,<br />

F Visualisierung der Zahnbeläge mit<br />

einem Plaquerevelator,<br />

F einmal jährliche Applikation <strong>eines</strong><br />

Fluoridlackes durch eine Jugendzahnärztin,<br />

F Lernspiele zum Thema Zahngesundheit,<br />

Mundhygiene, Ernährung, Motorik<br />

und Sinnestraining.<br />

Probandengruppe<br />

8%<br />

+<br />

Deutsche<br />

Migranten<br />

Gesamt<br />

Deutsche<br />

Migranten<br />

Gesamt<br />

Abb. 1 8 a Kariesprävalenz im Milchgebiss von intensiv- (IPP) und basisprophylaktisch (BPP)<br />

betreuten Schülern im EN-Kreis, b Kariesprävalenz im bleibenden Gebiss von intensiv- (IPP) und<br />

basisprophylaktisch (BPP) betreuten Schülern im EN-Kreis * p=0,030, + p=0,001<br />

Von insgesamt 65 Grundschulen des<br />

EN-Kreises wurden 18 durch den Fachbereich<br />

Gesundheit des EN-Kreises als<br />

1198 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2010<br />

Einrichtungen, die Schüler mit einem<br />

erhöhten Kariesrisiko besuchen, definiert.<br />

Grundlage dieser Auswahl war die<br />

sozioökonomische Charakterisierung<br />

der Schulstandorte, die sich durch Sozialwohnungen<br />

als dominierende Wohnstruktur<br />

und die Höhe des Migrantenanteils<br />

auszeichnen. In vier von 18 Grundschulen<br />

mit diesem Risikoprofil werden<br />

seit 2001 jährlich etwa 680 Schüler intensivprophylaktisch<br />

betreut. Fehlende<br />

personelle und finanzielle Ressourcen<br />

schlossen bisher die Ausweitung des IPP<br />

auf weitere Grundschulen mit vergleichbarem<br />

Risikoprofil aus.<br />

Im Untersuchungsjahr wurden<br />

674 Grundschüler intensivprophylaktisch<br />

betreut. Von diesen erhielten 551<br />

nach Elterneinverständnis eine Fluoridlackapplikation.<br />

Die in der vorliegenden<br />

Studie untersuchte Stichprobe von<br />

127 Schülern im Alter von 10,1±0,6 Jahren<br />

waren Viertklässler, die seit der ersten<br />

Klasse intensivprophylaktisch betreut<br />

wurden. Hierdurch sollte sichergestellt<br />

werden, dass der Zeitraum der<br />

intensivprophylaktischen Intervention<br />

lang genug war, um eine Wirksamkeit<br />

aufzuzeigen, und dass die Schüler<br />

den Anforderungen der schriftlichen<br />

Befragung gewachsen waren. 106 Viertklässler<br />

mit einem Altersdurchschnitt<br />

von 10,6±0,7 Jahren und ausschließlich<br />

basisprophylaktischer Betreuung mit<br />

gleichem Risikoprofil wurden als Vergleichsgruppe<br />

herangezogen.<br />

Klinische Untersuchung<br />

Der Kariesbefall der Schüler wurde nach<br />

einer angeleiteten Zahnputzaktion <strong>für</strong><br />

beide Dentitionen zahn- (dmft/DMFT 1 )<br />

und zahnflächenbezogen (dmfs/DMFS 2 )<br />

nach WHO-Standard [22] erhoben. Die<br />

Untersuchung wurde bei optimaler Beleuchtung<br />

(Halogenlampe) mit planem<br />

Mundspiegel und WHO-Sonde im Klassenraum<br />

durchgeführt. Die Befunde<br />

1 dmft/DMFT: Zahl der kariösen (d/D),<br />

fehlenden (m/M) oder gefüllten (f/F) Zähne<br />

im Milchgebiss (dmft) oder im bleibenden<br />

Gebiss (DMFT).<br />

2 dmfs/DMFS: Zahl der kariösen (d/D),<br />

fehlenden (m/M) oder gefüllten (f/F)<br />

Zahnflächen im Milchgebiss (dmfs) oder<br />

im bleibenden Gebiss (DMFS).


