„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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siebenjährige Anna wiederholte oft den Namen ihres Bruders. Die Mutter berichtete<br />
der Lehrerin, dass sie festgestellt habe, dass ihre Tochter häufig die gleiche<br />
Intonation wie sie selbst verwendet. Die Worte ‚Mama’ /ma’ma:/ <strong>und</strong> ‚Nein’ /’nain/<br />
wurden auch gesprochen, allerdings nur <strong>dann</strong>, wenn das Mädchen entspannt schien<br />
<strong>und</strong> die Atemfrequenz ruhiger wurde. Eine andere Mutter berichtete uns <strong>bei</strong> einer<br />
Sitzung mit ihrer Tochter (Adela) am DEAL Centre, dass Adela konstant über<br />
mehrere St<strong>und</strong>en den Laut /i/ artikulierte. Um Zustimmung oder Ablehnung<br />
auszudrücken, wird der Laut in verschiedenen Stimmlagen moduliert.<br />
Dobslaff <strong>und</strong> Lindberg hingegen ist der Ansicht, dass diese Vokalisation keinerlei<br />
kommunikative Bedeutung hat, sondern eher eine Entladungsfunktion besitzt bzw.<br />
als Geräuschkulisse dient (vgl. Dobslaff 1999, 142; Lindberg 2000, 63). Weiter heißt<br />
es über die Mädchen, dass ihre Äußerungen situativ, vorwiegend endogen gesteuert<br />
sind.<br />
„Die <strong>Rett</strong>-Mädchen sind im allgemeinen von sich aus nicht in der Lage, ihre<br />
eigenen stimmlich-prosodischen Äußerungen gesteuert nachzuahmen. [...] Die<br />
Stimme scheint etwas nasaler als gewöhnlich zu klingen“ (Dobslaff 1999, 143).<br />
Diese Beobachtung können wir bestätigen, denn die Mädchen, deren Lautsprache wir<br />
vernommen haben, nasalisierten ebenfalls. Samantha, eine Klientin vom DEAL<br />
Communication Centre, hat nach Auskunft von Crossley angefangen ‘yes’ <strong>und</strong> ‘no’<br />
zu sprechen, wo<strong>bei</strong> ihr der Laut /j/ noch Probleme bereitete (vgl. Kap. 6.1; Anlage<br />
Nr. 2) 15 .<br />
Gerade aus diesem Gr<strong>und</strong> sind wir der Überzeugung, dass die Methoden der<br />
Unterstützten Kommunikation auch zunehmend in der Sprachtherapie eingesetzt<br />
werden sollten. Dies ist bislang in Deutschland nur in Ausnahmen der Fall, wie auch<br />
die aktuelle Fachliteratur aus dem Bereich der Sprachtherapie widerspiegelt. Auf<br />
diesen ‚Notstand’ machen auch Kientop, Weid-Goldschmidt <strong>und</strong> Dupuis (1999)<br />
aufmerksam. Dieses Problem soll an dieser Stelle jedoch nicht diskutiert werden.<br />
15 Anmerk. d. Verf.: Diese Information stammt aus einer Email von Mrs. R. Crossley vom 05.09.01,<br />
die den Verfassern dieser Ar<strong>bei</strong>t vorliegt. Zum Zeitpunkt unserer Beobachtung begann Samantha<br />
‘yes’ zu hauchen. Über die Zuverlässigkeit des Auftretens konnten bislang keine Aussagen getroffen<br />
werden.<br />
www.foepaed.<strong>net</strong> 73