„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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späteren Zeitpunkt oder gar nicht erfolgen. Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie<br />
den Reiz nicht wahrnehmen. Die verminderte oder ausbleibende Reaktion auf einen<br />
Reiz hin kann verschiedene Ursachen haben. Sie kann auf eine sehr geringe<br />
Merkfähigkeit, auf Unverständnis oder Trägheit (vgl. Dobslaff 1999, 96), aber auch<br />
auf eine Apraxie zurückzuführen sein. Bei Reizen, die nur kurze Zeit auftreten, fällt<br />
es den Mädchen schwer, auf diese zu reagieren. Den Bezugspersonen erscheint es,<br />
als hätten die Mädchen die Information nicht aufgenommen (vgl. ebd.). Bei der<br />
Beurteilung der Mädchen sollte immer mit großer Vorsicht vorgegangen werden,<br />
denn was <strong>und</strong> wie (viel) die Mädchen wahrnehmen, kann bislang nur vermutet<br />
werden.<br />
Wahrnehmung bedient sich verschiedener Informationskanäle die nachstehend näher<br />
erläutert werden.<br />
2.2.1 Visuelle Wahrnehmung<br />
Wie schon oben erwähnt, ist das <strong>Rett</strong>-Syndrom nicht zwanghaft mit schweren<br />
Sinnesbeeinträchtigungen zu verbinden. Allerdings treten häufiger leichte<br />
Sinnesschädigungen im visuellen Bereich auf, wie z. B. Weit- <strong>und</strong> Kurzsichtigkeit<br />
sowie Schielen (vgl. ebd., 24), wovon ca. 50 % der Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom<br />
betroffen sind (vgl. Lindberg 2000, 22). Die Kinder sollten diesbezüglich frühzeitig<br />
untersucht werden, vor allem <strong>dann</strong>, wenn mit einer Kommunikationsförderung<br />
begonnen wird oder das Kind in die Schule geht. Eine Brille ist häufig zu empfehlen.<br />
Den <strong>bei</strong>den genannten Autoren Lindberg <strong>und</strong> Dobslaff fällt <strong>bei</strong> den Mädchen auch<br />
die eigentümliche visuelle Erfassung von Objekten <strong>und</strong> Personen auf. Viele von<br />
ihnen schauen nicht direkt auf ein Objekt, sondern erfassen dieses aus den<br />
Augenwinkeln heraus, was häufig nicht auffällt. Dieses periphere Sehen ist auch oft<br />
<strong>bei</strong> Menschen mit Autismus festzustellen. Somit erfassen die betroffenen Menschen<br />
höchstwahrscheinlich mehr als wir annehmen. Haben sie sich einen Überblick über<br />
das Objekt verschafft, nähern sie sich ihm häufig <strong>und</strong> beobachten es ausdauernd <strong>und</strong><br />
intensiv (vgl. ebd., 23; Dobslaff 1999, 99).<br />
Auch Allan beobachtete in ihrer Ar<strong>bei</strong>t mit Kindern mit dem <strong>Rett</strong>-Syndrom häufig<br />
sehr guten Augenkontakt, der häufig dazu führen kann, dass das Kind zu lautieren<br />
beginnt (vgl. Allan 1991, 4). Dieser gezielte Blick kann auch gut für eine<br />
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