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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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Dobslaff ist jedoch der Ansicht, dass Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom diesbezüglich<br />

keine schwere Entwicklungsverzögerung aufweisen, sondern diese im Schulalter<br />

bereits überw<strong>und</strong>en ist (vgl. Piaget 1969 in ebd., 232).<br />

Über den Grad der möglichen Differenzierung sind <strong>bei</strong>m derzeitigen<br />

Forschungsstand noch keine endgültigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Lindberg ist<br />

der Ansicht, dass die Mädchen durchaus Objektpermanenz entwickeln, „d.h. sie<br />

wissen, daß Dinge weiter existieren auch wenn man sie im Moment nicht sehen oder<br />

berühren kann“ (Lindberg 2000, 51). Ferner kommt Lindberg zu dem Schluss, dass<br />

die Mädchen aktiv nach den Dingen suchen, an die sie sich erinnern <strong>und</strong> die für sie<br />

von Bedeutung sind. Nach unseren Erfahrungen verstehen die meisten Mädchen<br />

auch, dass ein Bild einen Gegenstand repräsentieren kann. Ein gewisses<br />

Symbolverständnis ist die entscheidende Voraussetzung für den Aufbau von<br />

Kommunikation mittels Abbildungen <strong>und</strong> Symbolen, wie wir sie aus der<br />

Unterstützten Kommunikation kennen (vgl. Dobslaff 1999, 230). Wir können<br />

außerdem die Beobachtungen Lindbergs zur vorhandenen Objektpermanenz <strong>bei</strong> den<br />

Mädchen bestätigen sowie die Annahme unterstützen, dass die Mädchen in der Lage<br />

sind, ihnen unbekannte Bilder auf der inhaltlichen Ebene zu interpretieren. Dies zeigt<br />

sich insbesondere <strong>bei</strong>m gemeinsamen Lesen <strong>und</strong> Betrachten von Bilderbüchern (vgl.<br />

Kap. 5.5).<br />

„Das Symbolverständnis muß in kleinen, für das Kind immer nachvollziehbaren<br />

Schritten herausgebildet werden“ (Dobslaff 1999, 230f.). In seinem Ansatz fordert<br />

Dobslaff, dass der Lernprozess nach dem Vorbild eines anderen Kindes organisiert<br />

<strong>und</strong> gestaltet sein muss. Die Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom sollen die Notwendigkeit<br />

der zu erlernenden Fähigkeiten erfahren <strong>und</strong> sich mit den Inhalten identifizieren, was<br />

sich am besten im gemeinsamen Spiel realisieren lässt. Dies wird vermutlich auch<br />

Auswirkungen auf die Motivations- <strong>und</strong> Interessenlage der Mädchen für die zu<br />

bear<strong>bei</strong>tende Aufgabe haben. Unterstützte Kommunikation bietet eine vielfältige<br />

Möglichkeit für gemeinsames Spielen. Gr<strong>und</strong>sätzlich teilen wir diese Auffassung<br />

<strong>und</strong> möchten in Bezug auf Lindberg auch darauf verweisen, wie wichtig es ist, dass<br />

gerade, wenn es um die Beurteilung von Fähigkeiten der Mädchen <strong>und</strong> Frauen mit<br />

<strong>Rett</strong>-Syndrom geht, die persönliche Interessenlage der Mädchen berücksichtigt<br />

werden muss <strong>und</strong> die Angebote nicht ohne Bezug zu ihrer Lebenswelt stehen dürfen.<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 59

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