„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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Aufgr<strong>und</strong> der Apraxie der Mädchen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Bewegungseinschränkung kommt es zum Erfahrungsmangel. Auf die Bedeutung von<br />
Erfahrungen für die Entwicklung wurde bereits im vorangegangenen Kapitel<br />
eingegangen. Die Kinder können häufig Bewegungen nicht mehr bewusst ausführen,<br />
<strong>und</strong> wegen ihrer Handstereotypien fällt ihnen das Greifen immer schwerer.<br />
Welche Konsequenzen aber hat der Erfahrungsmangel für die betroffenen<br />
Menschen?<br />
Der Mangel an gespürter Information kann die Interaktion mit der Umwelt<br />
beeinträchtigen, da das Kind sich mit ihr nicht vertraut machen kann. Das bedeutet,<br />
dass viele Reize, vornehmlich taktile Reize unbekannt bleiben <strong>und</strong> somit wichtige<br />
Beziehungen der verschiedenen Reize untereinander nicht verknüpft werden.<br />
Lindberg <strong>und</strong> Dobslaff sind sich einig, dass die meisten Mädchen Schwierigkeiten<br />
mit der Aufnahme, Integration <strong>und</strong> Interpretation von Sinneseindrücken sowohl aus<br />
der Umwelt als auch aus ihrem Körper haben, der sogenannten sensorischen<br />
Integration (vgl. Lindberg 2000, 20; Dobslaff 1999, 98). Das bedeutet, dass das<br />
Gehirn die ankommenden Impulse nicht richtig ordnen <strong>und</strong> verar<strong>bei</strong>ten kann, was<br />
dem Menschen normalerweise einen Überblick über sich selbst <strong>und</strong> die Umwelt<br />
vermittelt (vgl. Ayres 1992, 71). Das Problem der Mädchen besteht demnach darin,<br />
visuelle, auditive, taktile sowie endogene Reize aufzunehmen <strong>und</strong> zu dekodieren, um<br />
diese <strong>dann</strong> zu einem sinnvollen Ganzen zu verknüpfen (vgl. Dobslaff 1999, 95). Die<br />
Information bleibt bruchstückhaft. Affolter spricht von „Andersartigkeit der<br />
Information“ (Affolter 1997, 167).<br />
Erst wenn der Mensch qualitativ <strong>und</strong> quantitativ ausreichende<br />
Wahrnehmungserfahrungen gemacht hat, kann er bestimmte Handlungsabfolgen<br />
sowie die Beständigkeit von Dingen <strong>und</strong> Personen <strong>und</strong> sichere Wiederholungen<br />
verstehen (vgl. Fröhlich 1999, 55). Nimmt ein Kind zwar Eindrücke wahr, kann<br />
diese aber nicht einordnen oder in Beziehung zueinander setzen, erscheint ihm die<br />
Umwelt chaotisch <strong>und</strong> zusammenhangslos. Folglich ist es verständlich, wenn das<br />
Kind des Öfteren scheinbar passiv wirkt, um negativen unbekannten Erfahrungen aus<br />
dem Weg zu gehen <strong>und</strong>/oder um nicht von den unendlich vielen Reizen unserer<br />
Umwelt überflutet zu werden. Die oben erwähnten Probleme mit der sensorischen<br />
Integration scheinen sich <strong>bei</strong> den Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom in zunehmendem Alter<br />
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