wurden als kombinierte Buchstaben-<br />

Zahlen-Codes dokumentiert [22].<br />

Die kariesstatistischen Befunde des<br />

bleibenden Gebisses der beiden Risikogruppen<br />

wurden <strong>für</strong> einen Datenvergleich<br />

mit der Gesamtpopulation aller<br />

Viertklässler des EN-Kreises (n=2519)<br />

herangezogen. Dieser Vergleich erlaubte<br />

die Verifizierung der regionalspezifischen<br />

Definition der Kariesrisikopopulation.<br />

Befragung<br />

Zur sozioökonomischen Charakterisierung<br />

der Risikogruppe und zur Einschätzung<br />

der mundgesundheitlichen<br />

Einstellungen und Gewohnheiten sowie<br />

der Akzeptanz des IPP wurde eine<br />

Befragung der einbezogenen Schüler<br />

und ihrer Eltern durchgeführt. Die Fragen<br />

fokussierten auf die Erfassung der<br />

ethnischen Herkunft, die familiäre Situation,<br />

den Bildungsgrad und die berufliche<br />

Situation der Eltern, den Wissensstand,<br />

die Einstellung und Eigenverantwortung<br />

in Bezug auf Zahngesundheit,<br />

das Ernährungs- und Zahnputzverhalten<br />

sowie die Einstellung zum IPP.<br />

Von insgesamt 127 klinisch untersuchten<br />

Viertklässlern beteiligten sich<br />

78 Schüler und 74 Eltern an der Befragung.<br />

Vor der Untersuchung wurde das<br />

schriftliche Einverständnis der Eltern<br />

zur Teilnahme ihrer Kinder an der Studie<br />

eingeholt. Um die Befragung der Eltern<br />

realistisch zu gestalten, wurden die<br />

Fragebögen den Schülern ausgehändigt,<br />

sodass ihre Eltern diese zu Hause ausfüllen<br />

konnten. Die Abgabe des ausgefüllten<br />

Elternfragebogens in der Schule<br />

wurde mit 20 Euro honoriert. Die Befragung<br />

der Schüler wurde im Rahmen<br />

<strong>eines</strong> Interviews in der Schule durchgeführt.<br />

Die deskriptive statistische Analyse<br />

der kariesepidemiologischen Daten umfasste<br />

die Ermittlung der Kariesprävalenz<br />

und des Kariesbefalls (Mittelwerte<br />

der dmf/DMF-Indizes und ihrer Einzelkomponenten;<br />

Standardabweichung).<br />

Zur Beschreibung des Populationsdrittels<br />

mit dem höchsten Kariesbefall<br />

wurde der SiC-Index nach Bratthall<br />

[23] herangezogen. Die Sicherung signifikanter<br />

Unterschiede der Kariespräva-<br />

Zusammenfassung · Abstract<br />

Bundesgesundheitsbl 2010 · 53:1197–1204 DOI 10.1007/s00103-010-1151-7<br />

© Springer-Verlag 2010<br />

C. Drosen · I. Goddon · R. Heinrich-Weltzien<br />

<strong>Evaluation</strong> <strong>eines</strong> <strong>zahnärztlichen</strong> <strong>Intensivprophylaxeprogramms</strong><br />

<strong>für</strong> Kinder mit einem erhöhten Kariesrisiko im Ennepe-Ruhr-Kreis<br />

Zusammenfassung<br />

Ziel der Studie war es, die Zahngesundheit<br />

von basis- und intensivgruppenprophylaktisch<br />

betreuten Grundschülern mit einem erhöhten<br />

Kariesrisiko aus dem westfälischen<br />

Ennepe-Ruhr-Kreis zu bewerten und die Effektivität<br />

des <strong>Intensivprophylaxeprogramms</strong><br />

(IPP) im Vergleich zum Basisprophylaxeprogramms<br />

(BPP) zu evaluieren. Mit einer Befragung<br />

der intensivprophylaktisch betreuten<br />

Schüler und ihrer Eltern wurden Informationen<br />

zu Ethnik, Sozialstatus, mundgesundheitlichen<br />

Einstellungen und Gewohnheiten<br />

sowie zur Wahrnehmung und Akzeptanz des<br />

IPP gewonnen. In diese Stichprobe wurden<br />

127 intensivprophylaktisch und 106 basisprophylaktisch<br />

betreute gleichaltrige Schüler<br />

einbezogen. Die Schüler nahmen über vier<br />

Jahre an den Präventionsprogrammen teil.<br />

Der Kariesbefall wurde nach WHO-Standard<br />

(1997) erhoben. Die Kariesprävalenz und der<br />

Kariesbefall unterschieden sich zwischen basis-<br />

und intensivgruppenprophylaktisch betreuten<br />

Schülern nicht. Migrationsbedingte<br />

Defizite wurden bei der zahngesundheitlichen<br />

Eigenverantwortung und der Verwendung<br />

von Fluoridsalz deutlich. Zukünftige IPP<br />

sollten auf eine ganzheitliche Setting-basierte<br />

Präventionsstrategie unter Berücksichtigung<br />

migrationsspezifischer Besonderheiten<br />

fokussieren.<br />

Schlüsselwörter<br />

Kariesrisiko · Gruppenprophylaxe ·<br />

Intensivprophylaxe · Präventionsprogramm ·<br />

Gesundheitsförderung<br />

<strong>Evaluation</strong> of a school-based intensified preventive program<br />

for high caries risk children in the Eneppe-Ruhr district<br />

Abstract<br />

The aim of the present study was to assess<br />

the dental health of high caries risk elementary<br />

students from the Ennepe-Ruhr district<br />

(Westphalia) who were involved in schoolbased<br />

basic and intensified preventive programs.<br />

Furthermore, the efficacy of the intensified<br />

preventive program (IPP) was evaluated<br />

in comparison to the basic preventive program<br />

(BPP). Students with intensified preventive<br />

care and their parents were asked about<br />

their ethnic background, social status, oral<br />

health attitudes, and behavior as well as the<br />

perception and acceptance of the IPP. A total<br />

of 127 students involved in the IPP took<br />

part in this study; 106 students participating<br />

in the BPP served as the control group. Dental<br />

caries were scored according to the 1997<br />

WHO standard. Caries prevalence and experience<br />

did not differ between students participating<br />

in the BPP or IPP. Migration-related<br />

shortcomings in terms of dental self-reliance<br />

and the use of fluoridated salt were found.<br />

Future IPPs should focus on a holistic and setting-based<br />

preventive strategy considering<br />

migration-related characteristics.<br />

Keywords<br />

Dental caries · Primary prevention ·<br />

Intensified preventive care · Preventive<br />

dentistry · Oral health<br />

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2010 |<br />

1199


Tab. 1 Zahn- (dmft) und zahnflächenbezogener (dmfs und Einzelkomponenten) Kariesbefall<br />

im Milchgebiss bei intensiv- (IPP) und basisprophylaktisch (BPP) betreuten Zehnjährigen<br />

