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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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Das Verhalten einer Person bedingt das anderer Individuen <strong>und</strong> wird von dem<br />

Verhalten anderer bedingt (vgl. Watzlawick, 32). Bei diesem zirkulären Prozess kann<br />

von Rückkopplung oder Feedback gesprochen werden. Eigentlich handelt es sich<br />

hier nur um eine Erweiterung des Modells der linear ablaufenden Kommunikation.<br />

Die Dekodierung der Botschaft <strong>und</strong> die Reaktion des Empfängers stellen wieder<br />

einen neuen Input (eine neue Botschaft) dar.<br />

Für die Ar<strong>bei</strong>t der Pädagogen mit kommunikationsbeeinträchtigten Menschen, zu<br />

denen auch die Mädchen <strong>und</strong> Frauen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom gehören, ist das nicht<br />

unbedeutend. Geht man davon aus, dass jeder Mensch kommunizieren kann,<br />

impliziert dies die Forderung nach einem respektvolleren Umgang mit<br />

nichtsprechenden Menschen. Gemäß der Erkenntnisse Watzlawicks sowie der<br />

Theorie Maturana <strong>und</strong> Varelas kann man nämlich „nicht nicht kommunizieren“<br />

(ebd., 51). Für die pädagogisch-therapeutische Praxis <strong>und</strong> für die Einstellung zum<br />

Menschen mit Behinderung bedeutet dies, dass die unterschiedlichen Arten <strong>und</strong><br />

Formen der Kommunikation anerkannt <strong>und</strong> eingesetzt werden sollten.<br />

„Nicht darum geht es also, ob das, was mir gegenüber steht, anrufbar ist, sondern<br />

darum, ob ich mich fähig zeige <strong>und</strong> willens äußere, dieses Gegenüberstehende in<br />

seiner Anrufbarkeit anzuerkennen“ (Bodenheimer 1967, 64).<br />

Dieser Satz Bodenheimers ist für die heutige Pädagogik noch immer von großer<br />

Bedeutung. Schon damals vertrat der Autor die Auffassung, dass der Mensch <strong>und</strong><br />

seine Fähigkeiten von der Definition seines Gegenübers abhängen.<br />

Watzlawick setzt Kommunikation mit Verhalten gleich. Alles, was einen<br />

Mitteilungscharakter hat, Handeln <strong>und</strong> Nichthandeln sowie Sprechen <strong>und</strong> Schweigen<br />

zählt zur Kommunikation. Da man immer auf etwas reagiert <strong>und</strong> sich nicht nicht<br />

verhalten kann, sondern sogar in Situationen der Ablehnung etwas mitteilt, findet<br />

gleichzeitig Kommunikation statt.<br />

Ein Beispiel hierzu ist ein auf einer Parkbank sitzender Mann, auf den Boden<br />

schauend. Er teilt <strong>bei</strong>spielsweise mit, dass er in Ruhe gelassen werden möchte <strong>und</strong><br />

kommuniziert, ohne es eigentlich zu wollen.<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 41

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