„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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Realität, die eingeschränkten motorischen Fähigkeiten sowie die<br />
Wahrnehmungsprobleme, nicht außer Acht lassen.<br />
Das <strong>Rett</strong>-Syndrom, obwohl schon seit Mitte der sechziger Jahre bekannt, hat noch<br />
<strong>bei</strong> weitem keinen so hohen Bekanntheitsgrad wie das Down-Syndrom. Die<br />
Fördermaßnahmen erstrecken sich in den ersten Schuljahren bislang größtenteils nur<br />
auf die basale Stimulation. Natürlich ist diese Annahme spekulativ, es gibt keine<br />
evaluierten Erhebungen hierzu, aber viele Elternberichte bestätigen unsere<br />
Vermutungen, dass die Schulen die Potentiale der Mädchen häufig nicht erkennen.<br />
5.4 Über die Wahrnehmung von Bildern in Bilderbüchern 22<br />
Angesichts der Förderung von Unterstützter Kommunikation <strong>bei</strong> Mädchen mit <strong>Rett</strong>-<br />
Syndrom, die im Wesentlichen durch den Einsatz von Bilderbüchern initiiert wird<br />
(vgl. Kap. 5.5), ist es uns ein wichtiges Anliegen, diese Vorgehensweise zu<br />
begründen.<br />
Wie lesen Kinder Bilder? Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn gerade in<br />
Sonderschulen wird das Bilderbuch häufig im Unterricht eingesetzt. Auffallend ist<br />
jedoch, dass es, zumindest unserem Wissen nach, bislang keine einzige Studie in der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland zum Thema ‚Bildwahrnehmung’ (‘Visual Literacy’ 23 )<br />
gegeben hat.<br />
„In der Tat gibt es noch sehr wenige wissenschaftlich erhärtete Gr<strong>und</strong>lagen zum<br />
weiten Fragenkomplex r<strong>und</strong> um das Lesen von Bildern, im Gegensatz zur<br />
neurophysiologischen Bildwahrnehmungsforschung, die sehr fortgeschritten ist<br />
<strong>und</strong> sich auf gr<strong>und</strong>legende Studien stützen kann“ (Von Stockar in SJI 1997, 7).<br />
Gerade die Sonderpädagogik <strong>und</strong> hier insbesondere die Fachgebiete, die sich mit den<br />
Methoden der Unterstützten Kommunikation beschäftigen, sollten unserer Meinung<br />
nach ein Interesse an dieser Thematik haben. Eine diesbezügliche Auseinander-<br />
setzung mit dem Thema <strong>und</strong> den eventuellen Schwierigkeiten, die Menschen mit<br />
beeinträchtigter Wahrnehmung haben können, lässt bislang jedoch auf sich warten.<br />
22 Anmerk. d. Verf.: Thematisch lässt sich dieses Kapitel auch in Kapitel 4 einordnen, da es aber<br />
speziell für die folgende Intervention von Bedeutung ist, soll es nicht dem Gesamtkontext entrissen<br />
werden <strong>und</strong> wir belassen es mit dem Hinweis an dieser Stelle.<br />
23 Anmerk. d. Verf.: Der Begriff ‘visual literacy’ hat sich in der anglo-amerikanischen Literatur<br />
durchgesetzt, um den Unterschied zwischen dem bloßen Wahrnehmen von Bildern <strong>und</strong> dem<br />
Verstehen von Bildinhalten zu verdeutlichen.<br />
www.foepaed.<strong>net</strong> 96