Schülern des EN-Kreises<br />

dmft<br />

x±SD<br />

dmfs<br />

x±SD<br />

lenz bei beiden Risikogruppen erfolgte<br />

mit dem Chi-Quadrat-Test; beim Kariesbefall<br />

wurde der U-Test nach Mann-<br />

Whitney <strong>für</strong> unabhängige Stichproben<br />

verwandt. Die Absicherung signifikanter<br />

Korrelationen kategorialer Variablen erfolgte<br />

ebenfalls mit dem Chi-Quadrat-<br />

Test. Das Signifikanzniveau wurde mit<br />

einer Irrtumswahrscheinlichkeit von<br />

p≤0,05 festgelegt. Das Studienprotokoll<br />

wurde von der zuständigen Ethikkommission<br />

des Universitätsklinikums Jena<br />

genehmigt.<br />

ds<br />

x±SD<br />

ms<br />

x±SD<br />

Ergebnisse<br />

Kariesprävalenz<br />

fs<br />

x±SD<br />

SiCdmft<br />

x±SD<br />

IPP<br />

Deutsche (n=64) 1,9±2,2 4,1±5,7 1,9±3,9 0,6±3,0 1,6±2,4 4,7±1,5<br />

Migranten (n=63) 1,3±1,9 3,0±5,4 1,4±3,5 0,7±3,1 1,0±2,1 3,5±1,9<br />

Gesamt (n=127) 1,6±2,1 3,6±5,6 1,7±3,7 0,7±3,0 1,3±2,3 4,2±1,6<br />

BPP<br />

Deutsche (n=69) 1,6±2,2 3,1±4,7 1,3±2,6 0,3±2,2 1,6±2,5 4,4±1,8<br />

Migranten (n=37) 1,5±1,8 3,1±6,0 1,4±4,6 0,8±3,4 0,9±1,5 3,8±1,1<br />

Gesamt (n=106) 1,6±2,1 3,1±5,2 1,3±3,4 0,5±2,7 1,4±2,2 4,1±1,6<br />

dmft Zahn kariös, aufgrund von Karies fehlend, gefüllt, dmfs Zahnfläche kariös, aufgrund von Karies fehlend,<br />

gefüllt, ds Zahnfläche erkrankt, ms Zahnfläche fehlend, fs Zahnfläche mit Füllung versehen, SiC Significant<br />

Caries Index: fokussiert auf das Drittel einer Population mit den höchsten dmft-Werten, SD Standardabweichung.<br />

Tab. 2 Zahn- (DMFT) und zahnflächenbezogener (DMFS und Einzelkomponenten)<br />

Kariesbefall im bleibenden Gebiss bei intensiv- (IPP) und basisprophylaktisch (BPP)<br />

betreuten 10-jährigen Schülern des EN-Kreises<br />

DMFT<br />

x±SD<br />

DMFS<br />

x±SD<br />

Originalien und Übersichten<br />

DS<br />

x±SD<br />

MS<br />

x±SD<br />

FS<br />

x±SD<br />

SiCDMFT<br />

x±SD<br />

IPP<br />

Deutsche (n=64) 0,2±0,7 0,3±0,9 0,0±0,0 1 0,0±0,0 0,3±0,9 0,6±1,1 6<br />

Migranten (n=63) 0,4±0,9 0,7±2,2 0,2±1,1 1 0,2±1,4 0,3±0,7 1,2±1,2 6<br />

Gesamt (n=127) 0,3±0,8 0,5±1,7 0,1±0,8 0,1±1,0 0,3±0,8 0,9±1,2<br />

BPP<br />

Deutsche (n=69) 0,3±0,7 2 0,4±1,1 3 0,0±0,2 4 0,0±0,0 0,3±1,1 0,8±1,1 5<br />

Migranten (n=39) 0,7±1,3 2 1,0±2,3 3 0,3±0,8 4 0,3±1,2 0,4±0,8 2,1±1,4 5<br />

Gesamt (n=106) 0,4±1,0 0,6±1,6 0,1±0,5 0,1±0,7 0,4±1,0 1,2±1,4<br />

EN-Kreis gesamt<br />

Gesamt (n=2519) 0,2±0,6 7 – – – – 0,5±1,0 8<br />

Abkürzungen siehe Tabelle 1. 1 p: 0,041; 2 p: 0,029; 3 p: 0,033; 4 p: 0,032; 5 p: 0,003; 6 p: 0,027; 7 p: 0,000: DMFT in<br />

Gesamtpopulation des EN-Kreises versus DMFT in IPP- beziehungsweise BPP-Gruppe, 8 p=0,000: SiCDMFT in<br />

Gesamtpopulation des EN-Kreises versus SiCDMFT in IPP- beziehungsweise BPP-Gruppe.<br />

