„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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Bruner die Wurzeln der Sprache dar. (vgl. Bruner 1975 in Szagun 1980, 226). Die<br />
Mutter-Kind-Interaktion spielt im interaktionistischen Sprachentwicklungsansatz, der<br />
die Auffassung vertritt, dass der Spracherwerb noch vor dem Sprechen beginnt, eine<br />
bedeutende Rolle (vgl. Füssenich 1999, 67). „Während der vorsprachlichen<br />
Kommunikation zwischen Mutter <strong>und</strong> Kind entwickeln sich gewisse<br />
gewohnheitsmäßige, gemeinsame Handlungsmuster“ (ebd.), die die Vorstufen der<br />
späteren Sprache darstellen. Damit diese Muster entstehen, wecken Eltern intuitiv die<br />
Aufmerksamkeit ihres Kindes, indem sie auf dessen Äußerungen reagieren, sie<br />
interpretieren, wiederholen <strong>und</strong> belohnen. Sie weisen sprachlich auf Objekte <strong>und</strong><br />
Personen hin, wodurch der Säugling schon ab dem dritten Monat Formen<br />
kommunikativer Verständigung lernt (vgl. ebd., 69). Er beginnt, das Verhalten <strong>und</strong><br />
die Lautäußerungen der Eltern zu dekodieren, womit das Sprachverständnis beginnt<br />
(vgl. Montagner 1981, 175). Die Eltern selber hingegen werden mit Hilfe der<br />
Reaktionen des Säuglings immer wieder motiviert, das Verhalten <strong>bei</strong>zubehalten.<br />
Durch die bestätigende Rückkopplung lernen sowohl Eltern als auch Kinder in der<br />
Regel die Bedeutung der Signale ihres Gegenübers. Die Förderung der intellektuellen<br />
<strong>und</strong> kommunikativen Entwicklung nennt man auch intuitive elterliche Didaktik<br />
(Papousek/Papousek 1989, 35).<br />
Abschließend möchten wir auf die Studie der russischen Psychologin Kolzowa<br />
verweisen, die den Zusammenhang von Handmotorik <strong>und</strong> Sprache an Kindern aus<br />
einer Kinderkrippe untersuchte (vgl. Kolzowa 1975 in Adam 1994, 149).<br />
Sie bildete drei Gruppen, die alle gezielte verbale Anregungen bekamen. Eine<br />
Gruppe durfte zusätzlich frei im Raum herumkrabbeln, die dritte Gruppe bekam<br />
außerdem ein spezielles Fingertraining. Die Kinder dieser Gruppe machten<br />
erhebliche Fortschritte. Sie begannen die Anregungen nachzusprechen <strong>und</strong> nutzten<br />
ihre neu erworbene Fingerfertigkeit zur Exploration der Umwelt. Diese Studie soll<br />
zeigen, dass die Handmotorik auf die Sprachentwicklung förderlich wirken kann.<br />
Kinder mit dem <strong>Rett</strong>-Syndrom sind in dieser Hinsicht stark benachteiligt, denn<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Handstereotypien können sie ihre Hände nur bedingt nutzen, was<br />
negative Auswirkungen auf ihre Sprachentwicklung haben kann.<br />
www.foepaed.<strong>net</strong> 66