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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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aber vergleichende Schlüsse ziehen. Claire oder Kim sind Frauen, die ihre<br />

Fähigkeiten in diesem Bereich schon häufig unter Beweis gestellt haben. Trotzdem<br />

muss die phonologische Bewusstheit, die Fähigkeit, die phonologische Struktur der<br />

Sprache zu erfassen, besonders gefördert werden. Die Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom<br />

müssen, wie alle anderen Kinder auch, lernen, dass es Wörter in Sätzen, Silben in<br />

Wörtern <strong>und</strong> Phoneme in Silben gibt. Die phonologische Bewusstheit ist nach Foley<br />

eine der wichtigsten Voraussetzungen, das Lesen <strong>und</strong> das Schreiben zu erlernen (vgl.<br />

Foley 1993, 19). Die Annahme, dass auch Menschen ohne aktive Lautsprache die<br />

Schriftsprache erlernen können, ist für die in dieser Ar<strong>bei</strong>t entwickelten Ansätze der<br />

Kommunikationsförderung unabdingbar (vgl. Kap. 4.3; 5.5).<br />

Dobslaffs Zielsetzung für Menschen mit geistiger Behinderung wie auch für<br />

Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom ist es, Lautsprache anzubahnen; dies auch unabhängig<br />

vom Grad der Ausprägung der kognitiven Beeinträchtigung. 14 Die Autoren dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>t kommen jedoch zu dem Schluss, dass man trotz einer so anspruchsvollen<br />

Zielsetzung alternative Möglichkeiten nicht vernachlässigen darf, da die<br />

Äußerungsmöglichkeiten für Mädchen <strong>und</strong> Frauen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom durch<br />

alternative Methoden verlässlicher sind als die eigenen lautsprachlichen Äußerungen.<br />

Die Fähigkeit, pho<strong>net</strong>ische <strong>und</strong> phonologische Muster <strong>und</strong> Strukturprozesse zu<br />

erwerben, werden durch die regressive Entwicklung des <strong>Rett</strong>-Syndroms verschüttet.<br />

Es gilt, die vorhandenen Vorstadien der Sprachentwicklung wieder zu aktivieren.<br />

„Man findet modulierte Lautäußerungen, Lallmonologe (das triebhafte Lallen) <strong>und</strong><br />

nachahmende Lalldialoge, alles jeweils mit unterschiedlicher Intensität <strong>und</strong><br />

Formenvielfalt“ (Dobslaff 1998, 120).<br />

Eltern <strong>und</strong> pädagogisch ausgebildete Fachkräfte sind häufig der Ansicht, dass die<br />

Mädchen die Vokalisationen intentional einsetzen. Emotionen wie Freude <strong>und</strong> Ärger<br />

werden von den Mädchen nach Auskunft mehrerer Eltern so ausgedrückt.<br />

Voraussetzung für intentionale Vokalisationen ist die Herstellung von<br />

Kausalitätsbezügen, die sich in Blickkontakt, Mimik <strong>und</strong> Gestik zeigen (vgl.<br />

Keller/Meyer 1982, 66). Dass sich Mädchen mit dem <strong>Rett</strong>-Syndrom vokalisierend<br />

beziehungsweise echolalisch äußern, ist uns aus einem Schulpraktikum bekannt. Die<br />

14 Anmerk. d. Verf.: Diese Information stammt aus einem persönlichem Gespräch mit Herrn Prof. Dr.<br />

O. Dobslaff, dass am 31.08.2001 in Potsdam/Golm stattgef<strong>und</strong>en hat. Es liegen eigene Notizen vor.<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 72

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