„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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30.12.2012 Aufrufe

Bezogen auf die menschliche Kommunikation bedeutet diese Dreiteilung des Begriffes Folgendes: Die Syntaktik beschreibt die Nachrichtenübermittlung, d. h. die Codes, die Kanäle, die Kapazität sowie die Redundanz. Gegenstand der Semantik ist die Bedeutung der verwendeten Symbole. Die Kommunikationspartner müssen sich über die Bedeutung der Symbole geeinigt haben, damit sie ihre Mitteilungen verstehen. Die Beeinflussung ist das Anliegen der Pragmatik, mit der sich vorwiegend die Psychologie beschäftigt und der auch Watzlawick große Bedeutung zuspricht. Jede Kommunikation beeinflusst das Verhalten aller Teilnehmer. Zusätzlich enthält die Pragmatik nicht nur Lautsprache, sondern schließt alles Verhalten sowie Körpersprache, Mimik, Gestik und paralinguistische Phänomene (z. B. Tonfall, Pausen, Lachen, Seufzen etc.) mit ein (vgl. ebd.). Diese Einteilung des komplexen Kommunikationsbegriffes ist für dessen Verständnis sehr hilfreich. Es darf aber nicht die wechselseitige Abhängigkeit der Bedeutungen, die hinter den Begriffen stehen übersehen werden. 3.2.2 „Man kann nicht nicht kommunizieren“ Watzlawick beschreibt die Kommunikation aus dem Blickwinkel der Kybernetik (vgl. Watzlawick 1974, 31). Sein Ansatz ist systemisch. Er untersucht neben der Ganzheit auch die Beziehungen der einzelnen Systeme zueinander sowie zur Umwelt. Wie Maturana und Varela (1987) sieht er die Wechselwirkungen und die Kreisförmigkeit von Kommunikationsprozessen. Maturana und Varela (1987) sind zu der Auffassung gelangt, dass der Mensch bzw. „Organismen dritter Ordnung“ in einer rückbezüglich strukturellen Kopplung zueinander stehen (vgl. Rödler 1994, 232). Innerhalb dieses Systems werden gegenseitig koordinierte Verhaltensweisen ausgelöst, die eine soziale Gruppe von anderen Systemen abgrenzt (vgl. Rödler 1994, 232f.). Varela und Maturana definieren diese Koordination des Verhaltens als Kommunikation (vgl. ebd.). Demnach ist Kommunikation ein sehr weit gefasster Begriff, denn aus system- theoretische Sicht wird alles, was innerhalb einer sozialen Einheit koordiniertes Verhalten auslöst, als Kommunikation bezeichnet. www.foepaed.net 40

Das Verhalten einer Person bedingt das anderer Individuen und wird von dem Verhalten anderer bedingt (vgl. Watzlawick, 32). Bei diesem zirkulären Prozess kann von Rückkopplung oder Feedback gesprochen werden. Eigentlich handelt es sich hier nur um eine Erweiterung des Modells der linear ablaufenden Kommunikation. Die Dekodierung der Botschaft und die Reaktion des Empfängers stellen wieder einen neuen Input (eine neue Botschaft) dar. Für die Arbeit der Pädagogen mit kommunikationsbeeinträchtigten Menschen, zu denen auch die Mädchen und Frauen mit Rett-Syndrom gehören, ist das nicht unbedeutend. Geht man davon aus, dass jeder Mensch kommunizieren kann, impliziert dies die Forderung nach einem respektvolleren Umgang mit nichtsprechenden Menschen. Gemäß der Erkenntnisse Watzlawicks sowie der Theorie Maturana und Varelas kann man nämlich „nicht nicht kommunizieren“ (ebd., 51). Für die pädagogisch-therapeutische Praxis und für die Einstellung zum Menschen mit Behinderung bedeutet dies, dass die unterschiedlichen Arten und Formen der Kommunikation anerkannt und eingesetzt werden sollten. „Nicht darum geht es also, ob das, was mir gegenüber steht, anrufbar ist, sondern darum, ob ich mich fähig zeige und willens äußere, dieses Gegenüberstehende in seiner Anrufbarkeit anzuerkennen“ (Bodenheimer 1967, 64). Dieser Satz Bodenheimers ist für die heutige Pädagogik noch immer von großer Bedeutung. Schon damals vertrat der Autor die Auffassung, dass der Mensch und seine Fähigkeiten von der Definition seines Gegenübers abhängen. Watzlawick setzt Kommunikation mit Verhalten gleich. Alles, was einen Mitteilungscharakter hat, Handeln und Nichthandeln sowie Sprechen und Schweigen zählt zur Kommunikation. Da man immer auf etwas reagiert und sich nicht nicht verhalten kann, sondern sogar in Situationen der Ablehnung etwas mitteilt, findet gleichzeitig Kommunikation statt. Ein Beispiel hierzu ist ein auf einer Parkbank sitzender Mann, auf den Boden schauend. Er teilt beispielsweise mit, dass er in Ruhe gelassen werden möchte und kommuniziert, ohne es eigentlich zu wollen. www.foepaed.net 41