Wie aus . Abb. 1 zu entnehmen ist, unterschied<br />

sich die Kariesprävalenz im<br />

Milch- und bleibenden Gebiss in der intensivprophylaktisch<br />

betreuten Gruppe<br />

(53% beziehungsweise 17%) nicht wesentlich<br />

von der in der basisprophylaktisch<br />

betreuten Vergleichsgruppe (47%<br />

beziehungsweise 21%). In beiden Risikogruppen<br />

war die Kariesprävalenz im bleibenden<br />

Gebiss signifikant höher als in<br />

der Gesamtgruppe der Zehnjährigen im<br />

EN-Kreis (8%). In der basisprophylaktisch<br />

betreuten Gruppe wiesen deutsche<br />

Schüler eine signifikant niedrigere Kariesprävalenz<br />

im bleibenden Gebiss auf<br />

1200 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2010<br />

als Schüler mit Migrationshintergrund;<br />

im Milchgebiss wurde kein ethnisch bedingter<br />

Unterschied aufgefunden.<br />

Kariesbefall<br />

Sowohl im Milch- als auch im bleibenden<br />

Gebiss wurden keine Unterschiede<br />

im Kariesbefall zwischen der intensivprophylaktisch<br />

betreuten Risikogruppe<br />

(1,6 dmft/3,6 dmfs beziehungsweise<br />

0,3 DMFT/0,5 DMFS) und der basisprophylaktisch<br />

betreuten Vergleichsgruppe<br />

(1,6 dmft/3,1 dmfs beziehungsweise<br />

0,4 DMFT/0,6 DMFS) gefunden<br />

(. Tab. 1, 2).<br />

Während basisprophylaktisch betreute<br />

Schüler mit Migrationshintergrund<br />

im bleibenden Gebiss einen signifikant<br />

höheren Kariesbefall als ihre deutschen<br />

Altersgefährten aufweisen, war ein solcher<br />

Unterschied im Milchgebiss nicht<br />

nachweisbar. Tendenziell war dieser<br />

auch in der intensivprophylaktisch betreuten<br />

Risikogruppe erkennbar. In beiden<br />

Risikogruppen lagen jedoch im Vergleich<br />

zum Gesamtjahrgang der Zehnjährigen<br />

ein signifikant höherer Kariesbefall<br />

und SiC-Index im bleibenden Gebiss<br />

vor (. Tab. 2). Letzterer war bei<br />

Schülern mit Migrationshintergrund in<br />

beiden Risikogruppen signifikant höher<br />

als bei den deutschen Schülern. Werden<br />

die Einzelkomponenten des DMFS-Index<br />

betrachtet, so wurde in beiden Risikogruppen<br />

eine signifikant höhere D-<br />

Komponente (kariöse Zähne) bei den<br />

Schülern mit Migrationshintergrund im<br />

Vergleich zu ihren deutschen Altersgefährten<br />

registriert (. Tab. 2).<br />

Befragung<br />

Die Responserate bei der vorliegenden<br />

Befragung belief sich auf 61% und lag<br />

damit im üblichen Rahmen <strong>für</strong> Gesundheitssurveys<br />

[24]. Über die Non-<br />

Responder lagen Angaben zur Ethnik<br />

und Zahngesundheit vor. Aufgrund fehlender<br />

signifikanter Unterschiede bei<br />

den verfügbaren Merkmalen zwischen<br />

Respondern und Non-Respondern wurde<br />

von einer Übertragbarkeit der Ergebnisse<br />

auf die Grundgesamtheit der Population<br />

mit einem erhöhten Kariesrisiko<br />

im EN-Kreis ausgegangen.


Zur sozioökonomischen Charakterisierung<br />

der befragten Viertklässler wurde<br />

der Brandenburger Sozialindex [25]<br />

herangezogen, der eine vertikale Sozialschichteneinteilung<br />

in drei Kategorien<br />

erlaubt. Von 73 auswertbaren Elternangaben<br />

wurden 21% (n=15) der Eltern<br />

einem „hohen“, 29% (n=21) einem „mittleren“<br />

und 51% (n=37) einem „niedrigen“<br />

Sozialstatus zugeordnet.<br />

Die Wahrnehmung und Zustimmung<br />

der Schüler und ihrer Eltern zum IPP fiel<br />

überwiegend positiv aus. 93% der Schüler<br />

waren der Meinung, Neues bei der<br />

Veranstaltung gelernt zu haben, 87%<br />

bekundeten, dass ihnen das Programm<br />

Spaß gemacht habe, weitere 12% waren<br />

teilweise dieser Meinung. Auf die Frage,<br />

wo sie ihr Wissen zur Zahngesundheit<br />

erworben hatten, nannten 73% aller befragten<br />

Schüler das IPP („Zahn-Fit-Tage“),<br />

gefolgt vom Zahnarzt (55%) und<br />

den eigenen Eltern (54%) (. Abb. 2a).<br />

Die Idee <strong>eines</strong> regelmäßigen Schulfrühstücks<br />

wurde von 86% der Eltern uneingeschränkt<br />

be<strong>für</strong>wortet. 97% der<br />

Schüler schmeckte dieses auch gut. Die<br />

Wichtigkeit des Zähneputzens in der<br />

Schule bestätigten 42% der Eltern mit<br />

Entschiedenheit, 18% lehnten dies ab<br />

(. Abb. 2b); der Bedeutung gesundheitsfördernder<br />

Programme stimmten<br />

93% der Eltern zu.<br />

Anhand der Befragungsergebnisse<br />

wurde weiterhin ein signifikanter migrationsspezifischer<br />

Unterschied bei<br />

der elterlichen Verantwortung <strong>für</strong> die<br />

Zahngesundheit ihrer Kinder deutlich<br />

(. Tab. 3). Während nur 12% der deutschen<br />

Eltern der Meinung waren, dass<br />

der Zahnarzt die Verantwortung <strong>für</strong><br />

die Kariesprävention ihrer Kinder trage,<br />

waren 43% der Eltern mit Migrationshintergrund<br />

dieser Meinung. Weitere signifikante<br />

migrationsbedingte Unterschiede<br />

betrafen den zeitlichen Beginn<br />

der Inanspruchnahme individualprophylaktischer<br />

Leistungen in der Zahnarztpraxis<br />

und die häusliche Verwendung<br />

fluoridierten Speisesalzes. Eltern<br />

mit Migrationshintergrund nutzten<br />

diese Präventionsmaßnahmen seltener<br />

als deutsche Eltern.<br />

Hefte/Bücher<br />

Fernsehen<br />

Meinen Zahnarzt<br />

Die Zahn-Fit-Tage<br />

a<br />

b<br />

Den Unterricht<br />

Meine Eltern<br />

Diskussion<br />

10%<br />

23%<br />

Der Vergleich der kariesstatistischen<br />

Daten zwischen der intensiv- und ausschließlich<br />

basisprophylaktisch betreuten<br />

Gruppe mit gleichem Kariesrisikoprofil<br />

ließ keinen Gesundheitsgewinn<br />

des IPP <strong>für</strong> die einbezogenen Schüler<br />

erkennen. Ihre Auswahl als regionale<br />

Risikopopulationen war jedoch gerechtfertigt,<br />

da in beiden Risikogruppen im<br />

Vergleich zu den Schülern des Gesamtjahrgangs<br />

eine signifikant höhere Kariesprävalenz<br />

im bleibenden Gebiss vorlag.<br />

Darüber hinaus bestätigte der Bran-<br />

35%<br />

55%<br />

54%<br />

73%<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

Teilweise<br />

35%<br />

Nein<br />

18%<br />

Keine Angabe<br />

5%<br />

Ja<br />

42%<br />

Abb. 2 8 a Häufigkeit der „Ja-Antworten“ auf die Frage: „Was ich über Zahngesundheit weiß, habe<br />

