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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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Das kindliche Bedürfnis nach dem Spiel mit Objekten lässt <strong>bei</strong> den Mädchen nach.<br />

Häufig erwecken sie den Eindruck, als ob sie „in einer anderen Welt leben“ würden<br />

(vgl. Witt-Engerström/Hagberg 1993, 9). Sie können nicht immer lebende Dinge von<br />

leblosen unterscheiden. Dieser Rückzug der Mädchen wird des Öfteren mit dem<br />

frühkindlichen Autismus fehldiagnostiziert (vgl. Kap. 1.3). Er ist jedoch ein Zeichen<br />

für den inneren Kampf, den jedes Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom gegen die beginnende<br />

Apraxie führt. „Unter Apraxie versteht man eine Unfähigkeit oder Schwierigkeit in<br />

der Ausführung zweckdienlicher Bewegungen <strong>und</strong> Handlungen trotz normaler<br />

Beweglichkeit“ (Lindberg 2000, 31). <strong>Rett</strong> beschreibt den Gang der Mädchen wie<br />

folgt:<br />

„Man hat da<strong>bei</strong> jedoch nicht den Eindruck, daß dieser Gang ataktisch wäre,<br />

vielmehr möchte man ihn als apraktisch bezeichnen, dies deshalb, weil den<br />

Gehwerkzeugen anscheinend die Fähigkeit zum Gehen gegeben wäre, im Gehirn<br />

hingegen der Entwurf des normalen, freien Ganges gestört scheint“ (<strong>Rett</strong> 1966, 33).<br />

Die Apraxien wirken sich nach <strong>und</strong> nach auf alle motorischen Bereiche aus (vgl.<br />

Lindberg 2000, 31) Die Handstereotypien beginnen sich zu manifestieren <strong>und</strong> die<br />

willentliche Kontrolle über die Handfunktion schwindet in zunehmendem Maße. Die<br />

Mädchen zeigen nach außen hin mehr <strong>und</strong> mehr die Anzeichen einer geistigen<br />

Behinderung.<br />

Das dritte Stadium ist gekennzeich<strong>net</strong> durch eine Phase mit leichten<br />

Entwicklungsfortschritten. Diese Phase setzt zwischen dem dritten <strong>und</strong> vierten<br />

Lebensjahr ein <strong>und</strong> kann sich über ein Jahrzehnt erstrecken. Die Mädchen scheinen<br />

wieder ansprechbarer zu sein <strong>und</strong> auch einige der vorher erworbenen<br />

grobmotorischen Fähigkeiten können sich regenerieren. In dieser Phase treten<br />

häufiger epileptische Anfälle auf. Diese können jedoch durch eine medikamentöse<br />

Behandlung deutlich reduziert werden.<br />

Das Sprachverständnis ist in dieser Phase nicht direkt überprüfbar.<br />

„Sie reagieren zwar nicht direkt auf Befragungen oder auf Aufforderungen,<br />

handeln aber manchmal nach verzögertem Start doch richtig. [...] Auch ihr Blick<br />

scheint manchmal auszudrücken, daß sie die sprachliche Zuwendung verstanden<br />

haben“ (vgl. Dobslaff 1999, 24).<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 19

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