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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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Auch abstrakte Begriffe wie Fre<strong>und</strong>schaft, Orts- <strong>und</strong> Zeitbeschreibungen,<br />

Mengenbezeichnungen oder bildhafte Umschreibungen sowie beziehungs-<br />

herstellende Wörter wie Präpositionen <strong>und</strong> Konjunktionen werden von den Mädchen<br />

nicht verstanden (vgl. Dobslaff 1999, 139).<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die betroffenen Mädchen diese<br />

Begrifflichkeiten nicht verstehen oder ob sie ihr Verständnis nicht äußern können.<br />

Wird von Dingen im Raum gesprochen, kann das Kind durch Schauen oder<br />

Hingehen verdeutlichen, dass es die Äußerungen versteht. Sprechen die Erzieher<br />

aber über den folgenden Tag, gibt es für das Kind kaum Möglichkeiten, sein<br />

Verständnis zu zeigen.<br />

Während der Zeit am DEAL Communication Centre bewiesen uns alle Mädchen <strong>und</strong><br />

Frauen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom über die Gestützte oder Unterstützte Kommunikation, dass<br />

sie über ein sehr gutes Sprachverständnis verfügen, wenn sie nicht gerade abgelenkt<br />

oder geistig abwesend sind. Dies wird auch in den Video<strong>bei</strong>spielen deutlich, in denen<br />

die Mädchen zum Teil komplexe Fragen zu unterschiedlichen Themen richtig<br />

beantworten (vgl. Anlage Nr. 2). Unseres Erachtens muss es darum gehen,<br />

Möglichkeiten der Äußerung entwickeln, wie es im DEAL Communication Centre<br />

geschieht, damit diese Menschen ihr Sprachverständnis unter Beweis stellen können.<br />

Im Folgenden soll begründet werden, dass die Entwicklung des<br />

Sprachverständnisses, welches auch das komplexe Satzverständnis einschließen soll,<br />

auch ohne vorhandene Lautsprache möglich ist. Die Annahme, dass sich erst durch<br />

die Lautsprache das Sprachverständnis entwickelt, wurde von Garten widerlegt (vgl.<br />

Garten 1981 in Köster/Schwager 1999, 35).<br />

Lange Zeit wurde größtenteils der behavioristischen Auffassung zugestimmt, dass<br />

Nachahmung <strong>und</strong> Imitation (Nachsprechen) eine Voraussetzung für den<br />

Spracherwerb darstellen. Diese Annahme kann den Spracherwerb unterstützen, ist<br />

jedoch keine Voraussetzung. Bloom et al. fanden heraus, dass diese <strong>bei</strong>den Aspekte<br />

für den Erwerb der Muttersprache nicht notwendig sind (vgl. Bloom et al. in Szagun<br />

1981, 171), d. h. die Sprache kann sich über den Gedanken oder über die<br />

Bedeutungen entwickeln. Es besteht also kein direkter Zusammenhang zwischen<br />

dem Schweregrad einer Behinderung der Lautsprache <strong>und</strong> einer Störung der inneren<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 62

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