ich gelernt durch …“, b Antworthäufigkeit auf die Frage: „Sollte Ihr Kind immer in der Schule Zähneputzen<br />

können?“<br />

denburger Sozialindex, dass die Mehrzahl<br />

der Schüler der unteren beziehungsweise<br />

mittleren Sozialschicht angehörte<br />

beziehungsweise einen Migrationshintergrund<br />

aufwies.<br />

Im Schrifttum wird der kariespräventive<br />

Effekt von GP-Programmen,<br />

die ausschließlich auf Maßnahmen der<br />

Wissensvermittlung und Gesundheitserziehung<br />

basieren und keine oder eine<br />

unzureichende Fluoridanwendung<br />

beinhalten, verneint [12, 13]. Evidenzbasierter<br />

Bestandteil des IPP war daher<br />

die Lokalapplikation des Fluoridlackes<br />

[26, 27, 28], die jedoch aufgrund der einmal<br />

jährlichen Durchführung nicht ef-<br />

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2010 |<br />

1201


Tab. 3 Migrationsspezifische Unterschiede in zahngesundheitlicher Einstellung und<br />

Verhalten in befragter IPP-Gruppe (Elternbefragung, n=74)<br />

Migrationshintergrund<br />

Delegation der Verantwortung <strong>für</strong> die<br />

Zahngesundheit auf den Zahnarzt<br />

fizient war. In den jüngsten internationalen<br />

Leitlinien wird die zweimal jährliche<br />

Applikation von Fluoridlacken beziehungsweise<br />

anderer hochkonzentrierter<br />

Fluoridpräparate (Gel, Fluid) als<br />

gruppenprophylaktisch evidenzbasierte<br />

Maßnahme empfohlen [26, 29].<br />

Die Annahme, dass eine Wissensvermittlung<br />

im Sinne einer Gewohnheitslenkung<br />

hinreichend <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

Verbesserung des Gesundheitsverhaltens<br />

sei, geht von der Möglichkeit einer<br />

uneingeschränkten Entscheidungsfreiheit<br />

über den individuellen Lebensstil<br />

aus. Dass dies so ist, wurde jedoch<br />

mehrfach widerlegt [15, 16]. Die Neigung<br />

zu gesundheitlich ungünstigen Verhaltensweisen<br />

ist vielmehr stark vom sozialen<br />

Umfeld abhängig und in schichtspezifische<br />

Gewohnheiten eingebettet [30,<br />

31, 32]. Setting-bezogene Ansätze und<br />

die damit einhergehende Verbesserung<br />

der täglichen hygienischen und gesundheitsbezogenen<br />

Bedingungen sind somit<br />

vielversprechendere Varianten der<br />

Prävention [33].<br />

Dem bisherigen Ansatz der <strong>zahnärztlichen</strong><br />

GP stehen aktuelle ganzheitliche<br />

Präventionsstrategien gegenüber,<br />

die auf sozial determinierende Erkrankungsfaktoren<br />

fokussieren, denen durch<br />

eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensgewohnheiten<br />

vorgebeugt werden<br />

kann [14, 34]. Einzelne Komponenten<br />

des IPP wie die Zubereitung <strong>eines</strong> gesunden<br />

Schulfrühstücks, gemeinsame<br />

Zahnputzübungen und motorisches<br />

Training sind Ansätze <strong>für</strong> eine solche<br />

Setting-orientierte ganzheitliche Präventionsstrategie.<br />

Das tägliche, supervisierte<br />

Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen<br />

Zahnpasta ist eine effiziente<br />

und evidenzbasierte Methode zur Kariesreduktion<br />

[35]. Dazu ist die Ritualisierung<br />

des angeleiteten täglichen Zähneputzens<br />

in der Schule erforderlich. Sie<br />

setzt eine intersektorale Zusammenar-<br />

IP-Inanspruchnahme<br />

ab 6. Lebensjahr<br />

Ja 43% 1 36% 2 93% 3<br />

Nein 12% 1 69% 2 58% 3<br />

1 p: 0,002; 2 p: 0,004; 3 p: 0,000; IP Intensivprophylaxe.<br />

Originalien und Übersichten<br />

Verwendung<br />

von Fluoridsalz<br />

beit von zahnärztlichem Fachpersonal,<br />

der Lehrerschaft und den Eltern voraus.<br />

Da Kinder im Schulalter auch eine<br />

besonders gefährdete Gruppe <strong>für</strong> Infektionskrankheiten<br />

sind [36, 37], sollte<br />

im Sinne einer ganzheitlichen Präventionsstrategie<br />

das tägliche Setting-basierte<br />

Zähneputzen in basishygienische<br />

Maßnahmen (Händewaschen) im schulischen<br />

Alltag eingebettet werden. Ein<br />

derart beispielgebendes nationales Präventionsprogramm<br />

wird derzeitig auf<br />

den Philippinen umgesetzt [38].<br />

Erfahrungen und Lebensumstände<br />

in frühen Lebensabschnitten üben einen<br />

großen Einfluss auf den Gesundheitszustand<br />

im Erwachsenenalter aus<br />

[39]. Auch die Setting-basierte Verbesserung<br />

von Ernährungsgewohnheiten<br />

ist ein geeigneter Ansatz zur ganzheitlichen<br />

Gesundheitsförderung. Die einmal<br />

jährliche angeleitete Zubereitung<br />

<strong>eines</strong> gesunden Schulfrühstücks durch<br />

zahnmedizinisches Fachpersonal dürfte<br />

jedoch seine Effizienz aufgrund der<br />

zu geringen Durchführungshäufigkeit<br />

verfehlen. Um eine Nachhaltigkeit zu<br />

