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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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egrifflich voneinander nicht zu trennen sind. Begriffe <strong>und</strong> Erkenntnisstrukturen<br />

werden als eine Konstruktion des Subjekts aufgefasst, „das selbsttätig das Angebot<br />

seiner Umwelt verar<strong>bei</strong>tet. Was ein Subjekt wahrnimmt, wie es das<br />

Wahrgenommene verar<strong>bei</strong>tet <strong>und</strong> klassifiziert, wie es die Rede seiner<br />

Interaktionspartner versteht, hängt von den Strukturen ab, über die es verfügt <strong>und</strong> die<br />

es in der Situation zu realisieren vermag“ (Seiler 1994, 76).<br />

Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom reagieren in der Regel nicht sofort auf Wenn-<strong>dann</strong>-<br />

Beziehungen, sondern eher <strong>dann</strong>, wenn man es nicht erwartet oder nicht mehr damit<br />

rech<strong>net</strong>. Dies zeigt sich auch <strong>bei</strong> den von uns dokumentierten Sitzungen von<br />

Klientinnen am DEAL Communication Centre (vgl. Anlage Nr. 2). Aufgr<strong>und</strong> der<br />

starken motorischen Beeinträchtigung der Mädchen vermuten wir, dass nicht immer<br />

situativ reagiert werden kann.<br />

Dobslaff vertritt die Annahme, dass komplexe ‚Wenn-<strong>dann</strong>-Relationen’ nicht erfasst<br />

werden können, was nachhaltig zu Frustrationen <strong>bei</strong> den Mädchen <strong>und</strong> Frauen führen<br />

kann <strong>und</strong> eventuell auch ihr scheinbar häufiges Desinteresse erklärt (vgl. Dobslaff<br />

1999, 239).<br />

4.1.3 Symbolverständnis<br />

Die Entwicklung der Sprache vollzieht sich gleichzeitig mit der Entwicklung des<br />

symbolischen Denkens. Für Piaget ist die Symbolfunktion aus der Sensomotorik<br />

entstanden, welche ihrerseits aus den von der Geburt an vorhandenen Reflexen<br />

resultiert (vgl. ebd.). Die Nachahmung nimmt hier<strong>bei</strong> eine zentrale Position ein.<br />

Seiler beschreibt diesen Vorgang wie folgt:<br />

„Wenn ein einmaliges Handeln dem Subjekt als überdauernde <strong>und</strong> wiederholbare<br />

Fähigkeit zur Verfügung steht, kann es mit seinem angedeuteten oder<br />

vollständigen Vollzug auf Gegenstände <strong>und</strong> Situationen dieser Art hinweisen, sie<br />

damit gleichsam für sich repräsentieren“ (Seiler 1994, 71).<br />

Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom zeigen ein Symbolverständnis (vgl. Dobslaff 1999, 230).<br />

Die bereits dargestellten Teilleistungen wie Abstrahieren, Generalisieren u.a. sind<br />

Gr<strong>und</strong>lagen des symbolischen Verstehens. Außerdem meinen wir damit auch die<br />

Fähigkeit, zwischen lebendigen <strong>und</strong> leblosen Dingen zu unterscheiden sowie die<br />

Unterscheidung zwischen einem Bild, einem Foto oder einem Symbol von einer<br />

Person. Letzteres bezeich<strong>net</strong> Piaget als den sogenannten ‚kindlichen Animismus’.<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 58

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