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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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mit der Zeit immer umfangreicher zu werden hat, da ein „retardierter Wortschatz<br />

nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch die Produktion schriftlicher Sprache“<br />

beeinflusst (Köster/Schwager 1999, 65).<br />

Light <strong>und</strong> Kelford Smith stellten in ihrer Untersuchung <strong>bei</strong> nichtsprechenden<br />

körperbehinderten Kindern fest, dass, im Vergleich zu nichtbehinderten Kindern<br />

unterstützt kommunizierende Kinder häufig sehr eingeschränkte Erfahrungen im<br />

Schreiben oder Zeichnen haben. Des Weiteren ergab die Studie, dass der Zugang zur<br />

Schrift <strong>bei</strong> der untersuchten Klientel keine Interessensfrage seitens der Kinder war,<br />

sondern vielmehr durch mangelnde Ausdrucksmöglichkeiten verwehrt blieb (vgl.<br />

Light/Kelford Smith 1993, 17).<br />

Die körperbehinderten Kinder <strong>und</strong> die Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Sydrom haben hier, unserer<br />

Meinung nach, eines gemeinsam: Ihnen fehlt aufgr<strong>und</strong> mangelnder motorischer<br />

Fähigkeiten die Vorstufe, die jedes Kind auf dem Weg zur Schrift durchlebt, die<br />

sogenannte Mal- <strong>und</strong> Kritzelphase. Lobisch (1999) beschreibt in ihrem<br />

kunsttherapeutischen Ansatz, wie sie Malen <strong>und</strong> Zeichnen mittels Gestützter<br />

Kommunikation <strong>bei</strong> Menschen mit Autismus <strong>und</strong> Jugendlichen mit einer geistigen<br />

Behinderung anbahnt. Dies kann unserer Meinung nach auch für die von Light <strong>und</strong><br />

Kelford Smith beschriebenen körperbehinderten Kinder vielleicht eine Lösung<br />

darstellen, um eigene Konzepte von Schriftzeichen zu entwickeln.<br />

Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom hingegen sind meistens nicht in der Lage, einen Stift<br />

oder einen Pinsel lange genug zu halten. Hierzu würde <strong>dann</strong> ein ‚Spezialhandschuh’<br />

benötigt (mit Stifthalterung), <strong>und</strong> die Bewegungsabläufe müssten vom Lehrer oder<br />

Mitschüler ko-edukativ <strong>und</strong> führend mit dem Mädchen ausgeführt werden. Aufgr<strong>und</strong><br />

der Apraxie ist ein gestütztes Malen für die Mädchen wahrscheinlich nur <strong>dann</strong><br />

möglich, wenn sie einen festen ‘Splint’ tragen (vgl. Kap. 5.2; Kap. V in Anlage Nr.<br />

1). Selbstverständlich kann es der Entwicklung der Mädchen nicht schaden, wenn sie<br />

in gemeinsamer Ar<strong>bei</strong>t mit Geschwistern, Mitschülern oder Erwachsenen ihre<br />

Kreativität mit Stift <strong>und</strong> Papier erk<strong>und</strong>en.<br />

„Schreiben ist nicht Kopieren eines externen Modells!“, sagen Ferreiro <strong>und</strong><br />

Teberosky (1986, 277, Übers. d. Verf.). Kindern muss die Möglichkeit gegeben<br />

werden, eigene Hypothesen über die Bedeutung der Schriftzeichen zu erstellen <strong>und</strong><br />

diese auf ihre Tauglichkeit hin mit denen, die der jeweiligen Norm entsprechen, zu<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 80

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