erlangen, müsste dies im Schulalltag ritualisiert<br />

werden. Die Konzeption der<br />

Mahlzeiten könnte dabei wie bisher in<br />

der Verantwortung einer ökotrophologischen<br />

Fachkraft des Gesundheitsamtes<br />

liegen, während die regelmäßige<br />

Durchführung in den Verantwortungsbereich<br />

der Lehrer beziehungsweise Eltern<br />

entfällt.<br />

In der vorliegenden Befragung zeichnete<br />

sich eine große Akzeptanz der intensivprophylaktischen<br />

Betreuung<br />

durch die Schüler und ihre Eltern ab.<br />

Offenbar wird diese als willkommene<br />

Ergänzung des eigenen Verantwortungsbereiches<br />

gesehen. Diese Erkenntnis<br />

unterstützt die Forderung nach Ausweitung<br />

des IPP im Sinne der Etablierung<br />

<strong>eines</strong> ganzheitlichen, Setting-orientierten<br />

Programmes auf täglicher Ba-<br />

1202 | Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2010<br />

sis. Die grundsätzlich positive Einstellung<br />

der Risikogruppe gegenüber gesundheitsfördernden<br />

Programmen<br />

könnte dabei helfen, im Rahmen <strong>eines</strong><br />

Setting-Ansatzes Schule der in Risikogruppen<br />

generell erhöhten Zugangsschwelle<br />

<strong>für</strong> eine eigenverantwortliche<br />

Form der Prävention zu begegnen.<br />

In der Kariesrisikopopulation wurden<br />

weiterhin migrationsspezifische<br />

Unterschiede sowohl bei zahngesundheitlichen<br />

Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

als auch bei der Zahngesundheit<br />

deutlich. Die ermittelten migrationsspezifischen<br />

Unterschiede beim<br />

Delegieren zahngesundheitlicher Verantwortung<br />

auf den Zahnarzt, in der<br />

Wahrnehmung von IP-Maßnahmen sowie<br />

bei der Fluoridsalznutzung bestätigten<br />

frühere Literaturberichte [40, 41,<br />

42].<br />

Defizite bei der Inanspruchnahme<br />

von Präventionsmaßnahmen durch Migranten<br />

werden vor allem auf sprachliche<br />

Barrieren, fehlende Kenntnisse zur Kariesprävention<br />

und Gesundheitsförderung<br />

sowie auf kulturell bedingte Unterschiede<br />

in der Einstellung zur Gesundheit<br />

zurückgeführt [43]. Es wird weiterhin<br />

eine ausgeprägte externale Kontrollüberzeugung<br />

bei Migranten diskutiert,<br />

Karies als eine Erkrankung anzusehen,<br />

die unabhängig vom eigenen Gesundheitsverhalten<br />

auftritt [44].<br />

Diese Unterschiede im Gesundheitsverhalten<br />

untermauern die Annahme,<br />

dass migrationsspezifische Einflüsse<br />

nicht nur auf sozioökonomisch bedingte<br />

Faktoren zurückzuführen sind,<br />

sondern in einem hohen Maße kulturspezifisch<br />

begründet sind. In der sozialen<br />

Unterschicht sind Migranten daher<br />

eine besonders vulnerable Gruppe. Eine<br />

kultursensible, auf die besonderen Bedürfnisse<br />

dieser Population abgestimmte<br />

Form der Gruppenprophylaxe scheint<br />

somit unabdingbar. Programme, die<br />

nach dem Vorbild des Projektes „MiMi<br />

– Mit Migranten <strong>für</strong> Migranten“ konzipiert<br />

sind, dürften in Regionen mit hoher<br />

Migrantendichte eine sinnvolle Ergänzung<br />

der Gruppenprophylaxe darstellen<br />

[45]. In diesen Projekten fungieren<br />

gut integrierte Migranten mit hohem<br />

Sozialstatus als Mediatoren, die<br />

zwischen der Migrantenpopulationen


und dem deutschen Gesundheitssystem<br />

vermitteln und eine kultursensible ethnisch<br />

abgestimmte Form der Gesundheitsaufklärung<br />

betreiben [45].<br />

Fazit<br />

Das zum BPP ergänzend durchgeführte<br />

IPP führte zu keinem ausweisbaren<br />

Gesundheitsgewinn bei den Schülern<br />

mit einem erhöhten Kariesrisiko.<br />

Neben der zweimaligen Applikation<br />

<strong>eines</strong> Fluoridlackes ist die Etablierung<br />

einer ganzheitlichen Setting-basierten<br />

Präventionsstrategie unter Einbeziehung<br />

der Lehrerschaft und Eltern<br />

notwendig. Diese sollte das tägliche<br />

supervisierte Zähneputzen mit<br />

einer fluoridhaltigen Zahnpasta, ergänzt<br />

um basishygienische Maßnahmen<br />

(Händewaschen) sowie die Ritualisierung<br />

der Zubereitung <strong>eines</strong> gesunden<br />

Schulfrühstücks, beinhalten. Darüber<br />

hinaus ist eine kultursensible, auf<br />

die besonderen Bedürfnisse von Migranten<br />

abgestimmte Form der Gruppenprophylaxe<br />

erforderlich, um der<br />

Vulnerabilität dieser Bevölkerungsgruppe<br />

Rechnung zu tragen. Alle gruppenprophylaktischen<br />

Maßnahmen sollten<br />

zudem nach standardisierten Kriterien<br />

erfolgen und einer regelmäßigen<br />

Evaluierung unterzogen werden.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. R. Heinrich-Weltzien<br />

