„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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diagnostizierenden Person, der Befindlichkeit des Kindes <strong>und</strong> ihrer<br />
Beziehung zueinander (vgl. Köster/Schwager 1999, 147). Gerade deshalb ist<br />
eine Selbstreflektion über seine Haltung <strong>und</strong> Ziele sowie die Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
mit anderen Disziplinen unabdingbar. Herman versteht die Subjektivität<br />
„nicht als Makel, sondern als Chance für die Gestaltung von Dialog <strong>und</strong><br />
Beziehung. [...] Eine pädagogische Zielsetzung, die sich hieraus ergibt, ist<br />
die gegenseitige Annäherung durch das Hervorbringen einer gemeinsamen<br />
Welt in struktureller Kopplung“ (Herman 2000, 90).<br />
Der Diagnostiker verändert durch seine Anwesenheit die Wirklichkeit, da er<br />
selbst Teil des zu diagnostizierenden Systems ist. Auch die schon oben<br />
erwähnten Punkte implizieren das systemisch-konstruktivistische<br />
Menschenbild.<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Kommunikationsentwicklung sind soziale Beziehungen <strong>und</strong><br />
kooperatives Handeln (vgl. Hildebrand-Nilson 1989, 58), für die gute<br />
Voraussetzungen geschaffen werden sollten. Erst wenn diese Gr<strong>und</strong>lagen bestehen,<br />
können Kompetenzen entfaltet <strong>und</strong> Spielräume erschlossen sowie mehr<br />
Selbstvertrauen <strong>und</strong> Selbstwertgefühl aufgebaut werden, um im Endeffekt mehr<br />
Einfluss auf die eigene Lebensgestaltung nehmen zu können (vgl. B<strong>und</strong>schuh 1999,<br />
353; 286). Mit dem Zuwachs dieser Kompetenzen wächst die Möglichkeit zu mehr<br />
Selbstbestimmung, auf dessen Bedeutung wir in Kapitel 7 genauer eingehen werden.<br />
Für uns ist es von Bedeutung, wie die Förderdiagnostik <strong>bei</strong> Menschen mit<br />
Kommunikationsbeeinträchtigungen, also auch <strong>bei</strong> Kindern mit dem <strong>Rett</strong>-Syndrom<br />
angewendet werden kann, um ihnen eine optimale Förderung der kommunikativen<br />
Fähigkeiten zu gewährleisten. Bober <strong>und</strong> Rüster sehen die Ziele der Diagnostik<br />
kommunikativer Fähigkeiten im Erfassen des derzeitigen Kommunikations-<br />
repertoires, der Kommunikationsbedürfnisse <strong>und</strong> der Stärken <strong>und</strong> Schwächen der<br />
betroffenen Menschen sowie der Bezugspersonen, um herauszufinden, welche<br />
Kompetenzen fehlen, um die Auswahl des Hilfsmittels <strong>und</strong> des Vokabulars zu<br />
ermitteln <strong>und</strong> um eine Entscheidung über Kommunikationsform, Repräsentation <strong>und</strong><br />
Ansteuerung zu erleichtern (vgl. Bober/Rüster 2001, 18). Diese Einteilung halten wir<br />
für relevant, um eine Über- bzw. Unterforderung <strong>bei</strong> der Förderung zu vermeiden<br />
<strong>und</strong> um die Motivation des Kindes zu erhalten. Es stehen bisher keine<br />
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