„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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Der erste klinische Kriterienkatalog für eine Diagnose des <strong>Rett</strong>-Syndroms wurde von<br />
Hagberg et al. (1985) vorgelegt. Dieser Katalog diente als Vorlage für den 1988 von<br />
der Internationalen <strong>Rett</strong>-Syndrom Assoziation (IRSA) <strong>und</strong> dem Kontrollzentrum für<br />
Krankheiten (Treverthan/Moser 1988, 425ff.) herausgegebenen detaillierten Katalog<br />
zur Bestimmung des <strong>Rett</strong>-Syndroms. Besonders auffällig ist, dass für eine Diagnose<br />
das Kriterium der Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht aus den notwendigen<br />
Kriterien herausgenommen wurde, weil man glaubte eine männlichen Phänotyp des<br />
<strong>Rett</strong>-Syndroms entdeckt zu haben. Eine genaue Auflistung der Kriterien kann der<br />
Tabelle (T.1; S. 18) entnommen werden.<br />
Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom kommen in der Regel nach einer normal verlaufenden<br />
Schwangerschaft <strong>und</strong> einer komplikationsfreien Geburt zur Welt. Die frühkindliche<br />
Entwicklung verläuft ohne jegliche Anzeichen von Auffälligkeiten, wenngleich<br />
einige Mädchen von den Eltern rückblickend als sehr ruhig beschrieben wurden (vgl.<br />
Witt-Engerström 1993 in Hagberg 1993, 4).<br />
Beim klassischen <strong>Rett</strong>-Syndrom setzt im Zeitraum vom 3. Monat bis zum 3.<br />
Lebensjahr der Verlust bereits erlernter Fähigkeiten ein, wie zum Beispiel der<br />
Verlust der Handfunktionen, der Vokalisationen <strong>und</strong> der verbalsprachlichen<br />
Fähigkeiten. Charakteristisch ist der Erwerb von stereotypen Handbewegungen in<br />
den verschiedensten Formen. Am bekanntesten sind die sogenannten waschenden,<br />
wringenden oder reibenden Handbewegungen vor dem Körper. Allerdings konnten<br />
wir auch ein Mädchen beobachten (vgl. Kap. 6.3; Sarah), das die Hände fast immer<br />
unter den Achseln verschränkt hielt, eine Geste, die häufig als abweisend gedeutet,<br />
jedoch im Gegensatz zu den waschenden Bewegungen sozial akzeptiert wird. Ein<br />
ruckartiger Gang ist ebenfalls häufig zu beobachten. Als unterstützende Kriterien<br />
werden verschiedene Atmungsfunktionsstörungen, EEG-Abnormitäten, Spastizität,<br />
Skoliose <strong>und</strong> eine Wachstumsretardation genannt (vgl. Ellaway/Christodoulou 2001,<br />
98).<br />
Die Diagnose ‚<strong>Rett</strong>-Syndrom’ wird ausgeschlossen, sobald eines der<br />
Ausschlusskriterien zutrifft (vgl. T.1; S. 18). Treverthan <strong>und</strong> Naidu grenzen<br />
weiterhin ein: “The presence of any or all of supportive criteria does not replace the<br />
requirement that all necessary criteria must be met” (Treverthan/Naidu 1988, S7).<br />
www.foepaed.<strong>net</strong> 16