Poliklinik fϋr Präventive Zahnheilkunde<br />

und Kinderzahnheilkunde,<br />

Universitätsklinikum Jena<br />

Bachstr.18, 07743 Jena<br />

roswitha.heinrich-weltzien@med.uni-jena.de<br />

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor<br />

gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />

Literatur<br />

1. Mielck A (2005) Soziale Ungleichheit und Gesundheit<br />

– Empirische Ergebnisse, Erklärungsansätze,<br />

Interventionsmöglichkeiten. Hans Huber,<br />

Bern Göttingen Toronto Seattle<br />

2. Lampert T, Saß AC, Häfelinger M, Ziese T (2005)<br />

Armut, soziale Ungleichheit und Gesundheit.<br />

Expertise des Robert-Koch-Instituts zum 2. Armuts-<br />

und Reichtumsbericht der Bundesregierung.<br />

Robert Koch-Institut, Berlin<br />

3. Nutall N (2003) The prevention of social inequalities<br />

in oral health. In: Murray J, Nunn J, Steele J<br />

(Hrsg) Prevention of oral disease. Oxford University,<br />

Oxford, S 221–240<br />

4. Locker D (2009) Deprivation and oral health:<br />

a review. Community Dent Oral Epidemiol<br />

28:161–169<br />

5. Hoffmann T, John M, Kerschbaum T et al (2006)<br />

Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS<br />

IV), Kurzfassung. Deutscher Zahnärzte-Verlag,<br />

Köln<br />

6. Pieper K (2005) Epidemiologische Begleituntersuchungen<br />

zur Gruppenprophylaxe 2004. Gutachten.<br />

Deutsche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Jugendzahnpflege,<br />

Bonn<br />

7. Kühnisch J, Heinrich-Weltzien R, Senkel H et al<br />

(2001) Dental health and caries topography in<br />

8-yr-old German and immigrant children. Eur J<br />

Paediatr Dent 2:191–196<br />

8. Micheelis W, Schiffner U (2006) Vierte Deutsche<br />

Mundgesundheitsstudie (DMS IV). Materialienreihe<br />

Band 31. Deutscher Zahnärzte-Verlag,<br />

Köln<br />

9. Micheelis W, Schiffner U, Hoffmann T et al (2007)<br />

Ausgewählte Ergebnisse der Deutschen Mundgesundheitsstudie<br />

(DMS IV). Dtsch Zahnaerztl Z<br />

62:218–240<br />

10. Knopf H, Rieck A, Schenk L (2008) Mundhygiene<br />

– Daten des KiGGS zum Kariespräventiven<br />

Verhalten. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch<br />

Gesundheitsschutz 51:1314–1320<br />

11. Kühnisch J, Senkel H, Heinrich-Weltzien R (2003)<br />

Vergleichende Untersuchung zur Zahngesundheit<br />

von deutschen und ausländischen 8- bis<br />

10-Jährigen des westfälischen Ennepe-Ruhr-<br />

Kreises. Gesundheitswesen 65:96–101<br />

12. Splieth CH, Heyduck C, König KG (2006) Gruppenprophylaxe<br />

nach dem Caries Decline. Oralprophylaxe<br />

28:60–64<br />

13. Einwag J, Henkel R, Döhler B (2006) Auswirkungen<br />

präventiver Maßnahmen auf die Zahngesundheit<br />

14- bis 16-jähriger Jugendlicher.<br />

Oralprophylaxe 28:68–75<br />

14. Watt RG (2007) From victim blaming to<br />

upstream action: tackling the social determinants<br />

of oral health inequalities. Community<br />

Dent Oral Epidemiol 35:1–11<br />

15. WHO Task Force on Research Priorities for Equity<br />

in Health and WHO Equity Team (2005) Priorities<br />

for research to take forward the health equity<br />

policy agenda. Bull World Health Organ 83:948–<br />

953<br />

16. Syme L (1996) To prevent disease: the need for a<br />

new approach. In: Blane D, Brunner E, Wilkinson<br />

R (Hrsg) Health and social organisation: towards<br />

a health policy for the 21st century. Routledge,<br />

London, S 21–31<br />

17. Micheelis W, Bauch J (1991) Mundgesundheitszustand<br />

und -verhalten in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Ergebnisse des nationalen IDZ-<br />

