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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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fördern (vgl. Kap. 5.5). In Kapitel 4.2.4 wurde bereits das Fehlen der eigenen<br />

lautsprachlichen Repräsentation erwähnt. Infolgedessen haben die Mädchen mit <strong>Rett</strong>-<br />

Syndrom auch Schwierigkeiten, das Lesen zu erlernen. Dieses Faktum ist jedoch<br />

nicht unüberwindbar. Smith konstatiert: “writing is a parallel or alternative form of<br />

language to speech, and [...] reading, like listening, involves a direct ‘decoding to<br />

meaning,’ or comprehension” (Smith in Ferreiro/Teberosky 1986, 276).<br />

Wir schließen uns dieser Auffassung an, selbstverständlich muss jedoch <strong>bei</strong> den<br />

Mädchen mit einer intensiven Leseförderung begonnen werden.<br />

„Durch Anwendung graphischer Kommunikationssysteme ist wahrscheinlich<br />

leichter zu verstehen, daß Gedrucktes einen Sinn vermittelt, aber sie schafft kein<br />

Bewußtsein für die Tatsache, daß es aus Buchstaben zusammengesetzt ist. Dies<br />

muß eigens gelehrt werden“ (Von Tetzchner/Martinsen 2000, 277).<br />

Entsprechende Übung ist auch dadurch gewährleistet, dass die meisten<br />

Zeichensysteme mit Schrift über- oder untertitelt sind. Darüber hinaus kann man<br />

durch Rätsel, Wortfindungsspiele <strong>und</strong> konkrete Übungen gezielt fördern <strong>und</strong> fordern.<br />

Koppenhaver et. al. untersuchten die Lese- <strong>und</strong> Schreiberfahrungen von<br />

Erwachsenen mit schweren Sprach- <strong>und</strong> Körperbehinderungen. In Bezug auf die<br />

Lesefähigkeit kam man zu folgendem Ergebnis:<br />

“The respondents were read to regularly by others, 71,4% of them at least two to<br />

three times per week or more. Additionally, most of them (57,1%) read to<br />

themselves regularly throughout their childhood years” (Koppenhaver et. al. 1991,<br />

25).<br />

Das Umfeld spielt eine sehr wichtige Rolle, ob nichtsprechende Kinder das Lesen<br />

<strong>und</strong> Schreiben lernen oder nicht. Äußerungen von den Probanden der Studie, wie<br />

z.B. “They let me see the text while they were reading” oder “My physical therapist<br />

read aloud and I could see the words”, sprechen für sich (ebd.).<br />

Den Schriftspracherwerb bezeich<strong>net</strong> Köster <strong>und</strong> Schwager (1999) als die Aneignung<br />

eines Symbolsystems, welches zwar mit der Lautsprache in Verbindung steht, sich<br />

aber in seinem Wesen strukturell <strong>und</strong> funktionell von ihr unterscheidet. Deshalb sind<br />

<strong>bei</strong>de Systeme als gleichwertig zu betrachten. In Kapitel 4.1.3 wurde bereits darauf<br />

hingewiesen, wie wichtig ein umfangreiches Symbolverständnis für das Erlernen von<br />

graphischen Zeichen ist, was die Schrift mit einschließt.<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 78

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