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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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„Auch viele motorisch behinderte Menschen [...] mit einem großen<br />

Ausdruckswortschatz aus Bliss-Symbolen <strong>und</strong> anderen graphischen Zeichen<br />

erlangen nie eine funktionierende Lesefähigkeit, oder sie lernen erst relativ spät<br />

lesen <strong>und</strong> brauchen graphische Zeichen mindestens bis zu einem Alter von sieben<br />

oder acht Jahren“ (Von Tetzchner/Martinsen 2000, 276).<br />

Letzteres trifft auch auf die Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom zu. Aufgr<strong>und</strong> der Tatsache,<br />

dass die von uns beschriebene Klientel in den seltensten Fällen über eine<br />

Lautsprache verfügt, benötigen wir ein anderes theoretisches Konzept, das dieses<br />

Phänomen in Teilen zu klären vermag. Die lexikalische Lesestrategie bezeich<strong>net</strong> das<br />

direkte Erkennen eines Wortes. Dieses Phänomen lässt sich auch in der<br />

lautorientierten Lesestrategie finden, mit dem Unterschied, dass es hier als eine<br />

Vorstufe, als Erraten von Wörtern, bezeich<strong>net</strong> wird.<br />

„Die Wörter werden wie Bilder gelesen <strong>und</strong> können zunächst in einem anderen<br />

Kontext oder in einer anderen Schrift nicht mehr erkannt werden“ (Valtin 1986 in<br />

Crämer/Schumann 1999, 276).<br />

Durch wiederholtes Lesen werden Wörter im Laufe der Entwicklung zunehmend<br />

ohne Syntheseprozesse erkannt (vgl. ebd.). In ihrer Vergleichsstudie über<br />

Leseerfahrungen von nichtbehinderten <strong>und</strong> behinderten Kindern, die unterstützt<br />

kommunizieren, kommen Light <strong>und</strong> Kelford Smith zu dem Schluss, dass 87% der<br />

behinderten <strong>und</strong> 73% der nichtbehinderten Kinder sehr interessiert am Lesen waren.<br />

Die behinderten Kinder hatten allerdings oft nicht die Möglichkeit, selber<br />

Leseaktivitäten zu initiieren, sondern waren in der Regel von einem Erwachsenen<br />

abhängig (vgl. Light/Kelford Smith 1993, 19).<br />

Außerdem wies die Untersuchung nach, dass die Kinder, die unterstützt<br />

kommunizierten, nicht so häufig die Chance hatten, Bücher wiederholend zu lesen.<br />

“Adults, on the other hand, may go tired of the same text and may be more apt to<br />

select new books to read” (vgl. ebd.). Olson <strong>und</strong> Wise stellten in einer Untersuchung<br />

über unterstützt kommunizierende Kinder fest, dass die Kinder, die einen lexikalisch-<br />

erkennenden Zugang besaßen beziehungsweise diese Strategie anwendeten, besser<br />

Wörter <strong>und</strong> Silben erkennen konnten als jene, die zunächst analytisch von Phonem<br />

zu Silbe <strong>und</strong> von Silbe zu Wort vorgingen (vgl. Olson/Wise in Steelman et al. 1995,<br />

80). Die Wiederholung des Lesens gleicher Texte ist für alle Kinder bedeutsam.<br />

Deshalb werden am DEAL Communication Centre auch in der Leseintervention mit<br />

Bilderbüchern die Übungen wiederholt, um das Wiedererkennen von Wörtern zu<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 77

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