„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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Bedeutung haben können. Ungefähr ab dem neunten oder zehnten Lebensjahr lernen<br />
Kinder verschiedene Perspektiven in Bildern zu verstehen (vgl. Reith in Saada-<br />
Robert 1997, 113f.).<br />
Der Prozess, Informationen aus Bildern zu entnehmen, muss von den Kindern gelernt<br />
werden. Bild <strong>und</strong> Text sollten sich deshalb möglichst gegenseitig erklären <strong>und</strong> in<br />
einem ausgewogenen Verhältnis zu einander stehen. Die Fähigkeit, abstrakte Bilder<br />
zu entschlüsseln, ist ein vom Alter abhängiger Prozess.<br />
Im nächsten Kapitel wird nun dargestellt, wie junge Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom das<br />
Medium ‚Bilderbuch’ als motivierenden Kommunikationsanlass erfahren können.<br />
Auch die Gestaltung des Interaktionsprozesses zwischen Vermittler <strong>und</strong> unterstützt<br />
kommunizierendem Kind <strong>bei</strong>m Betrachten von Bilderbüchern soll diskutiert werden.<br />
Des Weiteren wird ein Weg aufgezeigt, wie man mit Hilfe der elektronischen<br />
Kommunikationshilfen <strong>und</strong> der Printmedien erste Leseerlebnisse <strong>und</strong> positive<br />
Kontakte mit diesen Hilfen für Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom ermöglichen kann.<br />
5.5 Das Bilderbuch als Kommunikationsmedium für Mädchen mit<br />
<strong>Rett</strong>-Syndrom<br />
Das Lesen von Bilderbüchern während der frühen Kindheit <strong>und</strong> dem (Vor-)<br />
Schulalter bedeutet für Mädchen mit dem <strong>Rett</strong>-Syndrom in erster Linie einen Zugang<br />
zu Wissen <strong>und</strong> Erfahrungen sowie zur Interaktion, den sie aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Behinderung nicht oder nur sehr schwer machen können. Ohne einen Zugang zum<br />
Lesen <strong>und</strong> zur Schrift werden sie in ihrer persönlichen Entwicklung <strong>und</strong><br />
infolgedessen auch in ihrem Recht auf Bildung benachteiligt, beziehungsweise<br />
behindert.<br />
Gerade <strong>bei</strong>m gemeinsamen Lesen <strong>und</strong> Betrachten von Bilderbüchern entsteht eine<br />
wichtige Routine. Die Besonderheit dieser Interaktionsroutine - so folgert Wieler in<br />
Anlehnung an den amerikanischen Psychologen J. S. Bruner <strong>–</strong> „ist darin zu sehen,<br />
dass da<strong>bei</strong> das noch nicht sprechende Kind die Möglichkeit erhält, mit einem<br />
Minimum an Handlungskompetenz <strong>und</strong> eigener Aktivität an einem symbolisch<br />
komplexen dialogischen Austausch zu partizipieren“ (Wieler in SJI 1997, 14).<br />
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