Bezogen auf die menschliche Kommunikation bedeutet diese Dreiteilung des<br />

Begriffes Folgendes:<br />

Die Syntaktik beschreibt die Nachrichtenübermittlung, d. h. die Codes, die Kanäle,<br />

die Kapazität sowie die Red<strong>und</strong>anz.<br />

Gegenstand der Semantik ist die Bedeutung der verwendeten Symbole. Die<br />

Kommunikationspartner müssen sich über die Bedeutung der Symbole geeinigt<br />

haben, damit sie ihre Mitteilungen verstehen.<br />

Die Beeinflussung ist das Anliegen der Pragmatik, mit der sich vorwiegend die<br />

Psychologie beschäftigt <strong>und</strong> der auch Watzlawick große Bedeutung zuspricht. Jede<br />

Kommunikation beeinflusst das Verhalten aller Teilnehmer. Zusätzlich enthält die<br />

Pragmatik nicht nur Lautsprache, sondern schließt alles Verhalten sowie<br />

Körpersprache, Mimik, Gestik <strong>und</strong> paralinguistische Phänomene (z. B. Tonfall,<br />

Pausen, Lachen, Seufzen etc.) mit ein (vgl. ebd.).<br />

Diese Einteilung des komplexen Kommunikationsbegriffes ist für dessen<br />

Verständnis sehr hilfreich. Es darf aber nicht die wechselseitige Abhängigkeit der<br />

Bedeutungen, die hinter den Begriffen stehen übersehen werden.<br />

3.2.2 „Man kann nicht nicht kommunizieren“<br />

Watzlawick beschreibt die Kommunikation aus dem Blickwinkel der Kyber<strong>net</strong>ik<br />

(vgl. Watzlawick 1974, 31). Sein Ansatz ist systemisch. Er untersucht neben der<br />

Ganzheit auch die Beziehungen der einzelnen Systeme zueinander sowie zur<br />

Umwelt. Wie Maturana <strong>und</strong> Varela (1987) sieht er die Wechselwirkungen <strong>und</strong> die<br />

Kreisförmigkeit von Kommunikationsprozessen. Maturana <strong>und</strong> Varela (1987) sind<br />

zu der Auffassung gelangt, dass der Mensch bzw. „Organismen dritter Ordnung“ in<br />

einer rückbezüglich strukturellen Kopplung zueinander stehen (vgl. Rödler 1994,<br />

232). Innerhalb dieses Systems werden gegenseitig koordinierte Verhaltensweisen<br />

ausgelöst, die eine soziale Gruppe von anderen Systemen abgrenzt (vgl. Rödler 1994,<br />

232f.). Varela <strong>und</strong> Maturana definieren diese Koordination des Verhaltens als<br />

Kommunikation (vgl. ebd.).<br />

Demnach ist Kommunikation ein sehr weit gefasster Begriff, denn aus system-<br />

theoretische Sicht wird alles, was innerhalb einer sozialen Einheit koordiniertes<br />

Verhalten auslöst, als Kommunikation bezeich<strong>net</strong>.<br />

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