Surveys 1989. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln<br />

18. Wiethardt B (Hrsg) (2000) Gruppenprophylaxe<br />

2000: Konzept der Spitzenverbände der Krankenkassen<br />

zur Weiterentwicklung der Maßnahmen<br />

nach § 21 Abs. 1 SGB V. Bundesverband der<br />

Landwirtschaftlichen Krankenkassen, Kassel<br />

19. Gülzow HJ, Wempe C (2001) Auswirkungen<br />

<strong>eines</strong> Fluoridlackprogramms bei Kindern mit erhöhtem<br />

Kariesrisiko. Oralprophylaxe 23:125–<br />

130<br />

20. Zimmer S, Bizhang M, Seemann R et al (2001)<br />

The effect of a preventive program including<br />

the application of low-concentration fluoride<br />

varnish on caries control in high-risk children.<br />

Clin Oral Investig 5:40–44<br />

21. Dohnke-Hohrmann S, Zimmer S (2004) Change<br />

in caries prevalence after implementation of<br />

a fluoride varnish program. J Public Health Dent<br />

64(2):96–100<br />

22. World Health Organisation (1997) Oral health<br />

surveys – basic methods, 4. Aufl. World Health<br />

Organisation, Genf<br />

23. Bratthall D (2000) Introducing the significant caries<br />

index together with a proposal for a new<br />

global oral health goal for 12-year-olds. Int Dent<br />

J 50(6):378–384<br />

24. Hoffmann W, Terschüren C, Holle R et al (2004)<br />

Zum Problem der Response in epidemiologischen<br />

Studien in Deutschland (Teil II). Gesundheitswesen<br />

66:482–491<br />

25. Böhm A, Ellsäßer G, Lüdecke K (2007) Der Brandenburger<br />

Sozialindex: Ein Werkzeug <strong>für</strong> die<br />

Gesundheits- und Sozialberichterstattung auf<br />

Landes- und kommunaler Ebene bei der Analyse<br />

von Einschülerdaten. Gesundheitswesen<br />

69:555–559<br />

26. Marinho VCC, Higgins JPT, Logan S, Sheiham A<br />

(2007) Fluoride varnishes for preventing dental<br />

caries in children and adolescents. Cochrane Database<br />

Syst Rev Issue 2. Art.no:CD002279. DOI:<br />

10.1002/14651858.CD002279<br />

27. American Dental Association (2006) Professionally<br />

applied topical fluoride: evidence-based<br />

clinical recommendations. J Am Dent Assoc<br />

137:1151–1159<br />

28. Gülzow HJ, Hellwig E, Hetzer G (2006) Leitlinie<br />

Fluoridierungsmaßnahmen – Kurzfassung.<br />

Zahnärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung<br />

im Institut der Deutschen Zahnärzte, Köln<br />

29. Reich E (2002) Wissenschaftliche Stellungnahme<br />

– Empfehlungen zur Durchführung der Gruppenprophylaxe.<br />

Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Zahn-<br />

Mund- und Kieferheilkunde, Bad Homburg<br />

30. Cade J, Margetts B (1991) Relationship between<br />

diet and smoking – is the diet of smokers different?<br />

J Epidemiol Community Health 45:270–<br />

272<br />

31. Ma J, Betts NM, Hampl JS (2000) Clustering of<br />

lifestyle behaviours: the relationship between<br />

cigarette smoking, alcohol consumption and<br />

dietary intake. Am J Health Promot 15:107–117<br />

32. Jarvis MJ, Wardle J (2006) Social patterning of<br />

individual health behaviours: the case of cigarette<br />

smoking. In: Marmot M, Wilkinson R (Hrsg)<br />

Social determinants of health. Oxford University,<br />

Oxford, S 1–1233<br />

33. World Health Organization (2008) Commission<br />

on Social Determinants of Health: Closing the<br />

gap in a generation: health equity through action<br />

on the social determinants of health. World<br />

Health Organization, Genf<br />

34. Sheiham A, Watt RG (2000) The common risk<br />

factor approach: a rational basis for promoting<br />

oral health. Community Dent Oral Epidemiol<br />

28:399–406<br />

35. Meyer-Lückel H, Schiffner U (2009) Effektivität<br />

und Effizienz verhaltensmodifizierender gruppenprophylaktischer<br />

Maßnahmen bei Kindern.<br />

Dtsch Zahnaerztl Z 64(3):152–167<br />

36. Robert Koch-Institut (2008) Norovirus-Infektionen<br />

– Noroviren-Winterepidemie 2007/2008<br />

übertrifft die Infektionszahl der Vorjahre. Epidemiol<br />

Bull 6:43–52<br />

37. Robert Koch-Institut (2008) Salmonella-Panama-Erkrankungen:<br />

Zu einem überregionalen<br />

Ausbruch bei Kindern durch Minisalami-Sticks.<br />

Epidemiol Bull 5:35–42<br />

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 · 2010 |<br />

1203


38. Monse B, Naliponguit E, Belizario V et al (2010)<br />

Essential health care package for children – the<br />

„Fit for School“ program in the Philippines. Int<br />

Dent J (im Druck)<br />

39. Kuh D, Ben Shlomo Y (1997) A life course approach<br />

to chronic disease epidemiology. Oxford<br />

University, Oxford<br />

40. Robert Koch-Institut (2008) Kinder- und Jugendgesundheitssurvey<br />

(KiGGS) 2003–2006:<br />

Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

in Deutschland – Bericht im Auftrag des<br />

Bundesministeriums <strong>für</strong> Gesundheit. Robert<br />

Koch-Institut, Berlin<br />

41. Van Steenkiste M (2003) Zahngesundheitliches<br />

Verhalten bei türkischen und deutschen Vorschulkindern.<br />

Oralprophylaxe 25(3):121–128<br />

42. Cosic K, Bos CA, Jaarsveld CH van, Schans CP<br />

van der (2005) Caries prevalence and oral health<br />

among schoolchildren. Ned Tijdschr Tandheelkd<br />

112(10):358–362<br />

43. Salman R (2001) Zur Gesundheitsversorgung<br />

von Migranten. In: Domenig D (Hrsg) Professionelle<br />

transkulturelle Pflege. Handbuch <strong>für</strong> Lehre<br />

und Praxis in Pflege und Geburtshilfe. Huber,<br />

Bern Göttingen Toronto Seattle<br />

44. Skeie MS, Riordan PJ, Klock KS, Espelid I (2006)<br />

Parental risk attitudes and caries related behaviours<br />

among immigrant and western native<br />

children in Oslo. Community Dent Oral Epidemiol<br />

34:103–113<br />

45. Salman R, Schneller T (2001) Kultursensible<br />

Oralprophylaxe zur Förderung der Mundgesundheit<br />

bei Migranten – das Mediatorinnenkonzept<br />

„MOM“ des Ethno-Medizinischen Zentrums<br />

in Hannover. In: Schneller T (Hrsg) Handbuch<br />

Oralprophylaxe und Mundgesundheit bei<br />

Migranten – Stand, Praxiskonzepte und interkulturelle<br />

Perspektiven in Deutschland und Europa.<br />

Deutsche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Jugendzahnpflege,<br />

Bonn<br />

Fachnachrichten<br />

Mütter frühgeborener Kinder<br />

leiden eher unter Stress<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> die früh-<br />

kindliche Entwicklung?<br />

Eine Frühgeburt kann neurologische, sensorische,<br />

respiratorische, kognitive oder<br />

psychomotorische Konsequenzen <strong>für</strong> das<br />

Kind haben. Die Entwicklung Frühgeborener<br />

hängt stark vom familiären Umfeld<br />

ab, insbesondere davon, wie die Mutter in<br />

den ersten Lebensmonaten mit dem Kind<br />

interagiert.<br />

An der University of the Basque Country<br />

wurde im Rahmen einer Doktorarbeit<br />

die Entwicklung und die Beziehungen<br />

frühgeborener Kinder untersucht. An<br />

der Studie nahmen 90 Frühgeborene mit<br />

einem niedrigen Geburtsgewicht (

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!