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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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Kinder, wie z. B. die aktive Veränderung der Kopfhaltung entgegen der Körperlinie,<br />

verständlich.<br />

Bei der Beschreibung der taktilen Wahrnehmung wurde auch über das reduzierte<br />

Schmerzempfinden der Klientinnen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom gesprochen. Das Spüren von<br />

verschiedenen Reizen verhilft uns, die Umwelt zu begreifen. Wir lernen, welche<br />

Eindrücke unserem Körper gut bekommen <strong>und</strong> welche Reize wir besser vermeiden<br />

sollten. Vor allem aber können wir nur durch verschiedene taktile <strong>und</strong> endogene<br />

Reize unseren Körper erspüren, wodurch sich die propriozeptive Wahrnehmung<br />

verbessert. Die geringe Schmerzempfindlichkeit kann dazu führen, dass die Mädchen<br />

Reize schlechter spüren <strong>und</strong> sich somit ihre Körpereigenwahrnehmung weniger gut<br />

entwickelt. Jantzen unterstützt diese These, indem er darauf hinweist, dass ein<br />

reduziertes Schmerzempfinden häufig Störungen des Körperselbst begleitet (Jantzen<br />

1998, 351).<br />

Ein weiteres mögliches Symptom für die gestörte Körpereigenwahrnehmung könnte<br />

in den besonderen Handstereotypien der Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom liegen. Besteht<br />

ein Verlust der Körperidentität, d. h. spürt das Kind seinen eigenen Körper nicht<br />

richtig, versucht es möglicherweise, dieses Gefühl zu kompensieren, indem es<br />

seinem Körper durch wringende Bewegungen der Hände einen taktilen Reiz zuführt<br />

(vgl. Jantzen 1998, 349). Was die Handstereotypien betrifft, sind sich die<br />

Wissenschaftler uneinig. Hanks z. B. betont, dass die stereotypen Handbewegungen<br />

nicht der Stimulation dienen, sondern ungewollte automatische Bewegungen sind<br />

(vgl. Hanks 1990, 158).<br />

Darauf werden wir in Bezug auf die Gestütze Kommunikation in Kapitel 5.6<br />

eingehen. Schon <strong>bei</strong> den Ursachen der Gleichgewichtsstörung wurde eine Störung<br />

der Basalganglien erwähnt, die das dynamische Gleichgewicht <strong>bei</strong> der Bewegung der<br />

Gliedmaßen sichern. Eine Basalganglienstörung verursacht, dass Muskeln nicht<br />

richtig gesteuert werden können, weil der Körper keine oder nur ungenügende<br />

Rückmeldungen über Reize gibt. Dynamische Bewegungen, wie es <strong>bei</strong>spielsweise<br />

<strong>bei</strong>m Zeigen auf Buchstabentafeln nötig ist, sind somit kaum möglich, was sich<br />

sowohl <strong>bei</strong> Menschen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom als auch <strong>bei</strong> Menschen mit dem Parkinson-<br />

Syndrom zeigt. Damit verb<strong>und</strong>en sind Störungen des Körperselbst (vgl. Jantzen<br />

1998, 351).<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 35

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